Unterwegs auf dem Burgensteig (5)

(Heppenheim bis Hemsbach)


Kasimir und Hugo verstehen sich prima und wandern gerne gemeinsam. Ob sie auch das Rätsel um die Kreuze im Wald lösen werden?

23°C
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Kreuze im Wald

31.05.2021


15.3 km
15.3 km

Kasimir und ich (Hugo) starten unsere Etappe in Heppenheim und haben am Beginn der Tour mehr Muse, uns ein wenig umzusehen. So treffen wir bereits kurz hinter dem Bahnhof auf den Postbrunnen und die "Lissebärwel". Hättet ihr gedacht, dass das gar keine Frau, sondern ein Mann war? Georg Matthias Friedrich, so hieß er, war ein großer Fan der Fastnacht und beschloss 1932 in den Kleidern seiner Urgroßmutter in die Bütt zu steigen. Er muss wohl seht erfolgreich damit gewesen sein, den fortan war er die "Lissebärwel". 

Wir lieben Fachwerkhäuser und davon kann man in Heppenheim rund um den Marktplatz einige finden.

Es gibt aber noch eine weitere Attraktion und dafür lohnt sich definitiv ein zweiter Besuch am Abend. Am besten auf einer geführten Tour, wenn die dann wieder möglich sind. Drache muss aber wissen, wonach er suchen muss, denn er findet diese Teile nur, wenn er den Blick nach oben lenkt. Was ich meine, sind die vielen wunderschönen Straßenlaternen in der Altstadt. Leider reicht uns heute die Zeit nicht, sie alle zu suchen, aber ein paar passende haben wir herausgesucht und stellen sie euch mit der dazugehörigen Geschichte vor.

"Der Hexenritt" handelt von einem jungen Mann, der erkennen muss, dass er mit einer Hexe verheiratet ist. Vorsicht bei der Brautwahl, sag ich da nur. Er folgt ihr eines Nachts zu einer Hexenversammlung auf dem Berg. Muss wohl die Walpurgisnacht gewesen sein. Hexen finden das ja in der Regel nicht so toll, wenn sie Besuch bekommen. Da kann er von Glück sagen, dass er ihnen nur zum Tanz aufspielen musste und am morgen auf einem fliegenden Ziegenbock heimreiten durfte. Das hätte auch schlimmer ausgehen können.

"Der Teufelsstein" erzählt die Geschichte von einem in die Enge getriebenen Teufel, der in seiner Not über eine weite Schlucht springt. Seine Fußabdrücke soll man angeblich heute noch sehen können.

Kommen wir zu den Drachen. Logisch, dass wir uns diese Laternen ausgesucht haben, nur würden wir uns freuen, es gäbe in Europa auch mal nette Geschichten über Drachen.

Vielleich erinnert ihr euch an Burg Frankenstein, die wir auf der ersten Etappe besichtigt haben?  Am Fuße der Burg kämpfte Georg mit einem Drachen, um seine Geliebte zu retten. Leider kamen dabei Ritter und Drache zu Tode. 

Auch im Lahntal soll es einen Drachen gegeben haben, der sich an Jungfrauen vergriffen hat. Natürlich kommt auch hier ein mutiger Jüngling vorbei, tötet den Drachen und befreit das Mädel.

Wir glauben ja keine der beiden Geschichten. Drachen sind nicht böse und Jungfrauen verspeisen wir schon mal gar nicht. Gibt doch viel leckerere Dinge, wie Pizza oder Schoki. Wir wollen doch einfach nur in Ruhe gelassen werden.

Doch genug von Drachen, Hexen und Teufeln. Der Burgensteig ruft und so folgen wir den Wegweisern aus der Stadt.

Kurz bevor wir den Wald betreten, sehen wir dieses Schild. Nein, nicht das Burgensteigsymbol. Das ist ja zur Zeit unser ständiger Begleiter. 

Ich meine das große, runde Schild. Frauchen zuckt mal kurz zusammen. Sie ist zwar nicht ängstlich, sonst würde sie ja nicht mit uns alleine durch den Wald marschieren, aber der Gedanke mal auf eine Rotte Wildschweine zu treffen, ist ihr auch nicht ganz geheuer.

Ich versuche sie zu beruhigen, in dem ich ihr versichere, dass das Schild sicher nicht Ernst gemeint ist. Hoffentlich!

Es ist noch früh am Morgen, die Sonne scheint durchs Blätterdach, alles ist still und es sind noch keine Menschenmassen unterwegs. Die Zeit könnte so ein Rudel Wildschweine schon nutzen. Frauchen hat uns ganz verrückt gemacht und wir lauschen auf jedes Geräusch und werfen ab und zu einen dezenten Blick über die Schulter. Sie darf das aber nicht mitbekommen. So nach dem Motto, erst den mutigen Drachen spielen und dann beim Rascheln im Laub einen Satz machen.

Übrigens, wir haben keine Wildschweine getroffen und über Wölfe wollen wir lieber erst gar nicht nachdenken.

Der erste Teil unserer heutigen Tour hat keine speziellen Attraktionen zu bieten. Was uns aber gefällt, ist der Wechsel von Wald- und Weinbergpassagen.

Die Sonne scheint uns zwar ordentlich auf den Buckel, aber es ist noch nicht so heiß, dass es unangenehm wäre und so genießen wir einfach die sonnigen Wege außerhalb des Waldes.

Kasimir muss unbedingt mal die Rebstöcke begutachten. Die ersten Blüten sind jetzt da, aber bis zu den Trauben wird es noch lange dauern. Was hat er denn gedacht? Dass er jetzt schon welche testen kann? Nicht, dass das sowieso verboten wäre, aber Weinlese ist im Herbst, lieber Kasimir.

Bevor es wieder in den Wald geht, machen wir kurz Rast auf einer Bank und genießen die Aussicht. Was leben wir doch in einer schönen Gegend. Da kann die weite Welt Corona bedingt ruhig noch ein wenig geschlossen bleiben. Uns gefällt es hier auch recht gut.

Wieder im Wald treffen wir doch noch auf einen Waldbewohner. Schneckchen ist aber ganz harmlos. Vor der braucht drache wirklich keine Angst zu haben. 

Kasimir fragt sie, ob sie uns ein Stück begleiten wolle. Zum Glück verneint sie, denn bei dem Tempo, würden wir unser heutiges Ziel wohl nie erreichen.

Nach gut zwei Stunden haben wir den ersten Anstieg des heutigen Tages geschafft. Zugegeben, wir sind nicht die allerschnellsten Drachen, aber wir haben auch nicht den Ehrgeiz möglichst viele Kilometer pro Tag abzuspulen. Wir könnten das jetzt einfach auf Frauchen schieben. Wenn es wie heute eher steil bergauf geht, braucht sie doch ihre Verschnaufpausen zwischendurch. Wobei zwischen Frauchens Definition von steil und unserer doch noch ein kleiner Unterschied ist. 

Wäre aber nicht ganz fair, denn auch wir sind kleine Zeitfresser, wenn wir rechts und links vom Weg die Gegend erkunden und nach Spuren suchen müssen. 

Könnten ja Wildschweine in der Gegend sein. *kicher* 

Mangels Burg oder Turm auf dieser Anhöhe, haben wir lange gesucht, bis wir einen geeigneten Fotoplatz gefunden haben. Diesen "Thron" finden wir aber perfekt für kleine Drachenkönige. Schade, dass wir ihn nicht mit in unsere Drachenburg nehmen können. 

Höchsten Punkt laut App erreicht, bedeutet logischerweise, es geht wieder bergab.

Kasimir und ich sind gerade im Neckmodus und so fragen wir Frauchen, ob sie denn auch darauf geachtet hat, wo es denn hier weitergeht. Sie verdreht nur die Augen und meint, sie wäre doch nicht blöd und die Hinweise würde sogar ein Blinder sehen.

Nun, Frau Oberschlau, warum hättest du dann diesen abzweigenden Pfad beinahe übersehen? Wenn du uns Drachen nicht hättest. Sei froh, dass wir einen so guten Orientierungssinn haben.

Den nächsten Wegweiser können dann selbst oberschlaue Frauchen nicht übersehen und er weist uns den Weg zur ersten Attraktion am heutigen Wandertag. Bis dahin sind es aber noch über drei Kilometer stramm bergauf. Ist wohl nicht so ganz Frauchens Tag heute. 

Doch erst folgt ein weiterer Abschnitt auf sonnigen Wiesenwegen. Und da ist er wieder, der wunderschöne Klatschmohn. Frauchen meint, sie hätte die letzten Tage schon genug Klatschmohn-mit-Drache-Bilder gemacht und jetzt sei Schluss. Das sehen wir so gar nicht ein und überreden sie zu Bildern vom Weg und von Hinweisschildern. Da ist dann genügend Klatschmohn mit drauf. Ob sie auf unseren Trick hereingefallen ist? So ganz sicher sind wir da nicht. Frauchen lässt sich nämlich oft nicht anmerken, dass sie uns durchschaut hat. 

Danach geht es noch mal ordentlich zur Sache, obwohl der Pfad hier gar nicht so steil aussieht. Wir mögen diese schmalen Pfade viel lieber, als die breiten Forstwege, besonders, wenn sie nicht von Mountainbikern benutzt werden. Wir haben nichts gegen Biker, solange sie uns Zeit geben, aus dem Weg zu hüpfen. Der Wald ist schließlich für alle da. Jedoch sind manche der schmalen Wege so ausgefahren, dass es für uns Drachen nicht mehr schön ist dort zu laufen.

Kurze Zeit später stellen wir fest, dass wir auf einem Lehrpfad sind. Praktisch für Fauchen. Da kann sie Verschnaufpausen machen, ohne das es auffällt.

So auch hier, wobei der Blick recht nett ist. Unter uns liegt eine ehemalige Sauwaad, was soviel wie Schweineweide bedeutet. Im Mittelalter durften die Bauern hier ihr Bau- und Brennholz schlagen. Fürs Brennholz waren schnell wachsende Bäume, wie Linden, Ulmen oder Haselsträucher geeignet. Doch auch Eichen stehen hier. Sie durften wachsen und wurden zu Bauholz. An ihren Eicheln erfreuten sich die Schweine, die hier auf die Weiden gebracht wurden.

Beim Erreichen der Heinrich-Wind-Hütte ist der größte Teil vom Anstieg geschafft. Das schreit doch nach einer Rast oder etwa nicht? Für uns Drachen gibt es heute leckere Aprikosen. Entsteinen hätte Frauchen sie vorher aber schon können. *grummel*

Auf dem weiteren Weg entdeckt Kasimir einen Grenzstein. Welche Grenze mögen wir hier wohl gerade überschreiten? Die hessisch-baden württembergische ist es jedenfalls nicht. Die haben wir heute bereits vor einigen Kilometern überschritten. Unbemerkt, denn da war kein Grenzstein. Interessiert wohl heutzutage keinen mehr, zu welchem Bundesland der Wald gehört.  

Es gibt da eine Pflanze im Wald, die ich fast so toll finde, wie den Klatschmohn und das sind Farne. Sie erinnern mich immer ein wenig an Jurasic Park und damit liege ich auch nicht ganz falsch, denn Farne gab es schon zur Zeit der Saurier. Wusstet ihr aber, dass die giftig sind? Was drache nicht so alles lernt, wenn er auf Wanderschaft ist. Mit dem Wissen, muss ich zuhause bei den Kumpels gleich mal ein wenig angeben.

So und wer bist du jetzt? Bist du etwa der Wächter vom Kreuzberg? Kasimir findet, er hat Ähnlichkeit mit einem Meerschweinchen. Mich erinnert er an den Feuerwurm bei "Kleiner König Kalle Wirsch". Wobei hier weit und breit kein Lava ist, durch das er uns transportieren müsste. 

Ob das wohl das Kreuz ist, welches der Hirsch auf dem Kopf trug. Welcher Hirsch, denkt ihr jetzt sicher. Nun, zu dieser mystischen Stelle im Wald gibt es natürlich eine Entstehungsgeschichte. Ein Jäger zielte einst auf einen Hirsch, der ein funkelndes Kreuz in seinem Geweih trug. Das rettete dem Tier das Leben, denn der Jäger ließ geblendet sein Gewehr fallen. Vielleicht war der aber nach durchzechter Nacht auch einfach nicht treffsicher genug und wollte das nur nicht zugeben. Wer weiß das schon. Gab ja zu der Zeit noch keine Handys für ein Beweisfoto.

Wie das in Legenden oft so ist, ließ der Jäger an jener Stelle eine Kapelle errichten und der Ort wurde zur Wallfahrtsstätte. Mit Unterbrechungen finden bis heute Wallfahrten hierher statt. Wäre jetzt nichts für unsere Frauchen. Bis die sich den Berg hochgearbeitet hätte, wäre der Gottesdienst längst vorbei.

Man munkelt jedoch, dass der Kreuzberg schon viel früher eine Kultstätte war. Das sogenannte steinerne Ross wurde bereits 805 n.Chr. erwähnt. Das muss hier in der Gegend zu finden sein uns so machen wir uns auf die Suche. Ein paar Schritte weiter glauben wir, es gefunden zu haben. Kasimir wirft aber ein, dass das eher wie ein Wal aussieht. Wal im Wald erklärt sich jetzt nicht so einfach und so suchen wir weiter.

Und werden schließlich fündig. Das sieht einem liegenden Pferd schon sehr ähnlich. Trotzdem braucht es etwas Fantasie. Da sind wir zwei uns einig. Unser Wal war da doch viel leichter als solcher zu erkennen.

Pferd hin oder her, juckt uns wenig. Wir haben gegenüber ein paar Felsen entdeckt, auf denen drache wunderbar klettern kann. Als Frauchen uns aber erzählt, dass einer davon ein Kult- bzw Hexenstein ist, lassen wir es lieber sein. Glaubt mir, mit einer Hexe will selbst ein ausgewachsener Drache sich nicht anlegen.

"Durch diese hohle Gasse muss er kommen", murmelt Frauchen vor sich hin. Wer jetzt genau? Doch hoffentlich nicht die Hexe, die wir verärgert haben könnten oder gar so ein oller Drachentöter. Auf den Stress haben wir jetzt so gar keinen Bock.

Frauchen lacht und kann uns beruhigen, dass das nur ein Zitat aus "Wilhelm Tell" ist und heute bestimmt nichts und niemand durch den Hohlweg kommt. 

Da sind wir aber beruhigt und wagen uns vor. Dieser Weg schreit nämlich förmlich nach einer Runde hüpfflattern. Wir sind ja beide Feuerdrachen und müssen auf keinen Wasserdrachen Rücksicht nehmen. Hüpfflattern ist, wenn drache von Fels zu Fels springt und dabei an schwierigen Stellen seine Flügel zu Hilfe nimmt. Macht richtig Spaß, besonders auf so engen Pfaden voller Felsen.

Ausgepowert kommen wir unten an und der weitere Weg führt uns wieder aus dem Wald heraus.

Vor uns steht ein kleiner Turm. Wir rätseln, was das wohl mal war. Für eine Burg ist der definitiv zu niedrig, es sei denn hier hausten einst Gnome.

Vielleicht hatte der Graf Waldner-Freundstein schon immer eine Burg haben wollen und hat sich deshalb einen mittelalterlichen Wachturm auf sein Grundstück gebaut. Zu mehr hat es wohl nicht gereicht. Oh doch, eine Küche gab es hier früher noch und so konnten Jagdgesellschaften hier Rast machen. Jetzt fragen wir uns aber ernsthaft, warum er an alle vier Ecken Ritterfiguren gestellt hat. Das an sich ist ja nicht so sonderbar, aber schaut mal genau hin. Die haben alle abgeschlagene Köpfe. Was bitte war der Graf denn für ein Typ? 

An der nächsten Weggabelung nach dem Waldnerturm, verlassen wir den Burgenweg und folgen dem Blütenweg zum Hemsbacher Bahnhof. Unsere Tour ist für heute vorbei, aber wir glauben, dass unser Frauchen hier den ersten Fehler in ihrer Planung gemacht hat. Statt drei Kilometer nach Hemsbach zu laufen, wären wir besser dem Burgenweg weitere vier Kilometer bis Sulzbach gefolgt. Auch dort hätten wir Anschluss an den Nahverkehr gehabt. Zugegeben nur stündlich und nicht alle 30 Minuten.

Ist jetzt aber auch egal, jedoch werden Harvey und Pepe wahrscheinlich beim nächsten Abschnitt in Sulzbach einsteigen.



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Kommentare: 1
  • #1

    Flämmchen (Dienstag, 01 Juni 2021 22:32)

    Lieber Kasimir, lieber Hugo,
    da habt ihr ja doch einiges erlebt, war wieder sehr schön zu lesen. Ich glaube übrigens, vor Wildschweinen braucht ihr euch nicht zu fürchten! Ein kleiner Flammenstoß in ihre Richtung und sie suchen bestimmt das weiter - oder es gibt gebratenes Wildschwein!
    Der Thron, den ihr auf eurem Weg gefunden habt, ist echt toll! Noch besser als der, den wir neulich auf unserer Wanderung gefunden haben!
    Für das liegende Pferd hab ich definitiv zu wenig Fantasie - ich seh da kein Pferd! Aber ich frag mal unsere Kreativdrachen, die sind da vielleicht fantasievoller als ich...
    Wir sind schon gespannt, wie es auf der nächsten Etappe weitergeht und senden euch jetzt erstmal liebe Grüße von
    Flämmchen & der Drachenfamilie