(Großsachsen bis Leutershausen)
Diesen Abschnitt findet keiner der Drachen so richtig interessant. Unserem Drachenmädchen Chiara ist das aber egal und so zieht sie heute alleine los. Ob die anderen es bereuen?


Blumenwiesen in hülle und fülle
28.06.2021

Vom Bahnhof in Großsachsen müssen wir erst wieder ein Stück durch den Ort bis zum Einstieg in den Burgensteig.
Schade, dass die meisten Brunnen auf dieser Tour am Anfang der jeweiligen Tagesetappe stehen. Da ist drache noch nicht nach Erfrischung und Frauchens Wasserflasche ist auch noch gut gefüllt. Nun ja, die sollten wir hier vielleicht besser nicht auffüllen, wobei ich ehrlich gesagt nicht glaube, dass das Wasser wirklich gesundheitsschädigend oder giftig ist.

Wir ziehen also weiter und kurz darauf lotse ich Frauchen in eine Seitenstraße. Pius und Pedro haben mir nämlich genau erklärt, wo der Einstieg ist. Das ist nicht ganz so einfach, da der Burgensteig von oben kommt und aus Richtung Bahnhof der Abzweig nicht gekennzeichnet ist. Doch wozu gibt es clevere Drachen. Wenn Frauchen uns dabei hat, kann sie sich praktisch nicht verlaufen.

Wie so oft müssen wir erst mal Höhe gewinnen und spazieren dann gemächlich entlang der Weinberge.
Also Trauben lesen wollte ich hier auch nicht. Da müsste drache ja ständig bergauf und bergab. Oder haben die da kleine Traktoren, mit denen sie zwischen den Weinstöcken fahren können?

Doch der gemächliche Spaziergang währt nicht lange. Schon geht es auf schmalen Pfaden weiter bergauf. Gejammert wird aber nicht, denn so steil ist der Anstieg jetzt auch wieder nicht. Ich werde ja den Verdacht nicht los, dass Frauchen manchmal einfach nur stöhnt, weil sie bemitleidet werden will. Klappt vielleicht bei den Drachenjungs, aber bei mir zieht das nicht. *grins*

Balancieren finden alle Drachen toll und so nutze ich die Zeit, bis Frauchen aufgeholt hat. Ich bin das erste mal mit ihr unterwegs und kann mir ein "Allez hopp" nicht verkneifen. Frauchen lächelt nur milde. Sie hat die Umgehung längst entdeckt. So ein Mist!

Dann entdecke ich zwischen lauter Gräsern und Farnen den Eingang zu einem Bergwerk. Was hier wohl einst abgebaut wurde?
Eine Tafel gibt Auskunft. Die Geschichte geht wohl zurück bis ins Jahr 1012. Damals stritten sich das Bistum Worms und das Kloster Lorsch um den Colegenberg. Wenn zwei sich streiten... Kurzerhand entschied Heinrich II, dass ihm die Nutzungsrechte gehören sollten. Passiert ist aber damals am Berg nichts. Das änderte sich auch 1291 nicht, als der damalige Pfalzgraf Ludwig II den Gebrüdern von Strahlenberg einen Teil des Berges überlies. Ob die wohl damals schon ahnten, dass hier nicht viel zu holen war?

1474 dann ein neuer Versuch. Diesmal war es Kurfürst Friedrich II, der das Gelände an eine Gewerkschaft verlieh. Immerhin haben die sich mal am Bergbau versucht, denn aus dieser Zeit stammen Bergloch und Tagstollen. Reich sind die damit aber wohl nicht geworden, denn schon bald war wieder Schicht im Schacht.
So richtig aufgeben wollte den Berg aber keiner und so startete der Freiherr von Sickingen 1770 einen weiteren Versuch. Hätte er aber auch bleiben lassen können, denn insgesamt wurden nur 1.3 t Blei und 3.2 kg Silber aus dem Berg geholt. Schon enttäuschend, oder?

Heute dient das Bergwerk als Winterruheplatz für Fledermäuse und wenn Corona vorbei ist, kann man es im Sommer auch wieder einmal im Monat besichtigen.

Wir ziehen weiter und kommen an einem Waldkindergarten vorbei. Wow, der ist jetzt aber weit weg vom Schuss. Ich stell mir das im Sommer bei schönem Wetter ja richtig toll vor, aber was ist im Winter oder bei Regen. Nach viel Platz zum Spielen sehen mir die Wohnwagen nicht aus.

Auf dem weiteren Weg kommen wir an der "Himmelswiese" vorbei. Ist das nicht eine richtig tolle Blumenwiese? Pius unser kleiner Blumenfan wäre begeistert gewesen, aber auch ich kann mich nicht satt sehen.

Früher war das hier mal eine Streuobstwiese. Irgendwann lohnte sich der Obstanbau nicht mehr und die Natur übernahm das Gelände. Da können wir nur froh sein, dass sich seit 1985 der Hirschberger Verein für Naturpflege um diese wunderbare Wiese kümmert. Über das Jahr blühen hier 100 verschiedene Arten. Hummeln, Bienen und Schmetterlinge finden reichlich Nahrung und auch Hasen und Rehe erfreuen sich an den Kräutern.
Ich könnte hier noch stundenlang durchs hohe Gras streifen und die Blumen bewundern, aber Frauchen will irgendwann doch weiter.
Augen auf, heißt es wie so oft auf dem Burgensteig. Hier zweigt der Steig mal wieder vom Hauptweg ab. Ich als aufmerksamer Drache habe das natürlich sofort erkannt. Frauchen schmunzelt nur. Ich glaube, sie hat die Abzweigung auch bereits entdeckt.

Auf dem letzten Teilstück ins Tal befinde ich mich schon wieder inmitten von Blumen. Für mich als kleiner Drache ist das ein richtiger Blumenwald. Schade, dass ich botanisch nicht so bewandert bin. Ich hätte zu gerne die Sorten gezählt, an denen wir heute vorbei gekommen sind.


Im Tal steht die Kunz'sche Mühle und hier entdecke ich auch den ersten Wegweiser. Unsere heutige Tour ist ja eher kurz, aber hätten wir sie mit Etappe 9 zusammengelegt, wäre sie unserem Frauchen doch zu lang geworden. Wir müssen heute nur noch bis zum Rastplatz Kehrrang. Die Hirschburg dürfen dann beim nächsten mal Hektor und Piet erkunden.

Ich frage mich ja inzwischen, wer behauptet hat, dieser Abschnitt sei langweilig. Also ich finde ihn bisher recht abwechslungsreich und interessant.
Selten hatten wir auf dem Burgensteig einen Brunnen unterwegs und dieser scheint sogar Trinkwasser zu führen. Zumindest ist nirgendwo ein Schild zu sehen, dass dem nicht so sei. Da muss ich doch gleich mal testen. Oh, das Wasser ist so schön kühl und lecker. Auch Frauchen füllt ihre Wasserflasche auf und ich verrate euch schon mal, dass wir auch am Abend noch putzmunter sein werden. Es geht also keine Gefahr von diesem Wasser aus.
Warum die aber Höllenquelle heißt, würde ich schon gerne wissen. Ob es da wohl wieder eine Legende zu gibt? Wer weiß, was der Teufel hier wieder getrieben hat. Ich hab das mal recherchiert, bin aber nicht fündig geworden. Schade, dabei liebe ich doch alte Sagen und Legenden.

Die anderen Drachen haben mir immer vorgeschwärmt, was für einen tollen Thron sie im Wald entdeckt haben. Ich, die Drachenlady, bzw -prinzessin hätte auch so gerne einen tollen Thron mein eigen genannt. Wir haben lange gesucht, aber nicht wirklich etwas Tolles gefunden. Bevor ich ganz leer ausgehe, habe ich mich dann für dieses Exemplar entschieden. Nicht ganz perfekt, aber ausbaufähig oder was meint ihr?

Jägersruh hört sich nach einem perfekten Rastplatz an. Finden zumindest Frauchen und ich. So gönnen wir uns einen leckeren Schluck Quellwasser und mal wieder Müsliriegel.

Auch hier oben gibt es einen Amphibienteich. Ich finde das ja richtig toll und habe gleich mal Ausschau gehalten. Ganz viele kleine Kaulquappen habe ich entdeckt, aber leider keinen Feuersalamander. Ob Frauchen da jemals Glück haben wird?
Traurig finde ich, dass man so einen Teich einzäunen muss. Können die Menschen die Tiere und ihren Lebensraum nicht einfach akzeptieren und in Ruhe lassen? Müssen sie denn alles zerstören?

Ein Stück weiter kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich weiß genau, welchen Weg Frauchen hier am liebsten nehmen würde. Ich habe aber auch schon das blaue Burgensteigsymbol am Baum entdeckt und zwar auf dem Weg nach oben.
Jetzt komm schon Frauchen, ist doch nur noch eine letzte Steigung und so steil sieht das jetzt auch wieder nicht aus.

Der Anstieg hat sich aber gelohnt, wie ich finde, denn oben erwartet uns eine Wiese voll mit Fingerhut.

Ich bin ja unter den Drachen sowas wie die Hermine aus Harry Potter. Ich weiß alles (oder sagen wir mal viel) und muss überall meinen Senf dazu geben.
Deshalb versuche ich Frauchen gerade zu erklären, dass Fingerhut für Drachen nicht giftig ist. Drachen sind überhaupt immun gegen jedwedes Gift.
Sonst hätte der olle Siegfried und die vielen Georgs ja Giftköder auslegen können, um uns den Garaus zu machen. Hätten sie sich die ganze Schwertkämpferei sparen können.

Schließlich sind wir am Rastplatz Kehrrang angekommen. Hier endet meine Etappe des Burgensteig und wir müssen noch etwa 2 km bergab zum Bahnhof wandern. Tja, Frauchen, da wirst du dann beim nächsten Mal auch wieder hoch müssen. Manchmal wäre beamen keine so schlechte Idee.

Heute Abend werde ich den Jungs erzählen, dass der Abschnitt gar nicht so schlecht war. Es gab zwar keine Burg oder spektakuläre Felsformationen, aber so viele tolle Blumen. Trotzdem bin ich ein klein wenig neidisch auf Hektor und Piet. Die haben auf ihrer Tour gleich zwei Burgen und eine Schlucht.
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Ivy (Dienstag, 29 Juni 2021 14:21)
Hallo Chiara,
gespannt haben wir deine heutige Etappe verfolgt und müssen sagen, wir können auch nicht verstehen, warum kein anderer Drache da gerne mitwollte. Sieht doch sehr schön aus, auch wenn es keine Burgen gab. Ich finde es übrigens sehr sympathisch, dass es auch in anderen Drachengruppen superschlaue Drachen gibt, die überall ihren Senf dazugeben möchten. Ich bin auch so und habe mich schon für total exotisch gehalten! Zugegebenermaßen, das mit dem Fingerhut und dem Gift wusste ich allerdings nicht, und das ist definitiv gut zu wissen. Ich werde das im Hinterkopf behalten und zu gegebenem Zeitpunkt meine Mitdrachis entsprechend belehren ;-)
Liebe Grüße,
Ivy