Unterwegs auf dem Burgensteig (6)

(Sulzbach bis Weinheim)


Mit Harvey und Pepe sind heute zwei Neulinge der Drachenbande unterwegs und der Weg wird sie ins Mühlental führen.

25°C
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es klappert die Mühle

02.06.2021


14.9 km
14.9 km

Auf Grund von Frauchens falscher Planung haben Kasimir und Hugo den Burgensteig auf der letzten Etappe bereits kurz hinter dem Waldnerturm verlassen.

Harvey und ich (Pepe) haben heute keine Lust, den Blütenweg bis dort wieder hochzukraxeln, was zusätzliche 5.5 Kilometer wären. Im nachhinein sind wir auch alle froh, dass wir beschlossen haben ein ganz kleines bisschen zu mogeln und die heutige Etappe in Sulzbach zu starten. Man wird es uns hoffentlich verzeihen.

Vom Bahnhof Sulzbach geht es geradeaus Richtung Wald und schon bald entdecke ich unser liebgewonnenes Symbol.

Am besten hat drache den Burgensteig nur zur Orientierung auf der App und folgt einfach brav den Zeichen ohne groß über die Wegeführung nachzudenken.

Das wäre an manchen Stellen nämlich sehr irritierend. Wir und die anderen Drachen haben uns schon öfters gewundert, warum der Burgensteig einen Umweg macht. Wenn dadurch aber solche Urwaldpfade auf der Strecke liegen, soll uns das nur recht sein. Die sind doch viel spannender, als die breiten Forstwege.

Oh weh, wer mag wohl hier gewütet haben. Wir waren das definitiv nicht. So schwere Baumstämme können wir gar nicht anheben.

Die anderen Drachen haben uns von Hexensteinen und Teufelsfelsen erzählt. Da liegt die Vermutung nahe, dass es hier in den Wäldern bestimmt auch Riesen gibt, die ein wenig Baumstammweitwurf gespielt haben. Oder vielleicht doch eher Mikado?

Frauchen meint, es könne auch ein Sturm gewesen sein, aber das ist uns zu banal.

Heute brauchen wir Frauchen nicht anfeuern, wenn es um die Baumstämme auf dem Weg geht. Über so einen Ast lacht sie nur. Solange keiner von mir verlangt, dass ich den Limbodance unten durch mache, ist das selbst für mich ein Klacks. Was es damit auf sich hat, könnt ihr mal Wotan fragen. Den haben Akemi und Frauchen auf der Schatzsuche im Auenwald ganz schön reingelegt.

Während ich noch über den Ast steige, ist Harvey schon vorgeflattert und hat den ersten Wegweiser entdeckt. 

"Wie praktisch", findet er. "Da sind ja alle unsere heutigen Highlights auf einem Wegweiser."

Das gab es bisher auch noch nicht.

Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass es seit Sulzbach mehr oder weniger steil bergauf geht? Um so mehr freuen wir uns über den nächsten Wegweiser auf dem Hirschkopf. Mit seinen 346 Metern ist er der höchste Punkt von Teil eins der heutigen Wanderung.

Dachten wir zumindest, aber das hier sieht nach einem weiterem kurzen, aber knackigen Anstieg zum Hirschkopfturm aus.

Harvey schnauft einmal kurz und macht sich dann auf seinen kurzen Beinchen an den Aufstieg. Natürlich hätte er auch fliegen können, aber irgendwie hat ihn der Ehrgeiz gepackt, das zu Fuß zu schaffen.

Ich bin von dem Anstieg weniger begeistert und überlege, wie ich wohl in Frauchens Drachentragesitz kommen könnte.

Schmelzende Drachenblicke helfen da in der Regel wenig. Frauchen steht auf dem Standpunkt, wer mit will, muss auch laufen.

Streiken hat sich bisher auch nie bewährt. Frauchen marschiert einfach weiter. Entweder du folgst dann oder du bleibst alleine im Wald zurück. Obwohl ich ja nicht wirklich glaube, dass sie uns da sitzen lassen würde. Habe mich aber auch noch nie getraut, es zu auszutesten.

Doch zurück zum Drachentragesitz und wie ich da jetzt reinkomme. Ich glaube, da sind jetzt meine schauspielerischen Fähigkeiten gefragt. Ich fange an zu hinken und zu jammern. Frauchen schaut mich an, als versuche sie meine Gedanken zu lesen. Ich fürchte, sie durchschaut mich, aber letztendlich will sie nichts riskieren und nimmt mich hoch. Eins zu Null für mich.

Harvey ist inzwischen oben angekommen und stolz wie Bolle. Ich fürchte, da muss ich mir heute Abend in der Drachenburg so einiges anhören.

Das letzte Stück zum Turm laufe ich dann auch wieder, wobei ich nicht vergessen darf noch ein kleines bisschen zu hinken. Spontanheilungen gibt es nämlich auch bei uns Drachen nicht.

Harvey und ich überlegen, welcher wichtigen Person wohl dieser Turm gewidmet wurde, können aber nirgends ein Schild entdecken. Da er nur Hirschkopfturm heißt, kommen wir zu dem Schluss, dass er wohl niemandem gehört. Wie wäre es denn, wenn wir ihn den Drachen dieser Welt widmen würden? So als Wiedergutmachung für das, was die Georgs und Siegfrieds uns Drachen so angetan haben.

Am Fuße des Turms lädt eine Bank zur Rast ein. Heute gibt es kein Obst für uns Drachen, nur Kekse und Müsliriegel, aber das ist für uns auch in Ordnung.

Dann geht es wieder bergab ins Tal. Warum nur hat der Odenwald so viele Täler? Das bedeutet für uns, dass wir pro Tour mindestens zwei Anstiege haben. 

Bevor wir auf diesen schmalen Pfad treffen, haben wir zwei nette Herren überholt, die mit Pinsel und Farbe unterwegs waren, um, wo nötig, die Symbole auszubessern. Wir finden, die haben mal ein ganz dickes Lob verdient. Ohne diese freiwilligen Helfer wären wir bestimmt öfters orientierungslos gewesen.

Übrigens gibt es heute keine Klatschmohnbilder. Nicht, weil Frauchen sie inzwischen verweigert, sondern weil heute kein Mohn am Wegesrand steht. Diese gelben Blüten sind aber auch wunderschön. Leider sind weder Harvey noch ich botanisch sehr bewandert und so können wir euch leider nicht verraten, wie sie heißen. 

Wir haben zwar noch ein gutes Stück Weg vor uns, aber diese Baumstämmen schreien förmlich nach einer Drachenrast. Drachen müssen sich bei Sport und Spiel auspowern, sonst sind sie abends knatschig. Hier könnten wir prima ein wenig hüpfen und balancieren. Ich schicke Harvey vor, unser Frauchen zu fragen. Nach meiner Aktion mit dem verstauchten Fuß, ist sie mir gerade nicht so wohlgesonnen.

Harvey schafft es aber tatsächlich, uns 15 Minuten Tobezeit zu erbetteln. Schauspielern muss ich wohl auch nicht mehr, denn Frauchen hat mich längst durchschaut. Wir gut, dass sie uns nie wirklich lange böse sein kann.

Doch irgendwann müssen wir auch weiter. An der Vogesenschau machen wir eine kleine Rast. Wenn die Bäume nicht so hoch wären und ich nicht so klein, wäre der Blick bestimmt ganz toll. Ein paar Meter weiter, kann drache die Wachenburg sehen. Die ist unser Endziel für heute, aber bis dahin sind es noch sieben Kilometer und dazwischen liegt ein Tal.

Von unten sieht der Weg noch beschwerlicher aus, findet Harvey. Aber aufgeben ist nicht, da müssen wir jetzt durch. Wenn Frauchen wüsste, was ihr noch bevorsteht.

Doch erstmal sind wir im Sechs-Mühlen-Tal. An der Weschnitz wurde einst gemahlen, was das Zeug hergab. Sechs Mühlen stehen hintereinander und nutzten damals die Wasserkraft.

Sie sollen ja alle noch erhalten sein, aber wir haben nur eine entdeckt. Vielleicht haben wir auch nicht genug gesucht oder sind dem Mühlenwanderweg nicht weit genug gefolgt.

Von der Kinscherf'schenmühle haben wir nur einen Mühlstein entdeckt. Wahrscheinlich steht die dazugehörige Mühle unten am Fluss, was ja logisch wäre und wir haben sie vor lauter Büschen und Bäumen nicht gesehen.

Deshalb beschließen wir einfach, uns nicht mehr auf die Mühlen zu konzentrieren und unseren Weg fortzusetzen.

Das stellt sich als etwas schwierig heraus. Der Weg führt an der Fuchs'schen Mühle vorbei, ist aber gesperrt, da ein Weg geteert wird. Da es sich bei dieser Mühle um ein Hotel handelt, fragen wir ganz nett, ob wir denn über Lobby, Terrasse und Garten unseren Weg fortsetzten dürfen. 

Na klar dürfen wir. Über eine Brücke geht es auf die andere Seite der Weschnitz und dann wieder stetig bergan.

Von hier können wir auch das Mühlrad sehen, sind uns aber sicher, dass da früher wohl auch noch ein Gebäude stand. 

Wir sind zwar beide keine Wasserdrachen, aber dieser plätschernde Brunnen zieht uns trotzdem an. Das Wasser ist eiskalt und tut bei den heutigen Temperaturen richtig gut. Ich hänge meinen "verstauchten" Fuß ins Nass. Kälte soll ja helfen. *kicher*

Schade, dass es unterwegs sonst keine Brunnen gibt.

Harvey hat ja schon ganz trefflich bemerkt, dass die Wachenburg ziemlich hoch auf dem Berg stünde und der Weg sicher beschwerlich sei.

Natürlich hat er recht und an einer Weggabelung auf halber Strecke geht es dann auf schmalem Pfad ordentlich bergan.

So eine lange, steile Passage gab es bisher noch nicht. Wir haben es da einfacher, weil wir zwischendurch immer mal wieder ein Stückchen fliegen können, aber unser Frauchen tut uns schon leid. Wir würden sie ja gerne ein wenig anfeuern und ihr Mut machen, denn aufgeben geht jetzt nicht. Wir wollen ja schließlich nicht im Wald übernachten. Wir trauen uns aber nicht, denn sie guckt gerade so, als würde sie das definitiv falsch verstehen.

Stattdessen fliegen wir ein Stückchen vor, damit sie sieht, ab wo es wieder bergab geht. Das sollte als Ansporn genügen. Schließlich haben Frauchen und ihre Drachen bisher noch jede Steigung auf dem Burgensteig gemeistert und auch das steilste Teilstück hat mal ein Ende..  

Für heute sind wir jedenfalls durch. Der Wachenberg ist mit 400 Metern die höchste Erhebung der heutigen Tour. Selbst die Wachenburg liegt nicht so hoch.

Es geht von hier noch eine ganze Weile bergab, bis sie zwischen den Bäumen auftaucht.

Harvey ist total enttäuscht, als Frauchen ihm erzählt, dass hier nie Ritter gelebt haben.

"Nicht mal so ein paar kopflose, wie am Waldnerturm oder ein paar Gespenster?" fragt er hoffnungsvoll. Ihr seht, wir Drachen tauschen uns abends aus, wenn wieder ein Trupp nach Hause kommt.

Die Burg sei gerade mal 100 Jahre alt, erklärt Frauchen. Wo sollten denn da Gespenster herkommen?

Irgendwie scheint ihm die Antwort nicht zu gefallen, aber er bohrt nicht weiter nach. In seinem Köpfchen brodelt es aber. Das kann ich ihm genau ansehen. 

Als wir die Burg verlassen, entdeckt Harvey diesen Käfig und will natürlich wissen, wozu der gut war.

"Der ist für kleine, freche Drachen, die ihre Bezugsperson reinlegen wollen", sagt Frauchen und schaut mich mit einem eindringlichen Blick von der Seite an.

Nur weg von hier, bevor sie noch auf dumme Gedanken kommt.

Unsere Tour ist für heute beendet. Kurz unterhalb der Burg verlassen wir den Burgensteig und steigen nach Weinheim ab.

Pedro und Pius werden hier wieder hoch müssen, haben aber schon einen kleinen Umweg geplant. Warum, erzählen sie euch beim nächsten Mal. 



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Kommentare: 1
  • #1

    Sirius (Montag, 14 Juni 2021 11:32)

    Lieber Harvey, lieber Pepe,
    da hattet ihr ja wieder eine schöne gemeinsame Tour!
    Ohje, Pepe, euer Frauchen ist ja echt hart, was das getragen werden angeht. Ich fühle ja mit dir, denn als Landwasserdrache habe ich keine Flügel und da werden mir die Aufstiege manchmal ganz schön lang. Zum Glück dürfen wir eigentlich immer in den Rucksack einsteigen. Nur, wenn wir dann aus dem Rucksack "hüa, Gaul" oder so rufen, wenn unsere Mama einen Anstieg hochkeucht, da wird sie knatschig...
    Die Idee, den Turm den Drachen dieser Welt zu widmen, finden wir gut. Wo müssen wir unterschreiben? Wir könnten auch eine Petition starten...
    Eure Tobezeit im Wald sieht auch echt toll aus, da habt ihr echt Glück. Wir dürfen das zwar auch manchmal, aber meistens ist es doch so, dass unsere Mama Moni weiter will, schließlich könnten wir ja auch zu Hause spielen, oder in Wald und Feld in der Nähe unseres Zuhauses...
    Ins Sechs-Mühlen-Tal wollen wir irgendwann auch nochmal... Und auch auf die Wachenburg. Usnere Mama Moni war da schon, aber da durfte kein Drache mit... Nun, der Sommer ist ja noch lang, vielleicht schaffen wir es noch :-)
    Liebe Grüße von
    Sirius & der Drachenfamilie