(Schriesheim bis Dossenheim)
Eigentlich wollten heute Paulchen und Knut gemeinsam wandern, da aber unser Neuzugang Hanno so gequengelt hat, hat Knut ihm den Platz überlassen.
Er meint, er könne auch ein anderes Mal wieder mit auf Tour gehen. Hanno ist überglücklich und ganz gespannt, was ihn wohl im Wald erwartet?


Ruinen am Wegesrand
21.08.2021

Wie immer geht es früh am Morgen mit den Öffentlichen zum Startpunkt und wie meistens müssen wir erst mal Höhe gewinnen, um den Burgensteig zu erreichen. Diesmal hat Frauchen sich den Weg gemerkt. Schon erstaunlich, wo die letzte Tour doch schon wieder eine ganze Weile her ist. Als ich (Paulchen) das lobend erwähne, schaut sie mich etwas grimmig an. Dabei hab ich das wirklich ehrlich gemeint und ohne irgendwelche Hintergedanken (grins). Man kann es den Menschen echt nicht recht machen.

Unser Weg führt uns durch die Weinberge. Hanno ist ganz erstaunt, wie viele Trauben da schon hängen. Wir haben sie nicht probiert, weil wir finden, die sehen noch ziemlich sauer aus. Frauchen hat uns auch erklärt, dass man die gar nicht pflücken darf. Das wäre Diebstahl. Hanno und ich schauen uns an und überlegen, dass der Winzer das Fehlen von so ein paar Trauben doch gar nicht merken würde. Aber wenn jeder Wanderer so denken würde, kämen da bestimmt ein paar Kilo zusammen. Also lassen wir die Pfoten von den Trauben und wandern weiter.


Schon bald erreichen wir einen Aussichtspunkt und blicken zurück auf die Stadt Schriesheim. Von dort unten sind wir schon hochgekraxelt, aber es wird heute noch weiter bergan gehen. Ich glaube, wenn wir mit dem Burgensteig fertig sind, sucht Frauchen sich erst mal ein paar Wanderungen im flachen Land aus.

Unser erstes Ziel für heute haben wir kurz darauf erreicht.
Viel ist von der einst stolzen Strahlenburg nicht mehr da. Man vermutet, dass sie durch eine Feuersbrunst oder einen Blitzüberfall der Hessen zerstört wurde.
Übrigens gab es wohl schon in 17. Jhdt Traubendiebstähle. Das muss so schlimm gewesen sein, dass die Schriesheimer Hofkellerei einen Mauerschutz beantragte. Das war dann wohl das aus für den größten Teil der Burganlage, denn man hat einfach die vorhandenen Steine zum Mauerbau genutzt.

Doch schon beim Bau der Burg lief nicht alles korrekt ab. Conrad von Strahlenberg plante eine Wehranlage für die Stadt Schriesheim. Nicht ganz uneigennützig wohlgemerkt. Konnte er doch dadurch sein Einkommen mit Steuern und Zöllen erhöhen. Da hat er aber nicht mit dem Abt des Klosters Ellwangen gerechnet. Dem gehörte nämlich Grund und Boden und der fand das irgendwie nicht so gut, zog vor Gericht und bekam recht. Dann kam ihm aber wohl die Idee, dass er mehr davon hätte, wenn er denen von Strahlenberg den Burgenbau erlauben und dafür ordentlich abkassieren würde. Ganz schön clever diese Kirchenleute. Hätte glatt von mir sein können.

Ein Stück hinter der Burg stoßen wir dann wieder auf unseren Burgensteig und den ersten und einzigen Wegweiser auf diesem Abschnitt. Bis zu unserem 1.Ziel sind es nur etwa zwei Kilometer.

Es ist eher ungewohnt, dass uns der Weg durch die Weinberge führt. Sonst windet sich der Burgensteig eher durch den Wald. Wir finden es aber schön und haben immer mal wieder einen Blick auf die Strahlenburg, bis sie schließlich am Horizont verschwindet.
Langsam nähert sich der Herbst. Bin mal gespannt, wann die ersten Lebkuchen in den Läden auftauchen. Hier am Wegesrand reifen nicht nur die Trauben, sondern auch die ersten Brombeeren sind schon schwarz. Die gehören jetzt zwar niemandem, aber gepflückt habe ich sie trotzdem nicht. Die waren mir irgendwie zu mickrig.

Hanno hat dann diese Höhle entdeckt. Die war ziemlich groß und auch tief. Ich bin ja eigentlich kein Angsthase, aber da habe ich mich nicht so wirklich reingetraut. Wer weiß wer oder was da vielleicht drin haust und nicht unbedingt von uns geweckt werden will. Zum Glück war Hanno da derselben Meinung und so sind wir ganz leise wieder davon geschlichen.

Dafür haben wir endlich mal wieder einen Drachenthron gefunden und mussten ihn gleich testen. Ist schon länger her, dass einer unserer Kumpels auf einen gestoßen ist. Dafür hatten wir auf dieser Tour nicht so viele schöne Blumen.

Sehr spannend ist die Wegeführung heute nicht. Seit wir im Wald sind, sind wir nur auf solchen breiten Wegen unterwegs. Das kann sich aber schnell ändern, wenn drache auf einen Wegweiser mit abknickendem Pfeil trifft.

Das bedeutet meistens, dass wir die ausgetretenen Pfade verlassen, es eng und oft leider auch steil wird. Dieser Anstieg hielt sich aber in Grenzen, fanden wir zumindest. Frauchen hat da so ihre eigene Meinung zu.

Hanno scheint einen Blick für das Besondere zu haben. Erst entdeckt er die Höhle und jetzt einen Grenzstein am Wegesrand. Leider ist es diesmal nur einer, also kein Tor in eine andere Zeit. Dabei haben wir zuhause so gründlich das Internet durchforscht, um einen Hinweis zu finden, wie sich diese blöden Tore denn öffnen lassen. Bisher jedoch ohne Erfolg.

Diesmal macht der Grenzstein für uns sogar Sinn, denn es sind nur noch wenige Meter bis zur Schauenburg. Beim Bau der Schauenburg war die Kirche, bzw das Kloster Lorsch von Anfang an beteiligt, so dass es keine Streitereien gab. Zumindest dann noch nicht. Später haben sich das Erzbistum Mainz und die Kurpfalz um das Gebiet gestritten. Die Burg war denen dabei völlig egal. Die Kurpfälzer gewannen und machten die Burg platt.
Das ist auch der Grund, warum von dem stolzen Bergfried nicht mehr viel übrig ist. Denkt doch nur mal zurück an die Strahlenburg vom Beginn der Wanderung. Die hat noch heute ihren hohen Turm und der diente mit seinen dicken Mauern nicht nur als Schutz. Mit dem Bergfried war das nämlich so eine Sache. Je größer und höher der war, umso mehr konnte der Burgherr damit angeben. Männer halt!

Während Hanno noch über den fehlenden Bergfried nachsinnt und überlegt, welcher denn jetzt wohl größer gewesen sein mag, habe ich diese hübschen Blüten entdeckt und gerochen haben die auch wunderbar. Lange kann ich aber nicht verweilen, denn Hanno ruft schon wieder nach mir.

Er ist auf die Überreste des alten Palas gestoßen. Palas klingt ja so ähnlich wie Palast und das sollte dieses Gebäude auch sein. Groß und beeindruckend musste es sein und schon von weitem sichtbar, damit der Burgherr was damit kann? Klar, angeben natürlich. Mindestens zwei Stockwerke wird der Palas wohl gehabt haben, die außen und innen reich verziert waren. Im großen Saal wurden Gäste empfangen und rauschende Feste gefeiert. Da wäre ich gerne dabei gewesen.

Weit kann drache von der Burg ins Land schauen. Vom hohen Bergfried aus hat man früher Angreifer bestimmt früh entdeckt. Unter uns liegt Dossenheim, das wir später erreichen werden. Wir genießen die wunderbare Aussicht, aber unser Frauchen ist schon wieder ganz nervös. Wir sollen doch bitte nicht so nah an die Kante gehen. Also echt jetzt, das sind doch noch mindesten fünf Drachenlängen bis zum Abgrund. Apropos Abgrund, da ging es überhaupt nicht tief hinab. Unterhalb der Mauer war nämlich ein weiterer Rundgang.

Früher war diese Brücke der einzige Zugang zur Burg. Natürlich nicht genau diese Brücke, die ist nämlich neu und überhaupt keine Zugbrücke. Hatte man die Brücke überquert, war man aber noch lange nicht in der Burg. Zwei weitere gesicherte Tore musste man passieren, bevor man im Innenhof war. Hat ja aber wohl auch nichts genutzt, denn wie wir wissen, haben die Kurpfälzer die Burg platt gemacht.

Von der Burg aus wandern wir weiter. Hanno fliegt ein Stückchen voraus, um die Strecke zu erkunden. Was er zu berichten hat, gefällt unserem Frauchen so gar nicht. Es geht nämlich mal wieder bergauf. Dabei sollte man doch denken, dass Burgen schon an den höchsten Stellen errichtet wurden.

Diese Holzstämme sehen aus, als würden sie hier schon länger liegen und nicht so leicht verrutschen. Deshalb erlaubt Frauchen uns auch eine kurze Pause zum Toben und Kraxeln. Die Baumstämme sind übrigens wirklich liegen geblieben, obwohl wir heimlich versucht haben, sie ins Rollen zu bringen.

Auf den Kottenbrunnen hatten wir uns gefreut. Bei den heutigen Temperaturen wäre eine kleine Erfrischung doch sehr angenehm gewesen. Außer einem trüben Rinnsal ist da aber nichts zu sehen. Nicht mal nett eingefasst ist der Brunnen. Ich frag mich ja ernsthaft, wo das ganze Regenwasser der letzten Tage denn geblieben ist? Also hier hätten nicht mal unsere Wasserdrachen eine Pause einlegen wollen.

Dann wandern wir eben zielstrebig weiter und hätten uns beinahe verlaufen. Gut, dass Frauchen immer stutzig wird, wenn es eine Weile keine blauen Türme an den Bäumen gibt. In diesem Fall war sie aber selber schuld. Wenn man einfach in Gedanken wandert und nicht auf die Bäume achtet, kann man schon mal ein Schild mit abknickendem Pfeil übersehen. Unter uns, so versteckt war das Schild überhaupt nicht, aber uns Drachen fragt ja keiner.

Inzwischen sind wir schon ordentlich weit gewandert und finden, dass jetzt mal eine Rast fällig wäre. Wir hätten da auch schon einen netten Platz gefunden, auch wenn er durch eine Dornenranke etwas pieksig ist. Einen Drachen stört das in der Regel aber eher weniger.

Gegenüber entdecken wir dann aber den perfekten Rastplatz mit Bank und "Tisch". Heute hat Frauchen auch an das Obst für uns Drachen gedacht.

Gestärkt geht es weiter. Wir Drachen sind ja recht genügsam und beschweren uns selten, aber die heutigen Wege gehen so überhaupt nicht. Erstens sind sie ziemlich langweilig, weil breit und dann liegen da überall diese spitzen Steine herum. Drachensohlen halten zwar schon viel aus, aber irgendwann ist Schluss mit lustig. Da wir bei dem schönen Wetter nicht im Rucksack verschwinden wollen, beschließen Hanno und ich die nächsten Kilometer zu fliegen. Ist zwar immer ein wenig doof, weil wir dann viel schneller als unser Frauchen sind und öfter auf sie warten müssen. Und nein, ein Drache kann nicht einfach langsamer fliegen. Bei Frauchens Tempo wären wir so langsam, dass wir uns nicht mehr in der Luft halten könnten.

Zum Glück geht es irgendwann doch wieder in den Wald und wir können die Tour zu Fuß (oder Pfote) fortsetzen. Sogar unserem Frauchen gefallen diese Wege besser und die hat immerhin Wanderschuhe an den Füßen.

Am "Drei Eichen Brunnen" ist unsere heutige Tour auf dem Burgensteig beendet. Kurz darauf wird er abbiegen und wir uns an den Abstieg nach Dossenheim machen. Wenn wir geglaubt haben, dass wir wenigstens hier unsere Pfoten oder Schwanzspitzen mal ins kühle Nass halten können, haben wir uns wieder getäuscht. Es hat doch diesen Sommer so viel geregnet, da muss doch Wasser in den Quellen sein.

Auf dem Weg nach Dossenheim wird es noch mal richtig spannend. Wir Drachen lieben es auf Steinen herum zu klettern und Flughüpfer zu wagen. Das sind solche Sprünge, bei denen drache seine Flügel zu Hilfe nimmt.
Frauchen erzählt uns, dass die Felsen hinter uns durch einen Vulkanausbruch vor 290 Millionen Jahren entstanden seien. Wir finden, das sieht jetzt überhaupt nicht wie Lava aus und überhaupt, wo ist denn der Vulkan? Scheinbar funktioniert das hier anders und die Felsen sind entstanden, weil heiße Schmelze aus der Erde durch die Luft geschleudert wurde und später zu diesen Felsen zusammengerutscht ist. Oder so ähnlich. Ist uns eigentlich auch egal, solange wir hier gefahrlos toben können.

Ein Stückchen weiter entdeckt Hanno ein kleines Biotop, aber natürlich ist wieder kein Salamander zu sehen. Nicht mal eine Gelbbauchkröte, die es hier angeblich geben soll.

Dossenheim ist ja bekannt für seine Steinbrüche. 1760 wurde hier mit dem Abbau von Porphyr begonnen, weil man Material für den Straßenbau von Heidelberg nach Weinheim brauchte. Zuerst war das ziemlich wild und ungeordnet, bis 1882 die Gemeinde den Betrieb übernahm. Die Nachfrage nach Baumaterial war wohl so groß, dass zu jener Zeit auch die Gebrüder Leferenz mit dem Abbau begannen. Sogar die deutsche Filmindustrie entdeckte die malerischen Steinbrüche für sich und drehte dort die ersten Stummfilmwestern.
Ist aber auch schön anzuschauen.


Heute wird hier schon lange nicht mehr abgebaut, aber so manches ist noch erhalten. Ich finde ja diese Büchse recht nett. Darin konnten die Arbeiter sich unterstellen, wenn gesprengt wurde. Ich hoffe nur, die waren ordentlich stabil. Nicht, dass sich so eine Tür mal verbogen hat und der arme Kerl dann nicht mehr rauskam. Ich hätte das schon ein wenig gruselig gefunden, in so einer Büchse eingesperrt zu sein.

In der alten Anlage der Gebrüder Leferenz steht sogar noch der alte Förderturm und ein paar Wagons zum Abtransport des Materials. Schade, dass drache nicht auf das Gelände kann. Wir hätten uns da gerne mal ein wenig umgeschaut. Überfliegen wäre übrigens keine Option gewesen. Hier sind sogar Drohnen verboten. Nicht, dass die uns für so neumodisches Zeug gehalten und vielleicht sogar abgeschossen hätten.

Von hier geht es dann direkt zurück nach Dossenheim Süd, von wo wir den Heimweg antreten.
Bleibt nur noch eine letzte Etappe auf den Burgensteig übrig und die werden sich Wotan und Akemi vornehmen.
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