auf der Maulbeerinsel


Ich, Wotan und mein Kumpel Paulchen machen uns heute auf den Weg, um mal wieder ein wenig die Nachbarstadt zu erkunden. Macht drache ja viel zu selten.

Es gab da einst den Kurfürsten Karl Theodor. Dem hat Mannheim seine wirtschaftliche Blütezeit im 18.Jhdt zu verdanken. Unter anderem wollte er auch in die Seidenproduktion einsteigen. Damit seine Raupen nicht verhungern, ließ er Maulbeerbäume anpflanzen. Aus der Seidenproduktion wurde nichts, aber die Bäume stehen noch heute. Die wollen wir uns anschauen.

Mit der Straßenbahn geht es bis zum Seckenheimer Rathaus.

Hier starten wir unsere Tour und müssen dazu erst mal den Neckar queren.

Ui, hier weht aber ein frischer Wind. Schnell über die Brücke und in den Windschatten.

Noch sind wir nicht auf der Maulbeerinsel. Wir müssen noch ein ganzes Stück am Neckar entlang.

Auch hier stehen die ersten Bäume voll in Blüte. Was das wohl für eine Gattung ist? Nach Mandelbäumen sehen sie nicht aus und die Maulbeerbäume blühen erst im April. Ist ja auch egal. Jedenfalls duften sie gut.

Nach 3.5 km erreichen wir das Wasserkraftwerk. Da nimmt der so ruhige Neckar mal richtig Fahrt auf. Hoffentlich kommt jetzt kein Windstoß und wirft mich in die Fluten. Ich bin nämlich kein Wasserdrache.

Wir sind jetzt auf der Neckarinsel, die aber hier noch nicht Maulbeerinsel heißt.

Übrigens ist das keine natürliche Insel, die der Fluss geschaffen hat. Sie entstand in den 1920igern mit dem Bau des Neckarkanals. Man wollte damals die Flüsse in Schach halten und schiffbar machen. Im Gegensatz zum Neckar fließt das Wasser im Kanal sehr gesittet dahin.

Als Drache tauge ich nicht so sehr zum Botaniker und frage mich daher, ob das wohl schon die Maulbeerbäume sind?

Es muss hier einige Bäume geben, denn im 19.Jhdt versuchte sich die Großherzogin Stephanie von Baden ebenfalls an der Seidenproduktion. Mit ihrem englischen Garten am Schloss Mannheim war sie aber wohl erfolgreicher. Ob es den Raupen im fernen Deutschland nicht gefallen hat?

Und auch der dritte Versuch im Dritten Reich schlug fehl. Fallschirmseide wollte man hier produzieren. Diesmal waren aber nicht die Raupen schuld, sondern die Erfindung eines günstigeren Ersatzmaterials.

Paulchen ist mir auch keine große Hilfe bei der Suche nach den Bäumen. Er findet die blauen Blümchen schön, ist sich aber sicher, dass das keine Maulbeerbäume sind.

Was haltet ihr denn von diesem Baum? Alt genug sieht er schließlich aus mit seinen knorrigen, Moos bewachsenen Ästen.

Irgendwann haben wir es dann aufgegeben und uns einfach an der Natur erfreut. Der Weg wurde immer schmaler und das Dickicht an den Seiten dichter. Ist es da ein Wunder, dass der Autor Helmut Fiedler in seinem ersten Mannheim-Krimi diesen Ort als Leichenfundort wählte?

Na hoffentlich stolpern wir heute nicht über eine.

Nach insgesamt 7 km erreichen wir dann die Spitze der Maulbeerinsel. Hier vereinigen sich Neckar und Neckarkanal wieder zu einem Fluss.

Zurück wählen wir den breiteren Weg am Kanal entlang. Man weiss ja nie, wer sich da vielleicht doch im Dickicht herumtreibt.

Viel Verkehr herrscht heute nicht auf dem Neckar und so wartet hier nur ein Schiff auf die Fahrt in die Schleuse Feudenheim.

Für die Schiffe, die vom Rhein kommen, ist sie die erste Schleuse, also sozusagen das Tor zum Neckar. Hört sich jetzt toller an, als es ist, aber die großen Hubtürme wirken schon irgendwie wie gigantische Tore. Wenn der Rhein Niedrigwasser führt, müssen die Schiffe hier bis zu 11m angehoben werden.

Ach wie gerne würden wir auch mal wieder mit dem Schiff durch Schleusen fahren.

Hinter der Schleuse führt eine Fußgängerbrücke über den Neckar und ich kann unser Ziel für heute schon entdecken. Vom Fernsehturm aus werden wir mit der Straßenbahn den Heimweg antreten.


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