Es ist mal wieder Zeit für einen Trip nach Berlin. Wer mich kennt weiß, dass die Hauptstadt nicht wirklich mein Lieblingsziel in unseren deutschen Landen ist. Dummerweise hat sie aber ein paar Musicaltheater und genau deshalb fahren wir dieses Wochenende dort hin.
Irgendeinen Stadtteil zum Entdecken werden wir sicher auch finden. Gibt ja genug.
Spandau
Tiergarten >>>>>>
es geht auch pünktlich
07.04.2017



Die Bahn kann heute mal pünktlich und wir hoffen, das bleibt so. Während draußen langsam die Sonne blutrot untergeht, sausen wir mit ICE-Geschwindigkeit gen Nordosten.
Fünf Minuten vor der Zeit läuft der Zug in Spandau ein. Das habe ich auch noch nicht erlebt. Mir soll es recht sein, denn so bekomme ich die frühere S-Bahn zum Bahnhof Zoo und bin bis Mitternacht im Hotel.

Kanonenkugel in der Kirchwand
08.04.2017


Was macht man in Berlin, wenn man schon so oft dort war und nicht zum xten Mal das Brandenburger Tor oder den Reichstag bewundern möchte? Man pickt sich einfach einen der vielen Stadtteile heraus, um ihn ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ich werde mir heute Spandau vornehmen.
Vom Bahnhof Zoo bringt mich die S-Bahn in nur wenigen Minuten dort hin.

Direkt am Bahnhof und nicht zu übersehen liegt das Rathaus. Wie eine trutzige Burg wirkt das, über 100 Jahre alte Gebäude. Sein Turm ist sogar höher, als der Kirchturm. Na, ob das mal nicht Ärger gegeben hat? Was braucht aber eine kleine Stadt wie Spandau so ein imposantes Rathaus?
Das alte war irgendwann zu klein geworden und so beschloss man 1908, ein neues Rathaus müsse her. 2 Millionen Mark sollte es kosten, doch geworden sind es 6 Millionen. Und das, obwohl man schon versucht hat zu sparen und in der Eingangshalle statt echtem Marmor, die gemalte Variante wählte. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Allerdings war das Rathaus im Gegensatz zu einem anderen Berliner Großprojekt, bereits nach 5 Jahren fertig.

Das viele Geld hätte man sich sparen können. Man wollte, wie so viele kleinere Städte, ein wenig angeben und seine Unabhängigkeit von Berlin demonstrieren. Hat aber so gar nichts genutzt, denn schon 1920 wurde Spandau eingemeindet. Vielleicht wäre man ohne so ein protziges Rathaus länger unbeachtet geblieben. Doch andererseits wäre Spandau als unabhängige Stadt Teil der DDR geworden. Fragt sich jetzt, was das kleinere Übel gewesen wäre.
Heute ist der Bau noch immer prachtvoll und doch hat er im zweiten Weltkrieg sehr gelitten. Das ist auch der Grund, warum man den Turm nicht mehr besteigen darf. Der ehemalige Fahrstuhl liegt zertrümmert am Boden und die Treppe hat auch einiges abbekommen. Eigentlich schade, denn der Blick von oben ist sicher fantastisch.
Wer jetzt im Eingangsbereich auf den Amtsschimmel zu treffen hofft, wird sich wundern. Da steht zwar eine Bronzeskulptur, aber das ist ganz und gar kein Schimmel, sondern vielmehr ein Esel. Das lass ich jetzt aber mal lieber unkommentiert.

denn Spandau hat ja eine Zitadelle. Und doch war es Teil der Befestigungsanlage, die um 1845
erneuert wurde. Das Bartardeau, wie es genannt wurde, entstand aber nicht zufällig hier zwischen Festungs- und Mühlengraben. Durch einen Schieber konnte man ganz einfach den Wasserstand in den Gräben regulieren und damit Angreifern den Spaß verderben. Damit die das nicht verhindern konnten, war das Bartardeau mit Geschützen versehen.

Vor uns liegt jetzt die frühere Stresowbrücke (heute Charlottenbrücke). Nicht besonders hübsch, aber auf historischem Boden.
Stresow ist slawisch und bedeutet so viel wie gesicherter Flussübergang und so soll hier bereits im 15. Jhdt eine Holzbrücke die Havel überquert haben. 1772 wurde sie zur Hauptverbindung nach Berlin erkoren und um

Vom Rathaus führt uns der Weg durch den Stabholzgarten zur Havel. Hier wurde einst Stabholz zur Herstellung von Fässern gelagert. Über die Havel wurde nämlich Salz angeliefert, das auf kleinere Kähne umgeladen und weitertransportiert wurde.
Ein Stückchen weiter, wo der Mühlengraben in die Havel mündet, steht ein altes Ziegelbauwerk.
Es wirkt ein wenig, wie die Überreste einer Burganlage. Das würde aber wenig Sinn machen,

Heute wird hier schon lange nicht mehr gekämpft und nur der eine oder andere Reiher schaut mal vorbei, um sich eine Fischmahlzeit zu fangen.
Lassen wir den Reiher in Ruhe auf Nahrungssuche gehen und folgen einfach noch ein Stück der Havel. Bis 1880 verlief hier noch die Stadtmauer und wir hätten keinen Ausblick auf die Flusslandschaften gehabt. Wobei die Aussicht nicht immer so toll ist, aber auch das ist Berlin.

1929 entstand dann die heutige Stahlkonstruktion. Übrigens heiß und verlustreich umkämpft in den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges.
Ja, Handelswege waren schon immer begehrt (und umkämpft) und so ist es eigentlich auch kein Wunder, dass die Stadt Spandau hier am Zusammenfluss von Spree und Havel gegründet wurde.

Wir bleiben aber noch ein wenig bei der Festungsstadt Spandau. Wie bereits erwähnt, gibt es hier auch eine Zitadelle.
Ursprünglich stand hier eine Burg, doch Kurfürst Joachim II beschloss 1557, dass er lieber eine Festung hätte. Er beauftragte den italienischen Baumeister Franziskus Chiaramella de Gandino, der auch gleich mal vor eine Herausforderung gestellt wurde. Sollte doch die Zitadelle aus einem Kurtinen-Viereck mit vorgelagerten Bastionen an allen vier Ecken bestehen und das auch noch schön symmetrisch. Im Prinzip ja klug bedacht, denn so verhinderte man tote Winkel und konnte alle Bereiche gleich gut verteidigen. Wenn da nur die Natur nicht wäre. Die alte Burganlage stand ja bereits und so war die Lage der Bastionen vorgegeben. Dumm, dass um die Burg Schwemmland war und so mussten erst mal Pfähle in den Untergrund gerammt werden, sonst wäre die schöne Zitadelle irgendwann mal abgesunken. Franziskus hat das aber wohl zur Zufriedenheit vom Kurfürsten hinbekommen, denn er wurde fürstlich belohnt mit:

- einem hohen Geldbetrag
- Hofkleidung für 8 Personen
- Futter für 8 Pferde
- große Mengen an Getreide
- 250 000 Liter Bier
- 2 Wagenladungen mit rheinischem Wein
- 3 Wagenladungen mit weißem Wein
- 3 fette Ochsen und 30 Kälber
- 50 Hammel und 25 Schafe
- Fisch
- Butter, Gewürze und Zucker

Ich hoffe, der hat wenigstens eine Party geschmissen für die armen Bauleute, die täglich von 3:00 Uhr bis 19:00 Uhr hart gearbeitet haben.
Wir betreten die Zitadelle durch das, ursprünglich im Renaissancestil errichtete, Torhaus. Bei einer Zitadelle bleibt aber Beschuss durch Feinde in der Regel nicht aus. So auch hier und bei den Instandsetzungen 1839 hat man dann den Klassizismus als Stil gewählt.
Alles überragendes Bauwerk und Wahrzeichen der Zitadelle ist der Juliusturm. Den gab es schon, als hier nur eine Burg stand.


Verglichen mit anderen Türmen, die ich schon erklommen habe, ist der Juliusturm mit seinen 153 Stufen gar nicht so hoch. Die "schwebende“ Treppe ist mir aber nicht ganz so geheuer und nur weil ich dem deutschen TÜV vertraue, wage ich mich da rauf. Die Aussicht von oben ist es aber wert.
Übriges ist er das älteste Bauwerk Berlins.
Hätte ich auch nicht gedacht.
Beim Betreten wundert sich so mancher sicher über die Tür, die einer Tresortür gleicht. Wozu man die wohl brauchte? Diente der Turm doch als Wohnturm, Burgfried und auch Staatsgefängnis. Aber ist die Tür selbst für ein Gefängnis nicht etwas übertrieben? Ist sie nicht, wenn man bedenkt, dass hier nach 1871 Teile des Reichskriegsschatzes gelagert wurden. Der musste natürlich ordentlich geschützt werden.




Bevor ich hier noch zum Wachdienst verdonnert werde, verlasse ich nach einem Rundgang die Zitadelle lieber wieder.

Auf dem Weg Richtung Spandauer Altstadt biegen wir an der Kirche St. Marien rechts ab und stehen im ältesten Siedlungsteil, dem Behnitz oder auch Kolk.


Hier steht sogar noch ein alter, roter Feuermelder herum. Zum Glück ist der in Zeiten von Handy & Co nicht mehr unbedingt nötig. "Außer Betrieb“ ist das einzige, was der noch meldet.
Mit seinem Kopfsteinpflaster und alten Häusern, fühlt man sich ein wenig ins Mittelalter versetzt. Leider ist nur noch sehr wenig von der alten Pracht vorhanden. Gerade mal vier alte Häuser wurden restauriert. Mittendrin die "Alte Kolkschenke“. Die wirkt eher, als würde sie seit 100 Jahren leer stehen und jeden Moment zusammen fallen.
Eigentlich schade. War nicht Berlin immer berühmt für seine Eckkneipen? Vor 150 Jahren gab es angeblich keine Stadt in Europa mit mehr Kneipen als Berlin. Leider prägen die schon lange nicht mehr das Stadtbild. In Zeiten von Internet & Co trinkt Mann sein Bierchen scheinbar lieber daheim und tauscht sich mit seinen Kumpels über Whatsapp aus. Übrigens, so verfallen wie die Schenke auch aussehen mag, bis 2013 wurde hier tatsächlich noch Bier ausgeschenkt.


Einmal um die Ecke und wir stehen im Hohen Steinweg. Straßennamen haben ja manchmal sogar einen Sinn. Dieser weist darauf hin, dass es dort schon immer eine gepflasterte Straße gab. Keine Selbstverständlichkeit im Mittelalter.
Hier steht aber auch noch das letzte Stückchen der Stadtmauer. Ursprünglich bestand die Stadtbefestigung im 14. Jhdt nur aus Sandwällen und Holzpalisaden. Ob das so effektiv war? 1319 begann man dann mit dem Bau einer massiven Mauer. So was dauert; im Falle Spandaus ganze 30 Jahre. Erst dann war die Stadt komplett von einer Mauer umgeben.

Wir verlassen den alten Teil wieder und wenden uns dem Rest von Spandau zu. Ein Stück entlang der Fußgängerzone und wir stehen vor dem ältesten Bürgerhaus, nicht nur Spandaus, sonder ganz Berlins. Gebaut wurde es dereinst von einem Tuchhändler. Der war reich genug, dass er sich ein steinernes, repräsentatives Wohnhaus leisten konnte. Er benötigte aber auch Lager und Verkaufsfläche. So entstand im 15. Jhdt das "Gotische Haus“ über dem Kellergewölbe eines ehemaligen Fachwerkhauses. Sogar einen eigenen Brunnen für das tägliche Wasser hatte der noble Herr.
Könnte dieses Haus ein Buch schreiben, so wäre seine Biographie sicher ein Bestseller.
Was hat es nicht alles erlebt in den folgenden Jahrhunderten. Es trotze Bränden und Weltkriegen, war Wohnraum für Offiziere und Instrumentenbauer, beherbergte eine Zeitung, ein Postamt, aber auch eine Weinstube und war sogar Lagerstätte für Särge.
Gegenüber führt eine schmale Gasse zum Reformationsplatz und auch der könnte ein Buch schreiben.


Seinen Namen trägt er, weil in der St. Nikolai Kirche Kurfürst Joachim II zum protestantischen Glauben übertrat und damit die Reformation in der Gegend einläutete. Das hat ihm dann auch gleich ein Denkmal vor der Kirche eingebracht.
Doch der Platz kann noch mehr erzählen. Jede Kirche hatte früher ihren Kirchhof, der auch als Friedhof diente und von einer Mauer umgeben war.
1739 wurde begonnen diese Mauer abzureißen, weil das Militär Platz zum Exerzieren benötigte und 11 Jahre später wurde der Platz planiert. Jetzt konnten die Soldaten aber prima marschieren. Denkst! Unter ihnen befand sich ja ein Friedhof und manche Grabstellen sackten ab. Über holpriges, unebenes Gelände lässt sich aber nur schwer marschieren. Irgendwie dumm gelaufen.
1777 wurde der Platz dann erneut planiert, mit Rasen versehen und später mit Bäumen bepflanzt.
So entstand die älteste Parkanlage der Stadt mit dem ältesten Denkmal des Bezirks. Das wurde 1816 eingeweiht und ist den Spandauern gewidmet, die während der Befreiungskriege fielen.
Auch ein berühmter Arzt des 18.Jhdts, Ernst Ludwig Heim, lebte und praktizierte hier am Reformationsplatz. Er führte die Pockenschutzimpfung ein und behandelte viele arme Menschen, ohne Geld zu verlangen.
Vom abgesackten Friedhof war ja schon die Rede, aber dazu gehört natürlich auch eine Kirche, St. Nikolai.
Ursprünglich entstand sie am neuen Handelsweg über die Behnitz nach Berlin, genau dort, wo die Spree in die Havel mündet. Ist es da ein Wunder, dass sie einst dem Schutzpatron der Fischer und Händler geweiht war. Der Bau steht aber längst nicht mehr, fiel er doch 1230 den Flammen zum Opfer.
1370 wurde dann die heutige Kirche an jener Stelle errichtet, doch es sollte fast 30 Jahre bis zur Fertigstellung dauern. Ihren imposanten Turm erhielt sie aber erst 1468. Dafür war er damals auch der höchste Turm der Gegend.


Doch wie kommt eine Kanonenkugel in die Kirche? Tatsächlich wurde die Altstadt mehrmals beschossen und man hatte es auch schon mal auf die Kirche
abgesehen. Diese Kugel ist aber als Erinnerung an den Beschuss der Altstadt 1813 durch preußischer Truppen gedacht. Sie schlug dort aber niemals wirklich ein.
Die Franzosen hatten nach der Niederlage Napoleons in Russland die Spandauer Zitadelle besetzt und die wollte man wieder haben. Nachdem das gelungen war, durften alle Hauseigentümer, deren Häuser beschädigt wurden, solch eine Kugel beim Kommandanten der Zitadelle beantragen. Von den restlichen Kugeln ist aber keine mehr erhalten.
Groß ist Spandau jetzt wirklich nicht und vom Reformationsplatz kann man sogar schon wieder das Rathaus erblicken. Dorthin wollen wir auch zurück, machen aber noch einen kleinen Umweg durch die Ritterstraße. Hier kommt dann wieder echtes Altstadtgefühl auf, wenn man an Häusern aus dem 18. und 19. Jhdt vorbei schlendert. Angeblich steht hier auch das älteste Hotel Berlins.


Am Ende der Straße treffen wir auf ein sogenanntes Wendeschloss. Tatsächlich war es aber ein Ackerbürgerhaus. Ackerbürger waren zwar Bauern, lebten aber in der Stadt und besaßen Bürgerrechte. Auffällig ist die große Toreinfahrt, aber die brauchte man ja auch, um mit den Pferdegespannen einfahren zu können.

zu Besuch bei der Goldelse
09.04.2017


Was stelle ich jetzt mit einem halben Tag an, wo ich in Berlin doch schon fast alles gesehen habe.
Das Wetter ist heute aber perfekt: sonnig mit blauem Himmel und so beschließen wir, den Bezirk Tiergarten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Passt
ja auch, da er am Zoo beginnt und sich bis zum Brandenburger Tor zieht. Von dort kann ich dann die U-Bahn zum Hauptbahnhof nehmen.

Zu verdanken haben die Berliner den Park dem Kurfürsten Friedrich III. Es gab zwar bereits seit 1527 einen Tiergarten in der Nähe des Berliner Schlosses. Dieser wurde durch Zukäufe immer wieder erweitert und diente schließlich den Kurfürsten von Brandenburg als Jagdrevier.
Doch die Stadt Berlin wuchs und man benötigte die Fläche anderweitig. So kam es, dass das Jagdrevier immer weiter verkleinert wurde.
Den heutigen Tiergarten haben die Berliner Friedrich dem Großen zu verdanken. Der war nämlich kein Freund der Jagd und ließ 1742 kurzer Hand einen "Lustpark“ für die Bevölkerung anlegen, mit Blumenbeeten, Wasserbecken, Labyrinthen und Skulpturen. Kleine Plätze mit Brunnen und Sitzgelegenheiten waren mit Hecken eingefasst und man konnte sich hier zum Tête-à-Tête treffen. Sogar eine Fasanerie gab es, aus der später der Zoo hervor ging.
Unser Weg führt uns aber zuerst entlang der Straße des 17.Juni direkt auf die Siegessäule zu.
Diese breite Schneise entstand bereits unter Friedrich I und war als Verbindung gedacht zwischen Stadtschloss und Schloss Charlottenburg. Es fährt sich halt etwas schlecht mit der Pferdekutsche auf Waldböden durch ein Jagdrevier.

Eigentlich gehört die Siegessäule zu den bekannten Wahrzeichen Berlins und doch verirrt sich kaum ein Tourist hierher. Wahrscheinlich werden all die Amerikaner, Asiaten und sonstigen Touristen nur daran vorbei gekarrt oder sehen sie vom oberen Stockwerk der Hop-on-hop-off Busse. Alternativ auch aus einem ehemaligen fahrenden Untersatz der DDR. Na, wer hat die Flotte entdeckt?
Die "Goldelse“, wie der Berliner sie nennt, macht daheim wohl doch nicht so viel her, wie das Brandenburger Tor oder die East-Side-Gallery. Dabei ist das goldene Mädel, die Siegesgöttin Viktoria, stolze 8.3 Meter hoch und 35 Tonnen schwer. Einst stand die Säule auf dem Königsplatz und erinnert an drei siegreiche Kriege. (Deutsch-Dänischen Krieg 1864, Deutscher Krieg gegen Österreich 1866 und der Deutsch-Französische Krieg 1871).


1939 wurde sie dann auf den Großen Stern mitten im Tiergarten versetzt. Sie hat den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden. Eigentlich ein Wunder, denn der restliche Tiergarten kam nicht so glimpflich davon. Das, was nach dem Krieg noch da war, wurde zu Brennholz der Berliner Bevölkerung. Nur Dank Baumspenden aus anderen deutschen Städten, können wir heute wieder im Schatten von Alleen wandeln.
Allein vom Großen Stern führen acht in alle Himmelsrichtungen.
Eine davon ist die Fasanerieallee und hier stehen vier Jagdgruppen, die Kaiser Wilhelm II aufstellen ließ. Klar, hier war ja auch dereinst kurfürstliches Jagdgebiet und ich bin mir ziemlich sicher, dass man
Wisente,

Hasen und

Eber,

Füchse hier vor die Flinte bekam.


Wir begeben uns von hier aus aber Richtung Spree. Den ganzen Tierpark zu erkunden schaffen wir in einem halben Tag sowieso nicht.
Kurz vor der Spree treffen wir auf ein makellos weißes Schloss und das wirkt echt wie mit Persil gewaschen, so weiß ist das.
Wir stehen vor Schloss Bellevue und hier residiert der Bundespräsident. Das war aber nicht immer so. Logisch, denn das Schloss ist ja viel älter als die Bundesrepublik.
Ferdinand von Preußen ließ sich dieses Schloss 1786 als seine private Residenz erbauen. Seit dem hat es viel gesehen und erlebt. Es war Lustschloss, Gasthaus der Reichsregierung, Sitz der Heeresleitung im Ersten Weltkrieg und sogar Wohnhaus.

Ein Stück geht es jetzt entlang der Spree und wir erreichen den Großfürstenplatz. Den ließ Prinz Ferdinand von Preußen 1776 anlegen, doch daher kommt nicht der Name. Im selben Jahr wurde hier groß gefeiert, als der russische Großfürst Paul sich mit Sophie von Württemberg verlobte. Hat dann aber noch 56 Jahre gedauert, bis der Platz den Namen erhielt. Ob die zwei da noch verheiratet waren?
In der Mitte steht der Tritonbrunnen und um ihn herum die "Deutschen Ströme“.
Also unseren "Vater Rhein“ hätte ich ja vielleicht noch erkannt, aber Elbe
Weichsel und Oder eher weniger.
Und warum sind Donau, Mosel, Weser und all die anderen eigentlich hier nicht vertreten? Platz wäre doch genug gewesen.
Nicht nur vom Großen Stern gehen Alleen ab, sondern auch vom Zeltenplatz. Diese tragen Namen nach den gepflanzten Baumarten.




Der Zeltenplatz hat seinen Namen tatsächlich von Zelten. Flüchtlinge aus den Hugenottenkriegen durften hier Zelte aufstellen und den Parkbesuchern Erfrischungen verkaufen.
Die Berliner, bzw. ihre Kurfürsten hatten scheinbar ein Faible für Denkmalgruppen. Folgt man einer der Alleen ein Stück, kommt man zu den vier Kriegergruppen:
"Auszug des Kriegers“ - "Der Kampf“ - "Der verwundete Krieger“ (im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihm fehlt der Kopf und deshalb war er auch kein Foto wert) - "Die glückliche Heimkehr“
Und wer kennt sie nicht, die "Schwangere Auster“, wie der Berliner sie nennt. Die gab es schon, als zu meiner Zeit in der 11. Klasse der Pflichtbesuch in Berlin auf dem Stundenplan stand. Und das ist schon ein Weilchen her. Damals stand die Mauer noch.
Die "Auster" war 1957 ein Geschenk der USA und diente jahrelang als Kongresshalle. Seit 1989 beherbergt sie das Haus der Kulturen der Welt. (was auch immer darunter zu verstehen ist


Denkmäler und Mahnmale gibt es in Berlin ja genug. Egal ob zur Erinnerung an ermordete Juden, Sinti und Roma, verfolgte Homosexuelle, erschossene Mauerflüchtige oder oder oder. Ist ja auch ok und ich habe inzwischen auch schon fast alle besucht.


Klar, dass in einer einst geteilten Stadt auch ein Sowjetisches Mahnmal nicht fehlen darf, aber müssen da unbedingt Panzer und Raketen davor stehen?
Merkt man doch gleich, wer es erbauen ließ. Übrigens gibt es im heutigen Stadtgebiet von Berlin ganze drei davon.

Ließe es die Zeit zu, würde ich jetzt durch den südlichen Teil des Tiergarten wieder zurück zum Großen Stern laufen. Leider lässt meine Fahrkarte eine zeitliche Verschiebung der Rückfahrt nicht zu.
Bevor wir uns jetzt aber zur U-Bahn begeben, sagt ein Blick auf die Uhr, dass es noch für eine letzte Figurengruppe reicht. Gleich um die Ecke ist die Löwengruppe zu finden. Übrigens steht eine Kopie davon vor dem Zoo von Philadelphia. Da hat Berlin wohl nicht nur seinen Bären in die weite Welt geschickt.
Nur ein paar Schritte sind es von hier durchs Brandenburger Tor zur U-Bahn Station.
Die neue Linie vom Brandenburger Tor zum Bahnhof braucht keine 5 Minuten und ist wohl die kürzeste U-Bahnlinie der Stadt mit nur zwei Stationen.

Der Zug fährt zwar erst in 90 Minuten, aber bevor wir die Stadt verlassen, muss eines noch sein.
Schnurstracks steuern wir die Currywurst Bude an. Ohne eine Portion Currywurst verlassen wir Berlin nie.
Gesättigt begeben wir uns ans Gleis und verlassen pünktlich unsere Hauptstadt (bis zum nächsten Mal)