Die meisten von uns sind zwar Feuerdrachen, aber wir werden trotzdem magisch vom Wasser angezogen. Also irgendwas muss da mit den Genen falsch gelaufen sein. Insgesamt gibt es mit Hieronymus und Hannes nur zwei Wasserdrachen in der Bande. Wisst ihr auch, woran man die erkennt? Genau, die haben keine Flügel.
Als Frauchen uns von dem Druslach-Bach Erlebnispfad erzählt hat, waren wir gleich Feuer und Flamme (hi hi, passt ja) und weil Hannes einer unserer Stubenhocker ist, hab ich (Paulchen) ihn überredet, heute doch mal mitzukommen.
Gesagt, getan und so sitzen wir kurz nach 9:00 Uhr im Zug nach Lingenfeld. Dort ist ein Einstieg in den Pfad, aber wir fahren noch ein Stück mit dem Bus bis Zeiskam und steigen dort ein. Wir sind nämlich ziemlich clever. Der Bus fährt nur einmal pro Stunde, der Zug ab Lingenfeld jedoch öfter. So ist die Gefahr einer längeren Wartezeit am Ende der Wanderung geringer, wenn wir die Tour in Lingenfeld beenden. Zusätzliches Plus: wir haben den schöneren Abschnitt am Ende.

Vom Bahnhof Zeiskam geht es zunächst ein Stück entlang der alten Bahnlinie. Die wird jedoch heute nur noch für Draisinenfahrten genutzt. Wäre sicher auch eine spannende Sache für den nächsten Drachenausflug.
Noch ein Stück entlang der Felder und dann erreichen wir den Bubenabloß und damit den Einstieg zum Pfad auf dieser Seite.
Hier teilt sich der Fuchsbach, auch Gnadenbach genannt, in Druslach und Hofgraben. Im Lingenfelder Altrhein treffen sie dann wieder aufeinander. Woher der Fuchsbach seinen Namen hat, erzähl ich euch später.
Baden durften hier früher übrigens nur die Jungs. Daher auch der Name. Die Mädchen hatten ihren eigenen Mädchenabloß. Na, wie gut, dass wir heute keins unserer Mädels dabei haben und sowieso nicht baden wollen. (oder doch?)

Ihr wundert euch wahrscheinlich, warum hier eine Lore rumsteht. Bergbau in dem Sinne haben wir ja hier nicht. Es wurden auch weder Erz noch Kohle transportiert, sondern Munition. Im II. Weltkrieg verlief hier die Trasse für den Munitionsnachschub an die französische Grenze.
Hannes hätte sich das gerne genauer angeschaut, aber leider gab es keinen Steg auf die andere Seite und über das Wehr zu balancieren hätte Frauchen ihm nie erlaubt. Sie ist halt manchmal echt eine Spaßbremse.

Hannes hat dann auch gleich das erste Schild entdeckt. Gut aber, dass wir auch eine Karte von der Tour dabei hatten. An manchen Stellen wäre ein zusätzliches Schild recht hilfreich gewesen. Zum Glück haben wir Drachen ein sehr feines Gehör, sodass wir den Bach immer gehört haben, wenn wir ihn auch nicht sehen konnten. Hat die Navigation etwas erleichtert.

Das erste Stück des Weges führt uns entlang von Feldern und so treffen wir hier auch auf viele Wehre. Warum das so ist? Nun ja, Wasserkraft wird ja seit je her von den Menschen genutzt. Sie wässern ihre Felder, treiben Mühlen an oder flößen Holz. Funktioniert jetzt nicht so wirklich gut bei einem natürlichen Bachlauf. Dem Bach ist das doch egal, wo die Felder sind und so mussten Wehre und künstliche Verbindungsgräben her, um das Wasser dort hin zu bringen, wo es benötigt wird. Die haben den Bach praktisch gezwungen.
Paulchen schaut sich das mal genauer an und kommt zu dem Schluss, dass die meisten Wehre wohl nicht mehr funktionieren. Zuviel Rost und verwitterte Balken.
Am Wegesrand grünt und blüht es und dann ist da diese Blume, die wohl jeden Drachen magisch anzieht, die Pusteblume.
Wie das Wettpusten zwischen einem Feuer- und einem Wasserdrachen ausgegangen ist, brauch ich euch sicher nicht verraten, oder?
Klar hat der Feuerdrache gewonnen.
Bevor Hannes nach Revanche schreien kann, scheucht Frauchen uns schon weiter. Nur mal keine Hektik, wären sowieso keine Pusteblumen mehr da gewesen.
Ich mag Hannes ja sehr, aber irgendwie ist es auch blöd, wenn ein Wasser- und ein Feuerdrache zusammen auf Tour sind. Eigentlich würde ich jetzt fliegen und Hannes den Bach hinauf schwimmen. Fanden wir jetzt beide nicht so gut, denn wir wollten den Tag ja gemeinsam erleben, also haben wir beschlossen hinter Frauchen herzudackeln. Oder sagt man bei Drachen hinterher dracheln? Egal, wir hoffen nur, dass wir die 14 Kilometer durchhalten.

Obwohl, wir kennen da schon so unsere Tricks, um eine kleine Pause einzufordern. Dieser Stein bietet sich dazu perfekt an. Da kann ich euch gleich mal was über die Druslach erzählen. Die ist eigentlich gar kein natürlicher Bach, auch wenn sie an vielen Stellen so wirkt.
Warum das so ist? Nun ja, 1428 war der Landgraf Ludwig so gnädig und erlaubte seinen Bauern eine künstliche Abzweigung der Queich, damit sie ihre Felder bewässern konnten. Sie sollte aber nicht größer als ein Fuchsloch sein und daher hat der Fuchsbach auch seinen Namen.
Nun war das kostbare Nass da und schon kam es immer wieder zu Streitigkeiten, die von Bachaufsehern unterbunden wurden. Bei der jährlichen Bachreinigung kam es seltsamerweise nie zu einem Streit. Vielleicht weil danach in vielen Orten Party angesagt war. Da hätten wir vorher auch beim Putzen geholfen.

Schon bald ergibt sich eine weitere Möglichkeit für eine kleine Rast. Ich hab ja meine Angel mitgenommen und dieser Platz bietet sich doch geradezu an. Frauchen lässt mich gewähren und so versuche ich mein Glück. Nach einer Weile gebe ich es aber auf. Ich fürchte, heute Abend gibt es keinen Fisch und wenn doch, dann aus der Tiefkühltruhe.
Auf dem weiteren Weg kommen wir an dieser hübschen Brücke vorbei. "Über sieben Brücken musst du gehen..", fällt uns dazu spontan ein. Ganz so viele werden es dann heute doch nicht, aber uns erwarten noch ein paar nette Exemplare.

Und dann ergibt sich doch glatt die nächste Gelegenheit für eine kleine Rast. Frauchen ist schon ein ganz klein wenig genervt, weil wir irgendwie nicht voran kommen. Echt jetzt, wir sind doch nicht auf der Flucht und dieser Baumstamm sieht aus, als wäre er extra für kleine müde Drachen gemacht. Findet ihr doch auch, oder?

An einer seichten Stelle mit wenig Strömung fordert Hannes seine Pause ein. Er hat sich extra sein Segelboot mitgenommen, um ein Stück den Bach hinab zu gleiten. Funktioniert nur leider nicht so richtig. Dieses Boot müssen wir unbedingt optimieren; es braucht ein Schwert, damit es stabil im Wasser liegt. Hannes schafft es einfach nicht, auf dem schmalen Boot die Balance zu halten und fällt immer wieder ins Wasser. Nach 15 Minuten ist er patschnass und gibt auf.
Wir wandern weiter und haben den Bach immer an unserer Seite. Fällt euch was an dem Bild auf? Das am Ufer sind lauter Baumstümpfe und die sind nicht wirklich klein im Durchmesser. Was müssen das für große Bäume gewesen sein, die hier mal standen und warum hat man sie wohl gefällt?

Schon bald taucht ein kleiner See auf. Hannes sitzt am Ufer und schaut ganz wehmütig. Ich kann mir schon denken, was er gerne möchte.
Da er von der missglückten Bootsfahrt sowieso noch nass ist, erlaubt Frauchen ihm eine Runde im See zu schwimmen. Er soll nur die Enten in Ruhe lassen. Ui, da ist aber einer glücklich und im Nullkommanichts abgetaucht.
Nach einer Weile kommt er zurück. Das Wasser war wohl doch noch ein wenig kalt.

Wir verlassen jetzt endgültig die Wiesen und Felder und erreichen den Wald. Hier beginnt, wie wir finden, das schönste Stück der Tour.
Der Bach verläuft nicht mehr gerade und gezähmt, sondern fließt mehr oder weniger, wie er möchte.

Da ist auch Brücke Nummer zwei. Obwohl sie nicht auf unserem Weg liegt, müssen wir sie etwas genauer betrachten. "Betreten auf eigene Gefahr" steht auf dem Schild, dabei sieht die doch recht stabil aus.

Wo wir beide am liebsten den Bach überqueren und ein wenig rumturnen würden, brauchen wir bestimmt nicht zu erklären.
Leider erlaubt Frauchen das nicht. Die Bäume könnten ja morsch sein und wir in den Bach fallen. Würde uns jetzt nicht so viel ausmachen, aber wir können schon verstehen, dass Frauchen Angst hat, die Strömung könnte uns wegtreiben.
Auch Brücke Nummer drei liegt nicht direkt auf unserer Route. Schade eigentlich, aber ist es nicht wunderschön hier?

Wenn es schon bei der Bewässerung der Felder Streit gab, wie mag das dann nur beim Grundbesitz der Gemeinden gewesen sein. Um da Klarheit zu schaffen, gab es seit dem 16. Jhdt Grenzsteine, die man bei uns in der Pfalz noch überall finden kann. Grenzzeichen gab es auch schon davor, aber das waren in Bäume geritzte Zeichen oder Holzpfähle. Nicht unbedingt sehr dauerhaft.
Jetzt könnte man argumentieren, dass man ja auch Steine verschieben kann. So groß sind die ja nun auch nicht, dass man dafür einen Zaubertrank bräuchte. Funktionierte aber nicht, denn in jedem Dorf gab es den Feldgeschworenen, der den Grenzverlauf regelmäßig kontrollierte.
Klar, der weiß ja auch ganz genau, wo welcher Stein steht. Der merkt bestimmt nicht, wenn wir den zu unseren Gunsten ein wenig verrückt hätten. Und wie der das gemerkt hätte. Die waren nämlich fast so clever, wie wir Drachen und hatten geheime Zeichen unter den Steinen, die nur sie kannten.

Die kleine Mariengrotte hätten wir beinahe übersehen. Sie liegt nicht direkt am Weg und nur weil wir mal wieder die Bäume auf der Suche nach dem nächsten Wegweiser gescannt haben, haben wir zumindest den Wegweiser zur Grotte entdeckt. Die anderen waren an dieser Stelle unauffindbar.

Und dann bin ich ganz mutig doch auf einen Baumstamm gehüpft, um über den Bach zu balancieren. Frauchen ist nicht wirklich amused und nur weil er dick und breit ist, hat sie mich gewähren lassen. Nicht auszudenken, wenn ich doch abgestürzt wäre. Ich glaube ich hätte für den Rest des Jahres Hausarrest bekommen. Aber wie heißt es so schön? No risk - no fun.

Meine kleine Balanciereinlage hat uns dann mutig gemacht. Die nächste Brücke liegt wieder auf unserem Weg und bevor Frauchen uns aufhalten kann, sind wir gemeinsam das Treppengeländer runter gerutscht. Das war lustig. Tja Frauchen, musst du halt schneller reagieren, wenn du mit zwei kleinen Drachen unterwegs bist.
Danach sind wir aber wieder ganz brav. Liegt wohl auch daran, dass wir langsam doch müde werden und unsere Kräfte schwinden.

In der Zwischenzeit sind wir auch schon in Lingenfeld angekommen.
Wisst ihr, wozu diese Blöcke gut waren? Wären wir in Indien, würden wir sagen, dass sind Ghats, die zum heiligen Fluss führen. Wir wagen aber zu bezweifeln, dass die Druslach heilig ist.
Nein, das sind einfach nur Waschbänken. Hier wurde dreckige Wäsche gewaschen – in jedem Sinne. Denn an den Waschtagen kamen die Frauen hier zusammen und es wurde sicher auch viel getratscht. Wenn wir uns vorstellen, unser Frauchen müsste heute noch ihre Wäsche so waschen. Das war nämlich ein ganz schöner Kraftakt. Erst wurde die Wäsche mit Kernseife behandelt und dann gerieben oder mit Stöcken geschlagen.

Kurze Zeit später verlassen wir unsere treue Begleiterin für den Tag, denn wir erreichen den Altrhein, in den die Druslach hier fließt.

Bedeutet auch, dass wir es für heute fast geschafft haben. Wir nehmen noch mal alle Kräfte zusammen und folgen dem Waldpfad, der uns bis an die Bahnlinie bringt. Das letzte Stück ist ein Trampelpfad entlang der Schienen und nicht ganz so toll. Da wir jetzt wirklich müde sind und die Pfoten schmerzen, springen wir in Frauchens Rucksack und lassen uns das letzte Stück tragen.
Unsere Strategie hat übrigens funktioniert, denn wir haben nur 10 Minuten auf den Zug warten müssen.

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Claudia (Freitag, 23 April 2021 22:24)
Das ist eine sehr schöne Schilderung eures Ausflugs, wie auch die Fotos!
Ein toller Drachenausflug. Ich lese eure Beiträge sehr gerne, danke fürs veröffentlichen.
Habt ein schönes Wochenende
Liebe Grüße
Claudia