Zugvögel


Mir ist langweilig und ich will raus! Frauchen ist das Wetter für eine längere Wanderung aber noch immer nicht geheuer. Da fällt mir ein, dass wir schon lange nicht mehr am Mannheimer Bahnhof waren und nach neuer Graffiti geschaut haben. Dazu kann ich Frauchen immerhin überreden und so fahren wir mit der Straßenbahn bis Universität. Dort führt eine Treppe in die Unterwelt. Naja, nicht ganz, aber die Unterführung ist der Beginn der Street Art Gegend.

Bei meinem ersten Besuch in der Gegend, war ich total begeistert von den vielen Kunstwerken. Inzwischen gibt es fast nur noch solche Schriftzüge.

Ich will damit nicht sagen, dass die künstlerisch weniger wertvoll wären, aber mir gefallen sie nicht. Obwohl, das ist so nicht ganz korrekt. Einige sehen schon toll aus, aber mir sind sie zu langweilig.

Schließlich habe ich wenigstens ein paar schräge Vögel entdecken können. Wobei der dritte im Bunde kein echter Vogel ist, aber in die Kategorie schräge Vögel passt er doch allemal, oder nicht?

Leider war es das dann auch schon mit schönen Graffities. Wie gesagt, die Wände der Unterführungen sind alle voll, aber nur mit Schriftzügen.

Ich bin richtig enttäuscht und traurig. So hatte ich mir den Ausflug nicht vorgestellt. Zum Glück ist Frauchen dabei. Die überlegt kurz und meint, wir könnten ja noch nach Ludwigshafen rüber fahren und dort nach Zugvögeln Ausschau halten. Das finde ich eine richtig gute Idee. Schlimmer kann es ja eigentlich nicht werden.

In Ludwigshafen angekommen, fühle ich mich irgendwie beobachtet. Wer mag das wohl sein? Fledermäuse, Gespenster oder vielleicht doch lauter kleine Drachen? Ich habe es nicht herausgefunden, aber das andere Auge, das mich da anstarrt, gehört definitiv zu einem Vogel. Einem großen Vogel, einem hungrigen Vogel. Hoffentlich ernährt der sich nicht von Drachen. 

Ein paar Schritte weiter und ich stehe mitten in der deutschen Vogelwelt. Die könnten glatt alle aus dem Lied "Ein Vogel wollte Hochzeit machen" entsprungen sein. Ich bin ja jetzt nicht so der Vogelexperte, aber ich glaube ein Rotkehlchen, eine Blaumeise, eine Taube und einen Eisvogel erkannt zu haben. Wobei letzterer in der Vogelhochzeit nicht vorkommt. Da bin ich mir ziemlich sicher.

Hier gefällt es mir. Hier gibt es nicht nur olle Schriftzüge, sondern wirklich was zu gucken. Ich bin ganz ungeduldig und ziehe Frauchen weiter. Mal schauen, ob es hier noch mehr Vögel gibt. Klar gibt es die und ein Stück weiter treffe ich auf einen mächtigen Adler. Da sollte ich wohl eher mehr Abstand halten. Für den bin ich doch nur eine kleine Zwischenmahlzeit. Ich finde ihn aber so toll, dass ich unbedingt ein Foto haben möchte. Zum Glück scheint er gerade etwas anderes zu fixieren und so schleiche ich mich ganz langsam an und positioniere mich für ein schnelles Foto. Zum Glück hat er es nicht gemerkt. Vielleicht hat er mich aber auch einfach nur ignoriert.

Dann wird es exotisch und ich treffe auf einen Tukan aus den Regenwäldern Südamerikas. Wusstet ihr, dass das einer von Frauchens Lieblingsvögeln ist? Leider hat sie noch nie einen in freier Wildbahn sehen können, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich mag Tukane auch. Die sollen sehr gesellig und verspielt sein. Mit ihren großen Schnäbeln fechten sie miteinander oder werfen sich Beeren zu. Hihi, das könnten wir in der Drachenburg mit Schoki auch mal machen. Wir werfen uns die zu und fangen sie mit dem Maul auf. Ich wüsste da sogar ein paar Schokisorten, die dafür perfekt geeignet wären. Dumm, dass Frauchen zur Zeit von zuhause arbeitet. Da sind wir irgendwie immer unter Beobachtung und ich bin mir nicht sicher, wie sie das "wirf die Schokolade" Spiel findet.

Von den heißen Regenwäldern geht es dann in die eisigen Polarzonen. Da bekomme ich doch gleich eine Gänsehaut. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob es an der Temperatur liegt, die sich ja eigentlich nicht verändert hat oder an dem Blick, den mir Herr Pinguin zuwirft. Ob der Angst hat, ich könnte ihm seinen Fisch wegfuttern. Da kann ich ihn beruhigen. Fisch steht jetzt nicht unbedingt ganz oben auf unserem Speiseplan.

Familie Walross schmunzelt nur. Die haben auch gut lachen. An die traut sich so ein Pinguin bestimmt nicht ran.

Auf dem Weg zum Ausgang, verweile ich noch ein wenig bei diesem gefiederten Gesellen. Ich muss ihm unbedingt erzählen, wie enttäuscht ich von Mannheim war und wie froh, dass ich hier doch noch ein paar "Zug"-Vögel (in jeder Hinsicht) getroffen habe. Er schmunzelt nur und meint, Ludwigshafen sei gar nicht so schlecht, wie immer behauptet würde.

Da kann ich ihm nur zustimmen und wenn ihr noch mehr von den tollen Graffities hier sehen wollt, dann lohnt sich unbedingt ein Besuch am Ludwigshafener Hauptbahnhof. Auch wenn der schon lange nicht mehr Europas modernster Bahnhof und sehr in die Jahre gekommen ist.


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