goldene Pagoden - Inle See


27°C
27°C

die Prinzessin und ihr Held

17.11.2019


435 km
435 km

Check-in bei KBZ

 Zehn Minuten vor der Abflugzeit sind alle an Bord und dann geht es auch schon los. Ich glaube, die sehen das hier mit den Slots nicht ganz so eng. Eine gute Stunde dauert der Flug und es gibt sogar Kuchen und Getränke.

Airport Heho

Frühstück gibt es heute nur in Form von einem Doggi-Bag, aber das ist halb so schlimm. Unser Hotel liegt ja zum Glück bereits Richtung Airport, so dass wir eine Stunde vor Abflug dort sind. Ist schon praktisch, wenn man in der Gruppe reist, da braucht man sich nicht um den Check-in kümmern, sondern bekommt einfach die Bordkarte in die Hand gedrückt. Viel ist im Inlandsbereich nicht los und wir sind schnell durch die Security. Pünktlich sind die Flüge ja, das muss man den Burmesen lassen.

 

Ok, ist ja auch nicht ganz so viel los, wie in Frankfurt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann landet unsere Turboprop mehr oder weniger sanft in Heho. Für so einen kleinen Flughafen, stehen hier erstaunlich viele Flieger rum. Muss wohl so was wie ein Drehkreuz, bzw Zwischenstation sein. Wer zum Inle See will, muss hierher.

 

KBZ in Heho

Warum man aber bei einem Inlandsflug durch die Immigration muss, habe ich nicht so ganz begriffen, aber Mr Han löst das ganz einfach per Liste. Und dann heißt es warten aufs Gepäck. Das ist hier etwas chaotisch, da es keine Gepäckbänder gibt und die Koffer einfach nur abgeladen werden. Aber wozu haben wir denn unseren Mr Han. Der überwacht das Ganze und weicht keinen Zentimeter von der Stelle, bis alle Koffer da sind. Wenn jetzt noch alle seine Schäfchen an Ort und Stelle bleiben und ihn machen lassen würden, wäre er sicher happy. Ich glaube, der war heute froh, als er alle Menschen und Koffer im Bus hatte.

 

Bevor wir uns auf den Weg zum Inle-See machen, stehen noch die Pindaya Höhlen auf dem Programm. Dorthin sind es etwa 1.5 Stunden Fahrt.

Die Landschaft ist hier ganz anders. Sanfte Hügel wohin das Auge blickt und überall Felder.

Mr Han hat ja inzwischen gelernt, wann wir Fotostopp schreien und entdeckt die interessanten Dinge bereits vor uns. So auch hier. Neben der Straße wird eifrig Reis gedroschen und ein paar Meter weiter blüht das Ramtillkraut in schönstem Gelb.

Wir fahren weiter bis auf 1200 m Höhe. Dort liegt die kleine Stadt Pindaya an einem See. Viel ist nicht los in diesem ehemaligen Shan-Fürstentum, aber natürlich gibt es eine Pagode.

Pagode wollen wir sehen, aber nicht die.

Höhle von Pindaya
Treppenaufgang zu den Höhlen von Pindaya

Einer steinernen Schlange gleich windet sich der überdachte Aufgang hinauf zur Höhle. Hunderte von Stufen prophezeit uns Mr Han, aber dann ist er doch gnädig und fährt mit uns bis zum Eingang der Höhle.

 

 

 

 

 

 

Dort werden wir von einer riesigen Spinne erwartet. Was hat die hier zu suchen? Die hat, wenn man der Legende glaubt, sieben Prinzessinnen in einer der Höhlen gefangen gehalten. Natürlich kam ein unerschrockener Prinz vorbei, der mit Pfeil und Bogen der Spinne den Garaus machte. Die schönste der jungen Frauen hat er sich dann gleich zur Gemahlin genommen. 

Buddhas in Pindaya

Ich steh jetzt mehr vor der Frage, Fahrstuhl oder Treppe und beschließe: hoch Fahrstuhl, runter Treppe.

 

Doch erst heißt es Schuhe aus, aber das sind wir ja schon gewohnt. Kein Wunder, dass die Burmesen alle in Flip-Flops rumlaufen. Die hat man schnell ausgezogen.

 

 

 

 

 

Zu Beginn stehe ich vor der vergoldeten Shwe U Min-Pagode. Drumherum die ersten großen Buddhafiguren. Ich fange erst gar nicht an zu zählen, denn hier soll es über 8000 Figuren geben. Mutig begebe ich mich in das Labyrinth aus teilweise wirklich schmalen Gängen.

Um mich herum Buddha neben Buddha. Schon nach kurzer Zeit bin ich verwirrt und orientierungslos.

Meditationshöhle in Pindaya

Wir gut, dass ich auf Mr Han treffe. Dem folge ich jetzt einfach immer tiefer in den Berg. Er wird schon wissen, wie man hier wieder rauskommt. Ob sich wohl schon mal ein Tourist verirrt hat und im fernen Bagan rauskam? Angeblich soll es hier ja einen geheimen Gang geben, der einst von Bagan Königen als Fluchtweg genutzt worden sein soll. Wenn ich mir aber so die Entfernung auf der Karte anschaue, wäre das ein recht langer Fluchttunnel. 

Immer tiefer geht es in die Höhle. Es gibt sogar kleine Meditationshöhlen, in die man nur auf allen Vieren kommt. Nein danke, alles muss ich mir jetzt auch nicht antun.

In einer der größeren Kammern steht sogar ein Djoser Buddha, gestiftet 2006 von einer Gruppe. Auffällig auch einige Buddhas mit ungewöhnlicher Handgeste. Sie halten in der einen Hand eine Bohne, während die andere einen Behälter umfasst. Es handelt sich hierbei um den Medizinbuddha.

 

Ich frage mich langsam, ob Mr Han hier wirklich wieder rausfindet, da stehen wir schon vor der goldenen Pagode.

Wie konnte ich nur zweifeln.

 

Zurück zum Parkplatz geht es dann über die Stufen, aber erst muss ich noch die große Spinne und den Held von Pindaya ablichten. Gar nicht so einfach bei den vielen asiatischen Besuchern, die alle erst mal ihr Selfie machen wollen.

Wir wollen aber weiter. Der Magen knurrt und es ist Zeit fürs Mittagessen. Im Tea Garden Restaurant direkt am See kehren wir ein und ich versuche Butterfish in Erdnussoße. Lecker!

Von hier sind es jetzt noch zwei Stunden Fahrt bis Nyaungshwe. Wirklich weit kommen wir aber nicht, bis der Ruf Fotostopp erschallt. Gerade haben wir ein paar Ochsenfuhrwerke überholt. Die müssen natürlich abgelichtet werden.

Und es kommen immer mehr. Ob die jetzt auch Mittag machen oder gar schon Feierabend?

Nach geschätzten zehn Ochsenkarren machen wir uns dann doch mal wieder auf den Weg und erreichen kurz vor Sonnenuntergang den Inle See.

Ochsenkarren auf dem Heimweg bei Pindaya

Noch ist Licht da, das muss genutzt werden. Kurz vor der Stadt liegt das 100 Jahre alte Shwe Yaunghwe Kloster.

 

Schnitzereien am Shwe Yaunghwe Kloster

Im Hof versuchen ein paar kleine Mönche ihren Drachen steigen zu lassen. Schön zu sehen, dass sie auch Zeit zum Spielen haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann sind wir im am Hotel. Nach dem Einchecken, entscheide ich mich noch für einen kurzen Spaziergang.

Viel ist in der kleinen Stadt nicht zu sehen und außerdem wird es bereits dunkel.

Shwe Yaunghwe Kloster

Bekannt ist es wegen seiner runden Fensteröffnungen, aber auch sonst gefällt mir dieses Kloster aus Teakholz sehr gut. Ich mag diese roten Töne.


Gegenüber dem Hotel liegt die Yadana Man Aung Pagode und ein Stück die Straße hinunter der Nachtmarkt.

Hier ist aber um diese Zeit noch nicht so viel los und so begebe mich nach kurzem Bummel auf mein Hotelzimmer.


27°C
27°C

bei den Einbeinruderern am Inle See

18.11.2019


50 km
50 km

Boot auf dem Inle See

Bisher waren wir ja eher abseits der großen Touristenströme unterwegs. Das ändert sich aber heute, denn der Inle See ist eines der größten Highlights und auf jeder touristischen Must-See-Liste. Klar, dass wir da auch hin müssen.

Pünktlich um 08:15 Uhr ist die Truppe zum Abmarsch bereit. Mit dem Bus geht es ein Stück zum Anleger, wo schon unsere drei Boote auf uns warten. Einsteigen ist eine etwas wackelige Angelegenheit, aber nicht so schlimm, wie bei der Sadan-Höhle.

Kanal bei Nyaungshwe

Ich denke, ich werde das den Tag über meistern. Auf dem Boot sind fünf bequeme Stühle und nachdem alle sitzen kann die Fahrt los gehen.

Nyaungshwe liegt ja nicht direkt am See und so geht es erst ein Stück auf dem Nankand-Kanal. Die Burmesen sind alle dick vermummt und tragen warme Jacken. So kalt finde ich es jetzt aber auch nicht, trotz des Windes, der uns um die Nase weht. Nach 15 Minuten rasanter Fahrt haben wir den See erreicht. 22 km ist er lang und 11 km breit.

Einbeinruderer auf dem Inle See

Hier lebt das Volk der Intha (die Menschen vom See). Sie sind Bauern oder Fischer und berühmt für ihre Rudertechnik. Damit sie die Hände zum Fischen frei haben, umschlingen sie das Ruder mit dem Fuß und bewegen es im Stehen.

 

Lange hat es nicht gedauert, bis die ersten Fischer erkannt haben, dass man mit Posen für die Touristen mehr Geld verdienen kann, als mit dem Fischfang. Ob das jetzt so eine gute Sache ist? Ich bin da ein wenig hin- und hergerissen. Schade um die alten Traditionen, aber so ist das eben, wenn die Touristen erst mal in Scharen kommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir, kaum auf dem See, schon von zwei Exemplaren in die Mangel genommen werden. Fotogen sind sie halt schon und abkassiert wird natürlich auch.

Balanceakt der Einbeinruderer

Auf der Weiterfahrt kann ich aber zum Glück feststellen, dass es noch genügend Fischer gibt, die wirklich fischen.

Hier im Shan Staat bestimmen die Märkte den Rhythmus des Lebens. Da viele Menschen Bauern sind, werden in verschiedenen Orten im Fünftage-Rhythmus Märkte abgehalten. Da kommt man zusammen, um seine Ware feilzubieten, aber auch für ein Schwätzchen und um die neusten Informationen auszutauschen.

Heute findet der Markt an der Phaung Daw U Pagode statt. Das wissen außer uns, natürlich noch viele andere Touristen und so ist erst mal warten angesagt, bevor wir anlegen können.

Stau an der Phaung Daw U-Pagode
Phaung Daw U-Pagode am Inle See

 

Was ein Gewusel an Booten. Die einen warten in mehreren Reihen darauf, ihre Ladung Touristen an Land zu bekommen, während andere am gegenüberliegenden Ufer aufgereiht sind und darauf warten, dass ihre Gruppe wieder auftaucht um das Boot zu entern. Sieht chaotisch aus, hat aber System. Schließlich ist auch unsere Gruppe komplett an Land und bereit den Markt zu erforschen. Eine Stunde gibt Mr Han uns dafür.


Da ich inzwischen gelernt habe, dass es von Vorteil sein kann, sich Mr Han an die Fersen zu heften, werde ich das heute auch tun. Das Schöne daran ist, er kennt den Markt, er kennt den Weg. Er kann mit den Menschen kommunizieren und kennt all die mir unbekannten Obst- und Gemüsesorten.

Dieser Markt ist einfach faszinierend. So stelle ich mir einen Markt in Myanmar vor. Nicht wie den leider etwas steril gewordenen in Danyingon.

Gut, den Part mit dem Touristenkitsch können wir links liegen lassen. Der interessiert mich nicht. Aber dann wird es interessant. Auf schmalen Wegen schlängeln wir uns an den Verkaufsständen entlang, bewundern die Frauen in ihren Trachten

Thanaka Verkäufer auf dem Fünf-Tage-Markt

 

 

und den jungen Mann mit Thanaka im Gesicht (man muss ja zeigen, wie gut das Produkt ist).

Thanaka ist, wie man sieht, eine gelblich-weiße Paste und das Make-up schlechthin im Land. Überall auf den Märkten werden Holzstücke vom Indischen Holzapfelbaum verkauft. Auf einem Reibestein wird daraus mit Wasser die Paste. Angeblich soll sie gegen UV-Strahlen schützen und kühlen. Kühlen tut sie, aber nur bis das Wasser verdunstet ist. Für junge Frauen ist Thanaka aber wohl mehr Make-up, denn sie geben sich oft besondere Mühe und malen runde oder eckige Muster ins Gesicht.

Den Zähnen bekommt das Kauen auch nicht besonders, denn sie färben sich schwarz, was uns eine der Verkäuferinnen unfreiwillig zeigt. Eigentlich wollte sie uns fürs Foto nur ihr schönstes Lächeln schenken.

Wir schauen bei der Herstellung der Betelnusspäckchen zu und testen Klebreis mit Kokosnuss. Schmeckt echt lecker und hätte ich ohne Mr Han nie gekauft. Apropos Betelnuss. Die wird hier konsumiert, wie bei uns Zigaretten. Auf ein Blatt des Betelpfeffers kommt die kleingeschnittene Betelnuss. Das Ganze wird mit gelöschtem Kalk und Tabak oder Anis gemischt und zu kleine Päckchen gefaltet. Die werden gekaut und dabei entsteht eine rostbraune Flüssigkeit, die dann ausgespuckt wird. Die roten Flecken auf den Straßen des Landes sind also kein Blut, sondern Betelnuss.

 

 


Nach dem Markterlebnis bleiben uns noch ein paar Minuten für den Besuch des Klosters. Muss sein, denn es zählt zu den heiligsten Stätten im Shan Land und beherbergt fünf Figuren, darunter zwei Buddhas. Gestiftet wurden sie von König Alaungsithu im 12. Jhdt.

Phaung Daw U-Pagode

Zum Vollmond im Oktober gehen vier Figuren in der königlichen Barke auf Rundreise durch die Dörfer im See. Doch, wo sind jetzt die Figuren? Dort, wo man sie vermuten würde, sind nur ein paar Schneemann ähnliche Wesen. Doch genau das sind die berühmten Figuren. Durch die Unmengen von Goldplättchen, die Gläubige über die Jahrzehnte darauf geklebt haben, haben sie total ihre Form verloren. Deshalb wird auch nicht mehr geklebt und die Figuren stehen jetzt hinter Glas. Nun muss den Gläubigen ein Foto mit den Figuren genügen und das lassen selbst Mönche sich nicht nehmen. 

Lotusweberin am Inle See

Jetzt heißt es aber schnell zum Boot. Wir wollen ja noch weiter und die anderen warten bestimmt schon. Mr Han bleibt ganz gelassen. Er kennt eine Abkürzung durchs Restaurant und ohne ihn geht es sowieso nicht weiter.

 

Es folgt der Teil, den ich in der Regel lieber überspringen würde, aber mitgefangen, mitgehangen oder wie war das.

 

Erster Stopp ist an einer Weberei. Das ist noch ganz interessant, den hier werden Lotusstoffe hergestellt. Während der Monsunzeit werden die Lotuspflanzen geerntet und die dünnen Fäden aus den Stängeln gezogen. Nach dem Trocknen kann man sie dann zu Fäden spinnen. An der Spindel sitzt eine alte Frau. 70 Jahre ist sie alt und da sie keine Kinder hat, die sie versorgen können, muss sie immer noch arbeiten.


Weiter geht es zu einer Schmiede. Ist jetzt nicht so interessant, da ich das auf unseren Mittelaltermärkten schon hundertmal gesehen habe.

Und schon sitzen wir wieder im Boot auf der Fahrt zu Stopp Nummer drei, wo Cheroots, die Zigaretten Myanmars hergestellt werden. Das finde ich jetzt wieder interessanter. Müsste ich aber auch nicht unbedingt haben.

Den Stopp beim Silberschmied verweigert die Gruppe einstimmig. Gott sei Dank (oder besser Buddha sei Dank). Wir wollen lieber Essen fassen.


Gestärkt geht es weiter. Wir fahren durch einige Dörfer mit Stelzenhäusern. Gemächlich tuckern wir durch schmälere Seitenarme. Hier darf nicht gerast werden. Die Motoren der Boote sind doch recht laut und die erzeugten Wellen auf Dauer sicher nicht förderlich für die Holzbauten. Als Anwohner hätte ich da auch Beschwerde eingelegt. Ich frage mich sowieso, was in ein paar Jahren sein wird, wenn der Tourismus anzieht und immer mehr Boote kommen. An manchen Stellen ist es ja jetzt schon wie bei uns im Feierabendverkehr, wenn man vergeblich nach einem Parkplatz sucht.

Stelzenhäuser am Inle See
am Inle See
Richtung Indein

Irgendwann können wir dann wieder Gas geben. Müssen wir auch, denn wir wollen noch zu den Pagoden in Indein.

 

Dazu verlassen wir den See und fahren einen Kanal entlang. Alle paar Meter wird hier das Wasser leicht gestaut und es bleibt nur eine winzige Lücke, die unser Bootsfahrer treffen muss, um auf die nächste Stufe zu gelangen. Ich hoffe, der weiß was er tut.