Da ist er wieder – der Afrikavirus. Den wird man nämlich nie mehr los, wenn er erst mal zugeschlagen hat. Ehrlich gesagt will ich den auch gar nicht bekämpfen und deshalb geht es heute Nacht im Flieger ins südliche Afrika; Zielflughafen Windhuk.
Da ist zur Zeit zwar Regenzeit, aber ich hoffe dennoch ein paar Tierchen vor die Linse zu bekommen. Kätzchen stehen dabei ganz oben auf meiner Liste.
Richtung Afrika
06.02.2017



Ich gehe mal wieder das Risiko ein nach Büroschluss zu verreisen. Da lauf ich immer Gefahr nicht pünktlich los zu kommen. Der Flieger geht zum Glück erst um 21:50 Uhr raus, da ist genug Puffer drin.

Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass die 30 Minuten nach Frankfurt auch mal schnell zu 90 Minuten werden können, wenn etwas oder jemand den reibungslosen Betriebsablauf der Bahn stört.

Klappt aber heute prima und ich bin viel zu früh am Airport. Nicht schön, aber besser als den Flieger zu verpassen. Bei Condor ist um die Zeit noch nicht viel los. Da wäre das Geld für den Priority-Service rausgeschmissenes Geld gewesen. Keine zehn Minuten dauert es und mein Koffer ist in den Tiefen des Airports verschwunden.
So, was stellen wir jetzt mit der restlichen Zeit bis zum Abflug an? Condor fliegt vom Bereich C und da ist absolut tote Hose. Der ist noch furchtbarer als Terminal 2.
Ich kenne aber einen Platz, an dem man sich immer ein paar Stunden vertreiben kann: der Foodcourt im Terminal 2 und da man ja mit Traditionen nicht brechen soll, mache ich mich auf den Weg, um bei Mc Donalds mein Pre-Flight-Menue zu mir zu nehmen.

Auf dem Weg treffe ich auf ein paar seltsame Gestalten. Seit dem letzten Halloween weiß ich ja, dass Vampire und Geister hier ihr Unwesen treiben, aber jetzt haben sich auch noch Flugsaurier dazugesellt.


Irgendwann wird es dann Zeit den Weg Richtung Abflugsgate einzuschlagen. Wie gesagt, Terminal C ist absolut furchtbar. Man steht sich die Beine in den Bauch. Jedes Gate hat seine eigene Security-Schleuse und die öffnet erst eine Stunde vor Abflug. Da braucht es dann auch nicht unbedingt den Priority-Service für den extra Eingang.
Doch irgendwann heißt es dann endlich: "Ihr Flug DE 2292 ist zum Einsteigen bereit."
Eigentlich hatte ich mich ja geärgert, dass man selbst beim Online-Check-in keinen Sitz aussuchen kann. Die machen echt mit allem Geld bei Condor. Zum Glück, passt der Sitz aber, den mir der Computer zugeteilt hat. 35H ist zwar recht weit hinten, aber immerhin ein Gangplatz.
Mit etwa 10 Minuten Verspätung heben wir ab, aber ich muss ja nirgendwo einen Anschlussflug erreichen.

Bis zum Touchdown in Windhuk liegen zehn Stunden Flugzeit in 11200 Meter Höhe vor mir. Bequemlichkeit = Null. Essen geht so, aber die ca. 15.00 € fürs Premiummenue hätten sich irgendwie auch nicht gelohnt. Bordunterhaltung wie in alten Zeiten, wo man schauen musste was kommt. Man hat zwar seinen eigenen Monitor, aber ohne Aufzahlung nur Zugriff auf einen Uraltfilm. Kopfhörer kosten natürlich auch extra.

Irgendwann kommt dann der erlösende Satz, dass wir uns im Landeanflug befinden.
Juhu, ich habe es überstanden und für die nächsten sieben Tage gibt es bequeme Betten (teilweise mit Ausblick), leckere afrikanische Kost und Live-Entertainment, da kommt der beste Blockbuster nicht mit.
Im Nachhinein war der Sitz im hinteren Bereich gar nicht so schlecht. Windhuks Hosea Airport ist so klein, dass es keine Gates gibt. Man muss zum Terminal laufen und wehe man kommt auch nur einen Fußbreit vom markierten Weg ab, dann riskiert man einen bösen Blick von der Airport-Security. Wenigstens konnten wir das Flugzeug über beide Türen verlassen. Dadurch kann ich den einen oder anderen noch überholen.
Krokodilstränen
07.02.2017


Wie wohl jeder weiß, hat der Mensch vor das Abenteuer fremdes Land die Einreisekontrolle gesetzt. Ich bin doch immer wieder froh um meinen deutschen Pass. Der erlaubt mir die visafreie Einreise in fast jedes Land auf unserer Erde und so geht es auch in Namibia recht flott. Einreiseformular ausfüllen, höflich ein paar Fragen beantworten und schon ist der Einreisestempel im Dokument. Mitten rein auf eine bereits fast volle Seite. Da frage ich mich echt, warum denn dann immer noch zwei freie Seiten im Pass sein müssen.
Was das Gepäck betrifft, spielen wir das alte Spiel: alle Koffer kommen früher als meiner. Vielleicht sollte ich einfach auf Handgepäck umsteigen. Endlich, nach unzähligen Minuten taucht er auf. Jetzt muss ich nur noch Ivan, meinen Begleiter für die nächsten Tage in der Menschenmenge ausfindig machen.

Kurze Zeit später stehen wir dann auch schon bei Europcar und nehmen unser Schlachtschiff in Empfang. Eigentlich kann man das Land bis auf wenige Orte auch ganz gut ohne SUV befahren, aber wir haben Regenzeit und auch einige Gravel-Roads vor uns. Da schadet ein 4x4 nicht unbedingt und ich muss das Teil ja zum Glück nicht fahren. Und cool sieht er noch dazu aus.

Der Flughafen Windhuk liegt östlich der Hauptstadt und so lassen wir diese heute mal
links liegen, folgen der B1 und begeben uns gen Norden.
Hier in der Nähe der Hauptstadt ist die Straße fast wie einen Autobahn ausgebaut und führt schnurgeradeaus (wie fast alle Straßen in diesem Lande) erst mal Richtung Okahandja.
Okahandja ist die Stadt der Holzschnitzer, warum auch immer. Ich vermute ja, weil hier wirklich jeder Tourist auf seiner Rundreise irgendwann vorbeikommt.
An beiden Ausfallstraßen der Stadt haben sich daher große Märkte angesiedelt. Eigentlich könnte ich ja meinen Giraffensammlung etwas vergrößern und außerdem wäre ein Kaffee jetzt nicht schlecht, um mich nach der mehr oder weniger durchwachten Nacht am Einschlafen zu hindern. Ivan ist Tourguide und kennt das Land wie seine Westentasche. Deshalb konnte ich mir auch den Aufpreis für ein Navi sparen. Der weiß bestimmt auch, wo wir hier einen Kaffee bekommen können. Mit genug Koffein im Blut, das mich vorm Einschlafen schützt, geht es danach weiter Richtung Tagesziel. Die Giraffe muss warten, bis wir auf dem Rückweg wieder vorbei kommen.
Bis nach Otjiwarongo sind es noch gute 100 km. Die B1 ist zwar weiterhin geteert, aber nicht mehr zweispurig ausgebaut. Soll zwar mal so werden, aber im Moment fehlt das Geld. Viel Verkehr ist nicht und so sind wir am frühen Nachmittag am Ziel. (immer auf schnurgerade Strecke. Kurven sind scheinbar im Budget nicht vorgesehen)
Den besorgten Blick gen Himmel erspare ich mir lieber. Wird hoffentlich nicht so schlimm werden die nächsten Tagen. Selber schuld, wenn man in der Regenzeit reist.
Otjiwarongo ist ein sehr übersichtliches Farmerstädtchen, ideal gelegen als Zwischenstation auf dem Weg zum Etosha-Park oder auch dem Caprivi-Zipfel. Gegründet wurde der Ort bereits 1892 und gehört damit zu einem der ersten Orte in Südwestafrika. Ursprünglich von Herero bewohnt, machten sich bereits 1900 die Deutschen hier breit. In der Hererosprache bedeutet der Name soviel wie "schöner Platz der fetten Rinder“. Kein Wunder also, dass man sich hier niederließ und auch kein Wunder, dass man mit der in Besitznahme durch die Deutschen nicht besonders happy war. Deshalb kam es Anfang 1904 zum Angriff auf deutsche Farmen. Zuerst sah es auch ganz gut aus für die Herero, denn es stand 8000 zu 2000. Was die Aufständischen jedoch nicht bedacht hatten, war die Tatsache, dass die Deutschen Verstärkung anfordern konnten und somit den Aufstand in nur acht Monaten niederwarfen. Den Herero blieb kein Ausweg, als in die Wüste zu fliehen. Großer Fehler, denn von den wenigen Wasserstellen wurden sie vertrieben und mussten elendig verdursten. Hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen und ist auch nichts, auf das ich als Deutscher besonders stolz bin.
Für Touristen gibt es hier aber nicht all zu viel zu entdecken, deshalb stoppen Touroperator auch nur fürs Mittagessen auf dem Weg nach Etosha oder in den Norden. Wer nicht essen möchte, kann sich auf der Krokodilfarm umschauen. Extra stoppen muss man dafür aber nicht unbedingt. Sie liegt jedoch nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt und ich habe gerade nichts besseres zu tun.
Der Guide, der mir die Urviecher zeigt, ist sehr nett und switched direkt auf deutsch um, als er bemerkt, woher ich komme. Das passiert einem in Namibia öfter. Kein Wunder, war ja mal deutsche Kolonie und so sprechen immer noch viele die Sprache.

Doch zurück zu den Krokodilen. Davon gibt es hier einen ganze Menge. Sie werden gezüchtet, damit aus ihnen irgendwann Gürtel oder Handtaschen werden.
Die kleinsten sind ja eigentlich ganz süß, aber auch mit deren scharfen Zähnchen möchte ich nicht unbedingt Bekanntschaft machen.
Von den großen ganz zu schweigen. Die machen ja nicht mal vor sich selber halt und so läuft (oder besser kriecht) eine der Echsen nur noch mit halbem Schwanz herum. Kommt davon, wenn sich vier Kerle um 24 Frauen kloppen. Wie bescheuert ist das denn?

Achtung Steinschlag
08.02.2017



Sind wir gestern noch durch öde Weiten gefahren, ist die Gegend heute deutlich fruchtbarere mit ausgedehnten Mais- und Weizenfeldern. Überhaupt ist durch die Regenzeit (und es hat in der letzten Zeit viel geregnet) alles grün rechts und links der Straße.
Durch die Schließung der Minen hat Otavi an Bedeutung verloren und ist heute nur noch ein staubiges Städtchen am Wegesrand und keinen Stopp wert. (es sei denn, man müsste sein Auto mal auftanken)
Da wir noch richtig gut in der Zeit sind, nickt Ivan meinen Vorschlag ab, einen Umweg zum Meteoriten zu machen. Der ist vor 80 000 Jahren wirklich im Nirgendwo eingeschlagen. Das letzte Stück geht es nur noch auf Gravel-Road durch die Landschaft. Macht unserem SUV aber so gar nichts aus.

Wie gut, dass ich nicht Obelix bin und Angst habe, mir könnte ein Hinkelstein auf den Kopf fallen. Der würde hier garantiert nicht lang laufen, nachdem er das Schild gelesen hätte. Heute fällt aber keiner vom Himmel (Glück gehabt) und so bewundern wir nach wenigen Schritten den 60 Tonnen schweren Koloss aus dem All.
Dort muss er schon einige Jährchen seine Runden gedreht haben, denn der Eindringling ist zwischen 190 und 410 Millionen Jahre alt (genauer ging es wohl nicht?)
Übrigens ist er der größte Brocken aus Metall und Gestein, der bisher auf unserer Erde entdeckt wurde. Man stelle sich nur mal vor, der würde einem tatsächlich auf den Kopf fallen.

Genug Sightseeing für heute. 30°C haben mich ordentlich zum Schwitzen gebracht und ich sehne mich jetzt nach einer schönen Lodge, einer Dusche und einem kühlen Sundowner auf der Terrasse.
Vielleicht schafft es die Sonne ja sogar ein wenig farbiges Licht in die Wolken zu zaubern.
Würde ja sogar perfekt zur ausgewählten Herberge passen, denn Aoba bedeutet in der San-Sprache "wenn die Sonne untergeht“. Für eine Sunset-Tour ins Onguma-Reservat sind wir dann doch zu spät dran. Macht aber nichts, denn wir bleiben hier zwei Nächte.

Zwei Tage werden wir in dieser Lodge bleiben. So können wir uns ausführlich der Flora und Fauna im Etosha-Park widmen.