Frauchen hat heute morgen was gemurmelt von perfektem Wetter für eine Tour durch die Quadrate. Als dann das Wort Kostproben fiel, bin ich (Kunibert) aber gleich hellhörig geworden. Schließlich bin ich in der Drachenburg fürs Essen zuständig und wenn Frauchen auf Fresstour geht, hat sie mich gefälligst mitzunehmen. Zum Glück sieht sie das genau so und so machen wir uns auf den Weg zum Jungbusch, wo wir unseren Guide von "Eat the World" treffen werden.
Wir waren schon in einigen Städten mit denen auf Tour, weil wir die Kombi aus Sightseeing und kulinarischen Kostproben mögen.
Meistens sind es auch eher unbekannte Stadtteile, die auf diese Weise erkundet werden.
Wir starten heute im Jungbusch. Nicht unbedingt Mannheims Vorzeigeviertel, war hier doch in den 70er Jahren das Rotlichtviertel zu finden.
Doch langsam wandelt sich der Stadtteil und ist heute Szene- und Ausgehviertel.
Mittendrin treffen wir auf ein Unikat, den Mannheimer Sackträger. Einst war hier Hafengebiet und da waren hart arbeitende Männer bei den Spediteuren und Tabakhändlern sehr gefragt. Gutes Geld konnte man mit der Arbeit auch verdienen.

Aber mir wurde doch lecker Futter versprochen. Wo bleibt das denn? Frauchen kann mich beruhigen, denn wir steuern jetzt das Café Patina an.
Ein Blick durchs Fenster und ich überlege, ob Frauchen mich wohl veräppeln will. Da ist kein Kuchen in der Auslage, sondern Schmuck und Antiquitäten.
Also echt jetzt, mit einem hungrigen Drachen macht man keine Scherze. Das könnte böse enden. Doch die Aufklärung naht schon in Form der Inhaberin. Hier haben sich Mutter und Tochter zusammen getan. Die eine ist Goldschmiedin und die andere Gastwirtin. Daraus entstand dann dieses etwas andere Café.
Na, dann zeigt mal, was ihr kulinarisch so drauf habt.
Zuerst gibt es ein Schüsselchen mit Reis, Linsen und Avocado. Musste dabei an Aschenputtel denken: die guten ins Töpfchen, die schlechten...
Aber nein, es war sehr lecker, würde aber einen ausgewachsenen Drachen nicht sättigen.

Im Anschluss gibt es dann noch einen Schokikuchen. Wie alle Drachen liebe ich Schokikuchen, aber hier sind alle Kuchen vegan. Versteht mich jetzt nicht falsch, ich bin ein weltoffener Drache und von mir aus kann jeder essen, was ihm beliebt und schmeckt. Sei es vegetarisch, vegan oder Insekten; nur zu. Aber für mich geht vegan so überhaupt nicht. Schließlich war aber die Lust auf Schoki so groß, dass ich den Kuchen zumindest probieren wollte. Ich bin auch offen für Experimente und ich muss gestehen, der Kuchen war richtig lecker.

Auf unserem Weg durch den Jungbusch Richtung Quadrate sind wir dann noch an einigen Wandbildern oder Murals vorbei gekommen. Frauchen war ja schon mal auf Street Art Tour in Mannheim, aber so weit ist sie damals nicht vorgedrungen.
Ich mag ja das vollgeladene Auto. Das andere ist mir ein wenig zu düster und gruselig.


Das Jungbusch-Viertel geht ja nahtlos in die Quadrate über. In der Mannheimer Innenstadt gibt es nämlich keine Straßennahmen, sondern alles ist in Quadrate eingeteilt. Wenn drache das System mal verstanden hat, ist die Orientierung ganz einfach.
Allerdings knurrt mein Magen immer noch. Von den bisschen Linsen und Kuchen wird doch kein Drache satt. Frauchen meint zwar, die Tour wäre nicht zum Sattessen, aber ich sehe das ein wenig anders. Deshalb zieht mich dieses Schaufenster am Marktplatz auch magisch an. Dort stapelt sich das türkische Fladenbrot, auch Pide genannt. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, dass unser Guide in den Laden schlüpft. Juhu, da wird es gleich lecker Pide geben.
So schnell ging es dann leider doch nicht, aber wie heißt es: gut Ding will Weil haben oder so ähnlich. Ich will schon Protest einlegen, da kommt unser Guide mit zwei großen Brettern voll Pide zurück. Eines ist gefüllt mit Schafskäse und das andere mit Hackfleisch und Zwiebeln. Beide sind sehr lecker, aber mein Favorit ist eindeutig die Schafskäse-Version.

Wir biegen ab in die Fressgasse. Der Name passt doch und hier fühlt Drache sich wohl. Vor der Potateria bleiben wir stehen. Unschwer zu erkennen, was es hier zu essen gibt. Doch die schnöde Offenkartoffel heißt hier Kumpir, ist aber praktisch genau dasselbe. Der Name stammt übrigens von der guten Pfälzer Krummbeere oder Grumbier.

Warum müssen die Menschen eigentlich immer alles umbenennen? Da überlegst du, was das jetzt wieder exotisches auf der Speisekarte ist und dann steht ne olle Kartoffel vor dir. Ich kann noch einen draufsetzten: die Dinger heißen doch tatsächlich Fritz, Kai-Uwe, Oskar, Henry und Carlos (je nach Füllung). Zum Probieren bekommen wir sie alle. Fritz kommt der guten alten Folienkartoffel mit Sauerrahm noch am nächsten, aber Carlos hat es in sich. Die Jalapeños treiben sogar mir die Tränen ins Gesicht. Zeig ich aber keinem. Ein Drache ist hart im Nehmen.

Damit ist unsere Tour leider schon fast vorbei. Auf dem Weg zum letzten Stopp kommen wir an einem Café vorbei, in dem Mannheimer Dreck verkauft wird. Es handelt sich dabei um mit Schokolade überzogene Makronen. Ein geschäftstüchtiger Bäcker erfand sie 1838, als die Stadt eine Vorschrift erließ, dass jeder zwei Reichstaler zu zahlen habe, der seinen Kot auf die Straße fegen würde.
Leider bleibt es hier bei einem Blick ins Schaufenster. Wir bekommen keine Kostprobe.
Ein Stück weiter ist die Kaffeerösterei und der statten wir noch einen Besuch ab.
Seit 2008 werden hier die Kaffeebohnen manuell geröstet und das schmeckt drache auch. Ein wenig stark war der Espresso schon, aber das muss wohl so sein.

Im Anschluss könnten wir hier noch die verschiedensten Kaffeebohnen kaufen. Macht aber keinen Sinn, da wir daheim kaum Kaffee trinken. Einen tiefen Atemzug nehme ich aber noch, bevor es nach Hause geht. Frisch gerösteter und gemahlener Kaffee riecht einfach nur lecker.

Damit ist unsere heutige Tour zu Ende, aber ich hoffe, dass wir das recht bald in einer anderen Stadt wiederholen.
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