Ich (Oskar) darf heute mit Frauchen nach Karlsruhe. Unser Ziel ist das Schloss. Doch prunkvolle Gemächer und Geschichten von Prinzen und Prinzessinnen interessieren mich heute nicht. Ich bin einem bekannten Räuber auf der Spur.

Ich bin ein belesener Drache und liebe die Bücher von Otfried Preußler. Selbstverständlich kenne ich auch den Räuber Hotzenplotz und bin froh, dass Frauchen eine der letzten Karten für die Ausstellung ergattern konnte. Wegen Corona war sie lange Zeit geschlossen und für die letzten Tage ist die Nachfrage entsprechend hoch.

Ich habe mir überlegt, ob ich euch hier im Kasperltheater die Geschichte vorspiele. Den bösen Zauberer habe ich mit meinem Drachenblick schon mal unter Kontrolle. Ich habe mich aber dagegen entschieden. Folgt mir einfach durch die Ausstellung und ich versuche euch die Geschichte zu erzählen.

Alles begann im Haus der Großmutter. Großmutters größter Schatz ist eine Kaffeemühle, die beim Mahlen Musik macht. Bekommen hat sie sie von Kasper und Seppel und der böse Räuber Hotzenplotz hat sie ihr nun geraubt. Das geht so nicht. Die müssen Kasper und Seppel ihm wieder abjagen und ich helfe natürlich.

Doch so einfach ist das nicht oder wisst ihr, wo der Räuber wohnt? Im Wald, schon klar, aber der ist groß. Freiwillig wird er uns nie zu seiner Höhle führen, aber vielleicht können wir ihn austricksen. Wer Kaffeemühlen klaut, sagt zu einer Goldkiste sicher auch nicht nein.
Die Kiste alleine bringt uns aber noch nicht weiter, doch ich habe schon eine Idee.

Bevor ich euch die aber erkläre, muss ich erst noch ein paar verrückte Wortkreationen bilden. Ich glaube, wir sollten unserem Frauchen mal so ein Teil schenken, damit sie nicht immer Probleme bei der Namensfindung für neue Drachen hat. Wobei ich aber nicht sicher bin, ob ein Drache Abroseverus Zwackelschwanz heißen möchte. *kicher*

Doch zurück zur Goldkiste. Die ist natürlich nicht mit Gold, sondern mit Sand gefüllt. Das weiß der Räuber aber nicht und nimmt sie mit in seine Höhle. Durch ein kleines Loch fällt der Sand heraus und wir brauchen nur der Spur zu folgen. Clever, oder?

Vielleicht doch nicht clever genug. Jedenfalls ist unser Räuber genau so schlau und überlistet Kasper und Seppel.
Der arme Seppel sitzt jetzt gefangen in der Höhle. Doch wo ist Kasper?

Wenigstens hat der Räuber auch die Kaffeemühle in die Höhle geschleppt. Ich drehe einmal an der Kurbel, nur um sicher zu gehen, dass es auch die richtige ist. Es ertönt eine Melodie. Passt also!

So ein Räuber ist ja nicht ganz ungefährlich und meistens bis an die Zähne bewaffnet. Man sagt, Hotzenplotz hätte sieben Messer, einen Dolch und eine Pfefferpistole. Ob drache vor der jetzt Angst haben soll? Oder hat sich schon mal einer zu Tode genossen? Der Schuss würde im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten losgehen. Einen Feuerdrachen bringt man besser nicht zum Niesen.
Frauchen meint, sie probiert das jetzt mal aus. Warum aber bitte bin ich jetzt die Zielscheibe?

Lass uns lieber Hotzenplotz und Kasper folgen. Die sind auf dem Weg zum Schloss von Petrosilius Zwackelmann, dem Zauberer.
Ich folge den beiden heimlich ins Studierzimmer. Was die wohl aushecken?
Jedenfalls muss der Räuber ein gern gesehener Gast im Schloss sein, denn normalerweise kommt kein Besucher weiter als bis zur Schlosshalle.

Ich komme gerade rechtzeitig, um zu erfahren, dass der arme Kasper jetzt als Dienstbote für den Zauberer arbeiten muss. Weil der so gerne Kartoffeln isst, bedeutet das für Kasper Kartoffeln schälen im Akkord. Der Arme!
Denkste! Kasper hat keine Lust auf Küchenarbeit und so ziehen wir beide los, erforschen die Speisekammer, futtern uns durch all die leckeren Dinge und erfinden lustige Spiele.

Gut, dass mit dem Flaschen kegeln muss ich wohl noch ein wenig üben.

Doch dann wird Kasper ganz still und muss an den armen Seppel denken, der ja immer noch in der Höhle vom Hotzenplotz gefangen ist. Wie kommen wir nur aus dem Schloss wieder heraus?
In der Nacht hören wir eine Stimme und beschließen ihr zu folgen. Vielleicht ist das der Ausweg. So ein blödes Schild an der Kellertür hält jetzt wirklich keinen Drachen auf.

Wir schnappen uns erst mal eine Laterne und dringen tiefer in den Keller ein.

Immer lauter werden die Rufe und dann stehen wir vor einer Unke. Wie das in Märchen aber so ist, ist die Unke, nein kein verzauberter Prinz, sondern die verzauberte Fee Amaryllis. Wie gut, dass ich ein schlauer und belesener Drache bin. Aufmerksam noch dazu und so habe ich längst das Feenkraut entdeckt, mit dem drache den Zauber rückgängig machen kann.

Kaum hat sich die Fee zurück verwandelt, kommt ein wutschnaubender Zauberer angerannt, stolpert und fällt in den Unkenpfuhl. Ob ich da ein wenig nachgeholfen und ihm ein Bein gestellt habe? Wie kommt ihr denn auf so was? Das tut ein wohlerzogener Drache nicht. Ok, aber nur ganz selten und verdient hat der Zauberer es ja wohl. Zur Krönung zerstört ihm die Fee auch noch sein Schloss. Das war es dann mit der Zauberei.
Um das Schloss tut es mir schon leid. Ich hätte unserer Rosalie gerne ein Foto davon gezeigt. Wenn ihr unserem Blog folgt, wisst ihr, dass sie ganz besondere Ansprüche an ein Schloss stellt. Vielleicht hätten wir sie mitnehmen sollen, denn hier hätte sie sich ihr Traumschloss bauen können.

Kasper und Seppel sind wieder glücklich vereint und den Räuber haben sie auch dingfest gemacht. Den bringen wir jetzt gemeinsam zur Polizeistation, wo der Herr Wachtmeister Dimpfelmoser uns schon erwartet.

Ob es wohl eine Belohnung gibt? Schließlich wurde der Räuber Hotzenplotz ja per Steckbrief gesucht.
Dass Frauchen aber von mir einen Steckbrief anfertigen lassen will, finde ich nicht so lustig. Nicht, dass der Herr Wachtmeister mich mit dem Hotzenplotz in die Zelle steckt. Immerhin habe ich tatkräftig geholfen, den Fall aufzulösen. Inkognito, versteht sich. Deshalb werde ich in dem Buch auch nicht erwähnt.
Doch Ende gut, alles gut. Kein Drache kommt ins Gefängnis und wir treffen uns alle bei der Großmutter. Die ist überglücklich, dass sie ihre geliebte Kaffeemühle wieder hat und fängt gleich an Kaffee zu mahlen.
Heute ist Sonntag (naja, eigentlich Samstag, aber wir wollen mal nicht so kleinlich sein) und laut Kalender gibt es Pflaumenkuchen mit Schlagsahne.

Ich muss sagen, der war richtig lecker. Bestimmt ein Geheimrezept der Großmutter. Jedenfalls bin ich jetzt pappsatt und kann mich nicht mehr bewegen. Zum Glück ist die Geschichte ja auch vorbei.

Schade, dass nicht nur die Geschichte, sondern auch die Ausstellung ab morgen vorbei ist. Zumindest in Karlsruhe. Vielleicht wandert sie ja noch woanders hin und der eine oder andere kann sie doch noch besuchen. Spaß macht es auf jeden Fall.
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Zähnchen (Sonntag, 06 Juni 2021 08:55)
Lieber Oskar,
das sieht ja cool aus. Schade, dass die Austellung zuende ist, ein Besuch wäre auf jeden Fall auch etwas für meine freche Pinguin-Schwester Pimmi gewesen.
Schönen Sonntag (auch an die Familie)
Zähnchen
Violetta (Montag, 14 Juni 2021 11:10)
Hallo Oskar,
das sieht ja interessant aus, was du da erlebt hast. Den Räuber Hotzenplotz kenne ich noch gar nicht, als ich lesen gelernt habe, hat Saphira mir aber die kleine Hexe zum Lesen gegeben. Die hat mir richtig gut gefallen. Ich glaube aber, der Räuber Hotzenplotz steht bei unserer Mama Moni auch im Regal, da muss ich bei Gelegenheit mal gucken und den vielleicht auch mal lesen...
Liebe Grüße von
Violetta & der Drachenfamilie