
Lotusblütenprozession
12.11.2019

Wie gesagt, wenden wir uns heute gen Süden. Pünktlich zur Abfahrt um 08:00 Uhr sind alle beisammen. Sechs Stunden Fahrt liegen vor uns.
Nachdem wir Bago hinter uns gelassen haben, wird es einsamer. Hier sind keine großen Städte mehr, nur kleine Ansiedlungen mit Häusern aus Palmblättern. Reis wird angebaut, aber auch Kautschuk und Pamelos.
Am Morgen hatte ich mir ja fest vorgenommen, alle Pagoden auf dem Weg zu zählen. Habe ich nach einer Stunde schnell wieder aufgegeben. Da war ich schon bei 30 Stück.
Hier glänzt es ja gülden von jedem dritten Hügel und auch am Straßenrand stehen kleine oder auch mal größere Pagoden.
Nach vier Stunden erreichen wir Thaton. Hier ist schon mehr los auf den Straßen. Trishawfahrer warten auf Kundschaft, so manches Sammeltaxi ist schon etwas überladen und was ich von Kleinkindern auf Motorrädern halten soll, weiß ich nicht so genau.

Im Stadtzentrum glänzt es gülden (ach ne!). Wie kann es auch anders sein. Mitten im Geschehen erhebt sich die Shwezayan Pagode. Die soll es angeblich bereits zu Lebzeiten des ersten Buddha
gegeben haben. Damit wäre sie etwa so alt, wie die Shwedagon in Yangon.
Jetzt sind es noch zwei Stunden bis Mawlamyine, doch im nächsten Dorf stoppt plötzlich der Verkehr und laute Musik erschallt. Wir sind mitten in einer Lotusblütenprozession gelandet. Zur Zeit ist ja Lichterfest und die Gläubigen bringen Lotusblüten zum Tempel. Das Schauspiel müssen wir uns natürlich anschauen. Weiterfahren können wir sowieso nicht. Ganz vorne tanzt uns ein Büffel entgegen und dann folgen junge Männer und Frauen mit Blumengestecken. Fein herausgeputzte Mädchen in Reih und Glied tragen eine Girlande, während die männliche Dorfjugend abrockt und für die Touristen noch einen obendrauf setzt.
Nach 10 Minuten ist die Karawane weitergezogen und der Weg wieder frei. So langsam sollten wir auch ankommen, wenn wir noch den Sonnenuntergang vom Pagodenhügel erleben wollen.
Doch es ist nicht mehr weit. Schon bald taucht die 3.5 km lange Brücke über den Thanlwin auf. Sie ist übrigens die längste Brücke in Myanmar. Dahinter liegt die Stadt am Ufer des Flusses. Zwischen den vorgelagerten Inseln kreuzen Barken und Passagierschiffe und oben auf den grünen Hügeln zieht sich ein Band von weißen und goldenen Pagoden entlang. Man kann schon verstehen, warum Kipling hier einst die Idee zu seiner Ballade "Road to Mandalay" hatte.
Um 16:00 Uhr sind wir am Hotel und in 15 Minuten soll es schon weiter gehen. Das reicht gerade mal zum Hände waschen. Tja, hier verschwindet die Sonne eben schon um 17:20 Uhr hinter dem Horizont und nimmt dabei keinerlei Rücksicht auf irgendwelche Touristen und ihre Bedürfnisse.
Unser Bus bringt uns zum Fuß der Kyaik Thanlan Pagode. Von dort wollen wir den Sonnenuntergang bewundern. Ich weiß ja nicht, warum über diese Sonnenuntergänge von den Pagodenhügeln so ein Hype gemacht wird. Aber dazu später mehr.

Solange noch Licht zum Fotografieren da ist, gehe ich die paar Stufen wieder hinab zum Seindon Mibaya Kloster.
Ein überdachter Gang führt hinab zu einem alten, schon leicht verfallenen Holzkloster.
Aber das macht gerade den Charme aus. Gegen eine Spende lässt der Mönch uns eintreten und der Weg hat sich gelohnt. Dicke Teakholztüren mit Schnitzereien, bunte Mosaikfenster und die kunstvolle Decke lassen mich staunen. Eine Renovierung würde dem alten Kloster, das vor 140 Jahren von einer Gemahlin des König Mindon gestiftet wurde, sicher gut tun, aber würde es dann nicht seinen besonderen Flair verlieren?
Vorbei an einem weiteren Stupa, begebe ich mich zurück zur Kyaik Thanlan Pagode.
Will ja schließlich nicht den Sonnenuntergang verpassen. Einen guten Platz dafür zu finden, erweist sich aber als recht schwierig.
Der goldfarbene Zedi oder die vielen filigranen Türmchen würden sich ja hervorragend als Vordergrund anbieten, aber man sieht die Sonne nicht.
So wandere ich ein wenig ziellos über die Plattform. Bewundere den Buddha und die Glocke

und überlege, ob sich der Blick vom Fahrstuhlturm für ein Sonnenuntergangsfoto anbieten würde.
Doch leider ist es die falsche Richtung und würde sich eher für den Sonnenaufgang eignen.
Man hat schon so seine Luxusproblemchen als Tourist.
Bleibt mir also nur eine der Götterstatuen, denn ohne Vordergrund gibt der Sonnenuntergang jetzt nicht so wirklich viel her. Dazu hat die Stadt zu wenig markante Gebäude und die Brücke liegt in der falschen Richtung.

Das ist es, was ich meine. Die Sonne geht zwar blutrot unter, aber das tut sie bei mir daheim auch. Für einen gelungenen Sonnenuntergang muss es bei mir schon etwas mehr sein.

Auf der Rückfahrt zum Hotel kommen wir am Nachtmarkt vorbei. Da will ich jetzt unbedingt noch hin und mir das anschauen. Sobald die Sonne untergegangen ist, verwandelt sich der Platz am Fluss in ein riesiges Freiluftrestaurant. Viele Händler bauen ihre Stände auf und bieten allerlei Spieße zum Grillen an. Die Auswahl ist enorm. Ich würde ja schon gerne mal den Fisch oder die Langusten testen, aber ich traue mich dann doch noch nicht. Wir sind zwar am Fluss und alles liegt auf Eis, aber wer weiß, wie das mit der Kühlkette so war. Also bleibt es beim Schauen.


all about Buddha
13.11.2019

Für heute habe ich mir Thein als Guide und Fahrer gebucht, damit ich ein paar mehr Buddhas sehen kann, als der Rest der Truppe. Ja, nach drei Tagen ist man noch heiß auf Buddhas. Das ändert sich aber mit der Zeit.
Pünktlich um 8:00 Uhr steht Thein mit seinem Auto vor dem Hotel. Auch ihn habe ich über meine Myanmar-Facebook-Gruppe empfohlen bekommen.
In Myanmar wird inzwischen zwar rechts gefahren, aber die meisten Pkws kommen aus Japan und sind für den Linksverkehr gedacht. Das stelle ich mir jetzt schon recht schwierig vor, aber vielleicht ist es auch einfach Gewohnheitssache. Thein scheint jedenfalls kein Problem damit zu haben.
Unser erstes Ziel liegt südlich der Stadt. Nach 27 km biegen wir links ab und folgen einer endlosen Reihe von Buddhas Schülern aus Beton. 500 Stück sollen das sein, aber ich bezweifle es ein wenig.


Wegen denen sind wir auch nicht gekommen, sondern ich will zum Win Sein Taw Ya, einer riesigen liegenden Buddhastatue. Seit 1991 wird an dem 180m langen und 30 m hohen Prachtstück gebaut. Er gilt als größter ruhender Buddha der Welt. Seit 2012 entsteht gegenüber eine weitere Statue, aber spiegelverkehrt. Der geht es aber wohl, wie dem Berliner Flughafen. Es tut sich nicht mehr viel.
Eine Brücke führt ins Innere und wer sich das antun möchte, kann in 182 Räumen auf mehreren Etagen in die Welt des Buddhismus eintauchen. Irgendwann habe ich aber aufgegeben, da ich mit den meisten Szenen sowieso nichts anfangen kann. Manche Bereiche und Treppen sind noch so unfertig, dass sie unser deutscher TÜV nicht abgenommen hätte. Übrigens haben die Erbauer der Anlage für die Konstruktion keine Architekten zu Rate gezogen. Ob das mal auf Dauer gut geht?
Die Vision für diesen Riesenbuddha hatte der inzwischen verstorbenen Mönch Badanda U Kay Tara. Aufgebahrt ist er in einem Glassarg ganz in der Nähe seiner Buddhas.
Gut, wenn man einen Guide dabei hat, denn der kennt meist die Orte, von denen man einen guten Blick hat.


Beim verstorbenen Mönch habe ich das Foto eines weiteren riesigen Buddhas gesehen. Thein meint, der sei nicht weit entfernt und so fahren wir da auch gleich noch hin.
Ich weiß nicht, wie viele Stockwerke voller Buddhastatuen der jetzt hat. Nach drei Stockwerken habe ich jedenfalls genug davon gesehen.
Etwas befremdlich finde ich das bunte Geblinke um die Buddhas, aber wenn es den Burmesen gefällt.

Wir begeben uns zurück Richtung Mawlamyine und machen noch einen Stopp an der
Zwei Pferde Pagode. Woher die ihren Namen hat, sieht man gleich, denn die Einfahrt wird von zwei Pferden flankiert.
Der Stupa liegt schön an einem See und beherbergt einen weiteren liegenden Buddha.

Der hat auch eingeritzte Füße, wie der in Yangon, aber nicht so schön ausgemalt. Ich frage mich jetzt gerade, ob der Win Sein Taw Ya die wohl auch hat?
Im Garten der Pagode tummeln sich einige Lebewesen aus Holz und Stein, darunter auch eine Spinne, Elefanten und eine Giraffe. Was die jetzt aber in Asien zu suchen hat, ist mir schleierhaft.
Am Morgen haben wir die beiden Bergheiligtümer Kyauktalon Taung und Yadana Taung links bzw recht liegen gelassen. Jetzt will ich aber doch einen Stopp einlegen.
400 Stufen sind es bis hinauf zur Pagode, wobei Frauen nicht bis ganz nach oben dürfen. Soll ich oder soll ich nicht?
Ich entscheide mich für den Aufstieg, beschließe aber nach 325 Stufen, dass die Aussicht von dort auch ganz nett ist und ich nicht bis oben muss. Ich schiebe das jetzt mal darauf, dass die Stufen in der Sonne richtig heiß geworden sind und nicht auf meine mangelnde Kondition.


Ich entscheide mich für Crab-Curry. Das ist zwar etwas schwierig zu essen und mit Sauerei verbunden, schmeckt aber echt lecker.
Außerdem habe ich Hunger und würde gerne burmesisch essen. Thein überlegt und findet dann ein schönes Mon-Restaurant auf dem Weg. Also, ich bin nicht der erste Tourist, der hier herkommt, denn es gibt eine extra Karte für Leute wie mich, die die burmesische Schrift nicht entziffern können.


Gestärkt geht es weiter. Diesmal in die andere Richtung. Im Reiseführer habe ich von einem Holzkloster gelesen, dass etwas abseits vom normalen Weg liegt. Da will ich hin. Schon bald verlassen wir die Straße Richtung Hpa An und es wird holprig und sehr dörflich.
Der Abstecher lohnt sich aber. Das Kloster U Nar Auk versteckt sich im Dorf Kor Nat. U Nar Auks Leben war ein wenig wie vom Tellerwäscher zum Millionär. Er fing als Kuhhirte an und brachte es zum Fährbetreiber.
Die Gebäude des Holzklosters sind wunderschön. Natürlich muss auch hier ein goldener Stupa zwischen den warme Holztönen hervorstechen. Ohne Gold geht es in diesem Land nicht.

Besonders die Holzdecken haben es mir angetan, aber auch die Mosaike und Reliefs. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich lieber hier herfahren, als zu dem unfertigen Buddhas. Auch wenn sie hundertmal die größten der Welt sind.
Da bis zum Sonnenuntergang noch etwas Zeit ist, schlägt Thein mir vor, dass wir noch ein paar weitere Pagoden auf dem Pagodenhügel besichtigen. Zuerst geht es zur U Zina Pagode. Sie ist die südlichste auf dem Gipfel.


Ihr Grundstein soll bereits im 3.Jhdt v. Chr gelegt worden sein. U Zina hat hier wohl beim Sprossen sammeln einen Topf mit Gold gefunden. Ob das wohl der Topf am Ende des Regenbogens war und ich den deshalb nie finde?
Und wer hat in der Shwedagon Pagode in Yangon aufgepasst und weiß wofür diese Schreine stehen?
(Und welcher ist meiner?)
Ganz am anderen Ende der Pagodenreihe erhebt sich die Maha Muni Pagode, die größte in Mawlamyine. Mir gefällt hier besonders das angeschlossene Kloster in seinen Rot- und Goldtönen und den Schnitzereien im Inneren.
Natürlich gibt es auch hier eine Buddhastatue. Diesmal teilweise in dezentem Silber gehalten und trotzdem reicht es mir heute so langsam mit Buddhas. Ich glaube, ich ertrage jetzt keinen weiteren, egal ob liegend, sitzend oder kopfstehend.

Auf dem Weg ins Hotel lasse ich Thein aber noch an drei der sieben Kirchen halten. Warum es hier wohl so viele Kirchen gibt? Ich denke, das hat die Stadt wohl den Engländern zu verdanken. Immerhin befand sich hier mal das Zentrum der Kolonialverwaltung. Eine Renovierung hätte die eine oder andere dringend nötig. Manche könnten glatt als Kulisse für einen Gruselfilm dienen. Sehr spooky.