Zauber der Toskana


Heute ist es endlich soweit. Heute darf ich (Pepe) mit auf Tour gehen und wir gehen nicht einfach wandern oder so was, sondern für 10 Tage in die Toskana. Frauchen freut sich auf die vielen alten Städte und ich mich auf lecker Pizza und Pasta und ein Eis ist hoffentlich auch mal drin.

Kirchen wird es wahrscheinlich zu viele geben, aber hoffentlich auch ein wenig von der typisch toskanischen Landschaft.

Und so sieht unsere Route für die nächsten 10 Tage aus.



15°C
15°C

unser Tor zur Welt

14.04.2022


64 km
64 km

Doch noch muss ich mich ein wenig gedulden und das ist so gar nicht meine Stärke. Ich wäre ja längst zur Abreise bereit, aber mein Frauchen muss heute noch arbeiten und dann haben sie ihr doch glatt den Spätdienst aufgebrummt. Gut, dass unser Flieger erst morgen geht und es egal ist, wann wir heute in Frankfurt ankommen.

Irgendwann schlägt die Uhr dann doch sechs und kurz darauf sitzen wir im Regionalexpress nach Mainz. Wir hätten auch mit dem ICE zum Flughafen fahren können. Da unser Hotel aber in Gateway Gardens liegt, hätten wir am Flughafen vom Fernbahnhof zum Regionalbahnhof wechseln müssen und die liegen nicht unbedingt direkt nebeneinander. Zeitlich ist es auch egal und die Regionalbahn hat in der Regel nicht so oft Verspätung.

Um kurz vor 21:00 Uhr sind wir dann am Ziel. Heute übernachten wir mal im Park Inn. Da hat Frauchen einen echten Schnäppchenpreis bekommen.

"Pst" nennt der sich und deshalb verrate ich euch auch nicht, was wir bezahlt haben. 

Noch ein wenig im Fernsehen schauen was die Mädels von GNTM so treiben und dabei Erdnüsse futtern. Dann ist es auch schon Zeit für mich unter die Bettdecke zu kriechen und zu schlafen.

22°C
22°C

Buongiorno Italia!

15.04.2022


720 km
720 km

Ganz so früh müssen wir nicht aufstehen, denn der Flug geht erst um 12:30 Uhr. Frauchen meint aber, es wäre Osterverkehr und an der Security könne es voll werden. Sie muss es ja wissen. Mit der S-Bahn fahren wir eine Station zurück zum Flughafen. 2.75 EUR wollen die für die einfache Fahrt haben. Ganz schöner Wucher, finde ich.

Eingecheckt hat Frauchen uns gestern schon. Wir müssen also nur noch den Koffer abgeben. Auch das funktioniert ja heutzutage am Self-Service-Terminal. Ist auch total einfach. Drache muss nur die Bordkarte scannen und schon wird der Kofferbeleg gedruckt. Der kommt dann logischerweise an den Koffer und dieser aufs Band. Und dann ist Schluss mit lustig. Es geht nämlich nichts mehr. Das Band will einfach keine Koffer mehr transportieren. Also doch gut, wenn drache früh am Airport ist, dann braucht er jetzt noch nicht in Panik geraten. Was sich wie eine Ewigkeit anfühlt, sind wahrscheinlich nur 10 Minuten. Dann setzt sich das Teil wieder in Bewegung und verschluckt unseren Koffer. Wir haben extra noch gewartet, bis er wirklich in den Tiefen des Flughafens verschwunden ist. Hoffentlich taucht er in Florenz auch wieder auf.

Noch schnell überprüfen, ob sich an unserem Gate etwas geändert hat und dann kann es los gehen.

Die Sache mit der Security hat dann übrigens keine fünf Minuten gedauert. So viel zum Thema Osterverkehr.

Da wir von B1 abfliegen, haben wir heute auf einen Loungebesuch verzichtet. Die wäre nämlich in A gewesen und wir hätten dann durch den Tunnel in den B-Bereich wechseln müssen. Sicher nicht unbedingt ein Problem, aber da wir nur Economy fliegen, war Frauchen der Eintritt von 49.00 EUR für die Lounge dann doch zu viel. So viele Gummibärchen könne selbst ich nicht futtern, damit sich das lohne, hat sie gemeint. 

Folglich gibt es nur ein Getränk und einen Laugenzopf. Der war aber nicht wirklich lecker. Vielleicht sollten wir das nächste mal doch lieber wieder in die Lounge gehen.

Um 12:00 Uhr beginnt dann das Boarding und da wir mit dem Bus fahren, gibt es auch keine Reihenfolge, die drache einzuhalten hätte. Finde ich prima. Unseren Platz haben wir auch schnell gefunden; direkt hinter der Business. Frauchen hofft ja bis zum Schluss, dass der Nachbarsitz frei bleibt. Ich blockiere den jetzt einfach mal. Wird doch wohl keiner einen so süßen, kleinen Drachen verjagen. Wird er doch, denn der Flieger ist ausgebucht.

Mit 15 Minuten Verspätung heben wir ab. Bis Florenz sind es gerade mal 60 Minuten echte Flugzeit und wenn ich in der Drachenschule aufgepasst habe, müssten wir über die Alpen fliegen. Ob man von hier oben wohl die Berge sehen kann? 

Frauchen lässt mich aus dem Fenster schauen. Das Wetter ist super und es gibt kaum Wolken und dann kann ich die ersten schneebedeckten Gipfel erkennen. Wow, das sieht richtig super aus. Zum Glück sind wir hoch genug, dass wir nicht die Spitzen schrammen. Einmal bin ich dann aber doch furchtbar erschrocken, als plötzlich über uns ein anderes Flugzeug unseren Weg gekreuzt hat. Das war ganz schön nah. Zumindest hat sich das für mich so angefühlt.

In Florenz geht es dann per Pedes zum Terminal und wir müssen auch gar nicht so lange warten, bis die Koffer kommen. Erstaunlicherweise ist Frauchens Koffer mal einer von den ersten.

Zuhause haben wir brav die elektronische Einreisekarte ausgefüllt. In Florenz bin ich dann doch etwas enttäuscht, dass die keiner sehen will. Auch ob wir geimpft sind, hat keiner kontrolliert. Also echt jetzt, da hätten wir ja ungeimpft und ohne Quarantäne einreisen können.

 

Draußen steht schon der Bus und bringt uns zum Hotel. Das heißt eigentlich nur fast bis zum Hotel, weil er in die Straße nämlich nicht einbiegen kann. Die letzten paar Meter müssen wir zu Fuß gehen. Es dauert auch nicht lange, bis wir unseren Zimmerschlüssel bekommen und dann haben wir noch etwas Zeit zum Ausruhen, bis wir am Abend unsere Reiseleiterin treffen. 

Das Hotel hat zwar 4 Sterne, ist aber ein Gruppenhotel und dann sind erfahrungsgemäß die Sterne nur noch halb so viel wert. Das Zimmer ist aber recht groß und sauber und wir sind ja auch nur zum Schlafen hier. Vom Essen mag ich jetzt gar nicht erst reden. Es ist ok, entlockt einem Drachen aber keine Lobeshymnen.    

24°C
24°C

die meister von Pistoia und Vinci

16.04.2022


77 km
77 km

Geplant war ja, dass wir in Montopoli übernachten, doch leider hat das Hotel Corona wohl nicht überlebt.

Also sind wir in Montecatini untergebracht. Hat aber auch seine Vorteile. Dadurch verkürzt sich die Anfahrt nach Pistoia und wir müssen nicht so früh los.

 

Im Bus suche ich uns gleich mal einen schönen Platz aus und den werde ich auch behalten und verteidigen bis zum Ende der Reise. Die brauchen mir gar nicht kommen mit rotieren und so. Das braucht echt kein Drache und die meisten Menschen sind sowieso zu blöd, um zu kapieren, wie es funktioniert. Zum Glück hat Studiosus das auch erkannt und diesen Unsinn eingestellt.

Bis ins Zentrum kann uns der Bus nicht bringen, aber das macht auch nichts. So groß ist Pistoia jetzt nicht und ich lass mich sowieso von Frauchen tragen. 

Und was ist das erste, was wir sehen? Eine Kirche. Auf was habe ich mich da nur wieder eingelassen? Ich wusste doch, dass es in der Toskana nur so vor Kirchen wimmelt. Bin ja mal gespannt, wie viele wir am Ende gesehen haben. Die Kirche San Francesco lassen wir aber links liegen und begeben uns zum historischen Zentrum der Stadt, der Piazza del Duomo.

Hier stehen rund um den Platz Palazzi, die Kathedrale mit ihrem Glockenturm und die Taufkirche. 

Frauchen ist total enttäuscht, dass heute Markt ist. Da kommt der tolle Platz überhaupt nicht zur Geltung und es tröstet sie auch kein bisschen, dass die Händler wohl abgebaut haben, bis wir am Nachmittag nochmal vorbei kommen. Leider standen dann immer noch einige Verkaufswagen herum. 

In die Taufkirche werfen wir zu erst einen Blick. Hier wurde nämlich nicht in der Kirche getauft, sondern es gibt in ganz vielen Städten extra Taufkirchen oder Baptisterien, wie sie auch heißen. Geht ja auch nicht, dass ein nicht getaufter Mensch die Kirche betritt. Ich hoffe, dass gilt nicht für Drachen, sonst hat sich die Reise gleich für mich erledigt. Ein wenig erinnert mich das Gebäude an ein Zebra, mit seiner gestreiften Marmorverkleidung. Frauchen meint, das wäre hier wohl nichts besonderes und wir würden noch mehr davon sehen. Das Gebäude besteht nur aus einem achteckigen Raum und das hat was mit der Unendlichkeit zu tun. Warum? Na, dreht doch die acht mal um 25° und ihr bekommt das Zeichen für die Unendlichkeit. 

Aber wo ist denn jetzt das Taufbecken? Da steht nur so was wie ein riesiger Brunnen und wenn ich einen Blick hinein werfe, erinnert es mich an ein Jacuzzi in einem Hammam. Das also soll das Taufbecken sein? Die haben hier den Babies nicht einfach ein paar Tropfen Wasser auf den Kopf gegeben, sondern es wurde der ganze Körper eingetunkt. Ob das Wasser wohl kalt war oder ob man es angewärmt hat? Und waren die nackig oder haben die irgendwelche Kleidung bekommen?

Gegenüber steht dann der Dom mit dem Glockenturm. Auch der kommt im Zebralook daher.

Im Inneren befindet sich eine kleine Kostbarkeit. Die darf drache nur gegen extra Bezahlung bewundern und der Mann am Gitter lässt auch nicht jeden rein.

Wir haben aber Glück und dürfen den Silberaltar des Heiligen Jakobus ganz aus der Nähe betrachten. Das Teil ist noch nicht mal Massivsilber und trotzdem wiegt es ordentlich was. Den klaut so schnell keiner. Mehrere Generationen von Silberschmieden haben sich hier verkünstelt und Szenen aus dem Leben des Heiligen erschaffen. 

Ein wenig unter geht dabei der Schrein mit dem Splitter aus der Schädeldecke vom Heiligen Jakobus. Ich frag mich ja immer, ob diese Reliquien überall auf der Welt wohl wirklich echt sind. Wenn ich bedenke, wie viele Zähne von Buddha es angeblich gibt, muss der Mann ein Haigebiss mit nachwachsenden Zähnen gehabt haben.    

Ob die wohl damals zu viel Geld für das ganze Silber ausgegeben haben? Direkt neben dem Dom steht nämlich der Bischofspalast. Der sollte eigentlich auch mit Marmor verkleidet werden, aber wie man sieht, hat das Geld nur für ein paar Quadratmeter gereicht. Und ich dachte immer, die katholische Kirche wäre so reich.

Nach der Besichtigung vom Hauptplatz schlendern wir ein wenig durch die engen Gassen. Ich finde ja diese Türknöpfe wunderschön. Bei manchen ist sogar ein Anklopfer dabei. Ich habe mich aber nicht getraut, den mal auszuprobieren, obwohl es mich schon ganz doll in den Pfoten gejuckt hat. 

Ich frage mich nur, warum es meistens Löwen sind und nie Drachen.

Eine andere Besonderheit ist mir auch aufgefallen. Vor vielen Häusern sind breite Marmorblöcke und abschließbare Fensterläden. Unser Guide erklärt uns, dass das noch von den alten Läden ist. Auf den Marmortischen wurden die Waren präsentiert und abends hat man dann natürlich seinen Laden ordentlich verschlossen.

Hier treffe ich auch auf den Jakobsweg, der von Rom kommend nach Santiago de Compostela führt. Wie war das doch gleich mit den Wegen, die alle nach Rom führen? Hier in Italien heißt der Weg Via Francigena und wir werden auf der Tour noch öfter seinen Weg kreuzen. Er war nämlich nicht nur Pilgerweg, sondern auch eine bedeutende Handelsstraße. 

Nach einer Weile verlassen wir die Altstadt und begeben uns vor die Stadtmauern. Dort liegt nämlich das Ospedale del Ceppo, das Pilgerkrankenhaus. Wegen der Krankheiten, die hier behandelt wurden, wollte man es nicht in der Stadt haben. Kann ich irgendwie verstehen.

Über dem Eingang leuchtet in intensiven Farben ein Fries, das die sieben Werke der Barmherzigkeit zeigt. Ist euch aufgefallen, dass das letzte Bild nicht so leuchtet? Liegt daran, dass es von einem anderen Künstler geschaffen wurde und der kannte das Geheimnis der glasierten Fresken nicht. 

Zum Krankenhaus gehörte auch ein Autopsie-Saal. Hier durften die Studenten zuschauen, wenn der Professor im Lehrsaal Leichen auseinandergenommen hat. Es ist übrigens das kleinste Anatomie-Theater der Welt und war mit dem Brana-Fluss verbunden. Dort landeten dann alle Flüssigkeiten, die beim Sezieren so entstanden. Mag ja praktisch gewesen sein, aber die Vorstellung gefällt mir nicht so. Hätten wir mehr Zeit, könnten wir an einer Tour durch die Unterwelt von Pistoia teilnehmen. Das stell ich mir total spannend vor.

Doch für uns endet der Besuch in Pistoia hier. Wir wollen ja noch weiter nach Vinci.

Klingelt da was? Genau, in Vinci wurde der große Leonardo geboren. 

In mitten von Olivenhainen steht ein einfaches Bauernhaus, angeblich die Geburtsstätte des Meisters. Ob es aber tatsächlich dieses Haus war, ist nicht belegt. Wusstet ihr, das Leonardo unehelich war? Seine Mutter Caterina lebte auf diesem einfachen Hof. Sein Vater, ein Notar verbrachte die Sommer in Vinci. Man traf sich und es wurde mehr daraus. Heiraten konnte und wollte er sie aber nicht, doch wenigstens hat er seinen Sohn anerkannt und ihm später auch die Ausbildung finanziert. Sehr nobel.

Von hier ist es nicht weit bis ins Dorf Vinci. Dort wurde der Säugling bereits einen Tag nach seiner Geburt getauft. Er war wohl eher ein kränkliches Baby und so wollte man keine Zeit verlieren. Übrigens steht in seiner Taufkirche ein richtiges Taufbecken. Den hat man also nicht mal eben untergetaucht.  

Vinci, das war doch der mit der Zeichnung vom vitruvianischen Menschen. Aber nicht nur das. Der Gute hat ja alles möglich erfunden. 

Wer sich für die vielen Erfindungen des Genies interessiert, kann sich in zwei Museen umschauen. Festgelegt hat der Meister sich aber irgendwie nicht so richtig. Von Schnellbaubrücken, über Panzerschiffe und therapeutischen Stühlen war alles dabei. Seit heute weiß ich auch, dass er das Perpetuum Mobile erfunden hat. Ach ja, gemalt hat er auch noch. Wer kennt nicht seine berühmte Mona Lisa oder das Abendmahl? 

Ob drache Vinci jetzt unbedingt gesehen haben muss? Der Ort  lebt nur von seinem berühmten Sohn. Ohne den würde es sicher kaum jemanden hierher verschlagen. 

Mir jedenfalls reicht es für heute. Ich bin nicht mehr aufnahmefähig und käme da noch so ein geniales Genie um die Ecke. Zum Glück geht es jetzt  direkt zurück zum Hotel.

17°C
17°C

ganz schön schief

17.04.2022


208 km
208 km

Heute schauen wir uns einen schiefen Turm an. Warum der wohl so schief ist? Ich werde es heraus finden. Jedenfalls ist auch er, wie eigentlich alles hier, aus weißem Marmor. Irgendwo muss dieser Marmor doch hergekommen sein.

Das werde ich heute Vormittag heraus finden. Wir machen uns auf den Weg Richtung Küste und den Ausläufern der Apuanischen Alpen. Doch was ist das auf den Gipfeln? So hoch sind wir doch gar nicht, dass das Schnee sein könnte. Oder hat es hier etwa heute Nacht geschneit? Keineswegs, denn die weißen Flächen bestehen aus Marmor, der hier oberhalb von Carrara noch heute abgebaut wird.

Die Stadt lassen wir aber links liegen und fahren auf einer engen Straße hinauf zu den Steinbrüchen. 

Auf dem Weg nach oben, kann drache die Stadt unter sich liegen sehen und im Hintergrund glitzert sogar das Meer. Leider haben wir für einen Strandbesuch so gar keine Zeit.  

Wie gesagt, wird hier noch heute Marmor abgebaut und deshalb kann drache die Steinbrüche auch nur sonntags besichtigen. Ist auch besser so. Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn uns auf dieser engen Straße auch noch ein LKW vollbeladen mit Marmor entgegen käme. 

Wir fahren übrigens auf der alten Bahntrasse nach oben, die 1876 gebaut wurde und deren Tunnel und Viadukte noch heute zu sehen sind. Davor mussten die schweren Blöcke mit Ochsenkarren ins Tal gebracht werden. Die armen Ochsen. Das war bestimmt nicht einfach und sicher auch sehr gefährlich.  

Oben angekommen geht es mit Minibussen tief in den Berg. Wir sind hier in Fantascritti, wo der Marmor im Inneren des Berges abgebaut wird. Ganz schön interessant, was man uns hier erzählt. Schon die alten Römer haben den Marmor hier entdeckt und sogar eine eigene Hebeltechnik entwickelt, um den Stein aus dem Berg zu bekommen. Trotzdem brauchten sie sechs Monate, um einen Block zu lösen. Mit der modernen Technik geht das heute viel schneller und doch dauert es noch bis zu 4 Tage. Da müssen nämlich erst mal Löcher in den Fels gebohrt werden und dann kommen die Stahltrossen mit Industriediamanten zum Einsatz, um die Löcher mit Spalten zu verbinden. 

Doch was sind das für komische Kissen, die hier herumliegen? Für ein Nickerchen sind die definitiv zu unbequem. Da soll auch keiner drauf schlafen. Zu Beginn sind die ganz dünn und werden in die Spalten geschoben. Dann kommt Wasser rein und voila, der Block wird abgesprengt. Ganz schön clever.

Wusstet ihr, dass auch Michelangelos "David" aus diesem Marmor gehauen wurde? Der Marmor von Carrara galt schon immer als außergewöhnlich hart und ideal für Bildhauer. Kein Wunder, dass unser Michelangelo oft hier war, um sich einen neuen Block zu organisieren. 

Doch auch das Pantheon in Rom oder die Grande Arche in Paris sind aus diesem Marmor. Heute geht er in alle Welt. Besonders Saudi Arabien und China sind Abnehmer.

Nach der Besichtigung bin ich dann aber doch froh, wieder in die wärmende Sonne und ans Tageslicht zu kommen. Wir Drachen sind zwar Höhlen gewöhnt, aber wer weiß denn schon, ob sich da nicht mal ein Stück Stein von der Decke löst und einen kleinen Drachen platt macht. 

Außerdem ist mir nach einem kleinen Snack und was bietet sich da an? Lardo di Colonnata ist die Spezialität der Gegend. Das ist total simpler Speck, der früher als Arme-Leute-Essen galt. Und weil die Marmorarbeiter ja sehr ärmlich lebten und keine Kühlschränke hatten, wurde der Speck in Marmorwannen aufbewahrt. Heute ist er eine Delikatesse und reift sechs Monate in diesen Marmorbehältern, bevor er verkauft wird. Na, das muss ich doch gleich mal probieren. Kleiner Tipp: der mit dem Klecks Honig war richtig lecker.

Von hier ist es ein gutes Stündchen Fahrt bis Pisa. Das nutze ich für ein Nickerchen. So viele Eindrücke an einem Tag machen müde. 

In Pisa angekommen müssen wir außerhalb der Stadt parken. Ins Zentrum dürfen keine Busse. Unser Guide hat uns aber schon eine Bimmelbahn organisiert, die uns zum berühmten Turm bringen wird.  

Und dann stehe ich vor ihm und denke, eigentlich ist das auch nur ein Dom mit Baptisterium, wie drache ihn in vielen italienischen Städten findet.

Vielleicht ist das aber nicht ganz fair. Pisa war einst eine mächtige Seerepublik. Die Stadt war reich und konnte sich die besten Baumeister und Künstler leisten. Da blieb der Neid der anderen Städte nicht aus. Klar wollte jede Stadt den schönsten Dom haben.

Wenn das doch aber so tolle Baumeister waren, warum hat man den Dom dann vor die Stadt auf Schwemmland gebaut? Kein Wunder, dass hier alles schief ist. Denn nicht nur der berühmte Turm ist schief, sondern auch die anderen Gebäude biegen sich. Da muss drache nur genauer hinschauen, um es zu erkennen. 

Wie heißt es doch so schön, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen und so schlug der Neid der anderen Städte schnell in Belustigung um. Frei nach dem Motto, die kriegen nicht einmal einen geraden Turm hin. Heute wären diese Städte vielleicht froh, sie hätten auch so einen schiefen Turm als Touristenmagnet.

Ich werde mir jetzt mal die einzelnen Gebäude näher betrachten und fange gleich mit dem Dom an.

Wenn drache davor steht, weiß er gar nicht, wo er zuerst hinschauen soll. Mir fallen sofort die 52 Säulen auf. Der Baumeister hatte wohl einen römischen Tempel vor Augen, als er den Dom geplant hat. Doch das meine ich nicht. Die Säulen sind unterschiedlich lang und damit das ganze trotzdem gerade wird sind auch die Kapitelle unterschiedlich hoch. Ob der sich vermessen hat? Irgendwie haben es die teuren Baumeister wohl doch nicht so drauf gehabt. Frauchen meint, die hätten die Säulen von anderen Gebäuden aus eroberten Städten genommen. Ich dachte, die waren so reich. Da hätte doch genug Geld für neue Säulen vorhanden sein müssen. Ob die Baumeister da wohl was beiseite geschafft haben? Man kann ja immer behaupten, dass hätte so sein sollen. Oder war das etwas schon der erste Versuch von Recycling? 

Im Inneren befindet sich ein riesiges Mosaik hoch oben in der Apsis und eine kunstvolle Holzdecke mit dem Wappen der Medici. Die war ein Geschenk an die Stadt, nachdem ein verheerender Brand 1595 einen Großteil des Doms zerstört hatte. Einfach nur schenken, geht bei den Medici aber nicht.

Es muss schon klar sein, wer hier sein Geld reingesteckt hat. Deshalb überall deren Wappen. Wenn sie es nötig haben!

Berühmt ist der Dom aber für die Kanzel von Giovanni Pisano. Was es da alles zu entdecken gibt. Ich glaube, da könnte unser Guide Stunden drüber berichten. Zum Glück haben wir die Zeit nicht und bis morgen hätte ich das meiste sowieso vergessen.

Wie schon in Pistoia, gibt es auch hier eine extra Taufkirche. Sie ist übrigens die größte der christlichen Welt.

Auch hier steht eine Kanzel von Pisano. Diese ist aber vom Papa des Giovanni. Ist aber mindestens genauso beeindruckend, wenn drache sich für diese ganzen christlichen Darstellungen interessiert. Aufgehorcht habe ich aber, als man mir erzählt hat, dass einer der Löwen, die die Säulen tragen, ein Zwitter ist. Da muss ich jetzt doch mal genau hinschauen. 

Auch in diesem Baptisterium gibt es den "Whirlpool" für Erwachsene, in dem die Ganzkörpertaufe stattfinden kann. Wenigstens gibt es hier aber auch ein normales Taufbecken für Kinder.

Den Camposanto, den Monumentalfriedhof habe ich mir jetzt ganz anders vorgestellt. Ich dachte, das wäre wirklich ein großes Friedhofsgelände mit Gräbern und Mausoleen

Ein Friedhof ist es trotzdem, aber mehr ein großer Säulengang mit Gräbern, Sarkophagen und Fresken.

1944 wurde das Gebäude von einer amerikanischen Bombe getroffen und viele der Fresken zerstört. Frag mich nur, warum die einen Friedhof bombardieren. Da sind doch schon alle tot. Für was haben die das Gebäude denn gehalten?

Sehr beeindruckt hat mich ja das Kolossalgemälde "Triumph des Todes" Da kämpfen Teufel und Engel um die Seelen der Verstorbenen, junge Mädchen genießen den Tag und ahnen nicht, dass der Sensenmann (bzw die Sensenfrau) bereits über ihnen schwebt. 

Unser Guide hat uns das Gemälde sehr ausführlich erklärt und ich habe beschlossen, von nun an ein ganz besonders braver Drache zu sein. Ich weiß zwar nicht, ob wir auch in die Hölle kommen können, aber nach der Betrachtung dieses Gemäldes, bin ich da auch nicht wirklich scharf drauf.

Zum Abschluss haben wir dann noch ein wenig Freizeit und ich schaue mir den berühmten Turm noch mal genauer an. Leider können wir nicht nach oben, da die Schlange viel zu lang ist und pro Minute nur eine Person hinein darf.

55 Meter ist er hoch und galt mal als höchstes Gebäude Italiens. Da können die Baumeister von heute nur drüber lachen. Die bauen inzwischen viel höher und dabei noch gerade.

Dass das mit dem Turm nichts wird, hatte man schon nach 5 Jahren Bauzeit erkannt. Der Glockenturm begann sich zu neigen. Da war dann erst mal 100 Jahre Baustopp angesagt. Dann entschloss man sich einfach senkrecht weiterzubauen. Der Turm ist also nicht nur schief, sondern hat im dritten Stockwerk auch noch einen Knick. Hat aber alles nichts genutzt. Das Teil hat sich weiter geneigt und hatte irgendwann 4.02 Meer Schieflage. 

Doch der Platz heißt ja nicht umsonst Piazza dei Miracoli und so hat auch unser schiefer Turm sein Wunder erlebt. Ein britischer Ingenieur hat einfach mal 30 Tonnen Erde unter dem Turm weggeschaufelt und es damit tatsächlich geschafft, dass dieser sich wieder um 44 Zentimeter aufgerichtet hat.

Berühmt ist er ja, der schiefe Turm zu Pisa, aber wusstet ihr, dass er nicht den Weltrekord hält? Der schiefste Turm steht nämlich in Deutschland. Für den interessiert sich nur kein Mensch.

Doch genug der Wunder für heute. Es wird Zeit sich auf den Heimweg zu machen, denn je nach Verkehrslage werden wir noch eine gute Stunde unterwegs sein.

17°C
17°C

auf den Spuren der Medici

18.04.2022


104 km
104 km

Wie gut, dass ich jetzt noch nicht weiß, dass mir ein ziemlich anstrengender Tag bevorsteht. 

Nach dem Frühstück geht es ganz relaxt mit dem Bus Richtung Florenz. Allerdings dürfen wir nicht bis in die Stadt fahren, sondern müssen vor den Toren parken. Dann geht es mit der Straßenbahn weiter ins Zentrum. Drei Linien gibt es inzwischen. Eine davon führt raus bis zum Flughafen. Wir fahren bis zur Station Santa Maria Novella. Dort wäre auch die gleichnamige Kirche zu besichtigen, doch in Florenz hat man nur Chancen auf eine Innenbesichtigung, wenn drache ein Zeitfenster bucht. Alternativ kann drache natürlich auch die meiste Zeit des Tages mit Schlange stehen verbringen.

Bis zu unserem ersten Besichtigungstermin haben wir noch etwas Zeit und machen uns auf den Weg zum Dom. Den werden wir leider nicht von innen sehen, denn der Eintritt ist kostenlos. Bedeutet drache kann kein Zeitfenster buchen und steht bis zu zwei Stunden in der Schlange. Ich gehe aber mal davon aus, dass Baptisterium und Dom sich nicht so sehr von denen in Pisa unterscheiden.

Wobei die Kuppel mit ihren 45.5 Metern Durchmesser schon sehr beeindruckend ist. Doch die meisten Baumeister scheiterten damals am Bau einer solchen freitragenden Kuppel. Nur Filippo Brunelleschi hat sich da ran getraut und ihm ist das statische Wunderwerk gelungen.

Geplant war ja, dass die ganze Florentiner Bevölkerung (immerhin 30.000 Menschen) im Dom Platz haben sollte. Bisschen größenwahnsinnig von der Stadtverwaltung, die den Dombau in Auftrag gab. Haben die wirklich geglaubt, dass da alle Florentiner zur gleichen Zeit zum Gottesdienst erscheinen. Da würde sich aber so mancher Pfarrer bei uns in Deutschland freuen, wenn das ganze Dorf dem Ruf der Kirchenglocken folgen würde.

Nun ja, ganz so groß ist er dann doch nicht ausgefallen, aber 5000 Personen passen schon rein und immerhin ist er die viertgrößte Kirche der christlichen Welt.

Wunderschön finde ich die Verkleidung aus farbigen Marmor, die sich auch am Glockenturm wieder findet. 

Ich will ja gar nicht wissen, was das Teil wohl gekostet hat. Es heißt ja, dass bis zu 8,5% der städtischen Steuereinnahmen in den Bau flossen. Wenn drache bedenkt, dass Florenz jetzt keine arme Stadt war und der Bau 70 Jahre gedauert hat, ist da wohl ein hübsches Sümmchen zusammen gekommen.

Wir haben noch immer etwas Zeit, bis wir in die Grabkapelle der Medici dürfen. Ein kurzer Spaziergang führt uns zu einem Eber. Dem muss ich jetzt unbedingt über die Schnauze streichen, damit ich irgendwann nach Florenz zurück komme. Dann aber definitiv im Winter, wenn nicht so viel los ist. Das Gewusel von Menschen in den Gassen und die langen Schlangen vor den Sehenswürdigkeiten machen mich ganz strubbelig. Florenz ist so schön, aber hier ist einfach zu viel los.

Die Sache mit dem Glück könnte drache übrigens noch steigern. Erst Schnauze streicheln und dann dem Tier eine Münze ins Maul legen. Wenn diese dann hinter das Gitter fällt, bringt das Glück. Aber nur dann. Menschen glauben ja an diesen Blödsinn und die Stadtverwaltung verdient ganz gut daran. Denn die Neigung des Kopfes ist so, dass nur die schweren Münzen hinter das Gitter fallen. Was sind das für Schlawiner. Der Trick könnte direkt von mir sein.  

Kurz darauf treffe ich auf eine weitere Berühmtheit, Pinocchio. Ich wusste bisher nicht, dass seine Geschichten hier in Florenz entstanden. Sein geistiger Vater Carlo Collodi lebte nämlich in der Stadt. Ich hätte mich ja gerne mit ihm auf einen Plausch in eines der vielen Cafés verzogen, aber unser Guide kennt heute kein Erbarmen und scheucht uns kreuz und quer durch die Stadt. Dabei hat sie immer ihre Zeitfenster im Blick. So macht eine Stadtbesichtigung keinen Spaß. 

Wie gut, das es in Florenz so viele Einbahnstraßen gibt. Könnte mir als Fußgänger zwar eigentlich egal sein, aber ich bin auf der Suchen nach ganz bestimmten Straßenschildern. Der französische Künstler Clet verschönert hier nämlich die "Einfahrt verboten" Schilder. Drache muss aber wissen, dass es die gibt und gezielt die Augen offen halten, sonst entdeckt er sie im Straßengewirr nicht. Am besten hat mir ja der Geier gefallen.

Und dann dürfen wir endlich in die Grabkapelle der Medici. Hier wird das erste mal Temperatur gemessen und alle Gegenstände werden wie am Flughafen gescannt. Ich frage mich, warum das jetzt nur hier so ist. Vielleicht, weil dieser Teil der Kirche, der Stadt gehört.

Ist ja auch egal, es staut sich eben nur zusätzlich.

Die Medici waren wohl eine reiche und auch einflussreiche Sippschaft in Florenz. Jedenfalls trifft drache immer mal wieder auf ihr Wappen mit den Kugeln. Was diese bedeuten, ist wohl nicht so ganz geklärt. Könnten Apfelsinen sein, wegen der Plantagen, Münzen oder Pillen. Oder vielleicht doch irgendetwas anderes. Dann betreten wir die Fürstenkapelle und ich bin erst mal geflasht. Wow, das nenn ich doch mal Prunk ohne Ende. Oder vielleicht doch auch ein wenig Angeberei. Wer hat, der hat. Drachen werden ja recht alt, aber so eine Kapelle könnte ich mir für mich und meine Kumpels auch vorstellen. Die Gemälde und Verzierungen wären dann allerdings mehr unserem Drachenleben angepasst. 

Die Sakristei daneben ist von Michelangelo gestaltet aber eher langweilig. Ja, ich weiß, ich bin ein Kunstbanause.

Heute ist der Tag der Kirchen. Nicht unbedingt mein Ding, aber Florenz besitzt nun mal die höchste Dichte an Kunstwerken weltweit und einige befinden sich eben auch in den Kirchen. Eine davon ist Santa Maria Novella, die zum ersten Dominikanerkloster der Stadt gehört. Die haben wir schon am Morgen gesehen, als wir am Bahnhof ankamen. Von der Seite ist sie recht unscheinbar. Drache muss schon einmal um das Kloster herum laufen, um die Hauptfassade in ihrer ganzen Pracht bewundern zu können. Auch hier hat man nicht an Marmor gespart.

Auf den ersten Blick wirkt das Innere recht kahl, doch drache muss sich nur genau umsehen, dann entdeckt er im Chor der Hauptkapelle, Fresken über Fresken von Ghirlandaio. Wie bereits erwähnt, ich bin Kunstbanause und kenne den Typ nicht, aber seine Fresken sind schon sehr eindrucksvoll. 

Zum Abschluss schaue ich mich dann noch ein wenig im Kreuzgang um. Auch hier sind Fresken an den Wänden.

So Leute, für heute reicht es einem kleinen Drachen an Kirchen, Fresken, berühmten Malern und den Medici. Apropos Medici, ganz habe ich es für heute noch nicht geschafft. Neben der Grabkapelle liegt ja noch die Kirche von dem Clan. Die war am morgen geschlossen und steht jetzt (hoffentlich als letzter Punkt) noch auf dem Programm. 

Vielleicht habe ich heute einfach schon zu viele Kirchen gesehen, aber diese hier haut mich jetzt nicht wirklich vom Hocker. Von den Medici mit ihrer Geltungssucht hätte ich jetzt etwas mehr erwartet. Vielleicht ist es aber auch ganz gut, dass hier nicht so viele Fresken die Wände schmücken. Ich weiß nicht, ob ich mir noch mehr Fresken hätte erklären lassen wollen. So viel passt in ein kleines Drachenhirn jetzt auch nicht rein.  

Zum Glück ist für heute jetzt aber wirklich Schluss und wir fahren mit der Straßenbahn zurück zum Bus. Ich bin so erschöpft von dem Gewusel in den Straßen und den vielen Informationen, die man heute in mich rein gestopft hat, dass ich die komplette Rückfahrt verschlafe.  

Hoffentlich träume ich heute Nacht nicht von Fresken, Michelangelos und den Medici. Dann doch lieber von Pinocchio.    

17°C
17°C

Lustwandeln in Gärten und gassen

19.04.2022


65 km
65 km

Heute geht es nach Lucca und was wäre da passender, als sich ein paar Stücke von Puccini anzuhören. Wie wäre es mit "Tosca" oder "Madame Butterfly"? Ja, da staunt ihr. Ich bin ein gebildeter Drache. Kaum sind wir ein paar Schritte Richtung Zentrum gelaufen, treffen wir auch schon auf den berühmten Komponisten. Natürlich nicht in echt. Der ist ja schon längst tot. Ich glaube, dass war ein ganz schöner Lebemann und er hat nichts anbrennen lassen. Angeblich soll er ja in so mancher Nacht auch im Bordell aufgespielt haben.

Lucca wird auch der kleine Vatikan der Toskana genannt. Kein Wunder, gibt es hier doch 99 Kirchen, wobei die aber heute nicht mehr alle in Betrieb sind. Ich frage mich jetzt aber, warum eine doch eher kleine Stadt so viele Kirchen hat. Im Mittelalter war Lucca sehr reich. Man handelte mit Seidenbrokatstoffen. Nun war es bei den reichen Kaufleuten so, dass der älteste Sohn das Geschäft übernahm, der Zweitgeborene zum Militär musste und der Drittgeborene ins Kloster kam. Für ihn wurde dann eine Kirche gestiftet. Bin ich froh, dass das bei uns Drachen anders läuft. Ich will nämlich nicht ins Kloster. 

Von den 99 Kirchen sind noch etwa 20 in Betrieb. Ich werfe mal einen vorsichtigen Blick auf Frauchen. Die weiß genau, was ich gerade denke und kann mich beruhigen. Wir werden die nicht alle besichtigen. Was ein Glück. Doch schon machen wir vor der ersten Kirche, San Michele in Foro halt.

Ist euch auch aufgefallen, dass hier alle Säulen anders aussehen? Hat aber was, wie ich finde. Und noch etwas ist mir aufgefallen. Von einem der Kapitelle blickt Garibaldi auf uns herab und wenn drache genau schaut, kann er noch mehr Staatsoberhäupter entdecken.

Hier am Platz vor der Kirche entdecke ich einen kleinen Laden, der die Spezialität von Lucca verkauft. Es nennt sich Buccellato und ist so eine Art Früchtebrot. Ich hätte ja gerne mal probiert, aber leider hatten die nur so große Laibe. Ich bin zwar ein Süßer, aber das hätte selbst ich nicht verputzen können.  

Ich glaube, jede toskanische Stadt, die etwas auf sich hält, hat einen Dom. Ist hier in Lucca auch nicht anders. Allerdings ist der nicht vergleichbar mit Pisa oder Florenz. Dafür hat er im Inneren eine Kostbarkeit, das "Volto Santo". Ich glaube, ich bin zu blöd, um darin etwas besonderes zu sehen. Für mich ist das auch nur ein weiterer Jesus am Kreuz. Der hat aber wohl eine lange Reise hinter sich. Glaubt drache der Legende, wurde er im Morgenland geschnitzt und in eine leere Barke gepackt. Mal ehrlich, wer macht denn so was? Diese trieb an die Küste von Luni, wo so ganz zufällig ein Karren mit zwei ungezähmten Ochsen herum stand. Die sind dann mit dem Kreuz schnurstracks nach Lucca marschiert. Wie die Ochsen das Kreuz wohl auf ihren Wagen gepackt haben? Ihr seht also, Legenden sind oft nicht so ganz schlüssig.   

Fällt euch an dem Kirchturm etwas auf? Genau, der ist nur im oberen Bereich richtig schön und strahlend weiß. Das ist nämlich der Teil, den man schon von weitem sieht. Ganz schön clever. Hat bestimmt einiges an Materialkosten eingespart.

Auf dem weiteren Weg durch die Stadt entdecke ich in einer Seitengasse einen seltsamen Turm.

Da wachsen doch tatsächlich Steineichen oben drauf. Der Turm gehört zum Anwesen der Familie Guingi. 44 Meter ist er hoch und 230 Stufen führen nach oben. Ich will da unbedingt hoch. Der Blick ist bestimmt ganz toll, aber ich weiß, dass mein Frauchen nicht so besonders gerne auf Türme klettert, besonders wenn es keinen Fahrstuhl gibt. Fahrstuhl, echt jetzt? In einem Turm aus dem 14.Jhdt? Scheint aber, dass mein Bettelblick heute funktioniert und so machen wir uns auf den Weg nach oben. Während ich meine Flügel ausbreite und elegant nach oben schwebe, schnauft mein Frauchen nach ein paar Treppenstufen bereits wie eine alte Dampflok. Ich sehe ihr genau an, dass sie jetzt auch gerne ein fliegender Drache wäre. Irgendwann hat sie es aber auch geschafft und wir lassen unseren Blick über die Dächer und Türme von Lucca schweifen. 

Übrigens frage ich mich gerade, warum die Türme in Lucca nicht auch schief sind. Lucca kommt nämlich von Luk und das bedeutet Sumpf. Irgendwas haben die alten Etrusker wohl besser gemacht.  

Im Jahre 180 v. Chr übernahmen die Römer das Ruder in Lucca und was gehört zu jeder anständigen römischen Stadt? Na klar, ein Amphitheater. Wo das früher mal stand, lässt sich heute noch erahnen. Im Mittelalter war der Platz irgendwann knapp und so musste das alte Theater neuen Wohnhäusern weichen. Herausgekommen ist ein wunderschöner Platz mit pastellfarbenen Häusern. So stelle ich mir einen toskanischen Platz vor.

Langsam wird es Zeit, der Stadt den Rücken zu kehren. Für den Weg zurück zum Bus laufen wir oben auf der Stadtmauer. Sie ist übrigens die größte und längste Stadtmauer Europas. Für mich sieht sie eher aus wie ein Wall und nicht wie eine klassische Stadtmauer. Ich glaube, im Mittelalter sah die auch noch anders aus, aber die damaligen Bewohner der Stadt befürchteten einen Angriff der Florentiner und trauten der alten Mauer nicht mehr so recht. Also musste gehandelt werden und Backstein wurde auf Backstein gesetzt. Das Ergebnis war eine wuchtige Mauer mit 126 Kanonen. Die Stadt war bereit sich zu verteidigen, doch es kam nie ein Feind. Kein Gegner hat je versucht Lucca anzugreifen. Ob das jetzt an der Stadtmauer lag oder die Stadt doch nicht so interessant für Eroberer war, man weiß es nicht.

Auf halber Strecke verlassen wir den Wall und fahren mit dem Bus zur Villa Reale. Die ist nur eine von vielen herrschaftlichen Residenz rund um Lucca. Muss ja damals viele Adelige gegeben haben, die sich solche Villen mit Gärten leisten konnten.

Die Villa gehörte einst niemand andern, als der Schwester von Napoleon, Elisa Bacciocchi. Die hatten bestimmt genug Geld. Zumindest bis zum Sturz Napoleons. Danach ging die Villa durch die Hände verschiedener Adelsfamilien.

Wir spazieren mit einem Landschaftsgärtner durch den riesigen Park und bewundern die 40 verschiedenen Arten von Kamelien. Wir haben Glück, sie blühen gerade.  

Es tut richtig gut mal eine künstlerische Pause einzulegen. Einfach nur durch diesen wunderschönen Park zu schlendern ohne an jeder Ecke auf Fresken oder Gemälde bekannter Künstler zu treffen. Obwohl man es auch mit Pflanzen und ihren Gattungen übertreiben kann.

Vorbei geht es am künstlichen See und der Grotte des Pan zum Zitronengarten. Den mag ich ja ganz besonders mit seinen vielen kleinen Zitronenbäumchen. Ob ich mir da wohl eine mitnehmen darf?

Sogar einen Fischteich gibt es hier. Langsam werde ich aber müde und mag jetzt keine Gartenarchitektur mehr sehen. So besonders ist sie jetzt auch nicht und alle diese Gestaltungselement finden sich auch bei uns im Schlosspark Schwetzingen. Zum Glück sind wir mit der Runde jetzt auch durch und können uns auf den Rückweg machen.   


Im zweiten Teil der Reise besuchen wir nochmal Florenz, bevor es in den Süden geht.


Zauber der Toskana 2



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