





Amorbach – Bach der Liebe, da steckt Romantik drin. Ja, romantisch ist das Städtchen schon, aber doch eher wegen der vielen Fachwerkhäuser. Der Name stammt nämlich eher unromantisch vom Amerbach. Ob jetzt die Mönche im Mittelalter schon was von Werbewirksamkeit wussten, wage ich zu bezweifeln, aber scheinbar gefiel ihnen der Name Amerbach auch nicht. Sie erfanden mal eben einen heiligen Amor und nannten ihre Abtei Amorbach.
Drumherum entstand dann das heutige Amorbach.
Die gewaltige Benediktinerabtei ist wohl der Hauptgrund, warum es Touristen hier herzieht.
Direkt am Bahnhof weckt aber erst mal etwas ganz anderes mein Interesse.
Wer kennt ihn nicht, den Sonderzug nach Pankow. Übrigens ist der Zug aus den gleichnamigen Lied nie nach Pankow gefahren. Unterwegs war er trotzdem, aber erst am 03.10.2003, lange nach dem Mauerfall und er wurde eigenhändig von Udo Lindenberg bemalt. Irgendwann sollte er dann verschrottet werden.


Zum Glück wussten das aber ein paar Eisenbahnfreunde zu verhindern und so steht er jetzt in voller Pracht am Bahnhof Amorbach.
Vom Bahnhof geht es im zickzack durch die Gassen und dann stehen wir vor der Abtei, die der Stadt ihren Namen gab.
Eigentlich ist sie ja schon lange keine Abtei mehr, denn 1803 fiel sie dem Fürstenhaus zu Leiningen zu, nachdem in Bayern alle Kirchengüter
enteignet worden waren.


Sie wurde zu Schloss Amorbach und ist noch heute im Besitz derer zu Leiningen.
Mittelpunkt ist aber nach wie vor die Abteikirche mit ihrer prunkvollen Ausstattung. Prachtvolle Deckengemälde und Engel, wo man nur hinschaut. Typisch bayrisch-katholische Kirche halt. Unbedingt sollte man aber die Gelegenheit nutzen, der gewaltigen Barockorgel zu lauschen. 5116 Pfeifen und ein Glockenspiel können einen schon in Bann ziehen.
Wir haben das Glück, das wir uns freundlicherweise einer Gruppe anschließen dürfen. Dadurch kommen wir nicht nur in den Genuss des Orgelspiels, sondern dürfen auch einen Blick in eine der bedeutendsten Bibliotheken und den “Grünen Saal” werfen.
Dann stehen wir wieder vor den Toren der gewaltigen Anlage und wenden unsere Schritte Richtung Mud, dem kleinen Flüsschen, das durch die Stadt fließt.


Über die steinerne Brücke mit Statue gelangen wir zum Templerhaus.

Das darf sich stolz ältestes Fachwerkhaus Bayerns nennen. Immerhin, auch wenn man damit nicht gegen ein ehemaliges Kloster antreten kann. Es liegt auch eher versteckt am Stadtrand und wird wohl nicht die Massen an Touristen anziehen. Besonders nicht die asiatischen. Die haben nur Zeit für ein Bauwerk pro Stadt.
Unter uns, es ist auch gar kein Templerhaus. Einst war es Teil eines Adelshofes und später lebten hier Kleinadelige und Bürger. Die Bezeichnung Templerhaus erhielt es erst im 19. Jhdt, weil der damalige Stadtschreiber eine aufgemalte Ritterfigur falsch interpretierte. Hat der Junge wohl nicht korrekt recherchiert.

Ein paar Jahre jünger ist das Debonhaus daneben. Hier lebte einst auch Andreas Debon, der einen geschichtlichen Überblick über die Stadt schrieb. Nicht immer ganz korrekt, wie man am Templerhaus sieht.

Wie wir ja schon gelernt haben, sind hier die Fürsten zu Leiningen zuhause. Der erste Fürst residierte noch im Abteigebäude. Der Erbprinz Karl Emig lebte in der Oberamtskellerei und blieb dort auch als Fürst wohnen. Auch heute noch lebt die Fürstenfamilie in diesem Palais, weshalb es nicht besichtigt werden kann.

Weiter geht es Richtung Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern. Und was wäre ein bayrischer Marktplatz ohne Mariensäule. Klar gibt es die auch hier seit 1675. Französische Truppen drohten damals mit der Zerstörung von Stadt und Kloster. Da half nur beten und auf die Hilfe Mariens zu hoffen. Wie man sieht, hat es funktioniert. Das Kloster steht noch und Maria bekam eine neue Säule.

Was gehört noch auf den Marktplatz einer anständigen Stadt? Natürlich ein Rathaus. Das kann Amorbach auch bieten. Das Gebäude steht schon seit 1478 und wurde bis 1964 noch als Rathaus genutzt. Damit kann es sich dienstältestes Rathaus im Odenwald nennen. Frag mich nur, ob das jetzt positiv oder negativ zu werten ist? Hatte die Stadt kein Geld für ein neues Rathaus oder wollte man mitten im Geschehen bleiben?

Gleich daneben steht die katholische Stadtkirche St Gangolf. Auch sie mit wunderschönen Deckengemälden und einer Orgel. Aber wer kann schon gegen eine, über die Stadtgrenzen hinaus bekannte, Abteikirche ankommen.
Für uns ist die Stadtbesichtigung hier zu Ende und wir machen uns auf den Rückweg zum Bahnhof, um die Heimreise anzutreten.


