Gladiatoren auf der Spur in Trier




Wer sagt denn, dass man bis nach Italien reisen muss, um den alten Römern auf die Schliche zu kommen. Das geht auch ganz gut nördlich der Alpen im nahen Trier. 

Trier ist nicht nur die älteste Stadt in unserem Land, sondern zählte einst zu den größten Metropolen im Weltreich der Römer. Da hieß es aber noch Augusta Treverorum.

Einiges aus jener Zeit ist erhalten geblieben und hat es gar in die Liste der

UNESCO-Weltkulturerbestätten geschafft.

Also, wozu nach Rom; folgt uns einfach durch Trier.

 

 

 

 

Dort bringt uns die Bahn in knapp drei Stunden hin und das ganze mit günstigem Rheinland-Pfalz-Ticket für schlappe EUR 24.00.


 

Und womit fangen wir am besten an? Mit der Porta Nigra natürlich. Sie ist nicht weit vom Bahnhof entfernt und, wie der Name schon sagt, das Tor zur Stadt. Packen wir noch einen oben drauf: sie ist auch das am besten erhaltene Stadttor nördlich der Alpen. Und wem haben wir das zu verdanken?

 

Dem griechischen Mönch Simeon. Der kam auf die glorreiche Idee sich im Ostturm einmauern zu lassen, wo er 1035 verstarb. Das wiederum führte zu seiner Heiligsprechung und der Umwandlung des Tores in eine zweigeschossige Kirche. Damit war das Tor als Baustoffquelle tabu.

 

Die Römer errichteten ihre Gebäude nämlich gerne aus großen Quadern (bis zu sechs Tonnen schwer.) Das ging wahrscheinlich schneller und noch mehr Zeit sparte man, indem man sie ohne Mörtel aufeinander setzte und nur mit Eisenklammern verband. Wenn man bedenkt, dass diese Klammern im Mittelalter geklaut wurden, wundert es mich schon ein wenig, dass das gute Stück noch steht und tagtäglich den Besuch von zig Touristen übersteht.

Im ersten Obergeschoss stehen wir dann in einer der zwei Kirchen, die hier im Mittelalter entstanden. Unschwer zu erkennen an den Heiligenreliefs an den Wänden. Übrigens war der Eingang zur Kirche auch hier oben. Man hätte nämlich die Tordurchfahrt zu- und zur Stadt hin eine Böschung aufgeschüttet.

Über den alten Wehrgang gelangt man auch heute noch vom West- in den Ostturm mit Blick auf die Stadt Trier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fast noch schöner finde ich die Säulen am neuen Altarraum, der erst bei der Umwandlung zur Kirche angebaut wurde.

 

Wir folgen jetzt dem Verlauf der ehemaligen römischen Straße und kommen am "Dreikönigenhaus“ vorbei. Auf mich macht es erst mal den Eindruck wie gewollt und nicht gekonnt. Irgendwie passt es nicht hier her und doch ist es ein frühgotischer Wohnturm. Lässt man den Blick über das Gebäude schweifen, erkennt man noch den alten Eingang im ersten Stock. Ja, man hatte damals Angst vor Gesindel und Überfällen und so war der Eingang hoch angebracht und nur über eine Leiter oder Holztreppe zu erreichen. Die konnte man im Falle eines Angriffs einfach hochziehen.

 

 

 

Verlassen wir für einen Augenblick das römische Trier und machen einen Sprung ins Mittelalter. Marktrecht erhielt die Stadt 958 und von da an war der Hauptmarkt das Zentrum der weltlichen und kirchlichen Macht.

Fachwerkhäuser sucht man aber vergebens. Es gibt kaum welche. Die Römer hatten gezeigt, wie die Steinbauweise funktionierte und es gab große Mengen antiken Steinmaterials. 

Hier stand auch der Pranger und befanden sich die Zugänge zu Judenviertel und Dom.

Gegenüber steht die Marktkirche der Bürger, St Gangolf. Dank der großzügigen Spende einer reichen Metzgerswitwe konnten die Bürger den Bischöfen eins auswischen und ihre Kirche mit dem höchsten Turm der Stadt versehen.

 

Hat dem Bischof sicher nicht gefallen, aber um zu kontern fehlte ihm erst mal das Geld und auch 1515 reichte es nur um den Südturm um ein Stockwerk zu erhöhen. Ich stelle mir gerade vor, wie das ausgegangen wäre, wenn die das Spiel weitergetrieben hätten. Hätte es dann irgendwann ein mittelalterliches Burj al Khalifa gegeben?

Zentrum der weltlichen und kirchlichen Macht – ob das wohl gut geht so nah beieinander? Nun ja, zwischen 10. und 12. Jhdt waren die Erzbischöfe geistliche und weltliche Herren. Ob das die Bürger auch so sahen? Ich glaube nicht, denn die Steipe, das Repräsentationshaus des Stadtrats stand direkt in Sichtweite des Doms und wirkt mit seinen Zinnen fast wie eine Burg.

 

 

 

 

 

 

Doch soweit kam es dann doch nicht und 1595 ließ der Erzbischof den Marktbrunnen errichten.

 

Der zeigt den Hl. Petrus und der ist gleichzeitig Schutzpatron von Dom und Stadt. Na prima, dann ist ja alles wieder im Lot.

 


Nur wenige Schritte weiter stehen wir auf dem Kornmarkt mit seinem Brunnen. Die Wasserspeier muss ich mir mal genau anschauen. Sind das jetzt Drachen oder nicht? Wenn ich euch verrate, dass wir hier vor dem barocken Georgsbrunnen stehen, könnt ihr euch die Frage sicher selber beantworten.

 


Obwohl nicht antik, gefällt mir der Handwerksbrunnen aber noch viel besser. So viele Handwerksberufe kann man hier entdecken.

Was passiert eigentlich, wenn man in einer so antiken Stadt anfängt zu buddeln, weil man eine neue Tiefgarage benötigt? Richtig, man stößt auf antike Überreste, die einen dann vielleicht ein wenig umplanen lassen müssen. Wir sind ja nicht mehr im Mittelalter, wo man die Steine einfach zum Neubau verwendet hätte.

 

Gefunden hat man römische Häuser aus der Gründerzeit, aber auch ein öffentliches Bad und sogar die Kellerräume des barocken Kapuzinerklosters, das hier einst stand. 

Damit das Ganze auch für die Nachwelt erhalten bleibt, hat man es kurzer Hand in eine Vitrine (ä, einen Glasbau) gepackt.

Die Römer waren scheinbar begeisterte Badegänger, denn in Trier gibt es gleich drei Thermen. Leider ist von denen nicht mehr all zu viel erhalten. Nicht weit von der Mosel und der alten Römerbrücke liegen die Barbarathermen.

Hier kann man über einen Besuchersteg einen Einblick in die Thermenwelt erhalten und sich zu mindestens ein Bild davon machen, wie es da so abging. Schließlich war die Anlage aus dem 2.Jhdt die zweitgrößte im großen Römischen Reich. 42000 m² war sie groß und bot schon damals alles, was die neumodischen Thermen so anpreisen: beheizte Badebecken, Restaurants, Läden und Schönheitssalons. Wie schade, dass auch sie als Steinbruch missbraucht wurde und heute leider nicht mehr viel zu erkennen ist.

Dabei muss so ein Tag in der Therme richtig entspannend gewesen sein. 

Üblicherweise begann man mit dem warmen Caladrium, gefolgt vom lauwarmen Tepidarium.

 

Etwa 1250 m³ Wasser wurden jeden Tag benötigt, um alle Becken zu füllen.

Um die Wärme zu erzeugen, gab es ein raffiniertes Heizungssystem. Der Boden ruhte auf Ziegelpfeilern und in den Wänden gab es Hohlziegel. So konnte sich die warme Luft unter dem Boden ausbreiten und in den Wänden nach oben steigen. Zusätzlich fingen große Fenster die Wärme von außen ein. 

Im ungeheiztem Frigidarium konnte man sich dann im kalten Wasser erfrischen. Diese Räume waren mit Marmor vertäfelt und in den Nischen zwischen den Säulen standen Skulpturen.

Ein Hof mit prachtvoller Fassade schloss sich an das Frigidarium an. Hier traf man sich, um Sport zu treiben oder auch zu Klatsch und Tratsch.

Ähnlich wie allen antiken Bauwerken der Stadt erging es auch dem Amphietheater; es wurde irgendwann als Steinbruch genutzt. Dabei war es einst eine stattliche Anlage mit Platz für 20.000 Zuschauer. Der Ort am Petrisberg war clever gewählt, denn so brauchte man an einer Seite schon mal keine Erde aufschütten.

Die Öffnungen am Rande der Arena führen nirgendwo hin. Es sind nur Nischen, in denen Mensch und Tier auf den Kampf warteten. Das Theater war aber nicht nur Schauplatz für Brot und Spiele, sondern wurde auch für Versammlungen oder religiöse Feste genutzt.

Anders die Treppe in die Tiefe. Sie führt in den  unterirdischen Keller, wo man für kurze Zeit der Hitze entfliehen kann.

Wie auch in modernen Theatern, war hier eine Hebebühne untergebracht, die einen schnellen Kulissenwechsel ermöglichte.


Drei Badeanlagen in einer Stadt zeugen schon von Wohlstand. 

Die Stadt wurde in der Spätantike zur Kaiserresidenz. Da war sie aber bereits eine blühende Handelsstadt. 

Zu dieser Zeit entstand die Kaisertherme innerhalb des kaiserlichen Palastbezirks. Geplant war sie als Geschenk des Kaisers an die Bevölkerung. Ob dem das Geld ausging oder ob es andere Gründe für den Baustopp im 3. Jhdt gab, wer weiß. Irgendwann wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen, doch jetzt sprach man von einer Kaserne für die kaiserliche Garde. Aber auch als Burg, Stadtmauer und Kloster diente sie in späteren Jahrhunderten.

 

 

 

 

Von den oberirdischen Becken ist auch hier nicht mehr all zu viel erhalten, wohl aber von den unterirdischen Bedienungsgängen.

Die sind ein regelrechtes Labyrinth und ich hoffe, dass vor Schließung hier unten einer kontrolliert, ob auch alle Besucher gegangen sind. 

 

Scharf geschossen wurde bei den alten Römern auch. Die waren ja nicht wie Obelix in den Zaubertrank gefallen. Da war also Schutz nötig.

Heute findet in den Kaiserthermen ein Römerfest statt. Da werden wir uns noch ein wenig umschauen, bevor es auf die Heimreise geht.


Durch den Palastgarten mit seinen Springbrunnen und Statuen geht es anschließend Richtung Bahnhof.

Den Abschluss bildet das Kurfürstliche Palais im schönsten Rokokostil.

So schlicht wie heute, war die damals aber nicht. Der Innenraum war mit Marmor, Mosaik und Statuen geschmückt und war beheizbar. Damals war Brennstoff wohl auch noch nicht so teuer wie heute.

Der Mammutbau daneben ist die Basilika. Ziemlich riesig für eine Kirche.

 

Sie war einst der Thronsaal Kaiser Konstantins (wer hat, der hat). Zum Glück fiel sie nicht den Steinräubern in die Hände und so ist sie heute der größte erhaltene Einzelraum der Antike.

 

Größe und Macht des Kaisers musste und wollte man durch Architektur ausdrücken. So ist diese Basilika 27.2 Meter breit, 33 Meter hoch und 67 Meter lang. 

 


Leider hatten die Franken im 5. Jhdt keinen Respekt vor all dem Glanz und all der Technik und zerstörten alles. Übrig blieb nur eine dachlose Ruine.

Übrigens ist sie heute die älteste protestantische Kirche im katholischen Trier.