die geheime Grabkammer


Ihr wisst doch bestimmt, wer ich bin? Nein, nicht Knut oder zumindest heute nicht. Ich bin der berühmte Pharao Tutenchamun, der einst am Nil regierte. Zugegeben, nicht sehr lange, denn ich verstarb bereits in jungen Jahren. Hätte Howard Carter 1922 nicht mein Grab mit all den Schätzen entdeckt, es würde heute sicher keiner über mich reden. Doch die vielen Grabbeigaben begeistern noch immer. 

Heute werde ich euch auf eine Tour durch meine Grabkammer mitnehmen. Ihr müsst mir nur nach Mannheim ins REM folgen.

Ich bin ja schon ganz aufgeregt, was mich im Museum erwartet. Frauchen hat extra die Eintrittskarte online mit Zeitfenster gekauft, damit wir auch wirklich rein dürfen. Nicht, dass wir vor Ort keine Karte bekommen hätten. Dann wäre ich aber sehr enttäuscht gewesen.

So muss Carter wohl ausgesehen haben, nachdem er ein kleines Loch in die Wand gehauen hatte. Natürlich war es damals im Grab viel dunkler und er hat eine Kerze in die Dunkelheit gehalten. Was er da sehen konnte, hat ihn umgehauen. Natürlich nicht in echt, aber ich möchte nicht wissen, was der da wohl für eine Luft eingeatmet hat. Nach über 3000 Jahren war das bestimmt keine frische Meeresbrise.

Was er aber im fahlen Kerzenschein entdecken konnte, war schon fantastisch. Fünf Jahre hat er nach dem Grab gesucht und wollte schon aufgeben, als seine Arbeiter die erste Stufe zum Grab entdeckten. Carter hat echt Glück gehabt, dass dieses Grab durch Grabräuber fast verschont blieb und sich die meisten Kostbarkeiten noch darin befanden.

Fast zwei Monate dauerte es, bis diese Vorkammer leer geräumt war. Man muss sich nur mal vorstellen, welche Schätze es wohl in den Gräbern der bedeutenderen Pharaonen Ramses des Großen oder Sethos I gegeben haben muss. Dort haben die Grabräuber aber ganze Arbeit geleistet und nichts ist übrig geblieben.

Im Grab von Tutenchamun war mit der Vorkammer aber noch lange nicht alles entdeckt. Am Ende gab es eine versiegelte Tür und dahinter eine Wand aus Gold. Sollte man denken, aber es war der äußerste von vier goldenen Schreinen. Einer prächtiger als der andere, wenn das überhaupt möglich ist. Ach, muss das aufregend gewesen sein. Da öffnest du eine Tür nach der anderen und triffst immer wieder auf einen neuen Schrein. Das ist ja fast wie an Weihnachten, wenn du ein großes Päckchen bekommst und beim Auspacken kommt immer wieder ein kleineres zum Vorschein.

Im vierten Schrein befand sich dann der Sarkophag. Der war wohl aus nur einem Quarzblock geschlagen und mit einer zwölf Zentner schweren Granitplatte bedeckt. Wie die den wohl geöffnet haben? Wenn ich mir die Schreine so anschaue, war da nicht viel Luft zwischen den Wänden. Nun, vor dem gleichen Problem standen die Grabbauer vor 3000 Jahren ja auch, nur in umgekehrter Reihenfolge. Deshalb sind die Schreine auch nicht aus massivem Gold und haben keinen Boden. Carter konnte die also ganz easy der Reihe nach abbauen und dann den Sarkophag öffnen.  

Wenn der aber geglaubt hat, er würde jetzt endlich auf die Mumie stoßen, hatte er sich getäuscht. Da waren nämlich noch mal drei Särge ineinander. Fast wie bei den Matroschkapuppen aus Russland. Ich finde ja, die Särge sehen richtig toll aus und immer hält der Pharao Krummstab und Wedel, die königlichen Insignien in den Händen. Da haben die sich damals echt Mühe gegeben.

Nachdem sie dann endlich den letzten Sarg geöffnet hatten, waren sie schon ein wenig enttäuscht, denn von der Mumie war leider nicht viel erhalten. Da ist wohl damals bei er Einbalsamierung etwas schief gelaufen. Doch die goldene Totenmaske entschädigt für alles und sie ist bis heute weltberühmt. 

Doch kommen wir nochmal zurück zur missglückten Einbalsamierung. Vor den Pharaonen wurden die Menschen einfach im Wüstensand verbuddelt. Die Hitze und Trockenheit tat ihr übriges um die Toten zu mumifizieren. In den Gräbern der Pharaonen hätte das aber nicht funktioniert, also musste nachgeholfen werden. Zuerst hat man ihnen das Gehirn und die Organe entnommen und sie in solchen Kanopen aufbewahrt. Danach wurde der Körper mit Natronsäckchen gefüllt. Das Natron entzog dem Körper sämtliche Flüssigkeiten und nach etwa 40 Tagen war er ausgetrocknet. Dann wurde er einbalsamiert, mit Leinenbandagen umwickelt und dann ab in die Kiste, äh den Sarkophag. Bei Tutenchamun hat man es wohl mit dem Balsam zu gut gemeint und die enthaltenen Harze haben fast die ganze Mumie zerstört.

Wenn ihr jetzt aber glaubt, dass die Fundstücke in der Vorkammer zum Grab bereits der ganze Schatz waren, habt ihr euch getäuscht. Hinter der Grabkammer befand sich nämlich ein weiterer Raum, eine Kammer voller Schätze. Darunter auch ganz viele goldene Götterstatuen. Ich mag ja die beiden hier besonders. Das eine ist Sachmet mit dem Löwenkopf, Göttin des Krieges, der Krankheit, aber auch der Heilung. Widerspricht sich zwar für mich, aber die alten Ägypter werden schon gewusst haben warum. Der andere ist wohl Anubis, der Einbalsamierer.

So einen tolle Thron hätte ich ja auch gerne gehabt. Da sind die ollen Baumstämme, die wir beim Wandern oft als Thron deklarieren nichts dagegen. Obwohl, sehr bequem sieht er jetzt nicht gerade aus. Vielleicht hat der Tutenchamun da auch nicht so lange gesessen und Leute empfangen oder er hat ein paar weiche Kissen gehabt. Warm war ihm jedenfalls nicht. Da standen bestimmt rechts und links Bedienstete und haben wie wild mit den Straußenfedern gewedelt.

Auch den Streitwagen finde ich klasse, aber ich hätte ja voll Angst da runter zu purzeln, wenn das Pferd mit Karacho über irgendwelche Unebenheiten rast. So richtig viel Halt und Stehfläche hat drache da ja nicht.

Aber wie findet ihr die Sandalen? Die sind doch schick, oder? Ich könnte mir vorstellen die sogar heute noch zu tragen.

Womit ich aber so gar nicht klar käme, sind diese Kopfstützen zum Schlafen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die bequem sein sollen. Außerdem werfe ich mich nachts so viel hin und her, dass die nach kurzer Zeit aus dem Bett plumpsen würden.

Auch wenn keines dieser Stücke ein Original ist, finde ich diese Ausstellung sehr sehenswert. Ich denke, die ägyptischen Kunsthandwerker haben sich echt Mühe gegeben detailgetreue Nachbildungen anzufertigen.


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Kommentare: 1
  • #1

    Claudia (Samstag, 06 November 2021 19:45)

    Danke für diesen schönen und informativen Ausflug! Wirklich sehr spannend!
    Schönes Wochenende wünsche ich euch
    Claudia