Unterwegs auf dem Burgensteig (3)

(Zwingenberg bis Bensheim)


Pelle ist noch ganz neu in der Drachenbande und es ist seine erste Tour, aber auch Kunibert ist eher selten dabei. 

Auf der heutigen Etappe gibt es drei besondere Bäume zu entdecken. Ob die zwei die wohl finden werden?

18°C
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prominente Bäume

24.05.2021


13.9 km
13.9 km

Am Ende einer Etappe bleibt uns oft nicht genug Zeit, um den Zielort anzuschauen. Wichtiger ist dann, den nächsten Zug zu erreichen.

Am Beginn der Tagestour ist das etwas anderes und so können Pelle und ich (Kunibert) uns die hübschen Brunnen in Zwingenberg etwas genauer anschauen.

Danach geht es erst mal viele, viele Stufen hinauf. Wir sind noch voller Elan und hüpfen mal einbeinig, mal zweibeinig die Treppe hinauf. Frauchen wundert sich, dass wir dabei nicht aus der Puste kommen. Ob wir ihr verraten sollen, dass wir mit unseren Flügeln ein wenig nachhelfen können, was es weniger anstrengend macht. Nö, soll sie ruhig denken, wir wären fit wie Turnschuhe.

Uns bleibt sogar Zeit, immer mal wieder einen Blick auf die Dächer der Altstadt zu erhaschen, wenn wir auf unser Frauchen warten müssen. Die hüpft nämlich nicht die Stufen empor. Wahrscheinlich, weil sie weiß, was ihr noch bevorsteht, bis wir den Burgensteig wieder erreichen.

An der oberen Stadtmauer verlassen wir Zwingenberg und sind an dieser Stelle noch lange, lange nicht auf dem Burgensteig.

Es ist zwar toll, dass der Steig viele Einstiegsmöglichkeiten bietet, wenn drache mit den Öffentlichen anreist, aber von manchen Bahnhöfen ist es doch ein enormes Stück Weg.

Hinter der Stadtmauer treffen wir auf zwei weitere Brunnen. Der erste gefällt uns besonders gut. Na, könnt ihr erraten warum?

Da spuckt ein Drache Wasser. Ist doch ganz eindeutig zu erkennen. Obwohl, wie ein Wasserdrache sieht der eigentlich nicht aus. Nun, Feuer speien ist ihm bestimmt aus Sicherheitsgründen untersagt worden.

Der zweite Brunnen führt sogar Trinkwasser, was eher selten der Fall ist. Am Anfang der Tour sind unsere Wasserflaschen aber noch gut gefüllt, so dass kein Bedarf besteht. Testen wollten wir aber trotzdem und es war kühl und lecker, soweit man das von Wasser behaupten kann..

Ihr glaubt jetzt bestimmt, wir haben uns verlaufen. Richtig erkannt, dies ist nicht der Burgensteig, sondern der Beginn des Nibelungensteigs. Der führt von Zwingenberg bis Freudenberg am Main und hat auch so manches Interessantes zu bieten. Auch ihn könnte drache in Etappen einteilen, doch sind die Start- und Endziele weniger gut mit den Öffentlichen zu erreichen. Da würden wir länger fahren, als wandern. Vielleicht werden wir ihn irgendwann mal in einem Stück mit Zwischenübernachtungen erwandern. Doch heute folgen wir dem roten N hoch hinauf, bis wir den Burgensteig erreichen.

Wir sind noch nicht weit gewandert, da stehen wir vor einem riesigen Steinbruch. "Oh weh", meint Pelle, " wenn der mal zusammenbricht."

Ich kann ihn beruhigen, dass das heute sicher nicht geschehen wird.  Er scheint nicht mehr in Betrieb zu sein und stammt sicher nicht aus der Römerzeit, auch wenn der Burgensteig dem Verlauf einer ehemaligen römischen Handelsstraße folgt.

Es geht stetig bergauf durch die Weinberge und dann sind wir zwei nicht mehr zu halten, denn wir haben Klatschmohn entdeckt. Neben Pusteblumen ist das eine unserer Lieblingsblumen. Nicht, dass ihr jetzt denkt, wir wären Junkies oder so. Wir mögen einfach nur die rote Farbe. Auch glaube ich nicht, dass drache aus Klatschmohn Drogen herstellen kann, oder etwa doch? Egal, würde Frauchen sowieso nicht erlauben.

Ich finde aber, dass Pelle mit seinen roten Ohren im dichten Gras fast wie eine Mohnblume aussieht. Irgendwie findet er den Vergleich aber nicht so lustig.

Wir hätten ja noch Stunden zwischen den Blumen posieren können, aber Frauchen treibt uns voran. Sie will endlich den Anstieg hinter sich bringen. 

Noch ist es aber nicht geschafft. Es geht noch ein ganzes Stück durch den Wald, bis wir endlich nach mehr als einer Stunde und 2.3 km den Punkt erreichen, wo Burgen- und Nibelungensteig sich kreuzen und Oskar und Rosalie die zweite Etappe beendet haben.

Sehr zur Freude von unserem Frauchen geht es jetzt eine ganze Weile auf dem "Commoden Weg" weiter. Commod wie bequem, einfach, gemütlich, komfortabel und das haben wir (oder besser unser Frauchen) uns nach dem Anstieg auch verdient. 

Damit wir auch wissen, wo wir gerade wandern, der Burgensteig führt von Schloss zu Schloss. Hoppla, da stimmt doch was nicht. Müsste der dann nicht Schlössersteig heißen? Rosalie ist seit ihrer Tour ja sowieso der Meinung, das seien keine Schlösser und uns ist das egal. Ob Schloss oder Burg, Hauptsache spannend.  

Kommt drache an einem Wochenende oder Feiertag in die Nähe eines Wanderparkplatzes, ist der Wald plötzlich voller Menschen. So auch hier am Parkplatz "Not Gottes". Eigentlich wollten wir ja einen Abstecher zur Kapelle machen, aber ratet mal, warum wir es nicht getan haben? Erstens sieht sie auf Fotos nicht so spektakulär aus, dass sich der Abstecher gelohnt hätte und zweitens geht es bergab. Heißt, wir hätten hinterher den ganzen Weg wieder hochkraxeln müssen.

Für heute sind wir aber schon genug gekraxelt und ziehen den "Commoden Weg" zum Schloss Auerbach vor.

Und da hätten wir wieder das Thema Weggabelungen. In diesem Fall wären beide Alternativen bequem gewesen. Da heißt es ganz genau nach den Wegweisern Ausschau halten. War hier aber nicht wirklich schwierig und Frauchen hat es ganz ohne Drachenhilfe geschafft. 

Jetzt können wir froh sein, dass der Burgenweg so hoch oben verläuft und wir am Morgen den Anstieg hatten. So sind wir bereits auf Höhe des Auerbacher Schlosses und haben keine weitere Steigung vor uns. Schließlich haben wir ja inzwischen gelernt und bereits mehrfach erfahren, dass  Burgen nun mal nicht in der Ebene liegen. 

Vor uns liegt jetzt die Zufahrt zum Schloss und Pelle und ich überlegen, ob hier früher wohl mal eine Zugbrücke den Zugang erschwert hat.   

Dann sind wir endlich am Schloss, doch trotz sinkender Zahlen, ist es leider noch geschlossen.

Schade, denn es ist eine der größten Burganlagen (also doch kein Schloss) in Südhessen. Im 13. Jhdt erbaut von den Grafen von Katzenelnbogen. Die mochten wohl das Außergewöhnliche, denn ihre Burgen waren um einen dreieckigen Hof gruppiert. Und glaubt mir, die besaßen zahlreiche Burgen zwischen Taunus und Odenwald. Kein Wunder, wenn man die Handelsstraßen kontrolliert und am Mittelrhein Zölle kassiert. Das macht reicht und dann kann man sich ein paar Burgen leisten. Vielleicht hätten die Grafen lieber ein paar Burgen weniger gebaut und dafür mehr Geld in den Schutz der anderen gesteckt. Nur ein einziger Turm schützte diese Burg vor Angriffen.

Dadurch ließen sich die Franzosen 1674 aber nicht stoppen und machten Schloss Auerbach platt. 

Zum Glück wurde es dann Ende des 19. Jhdt renoviert, damit die Gäste des nahen Fürstenlagers ein Ausflugsziel hatten.

Da wir vor verschlossenem Burgtor stehen, können wir euch leider den ersten besonderen Baum nur auf einem alten Foto zeigen. Rosalie und Oskar waren vor ein paar Jahren schon mal hier.

Das Wahrzeichen der Burg ist nämlich keineswegs der dreieckige Grundriss, sondern eine uralte Kiefer, die hoch oben auf dem Wehrgang wächst und allen Stürmen trotzt. Wie sie dort oben zwischen den Steinen wohl gedeihen kann?

Vom Auerbacher Schloss führt der Burgenweg hinab nach Bensheim-Auerbach und weiter zum Fürstenlager. Wir fragen uns allerdings, warum man ihn nicht über den Auerbacher Schlossweg geführt hat. Dann würde man das Fürstenlager zwar an anderer Stelle betreten, aber man hätte ja einen Rundweg mit einbauen können. So muss drache erst hinab nach Auerbach, dann ein Stück durch den Ort laufen (was nie besonders toll ist), um dann wieder bergauf ins Fürstenlager zu gelangen. Nun denn, wird sich wohl einer was dabei gedacht haben und uns Drachen fragt sowieso keiner nach unserer Meinung. 

Auf dem Weg nach Auerbach kommen wir an dieser Aussicht vorbei und sind ein wenig versöhnt.

Da frag ich mich doch, warum in die Ferne schweifen..? Wir haben doch eine so tolle Gegend direkt vor der Haustür.

Nachdem wir durch den Ort marschiert sind, ohne uns zu verlaufen, erreichen wir nach kurzem Anstieg das Fürstenlager. Ich muss ja zugeben, die Verantwortlichen haben nicht nur im Wald super ausgeschildert, sondern auch die Strecken, die durch die Ortschaften führen.

Das Fürstenlager liegt in einem 42 Hektar großen Park mit Pavillons, Denkmälern, Aussichtspunkten und Brücken. Ich mag ja ganz besonders diese chinesisch angehauchte Brücke im Hintergrund.

Großes war hier ursprünglich geplant, als man auf eine Quelle mit roter Flüssigkeit traf. Viele Leiden wollte man heilen, doch daraus wurde nichts, denn die Quelle verschlammte nach kurzer Zeit. 

Nach etlichen Jahren, wagte man einen zweiten Versuch und wollte hier ein Kurbad errichten. Doch auch das ging schief, da das Wasser des Brunnen zu wenig Mineralien enthielt.  

Bevor wir uns jetzt hier weiter umschauen, ist erst mal eine kleine Stärkung fällig. Heute gibt es leckere Weintrauben und ich muss zusehen, dass der kleine Pelle mit welche überlässt. Der schaufelt die nämlich gerade mit beiden Pfoten in den Mund.

Was aber wurde schließlich aus dem Fürstenlager? Zwar kam der hessisch-darmstädtische Erbprinz Ludwig mit Frau 1783 hierher zur Kur, aber so richtig Kur war ja nicht.

Dennoch gefiel es den beiden hier und sie kamen regelmäßig zur Erholung.

Als der Ludwig dann Landgraf wurde, ließ er weitere Lusthäuser errichten. Ist jetzt aber nicht so, wie ihr vielleicht denkt. Der wollte hier nicht für Schäferstündchen mit seinen Geliebten herkommen. Das Fürstenlager sollte dem Ehepaar als einfache Sommerresidenz dienen.

Und jetzt ratet mal, wo es seinen Namen her hat?

Der Park war auch für die Bevölkerung offen und so konnten sie auf den Wiesen lagern und ihre Fürsten beobachten. Hat irgendwie was von Zoo. (grins)

Damit kommen wir zu Wunderbaum Nummer zwei, dem Mammutbaum. 1852 kam er hierher als Geschenk der englischen Krone. 

Man munkelt, er sei der älteste Mammutbaum Deutschlands.

Inzwischen ist er fast 45 Meter hoch und hat eine  Umfang von knapp 6 Metern.

Wenn wir den umfassen wollen, brauchen wir wohl noch die restlichen Kumpels aus der Drachenburg und selbst dann wird es wahrscheinlich schwierig.

So ein gräflicher Park braucht ja auch ein paar Liebestempelchen  und Teehäuschen. Einer dieser Tempel steht hoch oben, am Ende des Landschaftsgarten mit direktem Blick auf das Herrenhaus. Für ein Tête-à-tête wäre er mir jetzt zu offen gewesen. Nicht, dass ich hier der Fachdrache für Liebesbeziehungen bin, aber ein wenig mehr Sichtschutz wäre schon nett.

Vor lauter gucken und staunen, muss drache im Fürstenlager sehr auf die Wegweiser achten. Doch zum Glück haben wir ja heute Pelle dabei. Der hat große Freude am Wegweiser suchen und ist inzwischen auch richtig gut darin.

Wir sind jetzt am oberen Rand des Fürstenlagers angekommen und werden uns gleich an den Abstieg nach Bensheim machen.

Doch es fehlt ja noch Baum Nummer drei und das ist die Ludwigslinde, die hier oben steht. Was an ihr jetzt aber so toll sein soll, habe ich nicht herausfinden können. Ok, sie wurde von Ludwig Graf von Erbach-Schönberg gepflanzt, aber soll mich das jetzt beeindrucken? Zumal das Bäumchen, dass hier steht, nicht mal die Originallinde ist. Immerhin ist die 150 Jahre alt geworden und wäre damit schon was Besonderes. Doch leider kam ihr Ende in einer Sturmnacht 1999.

Der Jungspund, der jetzt hier steht ist also gerade mal volljährig.

Wie bereits erwähnt, geht es jetzt bergab nach Bensheim. Bei dem schönen Wetter geht es hier zu, wie auf der Autobahn. Wanderer, Mountainbiker, schreiende Kinder, kläffende Hunde und wir Drachen mittendrin. Fehlt nur noch ein Rudel Wildschweine und das Chaos wäre perfekt. Doch dann entdecken wir diesen Baumstumpf, der wie gemacht ist für eine kleine Rast. Von hier oben können wir in Ruhe auf das Treiben herabschauen und uns ein wenig erholen.

Für den weiteren Weg nimmt Frauchen uns dann bis zum Kirchberghäuschen in den Rucksack. Da kann uns nichts passieren. 

Hinter dem Kirchberghäuschen wird es dann wieder ruhig. Bis hierher verirrt sich kaum noch ein Wanderer. Die stehen alle Schlange und warten auf einen Platz auf der Sonnenterrasse. Mit negativem Testergebnis ist das ja wieder möglich. Dummerweise führt der Burgensteig direkt über die Außenanlage. Zum Glück müssen wir aber nicht anstehen und dürfen ohne Schnelltest an der Schlange vorbei.

Dann wird es noch mal richtig eng und urig auf dem Pfad bergab, bis wir auf den Wirtschaftsweg nach Bensheim treffen.

Auch wir haben jetzt keine Zeit mehr, uns ein wenig in Bensheim umzusehen. Der nächste Zug geht in 20 Minuten und denn möchten wir gerne erreichen. Wer weiß, wann der nächste Regenschauer kommt.

Bensheim überlassen wir Hannes und Drago, die die nächste Tour übernehmen.



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Kommentare: 1
  • #1

    Flämmchen (Samstag, 29 Mai 2021 18:09)

    Hallo Kunibert, hallo Pelle,
    wieder ein sehr interessanter Ausflug, den ihr da gemacht habt, wir haben mit großer Freude von euren Erlebnissen gelesen! Das Auerbacher Schloss hat unsere Mama Moni vor ein paar Jahren auch mal besucht und dabei die Kiefer bewundert, wir Drachen waren leider noch nie da. Aber es steht auf unserer Ausflugszielliste. Vielleicht können wir es auch mit einer schönen Wanderung verbinden!
    Ich glaube übrigens, den Mammutbaum hättet ihr auch mit allen Drachen aus der Drachenburg nicht umfassen können, obwohl ihr ja echt viele seid. Vllt hätte es geklappt, wenn wir auch noch mit der ganzen Drachenfamilie mitgemacht hätten und vielleicht unsere Menschen noch mit eingespannt hätten...
    So einen zum perfekten Drachensitz gesägten Baumstumpf haben wir auf unserer letzten Tour auch gefunden, die sind toll!
    Wir sind jedenfalls schon gespannt, was Hannes und Drago auf der nächsten Etappe erlkeben und wir drücken die Pfoten, dass es nicht (wieder) so lange dauert, bis sie losziehen können, aber das Wetter soll ja jetzt zum Glück etwas besser werden :-)
    Liebe Grüße vom Burgendrache Flämmchen und der ganzen Drachenfamilie