Unterwegs auf dem Burgensteig (9)

(Leutershausen bis Schriesheim)


Unser Piet stammt ja aus dem Plüschtierheim und war sehr verschüchtert am Anfang. Seit Hektor in unter seine Fittiche genommen hat, hat sich das geändert. Die zwei sind inzwischen ein Herz und eine Seele und da war es von Anfang an klar, dass die beiden gemeinsam eine Etappe ablaufen. Ob es aber ausgerechnet der Abschnitt mit der Schlucht hat sein müssen? Mal schauen, ob das gut geht. 

25°C
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durch diese hohle gasse..

21.07.2021


16 km
16 km

Seit ein paar Tagen hat sich die Wetterlage geändert und die Sonne scheint vom blauen Himmel. Wie so oft auf dieser Tour, müssen Piet und ich (Hektor) vom Startbahnhof in Leutershausen erst mal an Höhe gewinnen, bis wir wieder auf den Burgensteig treffen, aber das ist Frauchen ja schon gewohnt. Noch ist alles easy, aber die heutige Tour wird es in sich haben. 

Es fängt gleich gut an. Das erste mal seit acht Etappen wählen wir den falschen Abzweig. Das heißt, eigentlich ist Frauchen schuld. Wir haben ja gleich gesagt, dass es der rechte Weg ist, aber Frauchen meint, das Schild an der Bank wäre viel näher am linken. Irgendwie hat sie ja recht, aber nachdem die ersten paar Meter kein weiteres Schild auftaucht, zieht sie doch ihre Wander-App zu Rate und muss sich eingestehen, dass zwei Drachen richtig lagen.

Eigentlich hätte sie auch einfach dem Lärm der Kinder folgen können, der aus dieser Richtung schallt. Der App zufolge müssten wir gleich an einem Waldspielplatz vorbei kommen. Der taucht auch tatsächlich nach wenigen Metern auf. Unsere Wasserdrachen hätten sich riesig über den kleinen Bach gefreut. Piet auch. Der ist zwar kein ganz echter Wasserdrache, sondern stammt aus den Mooren im schottischen Hochland. Daher auch seine grüne Farbe. Wasser liebt er trotzdem, aber der Trubel auf dem Spielplatz und die vielen Kinder machen in nervös.    

Da ist es wohl besser, wenn wir weiter marschieren. Doch erst muss ich Frauchen noch unter die Nase reiben, dass wir Drachen immer den richtigen Abzweig kennen. Vielleicht lernt sie noch, sich auf uns zu verlassen.

Auf diesem Abschnitt treffen wir auf erstaunlich wenig dieser Wegweiser, aber der erste zeigt uns bereits alle Highlights dieser Tour. Zwei Ruinen und eine Schlucht werden wir heute erkunden und noch so einiges mehr.

Doch erst geht es steil bergan und ich sag euch, das ist noch der harmloseste Anstieg heute. Die Treppenstufen sind immerhin für Frauchen sehr hilfreich. Für uns bedeutet das immer eine kleine Kraftanstrengung. Besonders für Piet, der kann ja nicht fliegen. 

Schon bald erreichen wir den Wegweiser zur Ruine Hirschburg. Besonders toll ist sie aber nicht ausgeschildert. Wir wissen, dass sie auf dem Hügel liegt, aber wo geht es hinauf? Wir haben den Hügel schon fast umrundet und nirgendwo ist ein weiterer Wegweiser. 

Dann treffen wir auf diesen schmalen Pfad. Der sieht auf dem Foto jetzt weit harmloser aus, als er ist, jedoch geht er ziemlich steil bergauf. Überall liegen diese kleinen Schottersteinchen, auf denen Frauchens Wanderschuhe nicht wirklich Halt finden. Bäume und Sträucher, an denen man sich hochziehen könnte gibt es auch nicht und die Gräser sind nicht stabil genug. Frauchen hat sich aber in den Kopf gesetzt, dass sie da unbedingt hoch will. Ich werfe vorsichtig ein, dass sie hinterher auch wieder runter muss. Das ginge notfalls auf dem Hosenboden, wirft sie ein. Was soll ich sagen, wir haben es tatsächlich nach oben geschafft, auch wenn ich jedes mal einen Herzkasper bekommen habe, wenn Frauchen auf den Steinchen eine Rutschpartie hingelegt hat.

Ob sich der Aufwand jetzt gelohnt hat, sei mal dahingestellt. Viel ist von der Burg nicht mehr vorhanden. Einst war sie der zweite Adelssitz derer von Hirschberg-Strahlenberg. Ich frag mich ja, warum man sich hier oben eine Burg errichtet? Gibt doch bestimmt schönere Stellen, die man noch dazu leichter erreichen kann. Oder wollten die einfach nur ihre Ruhe haben?  

Um 1300 wurde die Burg während eines Kriegszugs total zerstört. Übrig geblieben sind von der eiförmigen Anlage nur die Trümmer des Bergfrieds. Piet würde zu gerne mal hineinkriechen, aber das erlaubt Frauchen nicht. Sie hat Angst, die Reste könnten über ihm zusammenbrechen. So, so, aber selber den steilen Burgberg hochkraxeln. Was, wenn sie abgerutscht und sich die Haxen gebrochen hätte?    

Wir drehen noch eine Runde durch die Anlage und entdecken doch tatsächlich auf der anderen Seite einen weniger steilen und einfachen Pfad. Wie gut, dass Frauchen jetzt doch nicht auf dem Hosenboden nach unten rutschen muss, aber wir finden, man könnte diesen Pfad doch wenigstens mal ausschildern. Oder wollen die keine Besucher auf dem Burgberg?

Für uns geht es danach steil bergan. Wir wussten das, aber Frauchen ignoriert wohl inzwischen die Anzeige der Höhenmeter in ihrer App und lässt sich überraschen. Macht irgendwo Sinn, denn hoch muss sie ja auf jeden Fall und gejammert wird sowieso.   

Am Ende des Anstiegs, finden wir einige Grenzsteine. Ich wüsste ja zu gerne, wer hier sein Revier abgegrenzt hat. Die Hirschburg ist nicht allzu weit entfernt und gleich werden wir noch auf die Überreste einer weiteren Burg stoßen. Angeblich sollen die aber derselben Familie gehört haben. Macht ein Grenzstein da Sinn?

Paffina von der Drachenfamilie hat ja schon mal über solche Grenzsteine berichtet und das sie wohl ein Tor zu einer anderen Welt sein könnten. Das muss Piet unbedingt ausprobieren. Finde ich jetzt nicht so toll. Was, wenn es funktioniert und er den Weg zurück nicht findet? Zum Glück passiert überhaupt nichts. Wahrscheinlich muss man in der Mitte dreimal niesen und sich dann im Kreis drehen. Oder es bedarf eines speziellen Spruchs, damit sich das Tor öffnet.  

Hinter den Grenzsteinen erreichen wir eine weiter Burgruine, das Schanzenköpfle. Bevor wir uns die aber genauer anschauen, müssen wir erst mal Rast machen. Piet braucht dringend eine Stärkung und lässt schon den Kopf hängen. Das kann ich nicht zulassen. Schließlich haben wir noch ein ordentliches Stück Weg vor uns und als Moordrache kann er ja nicht fliegen.

Direkt hinter uns müsste die Ruine Schanzenköpfle liegen. Zum Glück muss drache hier nicht auf den Hügel klettern. Ein schmaler Trampelpfad führt uns in einen Kessel. Von der Burg ist aber nichts zu erkennen. Wahrscheinlich liegen die spärlichen Überreste unter dem Gebüsch. Angeblich soll es ja die Vorgängerburg der Hirschburg sein. Piet würde sich ja zu gerne ins Gestrüpp schlagen und nach den Überresten suchen. Frauchen befürchtet aber, dass wir ihn auf Grund seiner Farbe nicht wiederfinden würden, wenn er zu tief eindringt.

Wenigstens gibt es ein Foto mit Fingerhut, der hier auch überall blüht.

Neben dem Fingerhut habe ich ein paar Disteln entdeckt. Die rosa Puscheln finde ich ja richtig toll. Schade nur, dass es darunter richtig pieksig wird. Ich glaube, dass wäre eher keine Pflanze für meinen Garten.

Wir wandern weiter und stoßen auf diesen Wegweiser. Wie das wohl gemeint ist? Manche Wegweiser geben uns auf den ersten Blick Rätsel auf. Vielleicht sollte drache aber einfach nicht zu viel darüber nachdenken. Im Nachhinein war alles ganz logisch: geradeaus, dann links und den nächsten Weg rechts. 

Und schon sind wir auf dem richtigen Pfad. Ich muss aber fairer Weise erwähnen, dass es direkt geradeaus auch einen Weg gegeben hätte und wenn drache so in Gedanken vor sich hin trottelt, hätte das schief gehen können.

Plötzlich ist unser Piet verschwunden. Ob der wohl falsch abgebogen ist? Nein, der fand nur diesen knorrigen Baum so interessant, dass er ihn gleich mal inspizieren musste. Auf den ersten Blick haben wir ihn dann gar nicht gesehen. Da war es wohl doch gut, dass Frauchen ihn nicht ins Gestrüpp bei der Ruine lassen wollte. Piet meint, der Baum sähe sehr verwunschen aus mit vielen kleinen Eingängen. Er steht voll auf Fantasy und ist fest überzeugt, dass es sich hier um Elfenwohnungen handeln muss. Ich lasse ihn mal in dem Glauben. 

Dann wird es richtig eng und der Pfad führt uns durch Brombeersträucher. Ich kann schon die kleinen Früchte sehen, aber es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sie schwarz und reif sind. Die Brombeersträucher pieken zwar auch mit ihren stachelbewehrten Zweigen, aber ein Stück weiter auf dem Weg müssen wir durch hohe Brennnesseln und der Weg ist nicht viel breiter. Die sind ja noch fieser, weil es gleich anfängt zu brennen, wenn man sie berührt. Zum Glück reagieren die Härchen nicht auf Drachenhaut und so versuchen wir unser Frauchen so gut es geht abzuschirmen. 

Wir haben euch ja sicher schon erzählt, dass unser Frauchen Bedenken hat irgendwann mal auf eine Rotte Wildschweine zu treffen. Bei jedem Rascheln im Wald horcht sie auf, doch zum Glück sind es immer nur Vögel oder kleine Mäuse. Heute aber dringt ein seltsames Geräusch aus dem Wald. Hört sich ein wenig an, wie grunzen. Frauchen will gar nicht so genau wissen, was das jetzt ist und legt ein wenig Tempo vor. Erst nachdem wir diese Brücke überquert haben, entspannt sie sich ein wenig. Ob sie ernsthaft glaubt, dass sich eine Rotte Wildschweine davon aufhalten lässt? Wir haben ihr besser nicht widersprochen.

Jetzt wird es richtig schwierig. Dagegen war der Aufstieg zur Burg total harmlos. Kein Baum oder Strauch, der uns den Aufstieg erleichtern würde und überall liegen diese fiesen kleinen Steinchen, auf denen man so schön ins Rutschen kommt. Wir finden enge Pfade im Prinzip ja toll, aber hier gehören unbedingt ein paar Treppenstufen hin. Frauchen ist dann mehr oder weniger auf den Knien hochgekrabbelt. Ein Vorteil hatte die Aktion ja. Wenn die Wildschweine es über die Brücke geschafft hätten, hier wären sie bestimmt nicht hoch gekommen.

Es wird aber nicht besser, denn gleich folgt der steile Anstieg Nummer zwei. Zum Glück gibt es hier wenigstens ein paar Baumwurzeln, die Halt geben.

Frauchen hat inzwischen beschlossen, dass dieser Abschnitt definitiv nicht zu ihren Favoriten gehört.

Kurz darauf erreichen wir die Spatschlucht. Die entstand durch den Abbau von Spat, auch Baryt genannt. Baryt benötigt man zur Herstellung von weißer Farbe und als Festigungsmittel zur Papierherstellung. 1800 begann man mit dem Abbau, doch schon 13 Jahre später war erst mal Schluss. Durch die Befreiungskriege gegen Napoleon war der Weg von hier zur Fabrik in Frankenthal gesperrt. Das nutze ein Konkurrent und baute hier weiter Spat ab. Das Gericht  verbot es ihm aber und nach zwei Jahren war der Krieg bereits vorbei. 

Frauchen murmelt etwas von "hohler Gasse" und "dass jemand kommt". Ich bin ja ziemlich neugierig und frage mich, wer das wohl sein mag? Ein Drache vielleicht oder doch eher so einer von den ollen Drachentötern. Piet gegenüber erwähne ich meine Gedanken lieber nicht. Der ist so schon nervös genug, als er sieht, wie eng die Schlucht ist und will erst gar nicht hindurch. Geht aber nun mal nicht anders. Erst als ich ihm verspreche, dass ich ganz dicht an seiner Seite bleibe, wagt er sich hinein.

Er merkt aber sehr schnell, dass ihm keine Gefahr droht und so klettern und hüpfen wir ein wenig auf den Felsen herum. Die sind nicht so hoch, sodass Frauchen uns gewähren lässt.

Doch plötzlich verharrt sie wieder. Vom Ende der Schlucht ertönen laute Klackgeräusche. Kommt da etwa doch etwas oder jemand durch die hohle Gasse? Also ein Wildschein ist das sicher nicht, aber was dann? Wir schleichen uns vorsichtig bis ans Ende der Schlucht und entdecken einen Specht am Boden. Der ist jetzt wirklich harmlos, aber dass so ein kleiner Vogel so einen Lärm machen kann. Piet und ich müssen jetzt doch grinsen. Als Frauchen dann kurz darauf wegen einer laut brummenden Hummel einen Satz macht, können wir uns nicht mehr halten und liegen lachend auf dem Boden. Zugegeben, die war wirklich sehr laut, aber was hat Frauchen denn jetzt erwartet. Wir sind doch nicht in einem amerikanischen Nationalpark unterwegs, wo es Bären gibt.

Wie schon erwähnt, ist dieser Abschnitt nicht unbedingt Frauchens Lieblingsetappe und das folgende Schild macht es nicht viel besser. Wir sind immer noch im Abbaugebiet des Spat, dass sich vom Pappelbachtal bis ins Weittal zog. Überall stößt man auf Pingen und Schürfgräben. Teilweise geht es da richtig steil und tief hinab. 

Zum Glück sind die gefährlichen Stellen aber abgesperrt und um ganz sicher zu gehen, bleiben wir lieber auf der rechten Seite des Weges. Es dauert auch nicht lange, bis wir das Gebiet durchlaufen haben. Von hier geht es dann immer bergab ins Tal.

Unten angekommen, würde Frauchen am liebsten die Tour abbrechen. Sie hätte genug Aufregung gehabt für den Tag, meint sie und der zweite Teil hat auch keine wirklichen Highlights zu bieten. Durch die teilweise schwierigen Strecken sind wir auch nicht so schnell vorangekommen, wie sonst.

Wir kennen aber unser Frauchen und wissen, dass sie sich ärgern würde, wenn sie einen Teil vom Burgensteig auslässt.

Also versuchen Piet und ich sie zu motivieren und locken sie mit Eis oder Schoki als Belohnung, wenn wir zuhause sind.

Sie lässt sich darauf ein. Wussten wir es doch und zum Glück geht es erst mal nicht so steil bergauf. Da brauchen wir wenigstens kein schlechtes Gewissen zu haben, weil wir sie überredet haben. 

Damit ihr der Abschnitt nicht ganz so öde vorkommt, versuchen wir wenigstens ein paar hübsche Pflanzen zu finden.

An der höchsten Stelle der Strecke haben wir dann noch einen netten Ausblick auf den Odenwald. Wir müssen aber zugeben, dass sich dieser Abschnitt nicht wirklich gelohnt hat. Wir sind die ganze Zeit auf diesem breiten Forstweg gewandert. Wir fanden das etwas langweilig, aber Frauchen hätte man heute für keine abenteuerlichen Pfade mehr begeistern können.

Vom Gipfel geht es dann noch mal ca 4 km bergab Richtung Schriesheim. Das zieht sich ordentlich und die Strecke will kein Ende nehmen. Zum Glück taucht irgendwann der entscheidende Wegweiser auf, an dem wir für heute den Burgensteig verlassen.

Wir fanden die Tour ja sehr spannend, wünschen uns aber für Frauchen, dass Etappe 10 wieder etwas einfacher wird. Paulchen und Knut sind dann unterwegs. Das sind erfahrene Wanderdrachen und auch sie werden auf zwei Burgen stoßen.



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Kommentare: 1
  • #1

    Paffina (Sonntag, 25 Juli 2021 12:48)

    Hallo Hektor, hallo Piet,
    da habt ihr ja eine ganz schön kraxelige Etappe hinter euch! Unsere Mama Moni kann mit eurem Frauchen absolut mitfühlen, die hätte bei den steilen Anstiegen vermutlich auch nicht so ihre Freude gehabt. Schade, dass von den Burgen nicht so viel zu sehen war. Flämmchen hatte sich da mehr erhofft. Ich wäre ja gerne mit Piet auf Schatzsuche gegangen! Schade, dass er das nicht so durfte. Unsere Mama Moni erlaubt das auch oft nicht, weil sie Angst hat, dass wir verloren gehen oder uns was passieren könnte... Dabei können wir Drachen ja meistens eigentlich sehr gut auf uns aufpassen...
    Es wäre echt mega cool gewesen, wenn ihr rausgefunden hättet, wie man an den Steinen ein Portal öffnet <3, wir haben das ja auch noch nicht rausgefunden, aber wir suchen weiter. Und wenn ihr das auch tut, dann finden wir mit geballter Drachenpower bestimmt irgendwann eine Möglichkeit!
    Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass das Wetter endlich wieder stabil genug war, dass ihr die nächste Etappe des Burgensteigs in Angriff nehmen konntet,wir haben uns schon sehr auf euren Bericht gefreut und wurden nicht enttäuscht :-)
    Liebe Grüße,
    Paffina