Burma, Birma oder Myanmar, wie auch immer man das Land nennen mag, es hat etwas mystisches an sich. Noch immer gibt es viele Landesteile, die für Touristen gesperrt sind und andere, die noch nicht lange bereist werden dürfen. Dort findet man noch das ursprüngliche Myanmar.
Bagan und besonders Mandalay sind inzwischen fest in touristischer Hand und entsprechend überlaufen.
Doch macht euch selbst ein Bild, ob sich eine Reise in das Land der goldenen Pagoden lohnt.


das Abenteuer beginnt
08.11.2019


Geht der Flieger vor der Mittagszeit raus, mache ich mich in der Regel schon am Vortag auf den Weg zum Flughafen. Alles andere ist mir zu viel Stress.
Da Lufthansa auch mal wieder streikt, sind die Züge gut voll. Zumindest laut Bahn-App. Also mache ich mir vorsichtshalber eine Platzkarte, auch wenn ich sie eigentlich nicht brauche oder nutzen werde. Just in case der Zug ist überfüllt und alle Personen ohne Platzkarte müssen raus. Den Stress brauch ich echt nicht. Ganz recht hat die App aber nicht gehabt. So voll war der Zug jetzt auch wieder nicht.
Am Airport heißt es erst mal im Hotel einchecken und dann will ich rüber ins Terminal 2 noch einen Happen essen. Vorher mache ich aber einen kleinen Umweg. Will doch mal schauen, wo die Check-in Schalter der Singapore Airlines für morgen sind. Wie praktisch, da stehen auch Automaten rum. Vielleicht klappt es ja jetzt schon mit dem Check-in für morgen. Online war es leider nicht möglich, da Gruppenbuchung. War dann ganz easy. Einmal Filekey eintippen und Pass scannen und schon bin ich im Besitz meiner Bordkarten und auch den Label fürs Gepäck spuckt der Automat aus.
Dann kann ich jetzt ganz gemütlich einen Happen essen und muss morgen nicht ganz so früh am Schalter sein.
Traditionen sind dazu da gebrochen zu werden und so gibt es heute mal kein MD, sondern ein lecker Schnitzel.
Gesättigt geht es retour ins Terminal 1, wo mein Bett im Hilton schon auf mich wartet.

auf nach Asien
09.11.2019

Eingecheckt bin ich ja bereits. Um 08:30 Uhr ist der Schalter schon besetzt, aber noch kein Andrang. Schnell verschwindet der Koffer in den Tiefen des Flughafens und macht sich auf den Weg zum Flieger. Ich auch, denn Frankfurt rühmt sich zur Zeit nicht mit Schnelligkeit an der Security. Die Zeiten, wo man eine Stunde vor Abflug am Flughafen sein konnte sind längst vorbei. Ob es am Bereich B liegt oder ich einfach nur Glück habe? Die Schlange ist zwar recht lang und windet sich um einige Ecken, aber nach 30 Minuten bin ich inklusive Handgepäck überprüft und für ungefährlich befunden.

Der Flug ist nicht wirklich erwähnenswert, aber was will man in Economy auch erwarten. Die Airlines werben zwar alle damit, wie toll sie sind, doch das gilt in der Regel erst ab Business aufwärts.
In der Holzklasse sind die alle mehr oder weniger gleich. Das gilt auch für die Mahlzeiten.
Das Kinoprogramm finde ich ebenfalls nicht wirklich berauschend und so ziehe ich mir alte Folgen von "Two and a Half men“ rein. Die Abflugszeit am Mittag ist eigentlich auch ungünstig, denn für deutsche Zeit ist es viel zu früh zum Schlafen.

Mingalabar Myanmar
10.11.2019

Irgendwann sind wir dann im Landeanflug auf Singapore mit nur noch zehn Minuten Verspätung. Trotzdem bin ich froh, dass ich einen Platz im vorderen Bereich habe, denn mir bleiben genau
30 Minuten bis das Gate des Anschlussfluges schließt. Hört sich viel an, bedeutet aber Terminalwechsel plus ein ewig langer Fußmarsch.
Also, ich würde keine Umsteigeverbindung in Singapore mit weniger als 90 Minuten buchen. Es sei denn man legt Wert auf einen kleinen Adrenalinschub. Zum Glück findet der Security-Check direkt am Gate statt. Das verringert die Wartezeit erheblich. Kaum bin ich durch, erfolgt auch schon der
Last-Call fürs Boarding. Wow, gerade so geschafft.
An Bord gibt es ein zweites Frühstück und 2.5 Stunden später landen wir in Yangon.
Dort erwartet mich gleich die erste Überraschung. So schnell bin ich schon lange an keinem Flughafen mehr eingereist. Nicht mal in Frankfurt mit meinem deutschen Pass. Keine 15 Minuten nachdem sich die Flugzeugtüren geöffnet haben, bin ich schon in Pyidaunzu Thanmada Myama Nainngandaw, wie das Land offiziell heißt, eingereist.
Und auch die Geschichte mit den Geldscheinen, die einwandfrei und ungeknickt sein müssen, kann ich so für Euro und die Wechselstuben am Flughafen nicht bestätigen.
Unser Guide für die nächsten drei Wochen wartet schon und bald ist die 13köpfige Truppe mit zwölf Koffern auf dem Weg zum Hotel. Richtig gelesen, ein Koffer hat es in Singapore nicht zur Anschlussmaschine geschafft. Bin nur froh, dass das nicht meiner war.
Der Flughafen liegt ca 20 km nördlich des Zentrums im Stadtteil Mingaladon. Zum Glück liegt unser Hotel außerhalb des Zentrums Richtung Flughafen, sonst wäre die Transferzeit noch länger gewesen.
Nach 40 Minuten Busfahrt sind wir am Hotel angekommen und obwohl es erst 10:30 Uhr ist, sind die meisten Zimmer schon fertig. Perfekt, da kann ich mich noch eine Runde aufs Ohr hauen, bevor ich mich mit Maximilian Mäxchen in der Hotelhalle treffe.
Ihn habe ich auf Facebook über eine der Myanmar-Gruppen kennengelernt und ihn mir für die nächsten zwei Tage als Guide gebucht. Pünktlich um 13:00 Uhr erwartet er mich in der Hotelhalle und wir besprechen kurz das Programm für die nächsten zwei Tage.

Heute wollen wir uns das koloniale Yangon, sowie Chinatown vornehmen.
Mit dem Taxi geht es zuerst zum Minister's Office.
Hier hatte einst die britische Kolonialverwaltung ihren Sitz und entsprechen prunkvoll ist das Gebäude mit seinen Rundbögen, Türmchen und Kuppeln. Von hier wurde bis 1905 die gesamte Kolonie verwaltet und selbst danach war es noch Regierungssitz. Das hat sich geändert, seit Nay Pyi Taw die neue Hauptstadt ist. Wie schön, dass es jetzt endlich restauriert wird und man es zur Zeit sogar betreten darf.
Weiter geht es zur St Mary's Cathedral. Das ist jetzt mal eine katholische Kirche, die sogar mir gefällt, weil sich Prunk und Pracht in Grenzen halten und nicht überall güldene Putten herumschwirren.

Wir folgen der Sule Pagoda Road und treffen auf selbige. Wie eine Burg steht sie mitten im Kreisverkehr. Da sie aber nicht so pompös wie die Shwedagon ist, verzichte ich auf einen Besuch.
Drumherum die geballten Überreste der kolonialen Vergangenheit.


Daneben das Immigration Department, heute eine Bank. Klar, die können sich so eine Renovierung leisten. In seiner Geschichte war es aber auch schon mal ein Kaufhaus.

Obwohl, wenn ich mir die City Hall so betrachte, haben sich da doch einige birmanische Elemente eingemogelt, wie die dreistöckigen Dächer oder die Naga-Schlangen am Eingang.

So eine ehemalige Kolonie muss ja auch ein Unabhänigkeitsdenkmal haben. Flankiert von Löwen-Drachen steht es mitten im kleinen Mahbabandoola Park.
Damit sind wir aber noch lange nicht durch mit den Kolonialbauten.
Nicht zu übersehen ist der Gerichtshof. Mit Glockenturm und Löwenstatuen macht er ordentlich was her. Doch was nutzt die ganze schöne Pracht, wenn Yangon plötzlich nicht mehr Hauptstadt ist und auch das oberste Gericht wegzieht.


Immer weiter geht es durch das koloniale Viertel, vorbei an renovierten, aber auch dem Verfall überlassenen Gebäuden, wie dem Yangon Division Court. Wer weiß, wie es um die schönen alten Gebäude heute bestellt wäre, wären nicht so viele während des Zweiten Weltkrieges bombadiert und teilweise zerstört worden.

Doch mich zieht es jetzt zu einem besonderen Gebäude. Obwohl, besonders schön ist es eigentlich nicht, das Strand Hotel. Ich liebe aber diese alten traditionellen Hotels, die es überall auf der Welt gibt und hier möchte ich wenigstens eine Tasse, nein nicht britischen, aber burmesischen Tee zu mir nehmen.


Gestärkt wenden wir uns dann Little India und Chinatown zu. Als der siamesische Prinz 1936 Yangon besuchte, wunderte er sich, dass auf den Straßen kaum Einheimische zu finden waren. Wahrscheinlich war er im heutigen Chinatown und Little India unterwegs. Dort lebten damals 200 000 Asiaten und 30 000 Chinesen. Nicht nur ihre Herkunftsländer waren verschieden, sondern auch ihre Religionen. Gurkhas aus Nepal, Hindus aus Sri Lanka, Chinesen aus Guangdong und Muslime aus Gujarat lebten in den Vierteln friedlich zusammen. Selbst Juden aus dem Mittleren Osten hatten hier eine Bleibe gefunden. Noch heute findet man Moscheen und Hindutempel Seite an Seite.
Die Straßen sind hier viel enger und keiner kümmert sich um die alten Kolonialgebäude. Was für eine prachtvolle Stadt muss Yangon damals gewesen sein? Ganz ehrlich, mir gefallen diese zerfallenen Häuser, in denen sich die Natur schon wieder breit macht.
Bevor wir unseren Hunger in den Garküchen der 17. Straße stillen, ist noch Zeit für einen kurzen Besuch im Kheng Hock Keung Tempel. Jetzt heißt es für mich zum ersten Mal Schuhe aus auf dieser Reise. Noch ahne ich nicht, wie oft mir das in den nächsten drei Wochen passieren wird. Hier wird die chinesische Göttin der Fischer und Seefahrer verehrt. Macht ja Sinn in einer Stadt am Fluss.

Und dann ist endlich Essenszeit für heute. Einmal schlendern wir die vielen Restaurants mit ihren Auslagen ab. Was es da nicht alles an Spießen gibt. Gemüse für Vegetarier, aber auch Fleisch entweder scharf oder süßsauer. Damit kann man sicher nicht viel verkehrt machen am ersten Abend. Die Fische und Meerestiere hebe ich mir für einen späteren Zeitpunkt auf. Schließlich haben wir uns für ein Lokal entschieden und bekommen ein Körbchen in die Hand gedrückt. Dort hinein kommen nun all die leckeren Spieße, die wir gleich verzehren wollen. Wir suchen uns ein freies Plätzchen und wenige Minuten später steht unser Nachtmahl auf dem Tisch.
Gesättigt bummeln wir noch über den Nachtmarkt. Hier gibt es im Prinzip das gleiche Angebot, nur an Ständen und nicht in Restaurants. Allerdings sind wir noch zu früh und nicht alle Stände sind besetzt.
Maximilian ruft uns ein Taxi und er bringt mich ins Hotel. Ich glaube, ich brauche jetzt erst mal eine ordentliche Mütze Schlaf, damit ich mich morgen der Shwedagon Pagode zuwenden kann.


Buddhas ohne Ende
11.11.2019


Schon früh am Morgen begrüßt mich die Shwedagon Pagode zum Frühstück. Die wird mich heute bis zum Abend begleiten.
Zur Zeit ist Vollmond und in allen burmesischen Pagoden wird das Lichterfest gefeiert. Kein Wunder, dass die Menschenmassen nur so zur berühmten Schwedagon Pagode strömen. Da die unbedingt auf dem Programm eines Yangon Besuchs stehen muss, strömen Maximilian und ich mit. Als Ausländer muss ich 10 000 MMK berappen, damit ich eingelassen werde. Maximilian ist als Buddhist davon befreit. Wäre ja auch noch schöner. Man stelle sich mal vor, wir müssten für unsere Kirchen Eintritt bezahlen. Obwohl, am Kölner Dom machen die keinen Unterschied nach Religionen. Da muss ich auch Eintritt berappen.

Wie alt die Shwedagon Pagode ist, weiß keiner so genau. Man munkelt, sie sei bereits 2500 Jahre alt, doch datieren einige die Gründung auch auf das 6. bis 10. Jhdt. Selbst das wäre noch ganz schön alt.
Wie das so ist mit Heiligtümern, hat auch diese Pagode ihre Legende. Vor mehr als 2500 Jahren machten sich die beiden Händler Tapussa und Bhallika mit ihrem Schiff von Yangon aus auf den Weg nach Indien. Dort trafen sie einen Nat, der sie zu Buddha führte. Bei seinem Anblick fielen sie auf die Knie und überreichten ihm Honig. Als sie schließlich weiterzogen, schenkte Buddha ihnen acht Haare, die sie in ihrer Heimat aufbewahren sollten. Unterwegs mussten sie aber vier Haare an den König von Ajjhatta und den Naga-König Jayasena abtreten, sodass sie zuhause nur noch ein Kästchen mit vier Haaren an König Okkalapa abliefern konnten. Als dieser es öffnete, waren welch Wunder wieder alle acht Haare darin. (Na sowas aber auch) Sie schwebten leuchtend in der Luft und vom Himmel regnete es Edelsteine. Das Gehörlose plötzlich hören, Stumme reden und Lahme gehen konnten, brauch ich sicher nicht extra erwähnen. Der König ließ die Haare in einem Stupa auf dem Singuttara Hügel einmauern und so entstand die Shwedagon Pagode. Sie ist das Nationalheiligtum des Landes.

Damals war sie allerdings nur 10 m hoch. Im Laufe der Jahrhunderte trugen die birmanischen Könige kräftig dazu bei, dass der Stupa immer höher wurde. Seit 1453 ist sie vergoldet. Damals stiftete Königin Shinsawbu ihr Körpergewicht in Gold, was später von vielen Herrschern nachgeahmt wurde. Heute ist er 100 m hoch und trägt eine Hülle aus 9.75 Tonnen Gold. Nach dem heutigen Goldwert wären das ca 416 500 988 Euro. Die 4351 Diamanten, Rubine, Saphire und Topase, sowie der 76-karätige Diamant an der Spitze sind dabei noch nicht mal berücksichtigt. Wer weiß, wie viel Gold da noch mit den vielen Buddhas in den Tazaung (Gebetshallen) dazu käme. Was könnte man mit all dem Geld Gutes tun. Angeblich soll es ja im Berg unter der Pagode eine geheime Kammer mit noch mehr Edelsteinen geben. Maximilian hat mir den Eingang zu diesem Bereich gezeigt.
Die birmanesische Woche hat 8 Tage. Da das aber mit den modernen Kalendern nicht funktionieren würde, ist der Mittwoch zweigeteilt. Jedem Wochentag ist ein Planet und ein Tier zugeordnet. Rund um den Stupa sind für jeden Wochentag Schreine zu finden. Hierher kommen die Gläubigen und begießen die Tiere mit Wasser, um dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Hoffentlich ist es nicht wasserscheu, das Glück.
Da ich an einem Sonntag geboren bin, ist mein Zeichen die Sonne und mein Tier der mächtige Garuda. Hört sich besser an, als wäre es ein Meerschweinchen (Freitag) oder eine Ratte (Donnerstag). Mit Löwe (Dienstag), Tiger (Montag) und Elefant (Mittwoch) könnte ich aber auch gut leben. Notfalls auch noch mit der Drachenschlange Naga (Samstag). Übrigens haben Arbeitselefanten den Mittwoch frei, weil es ihr Tag ist.
Ich steuere jetzt mal den Sonnenschrein an. Vielleicht kann ich dem Glück ja ein wenig nachhelfen. Allerdings ist der Andrang hier recht groß. Das kann dauern. Da hab ich aber nicht mit der Freundlichkeit der Burmesen gerechnet. Ein Mann reicht mir eine der Schalen. Finde ich echt erstaunlich, wo er doch sicher weiß, dass ich nicht mal Buddhist bin und hier eigentlich nicht wirklich was zu suchen habe. Mit ein Grund, warum ich die Menschen hier so mag.
Übrigens kann man die Wochentage auch geballt haben, denn es gibt eine Acht-Wochentage-Pagode. Auf so eine werde ich in den kommenden Wochen noch öfter stoßen.


In so einer Pagode finden sich aber nicht nur die Tiere der Wochentage. Nein, sie wimmelt nur so von Nats, Drachen und Wächterlöwen. Besonders mit den Nats, den Schutzgeistern, sollte man es sich nicht verderben. Ich persönlich bin aber ein Fan der Löwen.

Auf dem weiteren Rundgang treffen wir noch auf die Maha Gandha Glocke. König Singu hat sie 1779 gießen lassen, in der Hoffnung er würde dann als Buddha wiedergeboren werden. Ich denke aber, dazu benötigt es mehr, als eine Glocke und sei sie noch so wertvoll. Mit Geld bzw Gold kann man schließlich nicht alles kaufen.

Eine Pagode fällt mir auf. Sie ist anders als die anderen und mit bunten Fresken geschmückt. Sie ist eine Nachbildung der indischen Mahabodi Pagode.

Ich versuche mal meinem Glück noch ein wenig nachzuhelfen, in dem ich einen der vielen Gongs schlage.
Das dürfen nämlich auch "Nichtgläubige“.
Wow, die sind ganz schön laut. Heimlich mal eben dem Glück auf die Sprünge helfen ist da nicht.
Wir wandeln noch ein wenig weiter und beobachten den Betrieb. So eine Pagode ist doch ganz anders, als unsere Kirchen. Natürlich sind auch hier viele Gläubige in Meditation und Gebet versunken, schmücken Buddhafiguren mit Blumen und Schirmchen oder zünden Kerzen an.

Aber man kommt auch her, um zu picknicken, ein erholsames Schläfchen zu halten oder einfach nur zu schauen. So manch einer fegt auch die Plattform. Ganz schön clever. Das gilt nämlich als gute Tat und so ist die Pagode immer sauber. Am meisten aber bewundere ich die Burmesen, dass sie uns Touristen gegenüber so viel Verständnis zeigen. Manch einer läuft trotz Hinweisschildern mit kurzen Hosen und Top herum oder stellt sich zum Fotografieren einfach mal so zwischen die Betenden. Bei uns wären die aber ganz schnell aus der Kirche geflogen. Stell mir so was gerade mal im erzkatholischen Bayern vor.
Wir drehen gemütlich noch eine Runde und kommen an weiteren Buddhas,
Gebetshallen


und dem Boddhibaum vorbei.
Dann beschließen wir es für heute gut sein zu lassen. Vielleicht komme ich nochmal hierher, wenn wir aus dem Süden zurück sind. Eins weiß ich aber bereits. Die Shwedagon Pagode muss man unbedingt zu Beginn der Reise auf sich wirken lassen. Ich befürchte nämlich, dass man nach drei Wochen Myanmar, unzähligen Pagoden und noch mehr Buddhas selbst für diese nicht mehr begeisterungsfähig sein könnte.
Bin ich froh, dass ich Maximilian dabei habe. Der besorgt uns rasch ein Taxi und bei ihm kann ich sicher sein, dass wir keine Touristenpreise zahlen. Grab-Taxi wäre zwar auch eine gute Idee, da man vorher den Preis kennt, aber dazu müsste ich online sein und ich bin bisher strikter Verweigerer einer lokalen SIM-Karte in meinem Handy. Mir reicht es, wenn ich abends im Hotel online gehen kann.
Es ist nicht weit bis zum alten Bahnhof. Auch er stammt noch aus der Kolonialzeit und ein wenig Restauration würde ihm gut stehen. Aber wir sind ja nicht hier, um ein weiteres Kolonialgebäude zu bestaunen. Nein, ich will mit der Ringbahn fahren. Obwohl, mit Ring ist zur Zeit nicht. Selbst wenn man drei Sunden Zeit hätte alle 39 Stationen abzufahren, es geht nicht, da die Strecke renoviert wird.
Da ich das sowieso nicht vorhatte, ist es für mich nicht so tragisch. Maximilian kauft Tickets und pünktlich um 11:00 Uhr fährt der Zug ein. Schon steht mir die erste Challenge bevor. Wie komme ich jetzt nur in den Zug. Entweder sind hier die Bahnsteige zu niedrig oder jemand hat die falschen Züge bestellt. Ohne die Hilfe meines Guides hätte ich diese Hürde wohl nicht genommen.
Eine Fahrt mit der Circle Line muss man einfach gemacht haben. Bequem ist sie nicht gerade und wenn man Pech hat, muss man stehen. Doch die Burmesen sind sehr höflich, rutschen zusammen und machen dem Ausländer Platz. Käme bei uns in Deutschland den meisten wohl eher nicht in den Sinn. Langsam zuckeln wir los, mit offenen Türen.

Alle paar Minuten ziehen Händler durch die Wagen, die lautstark ihre Waren anpreisen. Ich werde ja den Verdacht nicht los, dass man in Yangon Circle Line fährt, weil es hier was zu essen gibt. Ein junges Pärchen uns gegenüber futtert sich durch das ganze Programm, von gekochten Minieiern über Wassereis bis zu eingelegtem Gemüse. Apropos Pärchen, in der Ringbahn ist es verboten zu rauchen, Müll wegzuwerfen, aber auch sich zu küssen. Also ehrlich, wer knutscht den schon im Zug?
Unser Zug zuckelt langsam weiter und verlässt die Innenstadt. Draußen wird es dörflicher, aber auch ärmlicher.