Es wird mal wieder Zeit für einen genüsslichen Urlaub auf dem Fluss. Auf Donau und Rhein war ich (Hieronymus) schon unterwegs, deshalb fiel die Wahl diesmal auf den Douro in Portugal. Da ich mal einen anderen Veranstalter ausprobieren wollte, hat Frauchen uns bei Phoenix auf die MS Magellan gebucht. Sie ist schon ein etwas älteres Semester, aber (oder vielleicht gerade deshalb) nimmt sich mehr Zeit auf dem Weg zur spanischen Grenze. So muss ich nicht jeden Tag überlegen, ob ich an einem Ausflug teilnehme oder vom Sonnendeck aus die Landschaft genieße.


Vorfreude
22.09.2021

Endlich geht es wieder los. Was habe ich mich darauf gefreut und den Tag herbeigesehnt. Geschlafen habe ich heute Nacht kein bisschen und um 07:00 Uhr schmeiße ich Frauchen aus den Federn. Sie findet das zwar viel zu früh, aber ich will jetzt endlich los.
Um 09:30 sind wir dann in Mannheim am Bahnhof und da steht auch schon der RE nach Frankfurt bereit.
Da wir erst morgen fliegen und heute viel Zeit haben, hat Frauchen beschlossen mit dem Nahverkehr nach Frankfurt zu fahren. Die Fahrt kostet uns nichts, da sie diese Woche mit ihrem Verbundticket alle Nahverkehrszüge in Deutschland kostenlos nutzen darf. Coole Sache, oder? Das gesparte Geld haben wir dann in ein Upgrade auf dem Flug investiert.
Außerdem finde ich die Fahrt im RE viel schöner. Das ist ein Doppeldecker und da kann ich oben prima aus dem Fenster schauen.

Einmal müssen wir umsteigen und dann sind wir auch schon am Flughafen.
Was ist das für ein tolles Gefühl, endlich wieder Flughafenluft zu schnuppern. Ich bin ja ein erfahrener Reisedrache und Frankfurt ist sozusagen mein Tor zur Welt. Logisch, dass ich mich hier auskenne, selbst wenn wir wie heute am Regionalbahnhof tief unten im Flughafen ankommen. Die Rolltreppe bringt uns rasch auf die Abflugebene.

Abflug ist aber erst morgen. Es gibt jedoch so Rituale, die gehören bei uns zu jeder Reise und dazu müssen wir ins Terminal 2. Nichts leichter als das. Die Flughafenbahn wird uns dort hinbringen.

Ich liebe diese Bahn und würde am liebsten den ganzen Tag Runden drehen. Irgendwann wird sie mal bis zum neuen Terminal 3 fahren. Dann lohnt sich die Fahrt mal so richtig. Heute ist leider bereits nach wenigen Minuten Terminal 2 erreicht.

Das Foodcourt ist unser Ziel. Hier kehren wir vor jeder Reise ein. Da mir nach Schnitzel ist, steuern wir Ludwigs an.
Die sind zur Zeit voll im Oktoberfestfieber. Gibt sogar eine eigene Karte. Nur doof, dass die ganzen Amerikaner und Asiaten zur Zeit kaum fliegen. Die hätten das bestimmt toll gefunden.

Frauchen entscheidet sich für ein Jägerschnitzel (ach nein, das darf drache ja nicht mehr sagen) und die Kellnerin bringt ein Riesenteil.
Da hätten wir aber locker noch ein paar weitere Drachen von satt bekommen. Ich habe ordentlich zugeschlagen und bin jetzt pappsatt.

Leider ist die Besucherterrasse zur Zeit nur an den Wochenenden geöffnet. Ich wäre gerne noch ein wenig Flieger gucken gegangen, aber so machen wir uns auf den Rückweg ins Terminal 1.
Dort treffe ich auf Lu, den kleinen Kranich von Lufthansa. Beide sind wir Weltenbummler und so tauschen wir uns ein wenig aus, bis Frauchen zum Aufbruch drängt.

Was hat sie es nur wieder so eilig. Vielleicht sollten wir uns mal so einen schicken Wagen ausleihen und damit durch den Flughafen düsen. Der ist zur Zeit immer noch erschreckend leer. Da würden wir sicher nicht viele Leute aufschrecken. Frauchen meint aber, das wäre nur für Passagiere, die nicht so gut zu Fuß sind und nicht für kleine Drachen. Also, jetzt mal ehrlich, ich bin ein Wasserdrache, habe keine Flügel und eher kurze Beinchen. Habt ihr euch mal die Entfernungen in diesem Flughafen angesehen? Ich finde, dass ich sehr wohl qualifiziert wäre, mit so einem Teil gefahren zu werden.

Frauchen sieht das anders und macht sich auf den Weg zurück zum Regionalbahnhof. Wir müssen ja irgendwo übernachten und unser Lieblingshotel im Terminal 1 war leider zu teuer. Zum Glück gibt es in Gateway Gardens inzwischen eine ganze Reihe an Hotels und durch die Anbindung an die S-Bahn sind sie auch gut zu erreichen. Wir werden heute im Moxy übernachten.
Ob Frauchen gewusst hat, dass die hier kein Betthupferl haben und deshalb vorgesorgt hat? Ich schnapp mir erst mal die Fernbedienung und mache es mir auf dem Bett bequem. Morgen geht es dann mit dem Flieger nach Portugal.


auf nach Portugal
23.09.2021

Auch heute werfe ich mein Frauchen früh aus dem Bett. Unser Flug geht zwar erst um 12:25 Uhr, aber wir wollen ja noch in die Lounge. Schließlich haben wir uns dafür extra ein Upgrade in die Business-Class gekauft. Ok, natürlich nicht nur für die Lounge. Business fliegen ist echt schick. Drache hat nicht nur einen eigenen Schalter zum Einchecken, die nette Dame hat uns die Bordkarte auch noch mal ausgedruckt. Da muss Frauchen später nicht dauernd mit dem Handy hantieren.

Ich brauche sicher nicht extra erwähnen, dass wir auch bei der Security einen eigenen Eingang haben und ratzfatz durch sind. So weit, so gut, jetzt müssen wir nur noch die Lounge finden.

Vor der Lounge bei A13 wartet bereits eine lange Schlange. Frauchen denkt, sie wäre schlau und läuft weiter bis A26. Sie hofft, dass die meisten Menschen nicht so weit laufen möchten und dass es dort leerer ist. Pustekuchen, auch hier hat sich bereits eine Schlange gebildet. Menno, gestern Mittag war es so leer am Flughafen. Ich glaube, wir haben einfach eine blöde Zeit erwischt, wo die ganzen Geschäftsleute fliegen. Dauert zum Glück aber nicht so lange, bis wir nach Prüfung von Bordkarte und Impfnachweis eintreten dürfen.

Da wir ja wussten, dass wir in die Lounge gehen würden, haben wir auf das Frühstück im Hotel verzichtet. Jetzt besorgt Frauchen uns erst mal eine leckere Portion Rührei mit Tomaten.

Ich habe auf dem Buffet aber noch etwas viel besseres entdeckt. Da gibt es kleine Gläser mit Chips, Smarties und weißen Mäusen. Kennt ihr weiße Mäuse? Die sind voll lecker. Ich glaube, ich muss jetzt mal meinen allerbesten Drachenbettelblick aufsetzten, damit Frauchen mir so ein Glas mitnimmt. War aber gar nicht nötig. Sie kennt halt ihre Drachen.

Zwei Stunden verbringen wir in der Lounge, dann wird es Zeit, sich auf den Weg zum Gate zu machen. Ist zum Glück nicht so weit. Wir fliegen ab A19.
Als erfahrener Reisedrache überprüfe ich das lieber noch mal. Wäre ja nicht das erste Mal, dass sich so ein Gate ändert.

Das kann selbst ein kleiner Wasserdrache laufen, aber ich wollte schon immer mal auf dem Handlauf eines Laufbandes reiten. Frauchen sagt, dass macht man nicht, aber ich habe schon ganz oft Bilder im Internet gesehen, wo das sogar erwachsene Menschen machen. Sie meint zwar, drache müsse ja nicht alles nachmachen, aber so ganz überzeugend klingt das nicht und so darf ich am Ende doch ein Stück auf dem Handlauf mitfahren.

Am Gate A19 ist noch nicht viel los. Da steht zwar auch ein Flieger rum, aber der ist von United und wird uns sicher nicht nach Porto fliegen. Schaut ihr auch so gerne Flieger, wie ich? Leider ist hier am Gate zur Zeit nicht viel los und auch an den Nachbarflugsteigen stehen keine Flugzeuge. Schade.

Da Flieger gucken heute ausfällt, machen wir es uns im Abflugbereich bequem und warten darauf, dass unser Flug aufgerufen wird.
Das dauert zum Glück auch nicht mehr lange. Ich kann es nämlich kaum noch erwarten, dass es endlich los geht.

Hihi, Frauchen hatte sich so darauf gefreut, dass sie heute zur ersten Gruppe gehört, die boarden darf und dann haben wir ein Busgate erwischt. Was ein Pech aber auch und dann ist der Bus auch noch zu früh am Flieger und wir dürfen nicht sofort aussteigen.
An Bord machen wir es uns gemütlich. Da in der Business der mittlere Sitz frei bleibt, habe ich sogar meinen eigenen Platz.

Los geht es dann aber noch lange nicht. Irgendwie haben die heute Probleme mit dem Gepäck. Erst bringen sie es zum falschen Flieger und dann fehlt der Lademeister. Die können echt froh sein, dass in Frankfurt noch nicht wieder so viele Flieger abgefertigt werden, wie vor Corona. Zu guter Letzt fangen sie auch noch an Passagiere umzusetzen, wegen der Lastenverteilung. Das hat selbst Frauchen noch nicht erlebt und die ist schon ziemlich oft geflogen.
Während die Crew mit dem Gepäck beschäftigt ist, studiere ich schon mal die Speisekarte. Mal schauen, was es leckeres zu futtern gibt.

Frauchen und ich sind uns einig, was das Essen betrifft. Gut für mich, denn im Zweifelsfall entscheidet sowieso Frauchen. Ich lass mir dann mal die Schweindelende schmecken.

Mit fast 40 Minuten Verspätung sind wir in Frankfurt gestartet. Die holen wir auf dem Flug nach Porto nicht wieder ein. Ist aber nicht so schlimm, da wir einen Transfer zum Schiff haben und das sowieso erst übermorgen Porto verlässt. Kann also nichts passieren. In Porto sollen wir alle brav sitzen bleiben, weil vorgesehen ist, dass wir den Flieger reihenweise verlassen. Klar, dass sich manche nicht daran halten und macht einer erst mal den Anfang, folgen garantiert weitere. Das findet unser Chefsteward überhaupt nicht lustig. Wie gut, dass ich diesmal auf Frauchen gehört habe und brav sitzen geblieben bin. Die Regel könnte man eigentlich beibehalten. Geht bestimmt schneller und selbst die letzten waren da, bevor das Gepäckband überhaupt anfing zu laufen. Unser Koffer kommt dann auch recht schnell und draußen steht auch schon Jemand mit dem türkisen Phoenix-Schild.

Was mich allerdings sehr verwundert hat, ist die Einreise nach Portugal. Das ist genau so, wie vor Corona. Keiner will irgendetwas sehen, weder Pass noch Einreisebeleg, noch Impfnachweis. Wahrscheinlich verlassen die sich darauf, dass das bereits am Abflugort durch die Airline kontrolliert wurde. War ja auch so. Ohne die beiden Belege hätten wir keine Bordkarte erhalten.
Mit dem Bus geht es dann in 20 Minuten zum Schiff, wo wir bereits erwartet werden.
Die Magellan ist schon ein älteres Schiff, aber ich mag sie trotzdem auf Anhieb. Eigentlich heißt sie ja Fernão de Magalhães und wurde 2003 gebaut. Sie ist
75 m lang, 11.40 m breit und 7.80 m hoch. Letzteres ist sehr gut, denn der Douro ist nur ca 4 m tief, dh absaufen können wir eigentlich nicht. Benannt ist sie nach dem berühmten portugiesischen Seefahrer, der als erster die Welt umsegelte. Ihr wundert euch sicher, warum ein Schiff einen männlichen Namen hat. Tja, in Portugal sind Schiffe männlich und nicht wie bei uns weiblich. Weil ich das aber doof finde, ist und bleibt sie in meinem Bericht weiblich.

Nachdem Frauchen uns eingecheckt hat, gehen wir erst mal auf die Suche nach unserer Kabine. Die befindet sich im unteren Deck und hat erstaunlich große Fenster. Kaum haben wir sie betreten, sind wir positiv überrascht. Es gibt zwei Betthupferl (beide für mich) und eine Flasche Sekt zum Empfang. Wow, dabei haben wir nicht mal Kabinen in der Silber- oder Goldliga. Bei der Konkurrenz gab es das nicht mal an Frauchens Geburtstag. Auch das Internet ist kostenlos, aber wohl nicht immer und überall verfügbar. Schaun wir einfach mal.

Viel Zeit zum Eingewöhnen bleibt uns nicht, denn in der Lounge ist gleich Informationsveranstaltung. Alex, unser Reiseleiter überschüttet uns nur so mit Informationen, dass mir fast schwindelig wird. Oder liegt das etwa an dem leckeren Cocktail, den Frauchen bestellt hat?
Leider gibt es die hier nicht "all inclusive", sodass ich nur ab und zu einen bekommen werde.

Danach wird es Zeit, sich das Schiff etwas genauer anzuschauen. Drache muss ja wissen, wo was stattfindet.
Die Lounge haben wir ja nun schon kennengelernt. Davor ist ein Minisonnendeck. Eigentlich ist es für die Raucher gedacht, aber es wird während der Reise zu einem meiner Lieblingsplätze. Hier wird drache auch dann nicht verscheucht, wenn es unter den Brücken eng wird.

Wenn das Wetter es zulässt und die Sonne warm genug scheint, dass drache trotz Fahrtwind nicht friert, ist das Sonnendeck ebenfalls ein netter Ort. Da findet dann auch Frühsport (schüttel) und das eine oder andere Spielchen statt.

Den Pool habe ich dieses Jahr nicht getestet. Hat mir auch keiner ein Getränk versprochen, wenn ich hinein hüpfe. Ich bin zwar ein Wasserdrache und kalte Temperaturen machen mir in der Regel nicht so viel aus, aber hier mag selbst ich nicht schwimmen.

Nach dem sehr leckeren Abendessen verlassen wir leider unseren Anleger, da ein anderes Schiff ihn morgen zum Auschecken benötigt.
Schade, der wäre nämlich sehr viel näher an der Altstadt gelegen, als der neue.
Dafür haben wir aber eine nächtliche Panoramafahrt durch Porto, da wir ganz ans andere Ende der Stadt wechseln.

von Turm zu Turm durch Porto
24.09.2021

Unser Schiff liegt jetzt ja leider im Fischereihafen Afurada fast an der Douro-Mündung. Da kann drache nicht mal eben in die Stadt spazieren, was ziemlich doof ist, denn genau das hatten wir eigentlich heute vor. Nun denn, muss Frauchen eben in ein Taxi investieren, dass uns zur Kathedrale bringt. Ist aber nicht so tragisch, wie es sich anhört. An der Rezeption organisiert man uns ein Taxi und die Preise sind Portugal recht günstig. Der Weg ist dann aber doch länger, als gedacht, da man mit dem Auto durch viele der engen Gassen gar nicht fahren kann. Schließlich erreichen wir die Kathedrale pünktlich zur Öffnungszeit.

Die Kathedrale ist schon sehr alt. Sie wurde bereits 1120 erbaut, aber so wie damals schaut sie nicht mehr aus. Woran das liegt? Nun ja, jeder Bischof wollte sich hier wohl verewigen und im Laufe ihres Lebens hat die Kathedrale schon viele Bischöfe gesehen. Ob man die Bischöfe wohl den verschiedenen Stilepochen zuordnen könnte? Bestimmt, aber irgendwie hat doch jetzt keiner wirklich was davon gehabt, oder? Nach keinem ist sie benannt. Dumm gelaufen.

Den gotischen Kreuzgang finde ich toll. Ich mag ja Kreuzgänge und hier sieht drache gleich, was ihm heute in der Stadt noch öfter begegnen wird, die wunderschönen blauen Azulejos.

Porto liegt ja auf vielen Hügeln, was Frauchen heute noch erfahren darf. Von der Kathedrale hat drache daher einen tollen Blick über die Stadt und was ich da so sehe, lässt mich schlimmes ahnen. Ich fürchte, mir steht mal wieder ein Tag voller Kirchen bevor. Ich hoffe nur, dass Frauchen die nicht alle auch von Innen besichtigen möchte

Wir kehren der Kathedrale jetzt den Rücken und wandern die schmale Rua de Dom Hugo hinab. Die steht jetzt nicht unbedingt in jedem Reiseführer, aber es lohnt sich. Vom Brunnen Chafariz do Anjo geht es stetig bergab durchs ein Gewirr von Gassen, die so schmal sind, dass kein Auto durchpasst. Früher hätte drache sich besser nicht in dieses Viertel gewagt, denn es hatte nicht den besten Ruf. Heute muss ich nicht befürchten, dass hinter jeder Ecke ein Drogendealer lauert.

Ich werfe mal einen Blick über die Mauer und entdecke eine Kirche. Oh weh, mal schauen, wie ich Frauchen da elegant dran vorbei lotsen kann. Sie scheint aber sowieso kein Interesse daran zu haben. Die einstige Jesuitenkirche ist heute ein Museum. Da hab ich ja noch mal Glück gehabt.

Zu früh gefreut. Am Ende des Viertels stoßen wir auf die Igreja de São Franciso. Igreja bedeutet Kirche. Habt ihr euch bestimmt schon gedacht, aber die muss drache von innen gesehen haben. Wieso ich mir das Gotteshaus eines Bettelordens anschaue, fragt ihr euch? Nun ja, ich habe mich ja vorbereitet und wusste, dass mich keine schlichte Gotik erwartet. Die müssen ja ganz schön viel zusammen gebettelt haben, denn in dieser Kirche sollen angeblich 300 kg Gold verarbeitet sein. Geschnitzt haben die Jungs auch ordentlich.
Anschließend wollte ich mir noch die Gruft anschauen, aber die ist total langweilig. Keine Sarkophage, nur Steinplatten und kein bisschen gruselig

Dann lotse ich Frauchen doch lieber zum Börsenpalast gleich nebenan. In Porto war das nämlich so, dass die Händler das Sagen hatten und nicht die Monarchen. Die haben sich diesen Prachtbau aus eigener Tasche finanziert und deshalb hat der Bau wohl auch so lange gedauert.

Vielleicht hätten die mal nebenan anfragen sollen, ob die ein wenig Gold über haben. Wenn man alles nur vom Feinsten möchte, braucht man entweder Geld oder Zeit. Alleine an diesem riesigen Treppenhaus haben die 40 Jahre gearbeitet. Rutschen ist für kleine Drachen natürlich wieder mal verboten. Ok, in so einem feinen Etablissement muss drache sich eben zu benehmen wissen.

Ist vielleicht auch besser so, sonst kommt es vielleicht noch zu einer Gerichtsverhandlung, wo ein kleiner Drache der Angeklagte ist. Den Gerichtssaal finde ich schon toll, aber auf der Anklagebank möchte ich dann doch nicht sitzen.

Eher könnte ich mir vorstellen im Arabischen Saal an einer Feier teilzunehmen. Drache sollte nur von den Kronleuchtern fern bleiben. Die wiegen bis zu einer Tonne. Stellt euch nur mal vor, so ein Teil stürzt ab. Unser Guide meint ja, die Akustik sei fantastisch in diesem Raum, deshalb würden auch öfter Konzerte gegeben. Das würde ich ja gerne testen *kicher*. Ich will gerade Luft holen, um ein Drachenlied zu schmettern, da trifft mich Frauchens warnender Blick. Woher weiß die nur immer, was ich vorhabe?

Frauchen schleift mich dann weiter durch die Rua das Flores. Früher stand hier Adelshaus neben Adelshaus, galt sie doch als Nobeladresse. Doch alles ist vergänglich und irgendwann verfiel die elegante Straße. Doch zum Glück ist sie als Fußgängerzone wieder auferstanden. Manche der alten Adelshäuser kann drache noch an den Wappen erkennen. Wir suchen hier aber ganz was anderes, denn sie ist auch bekannt für ihre bemalten Stromkästen. Nur schade, dass inzwischen viele der Kunstwerke bekritzelt wurden.

Frauchen sucht außerdem nach dem bekannten Streetart Bild einer blauen Katze. Mir gefällt der kleine blaue Drache viel besser.

Wer schon mal in Antwerpen war, weiß, dass drache dort unbedingt den Bahnhof besichtigen muss. So ist das auch in Porto. Von außen sieht er jedoch recht langweilig aus. Da ist ja sogar der Mannheimer Hauptbahnhof schöner. Doch im Inneren verbirgt sich die wahre Schönheit.

Die ersten Azulejos haben wir ja heute schon in der Kathedrale entdeckt. In der Eingangshalle des Bahnhofs gibt es 20 000 davon. Das muss drache sich erst mal vorstellen. Diese Eingangshalle könnte glatt in einem Palast zu finden sein. Ich glaube, hier könnte ich Stunden verbringen und die vielen Szenen studieren. Dazu haben wir aber leider keine Zeit.

Die nächste Kirche wartet nämlich schon. Die Igreja dos Congredados steht in jedem Reiseführer. Warum wohl? Richtig geraten. Sie ist wegen ihrer Azulejos an der Fassade bekannt. Wie das aber oft so ist mit den hochgelobten Sehenswürdigkeiten; ich finde sie jetzt gar nicht so toll.

Nur ein Stückchen weiter bergauf steht die Igreja de Santo Illdefonso. Von der spricht keiner, aber ich finde sie viel eindrucksvoller. 11 000 Fliesen sind hier an der Fassade angebracht und erzählen aus dem Leben des Heiligen Jorge Colaco. Im Inneren soll es einen Goldaltar geben, aber leider ist die Kirche geschlossen.
Auch die Kirchenleute machen hier Siesta.

Wir wandern noch ein wenig weiter durch die Stadt. Vorbei geht es am Cafe Majestic, wo Rowling ihre ersten Ideen für Harry Potter auf eine Serviette gekritzelt haben soll. Ob die damals schon geahnt hat, was diese Bücher für ein Erfolg werden? Wir wollten ja eigentlich auch einen Blick in die bekannte Buchhandlung Livraria Lello werfen. Auch hier hat Rowling sich oft aufgehalten und Ideen für ihre Bücher gesammelt. Frauchen hatte sogar extra vorab die Eintrittskarte gekauft. Tja, das ist eine normale Buchhandlung, aber die lassen sich die Berühmtheit bezahlen. Allerdings war uns dann die Schlange am Eingang zu lang und wir haben verzichtete. Ich möchte jetzt gar nicht wissen, wie viele Menschen hier wohl vor Corona standen.
Das einzige, was wir zu Harry Potter dann doch noch gefunden haben, ist der Fonte dos Leões. Die Figuren sollen die Autorin zum Gryffindor Symbol inspiriert haben.

Frauchen tun inzwischen die Füße weh und ihre Begeisterung für Kirchen lässt merklich nach. Verständlich, denn wir haben noch einen ordentlichen Fußmarsch bis zum Schiff vor uns.
So betrachten wir die Klerikerkirche mit ihrem 26 m hohen Turm nur von außen. Selbst die tolle Aussicht von oben kann uns nicht locken, die 240 schmalen Stufen hinaufzuklettern. Übrigens ist dieser Granitturm der höchst von Portugal und diente einst den Schiffen als Orientierung. So wie der Michel in Hamburg.

Einen aller letzten Blick werfen wir noch auf ein Kirchenpaar, aber nur weil es etwas besonderes ist. Es sind die Igreja do Carmo und die Igreja dos Carmelitas, die hier einträchtig nebeneinander stehen.
Doch halt, sie stehen ja überhaupt nicht direkt nebeneinander. Dazwischen befindet sich das schmalste Haus der Stadt. Gerade mal 1 m ist es breit. Mehr braucht es auch nicht. Es musste nur sicher gestellt werden, dass keine zwei Kirchen nebeneinander stehen.
Ich frage mich ja sowieso, wozu man zwei Kirchen nebeneinander braucht.

Schräg gegenüber der Kirche ist eine Haltestelle. An sich nichts besonderes, aber ich habe gerade entdeckt, dass hier eine der drei letzten Straßenbahnlinien vorbeiführt. Damit möchte ich unbedingt fahren, weil sie so schön alt sind. Frauchen mag zum Glück auch nicht mehr laufen und so fahren wir mit der Linie 22 bis Batalha.

Batalha ist Endstation dieser Linie und liegt gar nicht weit von der berühmten zweistöckigen Ponte Dom Luis I. Zuerst muss ich aber noch für ein Foto mit der alten Straßenbahn posieren

Dann machen wir uns auf den Weg, die mächtige Brücke zu überqueren. Seit 1886 überspannt sie hier den Douro. 3000 t Eisen wurden verbaut und ein wenig erinnert sie an den Eiffelturm. Ist ja auch kein Wunder, denn es war ein Schüler von Gustav Eiffel, der an dem Projekt arbeitete.

Wir nehmen die obere Fahrbahn, weil man von dort einen so tollen Blick auf Porto hat.

Doch wie kommen wir jetzt runter ans Ufer? Dem müssen wir nämlich noch ein paar Kilometer bis zu unserem Schiff folgen.
Wir könnten jetzt die Straße hinablaufen, aber laufen müssen wir ja gleich noch genug, also lotse ich mein Frauchen dezent Richtung Seilbahn. Die ist zwar mit 6 Euro nicht gerade billig, bringt uns aber ganz schnell hinab auf Flussebene. Unter uns ist Dach neben Dach. Darunter befinden sich die vielen Portweinkeller von Gaia. Vielleicht sollten wir uns am letzten Tag doch noch einen anschauen.

Bevor wir uns jetzt auf den abschließenden Fußmarsch zum Schiff machen, möchte ich mir die Rabelos, die alten Holzboote noch etwas genauer anschauen. Heute transportieren sie nur noch Touristen, aber eigentlich wurden sie gebaut, um die Portweinfässer von den Anbaugebieten am Douro hierher zu den Kellern zu transportieren.

Wie wir das ja schon vom Wandern auf dem Burgensteig kennen, können sich die letzten Kilometer unendlich ziehen. Wir sind ja so froh, als hinter der Ponte de Arrabida endlich unser Schiff auftaucht.
Ich finde ja, wir haben uns vor dem Abendessen noch einen Cocktail verdient. Mal schauen, ob ich einen der netten Kellner auftreiben kann und Frauchen die Bon-Karte für die Getränke rausrückt.

Morgen verlassen wir dann die Stadt Porto und machen uns auf den Weg an die spanische Grenze. Bin schon gespannt, was es auf dem Weg alles zu entdecken gibt.
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Saphira (Sonntag, 10 Oktober 2021 19:50)
Hallo Hieronymus,
wir von der Drachenfamilie waren schon ganz gespannt auf euren Bericht und als wir vor ein paar Tagen geguckt hatten, war noch nix da. Oder die Mama Moni hat ihn übersehen. Heute meinte sie jedenfalls, könnten wir (anfangen zu) lesen und natürlich haben wir das auch gemacht.
Ihr habt ja an eurem ersten Tag echt viel gesehen (vor allem Kirchen)! Und wart so viel unterwegs. Hut ab, euer Frauchen ist ja wirkich nicht faulplüschig. 15,5 km schafft unsere Mama Moni jetzt nicht so oft an einem Tag... Da ist auch die Seilbahn am Ende okay.
Ich glaube ich fände so eine Flusskreuzfahrt auch ganz witzig. Unsere Menschen und die Feuerdrachen der Drachenfamilie könnten dann auf dem Schiff schippern und ich im Fluss nebenher schwimmen. Obwohl, vielleicht ist das keine so gute Idee, am Ende gibt es noch gehäuft Wasserdrachensichtungen... Da ist es vielleicht doch besser wie du es machst...
Wir sind jedenfalls gespannt, was ihr auf eurer weiteren Reise noch so erlebt habt. Die Mama Moni hat gesagt, wir sollen nicht weiterlesen. Es wäre doch viel schöner, jeden Tag eine Etappe zu lesen und nicht alles am Stück. Spaßbremse die... Aber irgendwann muss sie ja auch mal schlafen, vielleicht schmökern wir dann heimlich weiter ;-).
Liebe Grüße von Saphira und der übrigen Drachenfamilie
P.S. Deine Postkarte ist leider noch nicht angekommen. Aber wir gucken jeden Tag in den Briefkasten, weil wir uns schon sooo doll drauf freuen :-)