Nachdem wir beim letzten Mal nur im Schwetzinger Schlosspark waren und drache das ja nun wirklich nicht als Wanderung bezeichnen kann, wollte ich (Hektor) heute mal wieder etwas anspruchsvoller unterwegs sein. Mein bester Kumpel Paulchen muss natürlich mit. Der war auch gleich Feuer und Flamme. Nun gut, Frauchen muss auch mit und das hat mich etwas mehr Überredungskunst gekostet. Schließlich will sie im Sommer in die Berge, da sollten wir mal langsam mit trainieren anfangen. Hat sie dann auch eingesehen und so geht es mit dem Bus nach Deidesheim zum Bahnhof.

Von dort sind wir dann gestartet. Erstmal müssen wir durch den ganzen Ort und haben dabei diesen Brunnen entdeckt. Wieso gibt es in den Dörfern eigentlich Brunnen, wenn dort nie Wasser fließt? Ich glaube, das hat auch nichts mit der Jahreszeit zu tun, denn auch im Sommer sind die oft leer. Zum Glück hat Frauchen genug Getränke dabei, sodass wir auf den Brunnen nicht angewiesen sind.

Am Ortsausgang hat Paulchen dann den Wegweiser zu unseren Zielen entdeckt. "Dann werden wir heute wohl dem roten Punkt folgen", meint er. Ob er recht hat? Für den Anfang sieht das jedenfalls schon ganz gut aus.

Ich habe beschlossen, lieber dem Pfälzer Weinsteig zu folgen. Irgendwie mag ich die neuen Wegzeichen lieber, als die ollen Punkte und Striche. Wir werden sehen, wer am Ende die bessere Wahl getroffen hat. Aber nicht, dass ihr jetzt denkt, wir hätten uns getrennt. Sind die selben Wege, nur andere Markierungen.

Ein Stückchen weiter können wir unser erstes Ziel am Berghang schon entdecken, die Michaelskapelle. Bis da ist es aber noch ein gutes Stückchen zu laufen.

Eines wissen wir aber beide schon nach den ersten Metern: Frauchen wird erst mal nicht glücklich sein, denn es geht bergauf. Hätte sie sich ja aber denken können, da die Kapelle doch hoch oben über der Stadt liegt. Uns macht das überhaupt nichts aus. Wir haben sogar genug Elan, um immer mal wieder auf Felsen zu hüpfen. Ich glaube, Frauchen wäre manchmal auch gerne ein Drache.

Das letzte Stück bis zur Kapelle hat es dann noch mal ordentlich in sich. Es geht ziemlich steil bergauf. Frauchen will gerade ansetzen, mich und meine Wanderidee zu verfluchen, da sind wir zum Glück schon oben. Kann sie sich dann für später aufheben.

Kapelle auf Berg ist ja meistens entstanden, weil irgendwer ein Gelöbnis von sich gegeben hat und dann solche Dinge, wie Schals oder Schwerter plötzlich genau an der Stelle vom Himmel fallen. Blitzeinschlag kommt auch immer gut. War hier aber wohl nicht der Fall oder zumindest nicht zu Beginn. Zweimal wurde die Kapelle wieder aufgebaut. Nach der zweiten Zerstörung hat es volle 160 Jahre gedauert, bis sie erneuert wurde und da kommt dann doch das Gelöbnis ins Spiel. Sollte Deidesheim im zweiten Weltkrieg verschont bleiben, wollten die Bürger die Kapelle wieder aufbauen. Da sie heute wieder steht, wird das wohl funktioniert haben. Ich frage mich aber, ob hier wirklich eine Ruine stehen würde, hätte es Deidesheim im Krieg doch erwischt.

Weil es hier einen schönen, sonnigen Platz gibt und Frauchen sich nach dem Aufstieg noch erholen muss, legen wir doch gleich mal eine kleine Rast ein. Mögt ihr diese Kekse auch so gerne?

Ein letzter Blick auf die Kapelle und dann geht es sehr zum Leidwesen von Frauchen weiterhin bergan. Kommt davon, wenn man zwischen zwei Mittelgebirgen lebt. Da bleiben Steigungen bei Wanderungen nicht aus. Vielleicht sollten wir doch an die Küste ziehen. Da ist flaches Land.

Wir hüpfen und klettern stetig voran und sind viel schneller als unser Frauchen. Da kommt uns so ein Baumstamm zum Balancieren doch gerade recht, um uns die Zeit zu vertreiben, bis Frauchen wieder aufgeholt hat. Und nein, wir haben uns nicht getraut sie zum Überspringen zu animieren. Bei der ersten Wanderung nach der Winterpause wird sie von uns noch geschont.

Plötzlich tauchen auf unserem Weg diese Gemäuer auf. Was es damit wohl auf sich hat? Frauchen meint, das sei der Zugang zu den Heidenlöchern. Haben die Heiden hier Löcher gegraben? Und wozu sollten die gut sein?

Nach Löchern sieht das hier tatsächlich aus. Ob da jemand gewohnt hat? Wir sind ganz erstaunt, als wir erfahren, dass das hier mal eine ringförmige Höhenburg war. Da wären wir jetzt niemals drauf gekommen. Übrig geblieben sind nur diese Grubenhäuser, die aus einem einzigen Raum bestanden. 85 Stück soll es hier gegeben haben. Also, hier hat tatsächlich mal jemand gewohnt.

An einer Stelle entdecken wir auch mal wieder ein Tor in eine andere Zeit. Die soll es ja tatsächlich geben, doch haben wir bisher noch nicht den richtigen Spruch gefunden, um uns in eine andere Zeit zu beamen. Auch heute funktioniert es nicht. Egal welchen Spruch wir rufen, singen oder sogar rappen; es tut sich nichts. Frauchen kringelt sich vor Lachen und meint, wir würden wahrscheinlich in die falsche Richtung rufen. Also echt jetzt, was versteht die denn schon davon. Woher will sie denn wissen, in welche Richtung sich das Tor öffnet. Bevor wir uns aber umdrehen und unser Glück in die andere Richtung versuchen können, scheucht sie uns weiter. Spielverderberin!

Wir sind aber schnell wieder versöhnt, denn der Weg durch die ehemalige Burg ist spannend. Überall tauchen neue Wohnungen auf. Drache muss aber auch gut auf den Weg achten. Nicht, dass wir vor lauter schauen noch über eine der vielen Wurzel stolpern und uns die Drachenhaxen brechen. Frauchen würde uns zwar sicher tragen, aber Schmerzen hätten wir trotzdem und das braucht kein Drache.
Paulchen entdeckt dann vor uns diesen tollen Baum.

Da sind die Heidenlöcher ganz schnell vergessen und wir erbetteln uns bei Frauchen eine kleine Pause. Dieser Ast lädt doch geradezu zum Balancieren ein.

Nach einer Weile mahnt sie dann aber zum Aufbruch. Dann gehen wir eben noch ein paar Löcher bestaunen. Ob drache hier wohl noch Schätze finden könnte? Ganz ausgeschlossen scheint das nicht zu sein, denn Frauchen erzählt, dass man alles abgeben müsse, was man hier fände. Ist ja doof. Da macht Schatzsuche aber keinen Spaß. Wir sind jetzt so viel zwischen den ehemaligen Häusern herumgedüst, dass wir fast die Orientierung verloren haben. Zum Glück entdecke ich am Baum den nächsten Wegweiser. Wir wären doch beinahe in die falsche Richtung gelaufen.

Wir lassen die Heidenlöcher hinter uns und wandern weiter, bis wir an diese riesige Kreuzung kommen. Hier erlauben wir Frauchen einen Freudensprung. Wir haben den höchsten Punkt der heutigen Wanderung erreicht und von nun an geht es nur noch bergab.

Vor lauter Begeisterung übersieht sie dann glatt die nächste Abzweigung. Wenn wir Drachen nicht immer aufpassen würden, wäre unser Frauchen schon zig mal im Wald verschollen. Sie streitet das vehement ab. Schließlich hätte sie ja ihre Wander-App. Ach ja und warum rufe ich dann hier Stopp und nicht die App? Ich glaube, da besteht noch Diskussionsbedarf.

An der nächsten großen Wegekreuzung ist Paulchens roter Punkt plötzlich weg. Nun ist er doch ein wenig irritiert. Hat er sich vielleicht doch für das falsche Wegzeichen entschieden? Mein Zeichen für den Pfälzer Weinsteig ist immer noch da. Ich versuche Paulchen zu trösten. Er hat einfach nur nicht bemerkt, dass sein roter Punkt nicht bis zu unserem heutigen Ziel führt. Wenn er von hier dem roten Dreieck folgt, ist alles gut. Es führen zwar nicht alle Wege zur Wachtenburg, aber rotes Dreieck und Pfälzer Weinsteig schon. Damit ist seine Welt wieder in Ordnung und wir machen uns auf den Weg zur Burg.

Nach etwa 2 km haben wir sie dann erreicht. Hier erkennt drache wenigstens, dass es sich um eine Burg handelt. Schon seit dem 12.Jhdt steht sie hier und ging bereits durch viele Hände. Wie so viele Burgen, wurde auch sie von französischen Truppen platt gemacht. Ganz ist es ihnen aber nicht gelungen, denn der Bergfried blieb zur Hälfte stehen. Entweder hatten die Franzosen einen sehr schlechten Sprengmeister oder die Bauherren der Burg hatten sehr solide Arbeit geleistet.

Wir Drachen sind ja verrückt nach Burgen und anderen alten Gemäuern und deshalb wollen wir die Überreste auch unbedingt erforschen. Zum Glück ist die Besichtigung kostenlos. Frauchen war sich nämlich nicht sicher, ob man an der Kasse ihre Zauberkarte genommen hätte.

Nachdem wir die Burg betreten haben, merken wir erst, wie groß sie tatsächlich ist. Leider ist von den Gebäuden nicht mehr viel erhalten. Nur der halbe Bergfried steht noch immer und auch die 400 m lange Ringmauer ist noch da. Sie reicht fast bis runter in den Ort.

Nachdem wir uns ein wenig umgeschaut haben, wird es Zeit für den Heimweg. Wie so oft ist es noch ein ganzes Stück bis zum Bahnhof.
Bevor wir aber los marschieren entdeckt Paulchen im Burggraben die ersten Frühlingsboten.

Wie gut, dass wir Frauchen heute morgen aus dem Bett gejagt haben. Sie hätte es bestimmt bereut, wenn wir bei dem tollen Wetter nicht wandern gewesen wären. Die Sonne tat richtig gut auch wenn es zwischenzeitlich ganz schön frostig war, wenn sie hinter den Wolken verschwunden ist. Wir hoffen, dass das Wetter so bleibt und freuen uns schon auf die nächsten Wanderungen.
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Flämmchen (Sonntag, 27 Februar 2022 23:11)
Hallo Hektor und Paulchen,
da hattet ihr ja wieder eine schöne Wandertour, und dann auch noch mit einer Burg, ganz mein Geschmack <3. Und Paffina wäre bestimmt auch gerne auf Schatzsuche gegangen. Wir waren leider bisher nicht so erfolgreich darin, unsere Mama Moni zu einem größeren Ausflug zu überreden... Wir hoffen, das wird wieder besser, wenn wir dann in unserem neuen Drachenfamilienzuhause wohnen.
Bis dahin können wir uns hoffentlich noch an vielen Abenteuern von euch erfreuen :-)
Liebe Grüße,
Flämmchen