Als kluge Drachen wussten wir ja, dass die Römer damals bis in die Pfalz vorgedrungen sind. Dass es rund um Bad Dürkheim aber noch so viele Überreste römischen Lebens gibt, war uns neu. Es gibt sogar einen Römerrundwanderweg, auf dem man sie alle entdecken kann.
Harvey brauche ich (Hektor) nicht lange überreden. Der findet Römer total spannend und so machen wir uns auf den Weg nach Bad Dürkheim.
Dort geht es zuerst durch den Kurpark, wo wir dieses Wasserrad bewundern. Das stammt aber nicht aus der Römerzeit, sondern zeigt nur, wie man früher in den Salinen Kochsalz aus natürlicher Sole gewonnen hat.

Vom Kurpark marschieren wir dann stramm bergauf in die Weinberge. Hier ist Startpunkt der vielen neuer Wanderwege rund um Bad Dürkheim und schicke Piktogramme haben sie bekommen. Uns gefallen die. Ist doch netter, als die ollen farbigen Punkte und Streifen. Hätten wir uns nicht bereits im Vorfeld für eine Tour entschieden, wären wir jetzt wahrscheinlich etwas überfordert gewesen.

Da wir uns aber heute den Römern widmen wollen, kommt nur diese Tour in Frage. Was aber nicht heißen soll, dass wir uns die anderen nicht auch irgendwann noch vornehmen.

Wir stehen hier oben auf dem Michelsberg und auch wenn es keine Überreste mehr gibt, haben hier schon die Römer gehaust. Die haben damals verschiedene Götter angebetet. Fanden die Christen wohl nicht so toll und so haben sie oft ihre Kirchen an Stelle der alten Heiligtümer errichtete. Der hiesige Berg und die Kapelle wurden dem Erzengel Michael geweiht. Wusstet ihr, dass der Teufel oft als Drache dargestellt wurde? Und der gute Michael galt als der Bezwinger des Teufels. Na toll, da müssen wir uns also nicht nur vor den Siegfrieds dieser Welt in Acht nehmen, sondern auch vor den Michaels. Nicht, dass da mal einer meint, er würde vor dem Teufel stehen. Obwohl, steckt nicht in jedem Drachen ein kleiner Teufel? Fragt mal unser Frauchen, die wird das bestimmt bejahen.

Wir wandern heute auf den Spuren der Römer und folgen daher ihren uralten Pfaden durch die Weinberge.
Na, habt ihr das alte Straßenschild entdeckt? Ich muss gestehen, trotz meiner scharfen Drachenaugen, habe ich eine Weile suchen müssen, bis ich es gefunden habe. Harvey behauptet zwar, er hätte es sofort erkannt, aber irgendwie glaube ich ihm das nicht.
Diese "Alte Weinstraße" führte von Bad Dürkheim nach Ungstein und war alles andere, als bequem. Pferde, Esel und Ochsen hatten große Mühe, die schweren Fuhrwerke über den Hügel zu ziehen.

Wie gut, dass es da an manchen Stellen Unterstände für eine Rast gab. Sie boten auch ausreichend Schutz gegen Wind und Wetter. Blöd waren die Römer nämlich nicht und haben ihre Rastplätze zur Ostseite gebaut. In der Regel kam das schlechte Wetter nämlich von Westen.
Wir gönnen uns auch eine kleine Rast, damit Frauchen mal wieder verschnaufen kann.

Ein Stückchen weiter des Weges treffen wir auf diese Steintröge. Harvey und ich sind fest der Meinung, das müssen wohl Pferdetränken gewesen sein. Die armen Viecher brauchten doch sicher eine Erfrischung auf dem anstrengenden Weg.
Frauchen belehrt uns aber eines besseren. Das sind Sarkophage, die man bei Straßenbauarbeiten in Pfeffingen gefunden hat und sie stammen aus der Zeit der Franken. Als die römische Herrschaft zu Ende ging, haben sie die Kontrolle der Grenzregionen übernommen. Wieso waren die Archäologen aber so sicher, dass hier keine Römer drin lagen? In einem der Särge hat man einen vergoldeten Spangenhelm gefunden und der stammte definitiv nicht aus der Römerzeit. So einen Helm konnten sich nur reiche Menschen leisten uns so vermutet man, dass hier einst der Adel lebte.
Wir finden das ja ein wenig gruselig, dass hier zwei Sarkophage herum stehen. Zum Glück liegen keine Skelette mehr darin. Also uns hätte die Sache mit den Tiertränken besser gefallen.

Unsere heutige Wanderung führt uns ja zum größten Teil durch die Weinberge. Gut für unser Frauchen, da geht es nicht so steil bergauf. Viel ist aber noch nicht zu sehen. Die Trauben sind längst abgeerntet und die neuen Reben lassen sich noch nicht blicken. Dafür blühen aber bereits die ersten Mandelbäume.

Mitten im Weinberg haben wir dann diesen Steinhaufen entdeckt. Ob der wohl auch römisch ist, rätseln wir, finden aber keine Anzeichen, dass dem so sei.
Egal, der große Brocken eignet sich hervorragend zum Hochklettern und Runterflattern. Frauchen ist gnädig und gönnt uns ein Viertelstündchen. Wahrscheinlich hat sie selber gerade eine Pause nötig. Gutes Timing!

Am Ende des Weges liegt das römische Weingut Weilberg vor uns. Auch wenn nicht mehr so viel erhalten ist, kann drache sich doch vorstellen, wie groß es einst war. Immerhin gehörte es zu den größten in der Pfalz und neben Wein wurde auch Getreide angebaut.

In ihrer südlichen Heimat am Mittelmeer hatte die Römer meist prachtvolle Bauten mit Innenhof. Da regnet es aber auch nicht so oft und die Winter sind milder. Der Hausherr vom Weilberg hat sich daher für eine Überdachung entschieden. Wir sind uns aber sicher, dass das Häuschen deswegen nicht weniger prunkvoll war. Jedenfalls war es ziemlich groß. Eigentlich Verschwendung, wenn drache bedenkt, dass der Eigentümer die meiste Zeit gar nicht hier gelebt hat, sondern in der Stadt.

Reich waren die Herren vom Weilberg bestimmt und so haben sie es sich gut gehen lassen, wenn sie denn auf dem Gut weilten. Bei unserem Gang durch die Ruinen sind wir auch auf eine große, komfortable Badeanlage gestoßen. 100m² war die groß. Wieviel Wasser die wohl verbraucht haben?
Die Toiletten haben wir auch entdeckt. Darauf waren die Römer ja besonders stolz und mit dem Abwasser aus der Badeanlage konnte hier gleich gespült werden.

Ein Stück unterhalb vom Herrenhaus steht die alte Weinkelter. Logisch, dass man seinen eigenen Wein herstellen möchte, wenn man ein Weingut besitzt.

Harvey ist neugierig und will sich das Ganze mal aus der Nähe betrachten. Leider kommt er nicht bis ganz an die Becken. Das heißt, eigentlich käme er schon, aber Frauchen meint, Absperrgitter gelten auch für kleine Drachen. Hier wurden die Trauben mit den Füßen zertreten. Harvey und ich würden das auch gerne mal machen. Frauchen ist sich aber nicht so sicher, ob der rote Traubensaft aus unserem Fell wieder rausgehen würde. Sie droht uns eine mehrmalige Fahrt in der Waschmaschine an, sollten wir es jemals versuchen. Harvey und ich tauschen Blicke und sind uns sofort einig: das wäre es wert. Wusstet ihr übrigens, dass das Wort keltern vom lateinischen calcare abstammt? Und das bedeutet nichts anderes, als "mit den Füßen treten".

Wir kehren dem Weingut den Rücken und wandern weiter durch die Weinberge. Nach kurzer Zeit erreichen wir einen eher gruseligen Ort, der heute mit den blühenden Bäumen eigentlich recht nett ausschaut.
Im Mittelalter jedoch stand hier eine Hinrichtungsstätte. Am Galgen erhängt zu werden war damals die Hinrichtungsart schlechthin. Da konnte man die Erhängten zur Abschreckung prima ein paar Tage hängen lassen. Deshalb stand der Galgen auch an einer weithin sichtbaren Stelle.
Wie gut, dass es heute keine Galgen mehr gibt. Wer weiß, wie schnell so ein armer kleiner Drache sonst zum Hängen verurteilt würde. Nicht, dass wir gemeingefährliche Dinge anstellen, aber manchmal haben wir es schon faustdick hinter den Ohren.
Harvey fragt sich gerade, wozu das Loch in dem Stein wohl gut war? Wir hoffen jetzt beide, dass das nur ein Gedenkstein ist und nicht eine Art Guillotine. So nach dem Motto: Kopf durch und ab. Oh weh, nur schnell weg von hier, sonst habe ich heute Nacht noch Alpträume.

Von der einstigen Römervilla am Annaberg ist leider nur noch diese Wasserleitung mit Brunnen erhalten. Die gehörte bestimmt zum Badehaus. Ob das wohl auch so groß war, wie das im Weingut?

Ein Schild am Brunnen warnt, dass dies kein Trinkwasser sei. Harvey meint aber, es sähe doch recht frisch und sauber aus und das Römische Reich sei sicher nicht untergegangen, weil jemand aus dieser Quelle getrunken habe. Und schon hat er einen großen Schluck genommen. Wie war das doch gleich mit dem Teufel im Drachen? Zum Glück hat Frauchen das nicht gesehen, sonst hätte es bestimmt Ärger gegeben. Es hat ihm übrigens nicht geschadet.

Ein römisches Highlight fehlt uns noch auf der heutigen Tour und das ist der Steinbruch. Harvey hat den Wegweiser schon entdeckt und führt unsere kleine Truppe an.

Bisher ging es ja schön flach durch die Weinberge, aber das ändert sich jetzt. Steinbrüche liegen nun mal selten im flachen Gelände. Armes Frauchen, wieder keine Wanderung ohne Anstieg.

Und dann ist auch noch der Weg versperrt. Das hatten wir ja schon länger nicht mehr. Für uns Drachen überhaupt kein Problem. Wir können drüber flattern oder klettern, aber auch unter durch krabbeln. Flattern und kabbeln fällt bei Frauchen flach. Bleibt ihr nur zu klettern. Zum Glück ist das auf der einen Seite recht gut machbar und so können wir schon nach kurzer Zeit unseren Weg fortsetzten.

Wow, das ist jetzt mal ein riesiger Steinbruch. Warum aber heißt der Kriemhildenstuhl? Den ollen Siegfried kannten die Römer doch überhaupt nicht. Oder ist der vielleicht gar nicht römisch? Doch, ist er, aber im Mittelalter glaubte man wohl, alles in der Gegend habe irgendwie mit den Nibelungen zu tun und so kam der Steinbruch zu seinem Namen.

Wir schauen uns das jetzt mal genauer an. Sieht so aus, als ob die das damals in Stufen abgebaut haben. Frauchen erklärt, das sei wohl von unten nach oben passiert und auf verschiedenen Ebenen. Deshalb gäbe es heute die vielen Stufen. Wahrscheinlich haben die Römer irgendwann festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, die Felsblöcke von hier oben weiter zu transportieren. Vielleicht wurden deshalb nur ca 20 000m³ Stein abgebaut. Wir sind total baff, als Frauchen uns erklärt, dass das mal eben für ein größeres Stadttor gereicht habe. So ein großer Steinbruch und was bleibt davon? Ein Stadttor, was heute vielleicht nicht mal mehr steht.

Doch genug Geschichte. Dieser Steinbruch mit seinen Stufen lädt einfach zum Klettern ein. Nachdem wir Frauchen versprochen haben gut aufzupassen und auf den unteren Ebenen zu bleiben, gewährt sie uns ein wenig Freizeit. Ich glaube, manchmal vergisst sie, dass wir Drachen fliegen können. Was soll also schon groß passieren? Wenn wir abrutschen, breiten wir die Flügel aus und segeln zu Boden.

Während ich noch eifrig über die Steine hüpfe, hat Harvey seltsame rote Pfeile in den Felswänden entdeckt. Das will er sich genauer anschauen und flattert nach oben. Wow, die haben hier nicht nur Steine abgebaut, sondern auch Zeichen und Inschriften hinterlassen. Ob denen bei der Arbeit ab und zu langweilig war? Wozu sonst die Zeichen? Einen Steinbruch muss man doch nicht verschönern und von unten sieht man das meiste mit bloßem Auge überhaupt nicht.
Die waren schon echt seltsam, die Römer.

Einen letzten Blick werfen wir auf den Steinbruch und dann machen wir uns auf den recht steilen Abstieg nach Bad Dürkheim. Wie so oft zieht sich dieses letzte Wegstück bis zum Bahnhof unendlich in die Länge.

Das war mal wieder eine interessante Wanderung mit vielen spannenden Entdeckungen. Der Römerrundwanderweg hat noch eine zweite Schleife Richtung Wachenheim und der Villa Rustica. Auf dem Abschnitt gibt es aber nicht so viel zu sehen. Vielleicht machen wir ihn aber trotzdem noch und schauen mal, wie weit die Mandelbäume schon sind.
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Violetta (Dienstag, 19 April 2022 23:06)
Hallo Hektor, hallo Harvey,
da habt ihr ja mal wieder eine schöne Tour gemacht :-)
Das Piktogramm für den Römerrundweg ist ja wirklich cool!
Wir finden eigentlich nicht, dass in jede Drachen auch ein kleines Teufelchen steckt. Eigentlich sind wir doch ganz liebenswerte Wesen und die Siegfrieds und Michaels dieser Welt sollen uns bloß in Frieden lassen!
Toll, dass ihr immer wieder Zeit zum Klettern und Erkunden hattet - das hätte mir auch gefallen!
Vielen Dnak, dass ihr uns immer an euren tollen Touren teilhaben lasst <3
Liebe Grüße,
Violetta