







Ausflug zum goldenen Dachl
07.08..2019

Irgendwie mag der Wettergott mich nicht. Es sieht schon wieder bös nach Regen aus. Da ich aber für heute meinen Tagesausflug nach Innsbruck geplant habe, ist das zwar nicht schön, aber auch nicht so tragisch.
Innsbruck fällt leider nicht mehr in das Gebiet, dass ich mit meiner Sommercard kostenlos befahren kann, also muss ein Ticket für den Railjet her. 17.50 Euro sind das pro Strecke, wenn ich mich auf den Zug festlege. Hin sowieso kein Problem und zurück muss ich es dann eben so einrichten. Es sind nur drei Stationen bis Innsbruck und trotzdem braucht der Zug eine Stunde. Wenigstens ist er pünktlich.

Vom Bahnhof aus sind es nur wenige Schritte bis zur Triumphpforte.
Kaiserin Maria-Theresia plante 1765 die Hochzeit ihres Sohnes Leopold. In Innsbruck sollte sie stattfinden und prunkvoll sollte sie sein. Da mussten schon ein paar Veränderungen her. Als Kaiserin kann man schon mal so eben ein mittelalterliches Stadttor platt machen und an gleicher Stelle einen Triumphbogen errichten. Immerhin hat sie dazu die Steine des Tores verwendet. Doch die Hochzeit stand wohl unter keinem guten Stern, denn während der Feierlichkeiten verstarb der Kaiser. Aus diesem Grund zeigt die Nordseite Trauermotive.
Hier an der Triumphpforte beginnt die Maria-Theresien-Straße, Innsbrucks Vorzeigeboulevard mitten in der Stadt. Als sie vor mehr als 700 Jahren gegründet wurde, lag sie außerhalb der Ringmauer. Vereinzelte Bauernhäuser gab es hier, aber keine prachtvollen Palais. Diese entstanden erst, als die Adeligen ihre zugigen, unkomfortablen Burgen leid waren und lieber in die Nähe des fürstlichen Hofes zogen. Da hat man dann sicher auch eher mitbekommen, was Sache war.
Noch heute kann man prunkvolle Barockbauten bestaunen.
Darunter auch das Taxispalais. Aber warum strecken die denn alle die Zunge heraus?
Bevor ich das Must-See der Stadt abhake, mache ich einen kleinen Schwenker zum Rudolfsbrunnen. Warum? Weil er an den Erwerb der Landes Tirol durch besagten Herzog Rudolf IV erinnert? Ehrlich gesagt, ist mir das völlig wurscht. Ich mag den Brunnen wegen seiner vielen Drachen (und kein Drachentöter weit und breit)
Zurück auf der Maria-Theresien-Straße liegen Stadtturm, Mariensäule und der Kirchturm der Servitenkirche vor mir. Das klassische Touristenbild mit der prachtvollen Kulisse der Nordkette im Hintergrund. Ok, heute erreicht es wetterbedingt nicht ganz Postkartenformat, aber man muss halt nehmen, was man bekommt.





Aber jetzt. Wo in der Stadt ist der Menschenandrang am dichtesten? Wie heißt das Wahrzeichen von Innsbruck? Was wird jährlich mehr als 300 000 mal auf Instagram & Co gepostet?
Na klar, das Goldene Dachl. 2657 vergoldete Kupferschindeln blinken in der Sonne um die Wette (wenn sie denn scheint)
Kaiser Maximilian ließ das Haus erbauen. Vom Balkon konnte er das Treiben in den Gassen beobachten und Rittertournieren zuschauen. Ich glaube aber, am meisten genoss er es wohl sich huldigen zu lassen.
Ich persölich kann ja den Hype nicht ganz nachvollziehen. Nur, weil da ein paar goldene Schindeln auf dem Dach liegen. Doch, wenn ich genau hinschaue, kann ich dem Ganzen doch noch etwas abgewinnen. Wer kann die vielen Tiere entdecken, die Breakdancer des Mittelalters oder sogar ein entblößtes Hinterteil? Wie das wohl dahin kam?
Ob sich die Handwerker da wohl einen Spaß erlaubt haben?

Es hat zwar keine güldenen Schindeln, aber dafür ist es von Erdgeschoss bis Giebel mit Muscheln, Putten, Früchten, Blättern und Masken überzogen.
Auch wenn mich jetzt sämtliche Innsbruck-Touristen kopfschüttelnd anschauen, ich finde das Helbinghaus gegenüber tausendmal schöner.


Eine Stadt wie Innsbruck hat natürlich auch einen Dom und der liegt gleich um die Ecke.
Wer im Inneren fotografieren möchte, muss für 1.00 Euro eine Erlaubniskarte ziehen wie an einem Parkautomat. Kontrolliert wird das nicht, aber man hofft wohl darauf, dass die meisten Menschen in einem Gotteshaus ehrlich sind. Der Euro lohnt sich aber, denn die Deckengemälde sind wunderschön und zeigen Szenen aus dem Leben des hl. Jakobus. Da wundert es mich auch nicht, dass der Dom zu St Jakob am Jakobsweg liegt. Wer um die Mittagszeit hier ist, sollte unbedingt dem Friedensglockenspiel lauschen. 57 Glocken sind daran beteiligt und damit ist es das größte Glockenspiel Österreichs.
Vom Kaiser Maximilian haben wir heute schon gehört. Der ließ auch die Hofburg errichten. Irgendwo musste er ja schließlich wohnen. Das Haus mit dem goldenen Dach diente ja anderen Zwecken.
Von der Maria Theresia haben wir auch schon gehört. Die kam 250 Jahre später und fand die Hofburg nicht mehr schick. Also wurden die besten Künstler nach Innsbruck geschickt und im Stil des Wiener Spätbarock umgebaut.
Hier fand dann auch jene besagte Hochzeit mit 2000 Gästen statt. Da hat der Umbau wohl viel Geld gekostet, denn die meisten waren nur Zuschauer und wurden nicht verköstigt. 14 Tage wurde gefeiert, gespeist und sich vergnügt, dann war Schluss. Den Grund kennen wir ja bereits.
Im 19. Jhdt war dann die Sissi gelegentlich und ihr Franzl regelmäßig zu Gast in der Hofburg.
Die Kaiserlichen Apartments kann man noch heute besichtigen, allerdings herrscht Fotografierverbot. So einzigartig sind sie jetzt auch nicht. Kennst du eines, kennst du alle. Wer also schon mal irgendwelche Schlösser besucht hat, weiß eigentlich, was ihn erwartet. Beeindruckend fand ich nur den Riesensaal, der noch heute als Festsaal genutzt wird. Hier hat Maria Theresia sich und ihrer Sippschaft ein Denkmal gesetzt. Ich frage mich jetzt nur, ist der so groß, damit die Gemälde aller 16 Kinder hinein passten? Und wie wäre er ausgefallen, wenn die beiden nur fünf Kinder gehabt hätten?




Gleich nebenan erhebt sich die Hofkirche, auch Schwarzmanderkirche genannt mit dem Grabmal Kaiser Maximilian I. (Denkste)
Doch hier ist nicht alles, wie es scheint. Hier stehen gar nicht 28 Männer Wache. Acht davon sind eindeutig Damen. Und was bewachen die überhaupt? Ob die wohl wissen, dass der Sarkophag des Kaisers leer ist? Der liegt nämlich in Wien begraben, aber die Fundamente der dortigen Kirche hätten die Last seiner Begleiter nicht getragen. Das konnte er aber nicht wissen, denn erst 30 Jahre nach seinem Tod waren die schwarzen “Männer” fertig.
Und wer bewacht ihn jetzt? Wem kam die Ehre zuteil? Da sind zuerst mal seine beiden Ehefrauen, der sagenumwobene König Artus und weitere tugendhafte Ahnen.
Jetzt ist aber genug für heute mit Kaisern und Kaiserinnen. Mit dem Sightseer will ich noch zu einem weiteren Hotspot der Stadt. Der Sightseer ist ein Hopp-on-Hopp-off-Bus und fährt in einer großen Runde durch die Stadt und Umgebung. Die nächste Haltestelle liegt am Marktplatz. Das gibt mir die Gelegenheit noch einen Blick auf den Maria Hilf Teil am anderen Ufer des Inn zu werfen. Dort liegt der älteste Teil der Stadt und die Gässchen zu erforschen würde mich schon reizen, doch fehlt mir die Zeit. So werfe ich nur einen Blick auf die farbenprächtigen Häuser am andern Ufer. Auch wenn mal wieder die Sonne fehlt, ich kann schon verstehen, dass das Ensemble zu den meist fotografierten Motiven der Stadt gehört. Wie oft die wohl täglich geteilt werden?
Doch da kommt schon mein Sightseer. Alle 40 Minuten dreht er die Runde und da hier der Start ist, bin ich bis zu meinem Ziel fast die ganze Runde gefahren.


Schade, dass die Zeit jetzt langsam drängt, sonst hätte ich am Schloss Ambras noch einen Stopp eingelegt.

Ich will aber wenigstens noch die Skisprungschanze am Bergisel sehen. Majestätisch thront sie über der Olympiastadt.
Bereits zweimal (1964 und 1976) wurde das olympische Feuer hier entfacht und noch heute ist sie Teil der Vierschanzentournee. Die heutige Sprungschanze ist übrigens das Werk einer Frau, der irakischen Architektin Zaha Hadid. Eine kleine Bergbahn bringt mich hoch zum Turm und von dort geht es mit dem Lift in die Höhe. Von der Aussichtsplattform hat man einen guten Blick auf die Stadt. Allerdings fehlen ihr markante Gebäude, die hoch genug sind, um sie von hier entdecken zu können, der Ausblick ist also eher langweilig.

Besser finde ich den Blick von der Restaurantebene auf die Sprungschanze. Wow, da geht es ganz schön steil runter. Unterhalb des Bergisel liegt Kloster Wilten mit seiner Kirche und genau in der Flugbahn der Friedhof. Man könnte jetzt denken, wer zu weit fliegt, ... Aber so weit schafft das wohl keiner.

Damit ist mein Besuch in Innsbruck beendet. Der nächste Sightseer steht schon abfahrbereit. Den Stopp an der Basilika Wilten spare ich mir. Erstens regnet es schon wieder und zweitens habe ich heute genug Kirchen gesehen. An der Triumphpforte steige ich aus und laufe das letzte Stück zum Bahnhof.
Der Zug hat Verspätung. Grund: Verspätung einer ausländischen Bahn. Das höre ich hier in Österreich öfter. Ist ja prima, so ist man immer unschuldig an der Verspätung. Sollte die DB auch mal einführen, aber ob man denen das mit der fremden Bahn abkauft? Jedenfalls kann es eng mit dem Abendessen werden, wenn der Zug nicht bald kommt. Hat dann aber doch so gerade noch gereicht.





