Endlich geht es wieder auf Kreuzfahrt. Eigentlich sollt es ja eine Adventsfahrt zu den Weihnachtsmärkten werden, aber Corona und das Land Bayern habe uns da einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.
Finde ich jetzt aber nicht so schlimm. Weihnachtsmärkte wären zwar toll gewesen, aber irgendwie sind sie doch alle gleich. Da ich die Städte auf der Route noch nicht kenne, sehe ich es einfach als nette Adventsfahrt.

Einschiffung Nürnberg
14.12.2021

Früh am Morgen geht es los. Entgegen unserer normalen Strategie, reisen wir diesmal erst am Abreisetag an und hoffen, dass alles gut geht.
Unser Zug soll um 09:30 Uhr ab Mannheim fahren und Frauchen ist gerne etwas früher am Bahnhof. Kaum sitzen wir im Bus, kommt auch schon die Meldung, dass unser Zug nach Frankfurt 10 Minuten Verspätung hat. Das ist an sich noch nicht schlimm und bei der Bahn ja fast normal. Auch haben wir in Frankfurt genug Umsteigezeit eingeplant. Doch der Grund für die Verspätung lautet Signalprobleme. Wer öfter mit der Bahn unterwegs ist, weiß, dass es dann nicht bei den 10 Minuten bleibt.
Frauchen beschließt, das wir einfach den RE nach Frankfurt nehmen. Der braucht zwar etwas länger, ist aber in der Regel pünktlich. Die Umsteigezeit in Frankfurt würde trotzdem noch reichen.
Und dann schrillt ein lauter Ton durch den Bahnhof. Feueralarm! Uns bleibt heute aber auch nichts erspart. Wir nehmen daher die Füße (äh Pfoten) in die Hand und machen, dass wir zum Gleis 7 kommen. Da steht der RE schon bereit und pünktlich geht es los Richtung Frankfurt.
Frauchens Entscheidung war goldrichtig. Als wir in Frankfurt ankommen, hat unser geplanter ICE bereits 60 Minuten Verspätung und Mannheim noch nicht mal verlassen. Da hätten wir selbst mit dem großzügigen Zeitpuffer den Anschluss nicht bekommen.
Wenigstens ist der Zug Richtung Nürnberg pünktlich, fährt aber heute nur mit der Hälfte der Wagen. Ein rascher Blick auf die Reservierung lässt mich erleichtert aufseufzen. Zum Glück ist unser Wagen nicht betroffen. Ich sag ja immer wieder, bei der DB bekommst du was geboten für dein Geld.

Nach zwei weiteren Stunden sind wir dann endlich in Nürnberg.
Leider liegt unser Schiff etwas außerhalb am Main-Donau-Kanal. Als erfahrener Reisedrachen, habe ich aber vorher im Internet nachgeforscht, wie wir dort hin kommen.
Nachdem wir an der richtigen Haltestelle ausgestiegen sind, stiefelt Frauchen sofort los. Allerdings in die falsche Richtung. Dabei haben wir die Schiffe doch bereits vom Bus aus gesehen. Ob ich jetzt so gemein sein soll und sie einfach laufen lasse, bis sie es merkt? Ich spiele ja schon ein wenig mit dem Gedanken, aber nachher lässt sie mich einfach zurück und ich darf nicht mit an Bord. Oder ich bekomme für die ganze Reise Cocktail-Verbot. Welch schreckliche Vorstellung. Da lass ich doch lieber einen schrillen Pfiff ertönen und deute mit der Pfote in die richtige Richtung. Wenn ihr jetzt aber denkt, Frauchen würde mir einfach mal glauben, habt ihr euch getäuscht. Sie muss erst Mr Google fragen, bevor sie mir endlich folgt.
Unten am Kanal liegen zwei Schiffe am Kai. Das erste hat einen roten Rumpf und kann daher nicht unsere MS ADORA sein. Zum Glück ist das zweite in türkis gehalten und am Mast weht die Flagge von Phoenix-Reisen. Jetzt bin ich doch ein wenig erleichtert. Ich hatte doch ein ganz klein wenig Angst, sie würde heute woanders liegen und wir sie deshalb verpassen.

Es ist kurz vor 14:00 Uhr und wir dürfen schon an Bord. Dort begrüßt uns ein riesiger Schneemann und auch das restliche Schiff ist bereits weihnachtlich geschmückt.
Doch wir müssen erst mal den ganzen Papierkram erledigen. Ist ja zu Zeiten von Corona nicht so einfach. Auf dem Schiff gilt 2G+. Geimpft alleine reicht also nicht und Frauchen war extra gestern noch einen Test machen. Fieber haben wir auch nicht und so bekommen wir unsere Kabinenkarte ausgehändigt.

Wie immer wohnen wir im unteren Deck. Uns macht das nichts aus. Wir sind tagsüber sowieso auf Ausflug oder verbringen die Zeit in der Lounge. Da brauchen wir keine Kabine mit französischem Balkon und jetzt ist es sowieso zu kalt, um das Fenster zu öffnen.
Wieder gibt es zur Begrüßung einen Sekt. Frauchen wäre zwar ne große Flasche Cola lieber, aber die Geste zählt ja. Diesmal gibt es aber auch einen schicken Rucksack. Den kann drache immer gebrauchen.

Dann wäre da noch die Sache mit der Bettseite. Ich möchte ja lieber an der Tür schlafen. Es gibt zwar auf der Donau keine Eisberge, aber wer weiß, was da sonst noch so herum schwimmt und in der Nacht nicht zu sehen ist. Frauchen beharrt aber auf ihrer Seite und so gebe ich klein bei. Aber wehe, das Schiff gerät nachts in Seenot.

Doch jetzt zieht es mich in die Lounge. Zur Einschiffung gibt es lecker Kuchen und Schnittchen. Mein Drachenmagen knurrt schon. Gab ja heute noch nichts.
Danach muss ich brav zuhören, was der Hotelmanager über die Sicherheit an Bord erzählt. Feuer spucken darf ich nur an Deck und meine tolle Schwimmweste brauche ich eigentlich nicht, denn entweder schafft es der Kapitän noch bis ans Land oder wir bleiben auf Grund der Wassertiefe auf dem Sonnendeck sowieso trocken. Das beruhigt mich. Da kann Frauchen ruhig das Bett an der Tür haben.



Regensburg
15.12.2021

In der Nacht bin ich plötzlich hellwach. Ich höre Wasser rauschen und zwar so laut, dass ich befürchte, es plätschert gleich in die Kabine. So müssen sich die Menschen auf der Titanic gefühlt haben, die tief im Rumpf in der 3. Klasse übernachteten. Mit Schrecken muss ich feststellen, dass Frauchen meine Schwimmweste nicht eingepackt hat. Wenn drache nicht auf alles achtet. Egal, Hauptsache erst mal an Deck. Ich wecke mein Frauchen und will mich gerade auf den Weg zum Ausgang machen, da fängt sie doch tatsächlich an zu lachen. Also, ich finde das nicht so lustig, wenn wir hier und jetzt mit Mann und Drache untergehen. Frauchen lockt mich zurück ins Bett und meint, das Plätschern käme von draußen. Wir sind wohl gerade in einer Schleuse und hier unten bekommt drache eben alles mit. Ganz überzeugt bin ich ja noch nicht, aber da der Teppich in unserer Kabine noch trocken ist, kuschele ich mich doch wieder ins Bett und schlafe tief und fest bis zum Morgen. Ein wenig peinlich ist es mir trotzdem und ich hoffe, dass auch hier gilt: was auf der MS ADORA passiert, bleibt auf der MS ADORA und Frauchen erzählt es zuhause nicht weiter.

Da wir den Ausflug zum Kloster Weltenburg nicht mitmachen, haben wir viel Zeit für ein ausführliches Frühstück. Nach der Enttäuschung vor ein paar Tagen in Frankfurt hoffe ich, dass die Auswahl heute besser ist. Die Frühstückskarte lässt tatsächlich hoffen und das Buffet keine Wünsche übrig. So mag ich das.

Meine Lieblingsecke vom Buffet ist ja die, mit den süßen Teilchen. Da Frauchen mir nur eins am Tag erlaubt, fällt es mir immer schwer, mich zu entscheiden. Vielleicht bitte ich einfach mal an einem anderen Tisch um Frühstücks-Asyl in der Hoffnung, dass denen egal ist, wie viele Teilchen ich futtere. Den dazu benötigten Drachenblick habe ich drauf, aber leider ist Frauchens wage-es-nur-nicht-Blick mindestens genauso erfolgreich und so ergebe ich mich meinem Schicksal.

Den Vormittag verbringen wir dann faul in der Lounge. Frauchen liest und ich schau mir die Weihnachtsdeko und die Landschaft an.

Doch dann weckt eine Durchsage mein Interesse. Auf der kleinen Aussichtsterrasse am Heck wird Lumumba ausgeschenkt. Wie wohl inzwischen bekannt, stehen Drachen auf Schokolade und zwar in jeglicher Form. Fragt sich nur, ob Frauchen da mitspielt. Schließlich ist das Rum drin. Ein tiefer Blick aus treuen Drachenaugen und wir sind auf den Weg nach draußen.

Ok, ich bekomme keinen eigenen Becher, aber immerhin darf ich bei Frauchen mittrinken. Ui, war das lecker und den Rum hat man gar nicht geschmeckt. Hicks!

Gegen 13:00 Uhr legt der Kapitän den Rückwärtsgang ein. Was hat der denn jetzt vor? Regensburg ist doch eigentlich nicht so klein, dass man daran vorbei fahren könnte. Frauchen zeigt mir den Grund auf der Karte. Wir sind wohl rückwärts in einen Seitenarm der Donau gefahren und liegen jetzt ganz in der Nähe der Altstadt. Ich denke mal, heute Nacht kann der Kapitän dann einfach vorwärts losfahren und muss nicht erst umständlich wenden.
Das Mittagessen lassen wir heute ausfallen und machen uns direkt auf den Weg in die Altstadt von Regensburg. Es wird ja inzwischen schon um 16:30 Uhr dunkel und wir wollen die Zeit nutzen.
Zuerst kommen wir zur Porta Praetoria. Sie ist eines von nur zwei römischen Toren, die in Deutschland erhalten geblieben sind. Eigentlich erstaunlich, waren die Römer doch gefühlt überall. Das andere steht in Trier und ist viel besser erhalten. Hier in Regensburg braucht drache schon ein wenig Fantasie, um sich das Teil in seiner ursprünglichen Pracht vorzustellen. Immerhin war allein die Toröffnung fünf Meter hoch.

Unser Weg führt uns vorbei am Goliathhaus. Hier kämpft David gegen Goliath. Für mich sieht es ein wenig aus wie eine Burg und der Reiseführer bestätigt das. Es ist die größte Stadtburg Regensburgs und ist schon durch die Hände von so mancher Patrizierfamilie gegangen. Ist wohl nicht so einfach, so ein Gebäude zu erhalten, auch wenn man reich ist. Vielleicht könnte unsere Drachenbande ja hier einziehen. Dann hätten wir endlich genug Platz. Ich würde ein Zimmer hoch oben im Turm beziehen, mit Blick auf die Donau. Allerdings müssten wir das Gemälde noch ändern in Siegfried gegen Drachen, wobei wir aber die Rolle des siegreichen David übernehmen.

Und dann stehen wir vor dem Rathaus. In dem Gebäudeteil vor mir, kann man sogar von außen den ehemaligen Tanzsaal erkennen. Bekannter sicher als Reichssaal, denn hier tagte der Immerwährende Reichstag. Hier wurde beraten und diskutiert und oft dauerte es ziemlich lange, bis man zu einer Lösung kam. Wusstet ihr, dass daher der Begriff "auf die lange Bank schieben" kommt? Auf der Bank saßen nämlich die Vertreter der Interessengruppen, die sich für die Entscheidungen eben viel Zeit ließen.
Zeit haben wir auf dieser Tour leider nicht genug. Deshalb geht es für mich jetzt weiter im Programm. Der Reiseführer schreibt von Tierfiguren an der Fassade, unter anderem auch Drachen. Die muss ich doch gleich mal suchen gehen.

Zugegeben, sehr hübsch sind die Drachen jetzt nicht gerade. Da kann ich schon verstehen, das manche Menschen uns für gefährlich halten.

Wir bummeln noch ein wenig weiter durch die Stadt, aber irgendwie ist es doch ein wenig trostlos so ohne Weihnachtsmarkt und kaum Lichterschmuck. Da hilft es auch wenig, wenn ich mal kurz zum Aushilfsengel werde.

Ein Besuch im Dom muss dann aber doch noch sein. Er ist übrigens die einzige gotische Kathedrale in Bayern. Falls das hier überhaupt jemanden interessiert.

Was mein Frauchen aber brennend interessiert, ob es hier wohl Wasserspeier gibt. Sie ist ja ganz vernarrt in diese Kerle, seit sie den Disneyfilm "der Glöckner von Notre Dame" gesehen hat. Seit dem will sie auch so ein paar Wasserspeier haben, die lebendig werden. Kann ich überhaupt nicht verstehen. Sie hat doch eine ganze Bande von Drachen zuhause.
Ich will dann aber unbedingt noch ins Innere vom Dom und versuche Frauchen von den Wasserspeiern abzulenken.

Wow, die Fenster im Dom sind echt der Wahnsinn. So viele und so schön bunt. Aber kalt ist es hier. Da muss drache sich sehr warm anziehen, wenn er zum Gottesdienst gehen will. Bei dem hohen Deckengewölbe, bezweifle ich nämlich, dass man den Innenraum überhaupt warm bekommt.

Zum Abschluss darf ich sogar eine Kerze anzünden. Wir machen das eigentlich immer, wenn wir eine Kirche besuchen, aber in letzter Zeit gibt es immer mehr Kirchen, wo nur ein elektrisches Licht angeht, wenn drache Geld einwirft. Ist irgendwie nicht dasselbe. Ich mag viel lieber richtig zündeln. Keine Angst, Frauchen würde gar nicht erlauben, dass ich mein eigenes Feuer nutze.

Inzwischen bin ich ziemlich durchgefroren und so beschließen wir, den Rückweg zum Schiff anzutreten. Da ist es heimelig, weihnachtlich und schön warm.
Ein kurzer Abstecher zur Steinernen Brücke muss aber noch sein. Sie galt im Mittelalter als echtes Weltwunder und ist sicher auch ein Grund, warum Regensburg UNESCO Weltkulturerbe ist. Zu jener Zeit war die Stadt ein bedeutendes Wirtschaftszentrum und da brauchte es schon einen dauerhaften Flussübergang. In nur 11 Jahren wurde die Brücke erbaut und blieb bis 1935 der einzige Donauübergang im Umkreis.

Von hier aus kann drache einen letzten Blick auf die Stadt werfen. Von den einst drei Brückentürmen ist noch einer erhalten geblieben. Daneben steht das Salzstadel. Die haben damals wohl ordentlich mit Salz gehandelt und Regensburg war sicher keine arme Stadt.

Am Ufer entlang geht es Richtung Schiff, doch dann entdecke ich noch eine Besonderheit von Regensburg. Hier am Ufer steht die Wurstkuchl, das wohl älteste Restaurant in Deutschland. Glaubt ihr nicht? Dann werft mal einen Blick in die Wurstbraterei. Da sieht es aus, wie in einem Heimatmuseum. Schon die Steinmetze während des Baus der Steinernen Brücke und später die Hafenarbeiter haben hier ihren Hunger mit einer leckeren Wurst stillen können. Und weil das hier so bekannt ist, bestellt auch Frauchen eine Wurst auf die Hand mit Sauerkraut und Senf. Muss drache ja alles mal probiert haben und ist auch sehr lecker.

Danach kann mich aber nur noch unsere heimelige Kabine auf dem Schiff locken. Jetzt ins warme Bett kuscheln und ein wenig TV schauen.
Ob der lustige Handtuch-Hase wohl mit mir kuschelt?


Straubing
16.12.2021

Heute Nacht schreckt mich nur ein Rumpeln auf. Doch nochmal gebe ich mir keine Blöße. Das ist kein Eisberg, das Geräusch erkenne sogar ich. Wir legen ab und schippern Richtung Straubing.
In Straubing liegen wir nicht so schön stadtnah und so hat Frauchen für uns eine Führung gebucht. Da ist der Transfer inklusive. Wäre aber nicht unbedingt nötig gewesen, denn es wird auch ein separater Transfer angeboten. In Bayern werden gerade die Regeln wieder etwas gelockert und für Führungen ist kein negativer Test mehr nötig. Da hätten wir uns gestern Abend den Besuch bei Dr. Milan sparen können. Ist schon lustig. Dr Milan ist nicht wirklich ein Arzt, sondern ein ganz normaler Mitarbeiter an Bord. Einer muss ja aber die notwendigen Tests durchführen und so wurde Kabine 103 kurzer Hand zur Teststation umfunktioniert. Stäbchen rein, Stäbchen raus! Ging aber so schnell, dass ich ja so meine Zweifel habe, dass das Virus überhaupt Zeit hatte, sich dort festzukrallen. Egal, Frauchens Test war negativ und gebraucht hätten wir ihn sowieso nicht.
Der Shuttle bringt uns zum Stadtplatz. Mit Schrecken habe ich auf der Fahrt festgestellt, dass Straubing ziemlich viele Türme hat. Viele Türme bedeutet in der Regel viele Kirchen. Mich tröstet gerade nur der Gedanke, dass man die auf einer 90minütigen Führung sicher nicht alle besichtigen kann.

Hoffentlich, denn wir beginnen die Führung gleich mit der Stadtpfarrkirche St Jakob. Zugegeben, die ist mit ihren vielen Glasfenstern wirklich sehenswert.
Im Chorumgang gibt es auch ganz viele Kapellen. Die hat man an reiche Familien verkauft und bekam so das Geld für den Bau der Kirche zusammen. Ganz schön clever.

Viel Zeit haben wir für die Besichtigung nicht, denn um 10:00 Uhr beginnt der Gottesdienst. Für ganze fünf Besucher. Man muss sich mal vorstellen, hier ist jeden Tag um 10:00 Uhr Gottesdienst und sonntags sogar stündlich. Wie mag sich der Pfarrer wohl fühlen, wenn er ständig vor leeren Rängen predigt. Wahrscheinlich ist im das aber egal. Sein Geld bekommt er ja wohl trotzdem.

Von hier geht es zurück zum Stadtplatz. Der ist das Zentrum der Stadt und wird vom Stadtturm in den Ludwigs- und Theresienplatz geteilt. Der Stadtturm ist das Wahrzeichen von Straubing. Früher war er viel niedriger. Doch er sollte ja als Feuer- und Wachtturm dienen. Da braucht es schon eine gewisse Höhe, will man jedes noch so kleine Feuer in der Stadt entdecken oder Alarm schlagen können, sollten sich mehr als drei Reiter dem Stadttor nähern.
Inzwischen ist er 68 Meter hoch.

In der Mitte des Stadtplatzes erhebt sich auch eine Säule. Und nein, das ist weder eine Pest- noch eine Mariensäule, wie man sie in so vielen bayerischen Städten findet.

Dies ist eine Dreifaltigkeitssäule und auf Grund eines Gelübdes errichtet worden. Die Einwohner versprachen, diese Säule zu bauen, wenn ihre Stadt während des spanischen Erbfolgekriegs verschont bliebe. Hat ja wohl funktioniert. Ich frage mich aber immer, warum funktioniert das in manchen Städten und in anderen nicht? Ist bestimmt nur Zufall und keine göttliche Fügung. Stellt euch mal vor, dass mit der Fügung hätte im Weltkrieg funktioniert. Deutschland wäre voller Säulen.

Wir bummeln den Stadtplatz weiter entlang. Hier reiht sich ein wunderschönes Herrenhaus an das nächste. Habt ihr übrigens gewusst, dass die Sissi hier auf ihrem Weg von München nach Wien übernachtet hat? Mit der Kutsche ging es von München nach Straubing und am nächsten Tag mit dem Dampfschiff über die Donau nach Wien.

In einem der Häuser wurde wohl auch Ludwig Franz Hirtreiter geboren. Den kennt ihr nicht? Ich glaube schon. Allerdings kennen ihn die meisten eher als Rex Guildo. Ob der sich für seine Heimatstadt geschämt hat? Jedenfalls hat er wohl immer behauptet, er wäre in München geboren. Dabei ist Straubing doch so ein schnuckeliger Ort.

Das Rathaus der Stadt ist zur Zeit hinter Planen versteckt. Es ist vor fünf Jahren kurz vor der Eröffnung des Weihnachtsmarktes abgebrannt. Den Stadtturm und auch die Buden vom Markt konnte die Feuerwehr zum Glück retten. Jetzt wird das Rathaus im alten Stil wieder aufgebaut. Hoffen wir mal, dass die dafür nicht so lange brauchen, wie die Berliner mit ihrem Stadtschloss.
Schade, dass auch hier kein Weihnachtsmarkt statt findet. Unsere sehr kurzweilige Führung ist vorbei und wir hätten noch ein wenig Zeit, bis der Shuttle zurück zum Schiff fährt. Doch außer diesen beiden Gesellen kann ich nicht viel weihnachtliches in der Stadt entdecken. Irgendwie gehen in diesem Jahr auch die Weihnachtslichter unter.

Auf dem Schiff steht das Mittagessen schon bereit. Da es ja jeden Abend ein mehrgängiges Menü gibt, haben wir uns entschlossen, mittags den Light-Lunch in der Lounge einzunehmen. Eigentlich hat Frauchen das beschlossen. Ich wurde nicht gefragt, denn ich hätte auch zweimal am Tag ein Menü verputzt, aber alleine lässt der Hotelmanager mich nicht ins Restaurant. Schon gemein, oder?

Heute gibt es Spaghetti zum Lunch und Schwarzwälder Kirschkuchen oder was man hier an Bord so nennt. Nicht ganz das Original, aber trotzdem sehr lecker. Frauchen meint, es hieße ja auch Kirschkuchen und nicht Kirschtorte. Lass ich gelten, aber ich hätte schon mal wieder Lust auf ein richtiges Stück Schwarzwälder Kirschtorte.

Den Nachmittag verbringen wir wieder in der Lounge und dann muss ich mich schick machen für das Galadinner. Da kann ich ja schließlich nicht mit meinem Weihnachtspullover erscheinen.
Vorab gibt es ein Glas Sekt in der Lounge und danach wird uns die gesamte Mannschaft vorgestellt. Nur die Köche fehlen, aber die müssen ja noch unser Galadinner zubereiten.
Hatte ich gesagt, es gäbe Sekt? Für die anderen vielleicht, aber Frauchen meint, kleine Drachen sollten um diese Tageszeit noch keinen Sekt trinken. Wann denn sonst, bitte? Also bekomme ich nur einen bunten Cocktail ohne Umdrehungen. Frauchen gönnt einem aber wieder mal nichts.

Vor dem Restaurant heißt es, wie jeden Abend, Hände desinfizieren und Fieber messen. Bisher habe ich mich ja immer drücken können. Ist aber nicht schlimm, denn Drachen sind immun gegen das Virus und können Corona auch nicht übertragen. Ob ich den Hotelmanager verärgert habe? Heute werde ich jedenfalls dazu verdonnert, meine Pfoten zu desinfizieren und Fieber wird auch gemessen. Genau hingeschaut hat er aber wohl nicht, sonst wäre ihm sicher aufgefallen, dass die Temperatur zu hoch ist. Das ist bei uns Drachen aber normal. Schließlich glühen wir immer etwas vor, falls ein Feuerstoß notwendig sein sollte.
Zum Glück darf ich aber eintreten. Mit einem Drachen will sich hier wohl keiner anlegen. Ist auch besser so. Wenn es um Futter geht, verstehe ich nämlich keinen Spaß.
Zuerst studiere ich die Karte und überlege, was Frauchen und ich wohl wählen könnten.

Und dann schlemmen wir uns durch Salat, Hummercremesuppe, Riesengarnele und Lachs.

Wobei die Riesengarnele ihren Namen nicht wirklich verdient. Lecker ist sie schon, aber ich muss sie erst mal im Graupenrisotto finden. * kicher *

Und was fehlt noch? Die obligatorische Eisbombe darf doch bei keinem Galadinner fehlen. Die wird, wie es sich gehört mit Tamtam und Tara durch das Restaurant getragen. Das Schlusslicht macht der Mann mit dem Feuerlöscher. Das habe ich auch noch nicht gesehen und frage mich, ob der wohl jemals zum Einsatz kam.

Den Rest des Abends verbringen wir dann bei einem Absacker in der Bar. Auch die ist weihnachtlich geschmückt und jeden Abend gibt es den Cocktail des Tages.

Heute ist es die "Blaue Donau". Schade, dass Frauchen nur einen pro Abend genehmigt. So kann ich die doch gar nicht alle probieren.



Nürnberg
17.12.2021

Gestern sind wir bereits am Nachmittag Richtung Nürnberg gestartet. Wenn man sich das auf der Karte anschaut, ist das schon eine ordentliche Strecke. Wir werden die ganze Nacht und den nächsten Vormittag durchfahren.
Am Morgen ist es nebelig draußen und man sieht so überhaupt nichts. Trotzdem traue ich mich mal kurz nach draußen, als wir eine der vielen Schleusen passieren. Das waren auf unserem Weg nach Straubing immerhin zehn. Und zurück dann nochmal so viele. Insgesamt haben wir dabei 170,7 Höhenmeter überwunden. Zwischen Nürnberg und Kehlheim hatte ich das Gefühl, wir würden ständig in einer Schleuse stecken. Ist ja auch kein Wunder. Auf nur 100 Kilometern passieren wir 10 Schleusen. Ich finde Schleusen einfach nur toll.

Geplante Ankunft Nürnberg sollte um 13:00 Uhr sein. Zwischenzeitlich bekommen wir aber die Information von der Brücke, dass es wohl später wird. Vor uns tuckert ein Schiff in aller Seelenruhe vor sich hin und überholen kann man auf dem Fluss nicht so einfach. Ich überlege, ob es bei den Kapitänen auch Sonntagsfahrer gibt. Aber heute ist ja Freitag. Pünktlich zum Mittagessen legen wir dann aber doch den Rückwärtsgang ein und erreichen kurz darauf unseren Liegeplatz,
Schade, dass der in Nürnberg so weit vom Zentrum entfernt ist.
Eigentlich wollten wir ja an Bord bleiben, da aber Bayern die Regeln für den touristischen Busverkehr etwas gelockert hat, nehmen wir dann doch den Shuttle in die Stadt. Dafür ist zum Glück kein Negativtest mehr nötig.
Bevor wir aber starten können, kommt Beatrix um die Ecke und will mich unbedingt sprechen. Oh weh, was hab ich nur wieder angestellt? Nach dem leckeren Essen gestern, wollte ich den Koch mit nach Hause nehmen. Das haben die doch wohl nicht wirklich geglaubt, oder? Beatrix meint, den Koch bekäme ich nicht, aber dafür überreicht sie mir das Kochbuch aus der Serie "Verrückt nach Meer“. Wie cool ist das denn? Ich bin total sprachlos und freue mich riesig.

Später am Abend habe ich auf der Kabine mal geschaut, was drache da so leckeres kochen kann.

Doch erst wollen wir mal nach Nürnberg. Zwei Stunden sind dafür aber viel zu wenig und deshalb fangen wir erst gar nicht an, irgendwelche Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Wir lassen uns einfach nur treiben. Immerhin sind hier die Straßen etwas weihnachtlich geschmückt. Wie schön wäre es doch jetzt, wenn der Weihnachtsmarkt stattfinden würde. So ein zweistündiger Bummel zwischen den Buden wäre schon perfekt.

Wenigstens gibt es Schokofrüchte zu kaufen.

Und dann entdecken wir sogar einen Stand mit Baumstriezeln. Die sind so was von lecker. Ein Becher Glühwein dazu wäre nicht schlecht, aber den gibt es in Nürnberg dieses Jahr nur ohne Alkohol. Ist schon eine verrückte Welt.

Nach etwa drei Stunden bin ich dann ziemlich durchfroren und freue mich auf das Schiff.
Viel Zeit zum schick machen bleibt uns heute nicht, denn es gibt bereits um 18:30 Uhr Abendessen.
Frauchen und ich haben für heute Plätze im Spezialitätenrestaurant gebucht. Das liegt auf dem oberen Deck hinten im Heck und drache kann den Köchen beim Brutzeln der Speisen zuschauen.

Das Essen ist wieder ausgesprochen lecker. Deshalb wollte ich ja den Koch mitnehmen. Ab morgen gibt es abends kein mehrgängiges Menü mehr und Frauchen muss wieder selber kochen.

Zum Abschluss dieser wunderbaren Kurzkreuzfahrt gibt es dann doch noch so was wie einen Weihnachtsmarkt. Die Crew lädt zum kleinsten Weihnachtsmarkt der Stadt aufs Sonnendeck. Das lassen wir uns doch nicht entgehen. Immerhin gibt es hier richtigen Glühwein mit Umdrehungen. Leider aus Pappbechern, aber drache kann ja nicht alles haben.

Dazu Nürnberger Würstchen, Kartoffelpuffer mit Apfelmus und Waffeln mit Kirschen. Schade, dass ich vom Abendessen noch so satt bin.

Beatrix ruft dann zum lustigen Schneeball werfen auf. Für jeden Treffer gibt es ein Glas Slibowitz. Meine Ärmchen sind aber viel zu kurz und so fliegt mein Schneeball nicht mal in die Nähe des Eimers. Ist vielleicht auch ganz gut so, denn Frauchen hätte mir den Slibowitz sowieso nicht erlaubt.

Schade, dass unsere Tour schon wieder vorbei ist. Ein letztes Frühstück und dann heißt es Abschied nehmen. Schön wäre es gewesen, wenn wir die Weihnachtsmärkte hätten besuchen können, aber auch so war es eine gelungene Fahrt. Die ganze Crew hat sich so bemüht, es uns schön zu machen und lecker gegessen haben wir auch. Eigentlich will ich gar nicht nach Hause, aber wie heißt es doch? Nach der Fahrt ist vor der Fahrt?
Ich freue mich jetzt schon ganz toll, wenn ich das nächste mal mit einem Schiff der Phoenix-Flotte auf Tour gehen darf.

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Rosa (Sonntag, 02 Januar 2022 18:00)
Hallo lieber Hieronymus,
da hast du ja wieder ganz schön viel erlebt auf deiner Fahrt, auch wenn es bestimmt noch cooler gewesen wäre, wenn du auch Weihnachtsmärkte hättest besuchen können. Aber wie ich sehe, gab es sehr lecker essen. Ich koche zwar auch gerne, aber so herausragend kann ich es dann doch nicht. Ich kann schon verstehen, dass du da den Koch gerne mitnehmen wolltest. Oder vielleicht solltet ihr eurem Frauchen mal einen Kochkurs spendieren?
So viele Drachen wie ihr seid, würde sich so ein großes Haus bestimmt anbieten. Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob euer Frauchen da so mitziehen würde. Denn wie du ja schon selbst festgestellt hast, kann der Unterhalt eines so großen Gebäudes ganz schön ins Geld gehen - und das geht alles vom Reisebudget ab...
Wir sind jedenfalls schon sehr gespannt, wo euch die nächste Tour hinführt und freuen uns, von deinen/euren Erlebnissen zu lesen!
Liebe Grüße,
Rosa
P.S. Die ganze Drachenfamilie sagt ganz vielen lieben Dank für die Drachenpostkarte aus Regensburg :-) Wir haben uns sehr gefreut!