Rheinmetropolen

Saisonende und ein Schnäppchenpreis, da muss ich einfach zuschlagen, obwohl ich sowohl Antwerpen als auch Amsterdam bereits kenne. A-ROSA macht irgendwie süchtig.

Richtung Ruhrpott

02.11.2018

12°C
12°C
308 km
308 km

Pünktlich Feierabend klappt heute zum Glück.

 

Um 18:30 Uhr geht mein Zug nach Duisburg. Heute bin ich ohne Umstieg unterwegs und so ist mir eigentlich egal, ob er pünktlich ist. Doch mit nur 5 Minuten Verspätung fährt der ICE ein, aber mal wieder in umgekehrter Reihenfolge. Was mich aber viel mehr erschreckt, ist die Tatsache, dass mein Sitzplatz lt. Anzeige nur bis Düsseldorf reserviert ist. Der Zug wird doch wohl hoffentlich nicht dort enden? Zum Glück entfällt nur der Halt in Siegburg/Bonn und das ist mir ebenfalls ziemlich egal. Durch den entfallenen Halt ist er dann auch super pünktlich in Duisburg.

 

 


Eigentlich hätte meine Flusskreuzfahrt ja in Köln beginnen sollen, aber durch das extreme Niedrigwasser kann Köln schon eine Weile nicht mehr angefahren werden. Allzu traurig bin ich darüber nicht. Im Gegensatz zu Köln, kenne ich Duisburg noch nicht (sieht man mal von den Schimanski-Tatorten ab)

Für heute ist aber nichts geplant und so steuere ich mein Hotel gegenüber dem Bahnhof an.

im Schimanski-Revier

03.11.2018

11°C
11°C
4 km
4 km

Ausgecheckt bin ich ja schon.

 

Der Preis fürs Hotelfrühstück liegt oberhalb meiner Schmerzgrenze, bzw. oberhalb dessen, was ich in der Lage bin an Gegenwert zu verzehren. Für einen Bruchteil kann ich beim Bäcker im Bahnhof auch satt werden.

 

 


Dann mach ich mich mit Sack und Pack auf Stadtrundgang. Ich folge der Königsstraße Richtung Innenhafen, vorbei am König-Heinrich-Platz mit dem Stadttheater.

 

 

 

 

 

 

 

Das war es dann aber fast schon mit Sightseeing in diesem Teil der Stadt. Viel mehr gibt es hier nicht zu entdecken, bis auf ein paar alte (zugegeben schöne) Häuser und Brunnen.

Dafür weihnachtet es schon sehr. Selbst die Buden für den Weihnachtsmarkt werden schon aufgestellt. Der beginnt hier bereits am 15.11. Wird irgendwie auch jedes Jahr früher, dem Konsum sei dank.

Ein Stück weiter wird es aber doch noch interessant oder bunt. Hier steht der "Lebensretter“-Brunnen. Unverkennbar ein Werk von Niki de Saint Phalle.

Warum wird der aber wohl im Volksmund "Pleitegeier“ genannt. Sollte es etwa der Stadt finanziell nicht so gut gehen?


Die halbe Strecke bis zum Binnenhafen wäre geschafft. Der weitere Weg führt mich durch die Altstadt (was man so Altstadt nennt). Zugegeben, nachdem die Engländer im Mai 1943 die Stadt in Schutt und Asche gelegt hatten, war von der Altstadt auch fast nichts mehr übrig.

Immerhin lassen die Wiederaufbauten von Rathaus

und Kirche ein wenig Altstadtgefühl aufkommen, obwohl ich an unseren deutschen Kirchen ja immer ein wenig die Wasserspeier vermisse. Hier gibt es immerhin ein Wildschwein.

Ein Gebäude jedoch hat den Engländern getrotzt. Das Dreigiebelhaus ist das älteste Wohnhaus der Stadt.

 

Es hat wirklich drei Giebel, steht aber so eingezwängt zwischen den anderen Häusern, dass man höchstens zwei davon aufs Foto bekommt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um die Ecke noch ein paar Reste der alten Stadtmauer und dann bin ich wohl durch mit Duisburgs Attraktionen.

Aber halt, da war doch noch was.

Ich meine mich zu erinnern, dass Duisburg ein bedeutender Binnenhafen ist.

Wo ich jetzt stehe, floss vor langer, langer Zeit der Rhein und bildete die Grenze zum römischen Reich. An seinem Ufer, wo heute Rathaus und Salvatorkirche stehen, lag ein Königshof.

Doch dann entschied der Rhein irgendwann sein Bett nach Westen zu verlagern und aus der einstigen Handelsstadt wurde ein unbedeutendes Städtchen. Dumm gelaufen.

 

Im 19.Jhdt kam dann die Idee auf, die Stadt wieder mit dem Rhein zu verbinden und so entstanden Außen- und Innenhafen.

 

Bergbau gab es ja rundherum genug und so siedelte sich hier zuerst die Holzindustrie an, gefolgt von Getreidemühlen. Einige der Speichergebäude kann man heute noch sehen.

In den 1960igern war dann aber endgültig Schluss mit der Mühlenwirtschaft und längst werden hier keine Güter mehr verschifft. In den alten Speicherhäusern sind jetzt Büros und ein Teil des Hafenbeckens wurde zur Marina.

 

 

 

 

 

 

 

Den Kormoranen scheint es hier jedenfalls zu gefallen.

 

 

Duisburg gilt mit seinen 10km² Fläche als der größte Binnenhafen Europas. Also müssen da ja noch mehr Hafenbecken sein. Um die zu erkunden bietet sich eine Hafenrundfahrt mit der "weißen Flotte“ an. Die geht wahlweise eine oder zwei Stunden und beginnt an der Schwanentorbrücke. Die war das Tor zum Innenhafen und hubfähig, um größere Schiffe passieren zu lassen. Da dies aber nicht mehr nötig ist, wurde sie stillgelegt.

 

 

 

 


Unser Schiff startet in die andere Richtung und passiert als erstes die Marientorbrücke. Die ist noch klappbar und im Inneren befindet sich ein Sperrtor gegen Hochwasser. Bei dem momentanen Pegelstand ist das aber eher arbeitslos.

 

Durch den Außenhafen mit seinen Trockendocks und Erzterminals geht es weiter Richtung Rhein.


Leo ist auch ein Kran, aber was für einer. Er ist der stärkste Kran im ganzen Hafen und hebt mühelos bis zu 300 t.

Kräne gibt es im Duisburger Hafen wie Sand am Meer, aber es gibt nur einen Leo.

Ein Stück geht es jetzt den Rhein hinab. Auch hier haben sich Fabriken und Mühlen angesiedelt.

 

Was aber das orange Ding da am Ufer soll? Das ist Rheinorange und steht für Duisburg als wichtigen Standort der Stahlindustrie. Hätte man aber auch mehr draus machen können.


Am Poseidon biegen wir ab Richtung Becken B. Hier liegt links die Kohleinsel und rechts die Schrottinsel. Die zwei Schiffsveteranen sind zwar alt, aber als Theater und Veranstaltungsraum noch voll im Dienst. Gehören also noch nicht zum alten Eisen.

Am Ende des Beckens heißt es kehrt Marsch durch den Hafenkanal zurück Richtung Rhein.

In der Ferne sieht man die Schleuse Meiderich, hinter der der Rhein-Herne-Kanal beginnt.

 

 

Direkt am Eingang ist das Büro des Hafenmeisters mit der Pegeluhr. Normalerweise sollte die zwischen 3.50 und 4.00 Meter anzeigen. Heute sind es nur schlappe 1.68, Tendenz immer noch fallend.

 

 

An der Steiger Schifferbörse, wo früher die Preise für die Frachten ausgehandelt wurden, liegt das Museumsschiff Oscar Huber, ein alter Raddampfer aus dem Jahr 1922 und gegenüber mein Zuhause für die nächsten Tage.

Wir erreichen wieder Vater Rhein, biegen aber an der Mühlenweide mit dem Flaggenmast gleich wieder ab in den Hafenmund.


Bis zum Südhafen geht unser Tour noch. Dort befindet sich das größte Container Terminal der Stadt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zurück an der Steiger Schifferbörse legt die "Mercator“ einen Zwischenstopp ein, um neue Fahrgäste aufzunehmen. Ich verlasse hier das Schiff. Erstens ist die eigentliche Hafenrundfahrt hier sowieso zu Ende. Die restlichen 45 Minuten braucht das Schiff um gegen den Strom wieder zum Ausgangsort zurückzufahren. Zweitens liegt ja genau gegenüber die A-ROSA BRAVA und wartet auf mich. Zwischen uns liegen nur eine steile Treppe (der Pegel ist wirklich sehr niedrig), ein paar Meter Wasser und leider keine Brücke.

So muss ich erst ein Stück den Vinckekanal hoch laufen bis zur nächsten Brücke und dann auf der anderen Seite wieder zurück.

 

Bin ich froh, dass ich beschlossen habe schon einen Tag früher anzureisen, um mir Duisburg anzuschauen. Die Alternative wäre gewesen, wie vorgesehen bis Köln zu fahren und dann den A-ROSA-Shuttle zu nutzen. Muss aber Berichten nach etwas chaotisch gewesen sein und wenn eine ganze Busladung gleichzeitig ankommt, kann die Organisation noch so gut sein, es staut sich an der Rezeption.

Da kann ich das Ganze doch viel relaxter angehen. Da ich weit vor den Bussen da bin, geht der Check-in ratzfatz und ich kann meine Kabine beziehen.

Bis zur verpflichtenden Sicherheitsschulung ist noch ein wenig Zeit, die ich an Deck verbringen will. Vielleicht ist die Abfahrt ja noch vorher und vielleicht erwische ich auch noch den Sonnenuntergang. Zweiteres wird schwierig, wie ich an Deck feststellen muss. Das Schiff liegt so niedrig, dass die Sonne bereits hinter dem Deich verschwunden ist. Mit der Abfahrt klappt es aber dann doch und nachdem wir in den Rhein eingebogen sind, wird es auch noch was mit dem Sonnenuntergangsbild. Nicht das allerschönste, aber was will man bei einer Industriestadt im Hintergrund auch groß erwarten.

Rechtzeitig zum Abendessen bin ich im Restaurant. Das Schiff ist nicht ausgebucht und so hoffe ich auf einen Platz im gemütlicheren Café-Restaurant. Da gibt es an den Seiten auch zwei Zweiertische.

Das Markt-Restaurant mit seinem großen Tisch in der Mitte erinnert mich irgendwie immer ein bisschen an Kantine, auch wenn es schön eingedeckt ist.

Erstmal gestärkt begebe ich mich zu Bett und lausche den Wellen, die an mein Bugauge klatschen. Ich liebe dieses Geräusch und morgen geht es weiter mit Rheinmetropole zwei.

Rheinmetropolen (2) - Antwerpen