


Als Bayerisches Nizza bezeichnete König Ludwig I. Aschaffenburg. Wäre Bayerische Toscana vielleicht passender gewesen? Entscheidet selber.







Aschaffenburg ist keine zwei Stunden mit dem Nahverkehr entfernt und bietet sich daher als Tagestrip an.
Vom Bahnhof geht es erstmal zielstrebig Richtung Main.
Was man aus einem alten Stadtgraben nebst Wällen machen kann, zeigt sich am Mainufer. Hier wurden Gärten angelegt und Weinstöcke gepflanzt. Ein malerischer Frühstückstempel rundet das Bild ab.

Das gefiel wohl auch König Ludwig I., denn der ließ sich hier eine römische Villa à la Pompeji bauen. Angeblich der einzige Nachbau weltweit. Was in Pompeji Naturgewalten zerstörten, schaffte in Aschaffenburg der Mensch.
Im 2. Weltkrieg wurde das Haus stark beschädigt, konnte aber restauriert werden und so kann man heute viele der Wandmalereien und Mosaike wieder bewundern. Trotzdem gefallen uns die Originale in Pompeji besser.

Ein Arkadengang über der ehemaligen Stadtmauer führ von hier zum Schloss Johannisburg.
Das nenn ich mal eine gewaltige Anlage. Wer mag wohl in den vielen Räumen gewohnt und gewirkt haben? Bis 1803 war es zweite Residenz der Mainzer Kurerzbischöfe, bevor es an die Bayerische Krone ging.

Die können eigentlich froh sein, dass es das Schloss noch gab. Glaubt man den Erzählungen, so wollte König Gustav zu Schweden 1631 das Schloss niederbrennen, weil er das gute Stück nicht mit nach Schweden nehmen konnte. Ein kluger Kapuziner schlug vor, der König solle das Schloss doch einfach in seine Heimat rollen. Das wiederum konnte der König sich nicht vorstellen, bis ihm der Pater die Räder (aus dem Mainzer Wappen) zeigte, die zahlreich an den Fenstern eingemeißelt waren. Humor hat er immerhin bewiesen, der König, denn er verzichtete auf die Zerstörung von Schloss und Stadt und zog mit seinen Truppen von dannen.
Wie die Geschichte wohl ausgegangen wäre, wenn das Schloss damals schon den Bayerischen Königen gehört hätte?
Da zur Zeit die meisten Räume nicht besichtigt werden können, wenden wir uns von hier der Altstadt zu. Durch enge Gassen geht es Richtung Stiftsbasilika. Eigentlich hatten wir uns ein paar mehr Fachwerkhäuser versprochen, aber die sind in Aschaffenburg eher Mangelware.
Dafür gibt es einige Brunnen, wie den Eulenbrunnen.
Schon komisch, wie unterschiedlich Tiere in verschiedenen Mythologien charakterisiert werden. Bei den Christen ist die Eule Symbol für böse Mächte, bei den alten Griechen stand sie für Weisheit und Licht. Das will der Künstler mit diesem Brunnen darstellen. Die Eule ist scheinbar nicht nachtragend, denn sie blickt zur Basilika.

Dann gibt es da noch den Zeitwagen


Auch beim Janusbrunnen hat der Künstler sich sicher was gedacht, denn warum liegt der Kopf (oder ist es ein Ei?) auf der Seite?

und den Stiftsbrunnen. Der ist aber ein Nachbau von 1998, denn das Original wurde im 2. Weltkrieg zerstört.
Da hatte die Stiftsbasilika wohl mehr Glück, denn sie steht heute noch und das schon seit über 1000 Jahren. Leider kann man den romanische Kreuzgang nur an Wochenenden besichtigen. Für einen Blick ins Innere und das Anzünden einer Kerze nehmen wir uns aber trotzdem die Zeit.



Neben der Stiftsbasilika gibt es noch die Muttergottespfarrkirche. Sie ist die älteste der Stadt mit einem wunderschönen Deckengemälde.

Damit wären wir mit unserer Stadtbesichtigung fast durch. Wir wollen aber zum Abschluss noch einen Abstecher zum Park Schöntal mit seinem bekannten Magnolienhain machen. Wir befürchten nur, dass wir für die Blüte schon zu spät sind. Der Park ist aber auch so sehenswert und bei schönem Wetter gut besucht. Mitten im See, auf einer kleinen Insel, stehen die Überreste eines Beginenklosters.

Und ja, wir sind zu spät. Von den 40 Magnolienbäumen steht nur noch einer in Blüte und ein paar weitere schmücken noch vereinzelte Exemplare. Wie toll muss das aussehen, wenn alle in voller Blüte stehen. Ein Grund um vielleicht noch mal herzukommen.
Für heute ist aber gut und wir treten die Heimfahrt an.





