
im Land der Pa-O
19.11.2019

Heute geht es weiter nach Loikaw. Bleibt nur die Frage zu klären, ob in drei Stunden auf direktem Weg oder über Kakku. Was für eine Frage? In Loikaw steppt jetzt laut Reiseführer nicht unbedingt der Bär und wir sind dort sowieso zwei Nächte. Also was sollen wir dort schon gegen 13:00 Uhr ankommen. Es ist also beschlossene Sache, wir fahren über Kakku.
Zuerst kommen wir aber durch den Hauptort am See, Taunggyi. Hier fand vor wenigen Tagen das große Ballonfest statt. Leider waren wir da noch in Yangon.


Und weil unser treuer Bus eine Stärkung benötigt, fahren wir hier erst mal die nächste Tankstelle an. Die Raucher in der Gruppe danken es ihm.
Unser Mr Han kennt seine Truppe ja inzwischen sehr gut und so halten wir nach kurzer Zeit an einem Dorf der Pa-O. Unser Guide hat ein Geschick, die Leute ins Gespräch zu verwickeln. Wer weiß, was der denen so alles über uns erzählt.


Mr Han erzählt, dass die Häuser früher alle ohne Tür und Fenster waren. Betreten hat man sie von unten. So konnte man sich gegen Feinde schützen. Ein wenig so, wie bei uns die Burgen.
Die Pa-O bauen hier Knoblauch, Soja und Reis an. In der Kombi und mit Chilli gewürzt hört sich das nach einem gesunden Essen an. Überall liegt vor den Häusern der Knoblauch zum Trocknen aus und die Frauen sortieren die Knollen.

Zwei Häuser weiter bittet man uns herein. Auch hier ist das ganze Untergeschoss des Hauses voller Knoblauch. Im Garten wird gekocht und der Hausherr wetzt die Messer. Gut, dass die Pa-O keine Kannibalen sind.
Bevor wir uns verabschieden, kaufen wir der guten Frau noch ein paar Säckchen Gewürze ab. Da hat es sich doch gelohnt, dass sie die Horde Touristen in ihren Garten gelassen hat. Win-Win-Situation nennt man das.
Erst gestern habe ich Indein zu meinem Lieblingsort in Myanmar erklärt.

Doch Kakku kann das noch toppen.
Mehr als 2500 Stupas stehen hier dicht gedrängt beieinander, dass man wirklich das Gefühl hat in einem Wald zu sein.
Zum Glück liegt der Ort nicht auf der Standard-Touristenroute und außer uns sind kaum Leute hier.
Steht man zwischen den Stupas und schließt die Augen, kann man die vielen Glöckchen hören, die der Wind zum Klingen bringt. Ist schon irgendwie magisch.

Auch hier bröckelt es an manchen Stupas, aber im Großen und Ganzen sind sie besser erhalten, bzw restauriert als in Indein. Ich liebe es zwischen den Stupas zu schlendern und immer wieder neue Figuren zu entdecken.

Meine Favoriten sind ganz klar die drachenähnlichen Wächter,
Aber auch hier sitzen oder liegen Buddhafiguren. Manche sind richtig alt.

Ich verweile mich hier eine ganze Zeit, doch dann entdecke ich unseren Mr Han und muss ihm unbedingt folgen. Er hat etwas von einem goldenen Schwein erzählt (oder war es doch ein goldener Schrein? Manchmal muss man seine Aussprache richtig zu deuten wissen). Es ist aber wirklich ein Schwein. Ganz am hinteren Ende der Anlage, eingesperrt in einen Glaskäfig, wartet es darauf mit Geldscheinen gefüttert zu werden. Doch was macht das Schwein hier?

Natürlich gibt es eine Legende und die besagt, dass eines Tages einige Stupas einfach im Boden verschwanden. Auch intensives Suchen half nichts, die Pagoden blieben verschwunden. Da tauchte ein Wildschwein auf und begann im Dreck zu wühlen. Und oh Wunder, plötzlich waren an dieser Stelle auch die Pagoden.
Hier hinten ist Kakku ganz anders. Hier sind die Stupas restauriert und vergoldet; die Figuren leuchten in reinstem Weiß. Mir gefällt das alte Kakku besser und hoffentlich bleibt es, wie es ist.

Inzwischen ist es 13:00 Uhr und Zeit für eine kleine Mahlzeit. Wie gut, dass gegenüber der Anlage ein Restaurant liegt. So können wir mit Blick auf den Pagodenwald eine Suppe genießen.
Unser Mr Han, bester Reiseleiter der Welt, scheut ja keine Mühen uns sein Land zu zeigen, auch wenn es dazu auf schmalen, sandigen Straßen in Richtung Loikaw geht. An dieser Stelle auch ein Lob an unseren Busfahrer, der uns sicher und souverän durchs Land kutschiert.
Kurz vor Loikaw biegen wir nochmal ab und fahren zu einem Wasserfall.

Das sind jetzt nicht gerade die Niagarafälle von Myanmar, aber wenn man ein Stückchen läuft, sind sie doch ganz passabel.
Die Fälle scheinen ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Wir treffen auf eine Gruppe kleiner Novizinnen, die hier unterwegs sind.


Die Wasserfälle sind rasch umrundet und wir machen uns jetzt endgültig auf den Weg. Wird auch Zeit, wenn wir bis zum Sonnenuntergang bei der Thiri Mingala Taungweh Pagode sein wollen. Immer dieser Stress mit dem Sonnenuntergang.
Nach Loikaw kommen noch nicht so viele Touristen. Bis 2013 war es Ausländern sogar verboten den Kayah Staat zu besuchen. Also muss Mr Han sein Handy anschmeißen und als Navi nutzen. Nur blöd, wenn das Internet nicht so will, wie es soll. Wie gut, dass ich den Stadtplan als Screenshot auf dem Handy habe. Karten lesen geht auch ohne GPS.
Die Pagode steht hoch oben auf zwei Bergen, die mit einer Brücke verbunden sind.
Schade, dass die meisten der goldenen Stupas gerade verhüllt sind.
Ich mache mich mutig auf den Weg nach oben. Die ersten Eisentreppen gehen ja noch, aber dann wird es steil und wackelig. Nichts für mich. Also erst mal kehrt marsch und einen anderen Aufgang gesucht. Über ein Wirrwarr an Steintreppen erreiche ich sicher die obere Plattform. Na toll, es gibt auch einen Aufzug, aber der scheint heute defekt zu sein.


Hier oben gibt es ein paar nicht verkleidete Spitzen, aber leider eignet sich keine als Vordergrund für den Sonnenuntergang.
Der Blick in die Ferne ist zwar genial, aber ohne Vordergrund nicht geeignet für das Sonnenuntergangsfoto. Das sind Luxusprobleme, ich weiß.

Schließlich finde ich in der äußersten Ecke doch noch ein nettes Exemplar von Spitze für mein Sonnenuntergangsfoto.

Den Weg zum Hotel findet das Navi dann ohne meine Hilfe.


zu Besuch bei den Giraffenhalsfrauen
20.11.2019

Heute wollen wir uns mal bei den verschiedenen Ethnien in der Gegend umschauen. Das Gebiet ist zwar inzwischen für Touristen freigegeben, aber man darf noch immer nicht in alle Dörfer. Auch brauchen wir einen zusätzlichen Guide, der uns führt, denn wir wollen einen Teil der Strecke wandern.
Auf dem Weg liegt Domosa. Dort ist zweimal in der Woche Markt und wir sind am richtigen Tag unterwegs. Viele Stände sind für uns eher uninteressant, denn dort gibt es nur Kleidung zu kaufen.

Gleich am Eingang steht eine Reihe Frauen und verkauft Schnaps aus Reis oder Mais. Denn darf man auch probieren. Ich mach mir jetzt mal keine Gedanken, wer schon alles aus dem Probierglas getrunken hat und teste einfach. Viel Alkohol hat der noch nicht und mein Fall ist es auch nicht.
Nebenan werden Fische verkauft. Die zappeln noch, sind also fangfrisch. Das kann man von den gebratenen Fröschen jetzt weniger behaupten.
Dafür sind die Hühner wieder putzmunter. Ob die wohl wissen, was sie erwartet.


Wir schlendern weiter über den Markt und begutachten das Angebot an Gemüse, Obst und Kräutern.

Auch für ein frühes Mittagsmahl könnten wir einkehren. Irgendwie gelüstet aber keinem nach gebratenem Ringelschwänzchen. Kann ich jetzt irgendwie überhaupt nicht verstehen. So zum Knabbern für unterwegs wäre es doch ideal.

Dann müssen wir weiter, denn wir wollen ja nicht in der heißen Mittagszeit wandern.
Ein kurzer Stopp an einer Pagode am Wegesrand. Schön, dass in Myanmar doch nicht alles Gold ist, was glänzt. Hier strahlen die Stupas zur Abwechslung mal in hellem Silber.


Kurz darauf spuckt uns der Bus aus und wir begeben uns auf die Wanderung zum ersten Dorf der Giraffenhalsfrauen.
Wir kommen auch an einigen Reisfeldern vorbei, doch leider sind die bereits alle abgeerntet. Schade, ich hatte auf ein paar Fotos mit den Frauen bei der Ernte gehofft.

Nach einer Stunde auf schmalen Wegen und querfeldein taucht das Dorf auf. Ich habe das Gefühl, dass ich von allen Gräsern auf der Strecke attackiert wurde. Ich muss erst mal einen Stopp einlegen und Schuhe und Hose von den pieksigen was auch immer befreien. Dann erst kann ich mich dem Dorf zuwenden. Es ist ganz nett, aber schon fast zu touristisch. Wenn man bedenkt, dass Touristen erst seit wenigen Jahren diese Gegend wieder bereisen dürfen.
Die Kayan haben schnell gelernt, wie man Geld machen kann. Überall an der Hauptstraße sitzen die Frauen mit ihrem goldenen Halsringen und verkaufen Tücher und Schmuck.

Unser Bus ist inzwischen auch eingetroffen und steht brav neben dem von Chamäleon-Reisen. Die sind nicht gewandert, sondern wurden gefahren. Für uns geht es weiter zum nächsten Dorf.
Das gefällt mir schon besser. Natürlich hat auch hier der Tourismus Einzug gehalten, aber nicht so offensichtlich. Mit einem weiteren Guide, der die Sprache der Kayan beherrscht und übersetzten kann, besuchen wir eines der Häuser.
Herzlich werden wir von der Siebzigjährigen begrüßt und sie beantwortet alle unsere Fragen.

Schon mit 5 Jahren wird den kleinen Mädchen der Halsschmuck angelegt und die Spiralen im Laufe der Jahre verlängert. Da kommen dann schon mal bis zu 10 kg Halsschmuck zusammen und das ist ja noch nicht alles. Auch an den Armen und Beinen tragen sie Ringe. Yan Pa Daung (Menschen mit glänzendem Metall umwickelt) nennen sie die Shan. Daher kommt wohl auch Padaung, wie das Volk allgemein benannt wird. Doch eigentlich sind sie Kayan Lahwi und leben hier schon seit Jahrhunderten. Wie kommt es jetzt aber, dass Frauen sich Ringe um den Hals legen? Angeblich sollten sie die Frauen vor wilden Tigern schützen, wahrscheinlich ist es aber nur ein Schönheitsideal.
Wir verabschieden uns und wandern weiter durchs Dorf zu einer anderen Hütte. Hier dürfen wir einen Blick in die gute Stube werfen und lauschen dann den Tönen der Gitarre.
Nach einer kleinen Stärkung in Form eines Mittagessens geht die Fahrt durch die Dörfer weiter. Diesmal sind wir aber bei den Kayah in Hta Nee La Leh zu Gast.