Die letzten Jahre sind wir im Frühjahr, wie viele andere auch, an die Weinstraße zur Mandelblüte gepilgert. Dieses Jahr haben wir uns gedacht, immer Mandelblüte ist doof und sind auf die Suche nach der Kirschblüte gegangen. Zugegeben, Kirschblüte in Japan wäre jetzt cooler gewesen, aber drache kann ja nicht alles haben. Übrigens hatte von unseren Jungs keiner Lust auf den Ausflug. Kirschblüten wären Weiberkram, haben sie gemeint. Klar, dass die lieber auf den Spuren der Römer wandeln oder im Flugsimulator die Welt umfliegen, aber ich (Smilla) finde die Idee richtig gut.
Gleich hinter dem Eingang steht ein großes rotes Torii. Diese Tore finden sich in Japan überall und sie sind immer gleich aufgebaut: ein Querbalken über den Säulen und ein weiterer durch sie hindurch. Normalerweise markieren sie den Eingang zu einem Shintō-Schrein, aber hier ist es reine Deko. Torii bedeutet übrigens Vogelsitz, aber keiner weiß so wirklich, warum die Dinger so heißen. Platz für genügend Vögel wäre ja.

Wie findet ihr denn diese hübschen Steinlaternen? Ganz ehrlich, wenn unsere Drachenburg einen Garten hätte, würde ich ein paar davon aufstellen. Früher dienten sie in Japan der Beleuchtung von Tempelanlagen. Richtig bekannt wurden sie durch die Teezeremonien, die im 16.Jhdt ziemlich in waren. Ein paar clevere Teemeister haben sie in ihren Teegärten aufgestellt, um den Gästen den Weg zu weisen.
Inzwischen findet drache sie in jedem japanischen Garten.

Ein paar Schritte weiter, entdecke ich den ersten blühenden Baum. Aber halt, das sind doch keine Kirschblüten, oder? Sind die nicht ein wenig zu groß dafür oder wachsen hier Monsterkirschen? Frauchen kennt sich zum Glück aus und kann mich beruhigen. Das sind wirklich keine Monsterkirschen, sondern Magnolien und die brauchen wohl noch ein paar Tage Sonne, bis sie richtig blühen.

Apropos Laterne und Teehaus. Auch hier scheinen die Laternen den Weg zum Teehaus zu markieren. Leider finden zur Zeit keine Teezeremonien statt, aber vielleicht ergibt sich für mich ja doch mal irgendwann die Gelegenheit. Im Mannheimer Luisenpark gibt es ja auch ein Teehaus. Doch eigentlich habe ich mir diese Laterne nur wegen dem Überblick ausgesucht. Ich habe nämlich endlich den ersten Kirschbaum entdeckt und der steht in voller Blüte.

Sind sie nicht wunderschön? Wusstet ihr, dass der echte japanische Kirschblütenbaum gar keine Früchte, sondern nur Blüten hervorbringt und auch nur einmal im Jahr für zwei Wochen blüht? Da haben wir ja echt Glück gehabt mit dem heutigen Ausflug. Wahrscheinlich wäre in einer Woche der ganze Zauber schon vorbei gewesen.

Was glaubt ihr, was außer Steinlaternen und Kirschbäumen noch unbedingt in einen japanischen Garten gehört? Richtig, Wasserfälle und Seen. Ich bin jetzt nicht der klassische Wasserdrache. Sieht man ja an meinen Flügeln, aber irgendwo bei meinen Vorfahren muss einmal ein Wasserdrache dabei gewesen sein. Wasser zieht mich nämlich magisch an.

Sehr zum Leidwesen von meinem Frauchen. Die kommt gar nicht so schnell mit, wie ich über die vielen Steinplatten und Brücken hüpfe. Sie droht mir nur, dass nasse Drachen auf dem Heimweg nicht in den bequemen Rucksack dürfen, sondern laufen oder fliegen müssen. Genau Frauchen, ich kann fliegen. Was soll also, passieren? Wenn ich abrutsche, flattere ich einmal mit den Flügeln und schon bin ich außer Reichweite des Wassers. Da werden nicht mal meine Füße nass. So ganz scheint sie mir das nicht zu glauben, denn sie schaut ziemlich zweifelnd. Demonstrieren darf ich es aber auch nicht. Menno!

Während Frauchen noch über meine Fähigkeiten nachdenkt, bin ich schon längst auf der nächsten Brücke. Ich muss jetzt unbedingt mal schauen, ob es hier Fische gibt. Kois wären ja auch noch so ein Attribut für den perfekten Japangarten. So sehr ich aber auch Ausschau halte, ich kann keine entdecken.

Diesmal hat Frauchen die besseren Augen gehabt. Versteckt haben sie sich unter der Brücke. Wow, die sind ja ganz schön groß. Frauchen meint, die könnten wohl bis zu einem Meter lang und 24 kg schwer werden.
Man weiß übrigens nicht so ganz genau, wo die Kois ursprünglich herkommen und fragen können wir sie ja nicht. Fest steht aber, dass sie seit dem 19.Jhdt von japanischen Adeligen als Statussymbol gehalten wurden. Die sind auch heute noch echt teuer, die Viecher. Für den Kochtopf also eher weniger geeignet, auch wenn sie zur Familie der Karpfen gehören.

Auf schmalen, versteckten Pfaden laufen wir weiter durch den Garten und dann entdecke ich in der hintersten Ecke diesen Buddha. Ich habe ihn mal ganz freundlich gefragt, ob er denn mit mir ein Eis essen gehen würde, wo er doch so viel Kleingeld in seinem Schoß hat. Er hat aber so überhaupt nicht reagiert. Entweder mag er keine Drachen oder er war so sehr in seine Meditation versunken, dass er mich nicht wahrgenommen hat. Ob sich das wohl geändert hätte, wenn ich mir ein paar Münzen gemopst hätte? Hätte ich natürlich nie getan. Ein Drache klaut nicht.

Bevor wir uns auf den Heimweg machen, entdecke ich in der Nähe des Ausgangs noch diesen kleinen Zen-Garten. Ich hätte ja gerne in diesem akkuraten Garten aus Steinen und Linien ein paar Fußabdrücke von mir hinterlassen. Ich muss schon sagen, es hat mich echt in den Fingen gejuckt.
Frauchen meint aber, das wäre nicht fair den Zen-Mönchen gegenüber, die diese Gärten nach strengen Regeln anlegen. Auf was du da alles achten musst. Drache darf keine gerade Anzahl von Steinen nutzen und ein geometrisches Muster darf bei der Platzierung auch nicht entstehen. Dann sollen die Linien noch um die Steine herumfließen und ineinander übergehen.
Also echt jetzt, da brauchst du ja erst mal so eine Art Schnittmuster. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es dafür heutzutage auch schon Apps gibt.

Just for Info: ich habe dann doch keinen Pfotenabdruck hinterlassen und bin brav mit Frauchen zum Ausgang marschiert.
Ich fand, das war ein richtig schöner Ausflug. Es hätte ein paar mehr Kirschbäume geben können und Frauchen meint, der Eintritt sei mit EUR 6.50 etwas hoch, für das was geboten wird. Sonst haben wir aber nichts zu meckern und ich hoffe, dass ich bald mal wieder mit auf einen Ausflug darf.
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