Unterwegs auf dem Burgensteig (7)

(Weinheim bis Großsachsen)


In der letzten Zeit sind einige neue Drachen bei uns eingezogen. Pedro und Pius sind zwei davon. Sie wurden aus dem Plüschtierheim adoptiert und wollten unbedingt gemeinsam auf Wanderung gehen. Kein Problem, aber passt gut auf, wen ihr unterwegs so trefft. Es sollen Promis im Wald unterwegs sein.

28°C
28°C

wo der Grüffelo wohnt

11.06.2021


13.7 km
13.7 km

Heute geht es mit der Bahn bis Weinheim. Hoch über der Stadt thront die Wachenburg und dort haben Harvey und Pepe bei der letzten Wanderung den Burgensteig verlassen. Pius und ich (Pedro) müssen folglich erst mal an Höhe gewinnen und folgen den Schildern Richtung Ruine Windeck.

Ich trippele mit meinen kurzen Beinchen den Weg hinauf und denke an nichts Böses. 

Plötzlich höre ich einen ängstlichen Drachenschrei und Pius bleibt stocksteif stehen. Wer oder was mag dem jetzt über den Weg gelaufen sein? Als ich bei ihm ankomme, sehe ich nur einen riesigen Schatten. Ob das ein Untier ist?

Doch schnell kann ich Pius beruhigen. Er war so erschrocken über den Schatten, dass er sich nicht getraut hat, nach rechts oder links zu schauen. Dann hätte er nämlich den Grüffelo entdeckt. Der sieht zwar ein wenig furchteinflößend aus, ist aber ein ganz lieber Kerl und (haltet euch fest) Pius ist ein ganz großer Fan von ihm. Er ist jetzt so aufgeregt, dass es ihm erst mal die Sprache verschlägt und das will was heißen. Normalerweise ist Pius nämlich nicht auf den Mund gefallen. Wir beschließen, hier eine längere Rast einzulegen. Frauchen kann es sich so lange auf der Bank bequem machen und sich von dem Anstieg erholen und wir nutzen die Zeit, um ein wenig mit dem Grüffelo zu quatschen. Ich muss nur aufpassen, dass Pius ihm keine Löcher in den Bauch fragt.

Doch wie das so ist, irgendwann drängt Frauchen zum Aufbruch. Wir sagen noch schnell dem Mäuschen Hallo und dann geht es weiter bergauf.

Ein paar Meter nur und der Turm der Ruine Windeck blitzt durch die Bäume. Obwohl sie eine Burg ist, liegt sie nicht am Burgensteig. Den haben wir nämlich noch gar nicht erreicht. Eigentlich schade. Den Schlenker hätte man nach der Wachenburg sicher einbauen können.

Den Weg nach oben sparen wir uns, denn die Ruine ist zur Zeit geschlossen.

Wusstet ihr, dass sie die älteste Burg entlang der Bergstraße ist? Die Originalburg wurde bereits 1110 erbaut und sollte Kloster Lorsch schützen. Ob es von hier wohl auch einen geheimen Gang zum Kloster gibt? Ich glaube nicht, denn so einen Tunnel zu bauen dauert sicher ein paar Jährchen und die Burg stand mal eben vier Jahre, bevor sie zerstört wurde.

Doch schon 1125 entstand auf den Grundmauern die heutige Burg und wenn 1674 die französischen Truppen nicht gekommen wären, würde hier heute sicher mehr, als nur eine Ruine stehen. 

Da wir sie nicht besichtigen können, wandern wir weiter bergauf. 

An der nächsten Weggabelung ist Pius ganz enttäuscht, weil er das Burgensymbol nicht entdecken kann.

"Wir sind auch noch lange nicht auf dem Burgensteig", versuche ich ihn zu trösten, denn noch müssen wir dem grünen Quadrat ein Stück folgen. 

Pius ist ganz hin und weg von den Wurzelgebilden, an denen wir vorbeiwandern. 

Er meint, dieses sähe aus wie ein Drachenkopf. Nun ja, mit ganz viel Fantasie kommt das vielleicht hin.

Beim nächsten Baum sind wir uns aber einig, dass den wohl ein Riese gedreht haben muss. Oder warum sind die Wurzeln so lang und verdreht?

Nach diesem Anstieg sind wir dann endlich am Burgensteig angekommen und Pius ist glücklich. 

Trotzdem müssen wir mal ein ernstes Wort mit unserem Frauchen reden. Entweder, sie passt beim nächsten mal besser auf in welche Richtung der Burgensteig weiter verläuft, wenn sie ihn verlässt oder sie hört einfach mal auf ihre Drachen. Wir haben nämlich gleich gesagt, dass wir uns die letzte Steigung sparen können. Und so ist es auch. An der Weggabelung angekommen, zeigt der Wegweiser des Burgensteigs bergab. Da braucht Frauchen uns heute gar nicht kommen und jammern, dass es dauernd bergauf geht.

Doch vorerst gibt es nichts zu jammern. Der Weg führt mit ganz leichter Steigung bequem durch den Wald und bietet bei den heutigen Temperaturen viel Schatten.

Zwischendrin geht es immer mal wieder durch eher lichten Wald. Die Abwechslung mögen wir ja eigentlich schon sehr gerne, aber heute brennt uns die Sonne doch ganz schön auf den Pelz, bzw die Schuppen.

Unser Pius ist ein absoluter Blumenfan und ganz begeistert vom Fingerhut, der überall auf der heutigen Strecke wächst. Für Menschen ist er giftig und da Frauchen nicht weiß, wie das mit Drachen ist, lässt sie Pius nicht zu nah ran. Der würde zwar zu gerne mal seine Nase in die Blüten stecken, gehorcht aber lieber. Frauchen findet den übrigens auch ganz toll und hat viele Fotos gemacht.

Auf unserem weitern Weg geht es auf richtig schmalen Pfaden durch riesige Brombeerfelder oder wie nennt man die? Ist nicht so lustig, wenn du als kleiner Drache ständig Angst haben musst, dass dir so ein stacheliger Zweig ins Gesicht schlägt. Aber auch Frauchen war irgendwann genervt, weil sie ständig an den Zweigen hängen geblieben ist. Trotzdem hat Pius auf einem Fotostopp bestanden. Erstens liebt er ja Pflanzen und zweitens wollte er Violetta von der Drachenfamilie zeigen, wie Brombeeren denn so aussehen. Bis die reif sind, wird es aber wohl noch eine ganze Weile dauern. Die fangen gerade erst an zu blühen.  

Danach hat Pius sich in den Kopf gesetzt, er müsse mir die Sache mit den Wegezeichen mal erklären. Natürlich brauche ich keine Erklärung, aber ich wollte ihm den Spaß nicht verderben und hab ihn gelassen. 

Diesen Wegweiser wird man in ein paar Jahren wohl versetzten müssen. Wenn die kleinen Tannen größer sind, wird er auf den ersten Blick nicht mehr sichtbar sein und ich wage zu bezweifeln, dass die großen Bäume im Wachstum mithalten können.

Bei solchen Zeichen muss drache ganz besonders aufpassen und sollte sie möglichst nicht übersehen. Oft verlässt der Burgensteig an diesen Stellen die breiten Forststraßen und zweigt auf Nebenwege ab. Blöd, wenn drache in Gedanken weiter geradeaus marschiert und sich irgendwann wundert, dass keine Zeichen mehr auftauchen. Doppelt blöd, wenn der Weg gerade so schön bergab geht und drache die ganze Strecke zurück dann bergauf muss. Obwohl, wir haben auf der gesamten bisherigen Strecke nur einmal eine Abzweigung übersehen. 

Kaum hat Pius mir die Sache mit den Nebenwegen erklärt, entdecke ich ein weiteres Schild am Baum. Ich glaube, hier wäre Frauchen lieber geradeaus weitergelaufen, denn der abzweigende Pfad führt natürlich wieder bergan.

Bevor wir den aber in Angriff nehmen, entdecken wir die Lange-Bank-Hütte und entscheiden uns für eine Rast. Wir finden ja, Frauchen könnte mal wieder Obst einpacken, aber so ein Müsliriegel ist auch lecker. Weil wir uns nicht entscheiden können, teilen wir einfach beide.

Von hier ist es nicht mehr weit zum Geiersbergkopf und damit der höchsten Erhebung der heutigen Wanderung. Von dort wird es mehr oder weniger bergab gehen.

Pius findet eine weitere Ansammlung von Fingerhutpflanzen und besteht auf einem weiteren Foto. Ich glaube für ihn ist der Fingerhut sowas, wie für die anderen Drachen der Klatschmohn. Mal schauen, wie lange Frauchen sich noch auf Fotos einlässt, bevor sie streikt. Klatschmohn will sie ja auch nicht mehr fotografieren. 

Ein wenig abseits vom Burgensteig haben wir diesen tollen Rastplatz entdeckt. Man kann in zwar vom Weg aus sehen, aber nur, wenn man darauf achtet. Eigentlich schade, da er sich perfekt für ein Picknick eignet. Vom Pavillon hat drache einen tollen Blick in die Ebene. Leider war es heute nicht klar genug für ein schönes Foto.

Danach geht es tatsächlich bergab. Dieser Baumstamm liegt hier wohl schon länger und wurde mit der Zeit zu einer richtigen Stufe. Da kann sogar Frauchen runterhüpfen. Wir geben ihr aber lieber Hilfestellung, denn ein verknackster Fuß mitten im Wald wäre nicht so toll.

Wie ihr seht, geht es weiter ordentlich bergab. Zum Glück wachsen hier keine Brombeersträucher. Laut Frauchens Wander-App hätte es in Wellen bergab gehen sollen. Wir nennen das so, wenn es prinzipiell bergab geht, aber zwischendrin immer mal wieder ein kleiner Anstieg kommt. Die hatten wir auch, aber die waren so sanft, dass wir sie nicht so wirklich gemerkt haben.

Schließlich sind wir wieder in bewohntem Gebiet angekommen, aber noch nicht am Ende der heutigen Tour.

Pius betrachtet ganz erstaunt die Wanderkarte und freut sich, dass es hier so viele ausgewiesene Wanderrouten gibt. Schon toll, wenn drache direkt am Wald wohnen würde und nicht immer die lange Anfahrt mit den Öffentlichen hätte. 

Für uns geht es heute nicht zurück in den Wald. Burgensteig und Blütenweg sind hier ein Stück vereint und wir wandern oberhalb von Hohensachsen durch die Weinberge.

Und Pius schafft es doch tatsächlich Frauchen zu einem Klatschmohnfoto zu überreden. Er kann ziemlich überzeugend sein, wenn er etwas möchte. Frauchen bezeichnet es eher als nervig, aber wie auch immer, er hat sein Foto bekommen. Tja Frauchen, man sollte niemals nie sagen, wenn man mit einer Horde Drachen unterwegs ist. Wer weiß, wie viele Klatschmohnbilder noch auf dieser Tour entstehen.

Ein kurzes Stück später verlassen wir für heute den Burgensteig und erinnern Frauchen noch mal daran, sich den Einstieg für die nächste Tour zu merken.

Leider ist es von hier noch ein gutes Stück bis zum Bahnhof in Großsachsen und wir haben das Gefühl, der Weg nimmt einfach kein Ende. Liegt vielleicht auch an der Temperatur und der Sonne, die vom Himmel knallt. Im schattigen Wald ist es bei dem Wetter einfach viel schöner.



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Kommentare: 1
  • #1

    Violetta (Montag, 14 Juni 2021 11:55)

    Lieber Pedro und lieber Pius,
    das sieht ja danach aus, dass ihr wieder eine wundertolle Wanderung hattet! Pius, ich finde es ja sooooo lieb, dass du extra für mich Brombeeren gesucht und auf ein Foto bestanden hast! Zwischenzeitlich hat Ivy mir zwar auch welche gezeigt, aber doppelt hält besser!
    Ob Fingerhut für Drachen auch giftig ist, weiß ich auch nicht, aber ich denke, euer Frauchen hat da schon richtig entschieden. Im Zweifelsfall lieber vorsichtiger sein und angucken ist ja auch schön!
    Den Grüffelo kenne ich auch gar nicht. Ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass ich für meine literarische Bildung noch einiges zu tun habe. Ich muss aber zu meiner Verteidigung sagen, den "Grüffelo" gibt es bei mir zu Hause definitiv nicht. Und seit ich geschlüpft bin, waren mehr oder weniger durchgehend die Bibliotheken geschlossen... Nicht, dass unsere Mama Moni dazu tendieren würde den auszuleihen...
    Gut, dass ihr immer so gut nach den Wegzeichen Ausschau haltet. Ich war gestern zum ersten Mal mit auf einer längeren Wandertour und hab auch fleißig mitgesucht, und manchmal war die Mama Moni ganz schön besorgt, wenn plötzlich kein Zeichen mehr aufzufinden war - oder gar das Falsche... Zum Glück mussten wir aber wenigstens nicht irgendwelche Anstiege wieder hochlaufen...
    Das Plätzchen mit dem Pavillon sieht auch toll aus, da hätte es mir auch gefallen.
    Verstauchte Füße mitten im Wald hingegen klingen wirklich nach keiner guten Idee, aber ich denke doch, dass euer Frauchen insgesamt recht trittsicher ist, so viel, wie sie unterwegs ist, oder?
    Ich glaube übrigens, dass direkt am Wald wohnen für abenteuerlustige Drachen wie euch gar nicht so viel bringen würde. Ihr könntet da zwar kleinere Ausflüge machen, wenn ihr nur mal frische Luft schnappen wollt, aber irgendwann hättet ihr doch auch alles in der Nähe gesehen, und dann würdet ihr doch recht bald wieder in die Ferne schweifen, da bin ich mir ganz sicher...
    Euch ganz viel Spaß auf den weiteren Etappen des Burgensteigs und bei sonstigen Ausflügen, wir freuen uns immer, von euren Erlebnissen zu lesen!
    Liebe Grüße von
    Violetta & der Drachenfamilie