Nach zwei Tagen Dauerregen, scheint heute endlich mal wieder die Sonne und so können wir wenigstens einen Ausflug an diesem langen Wochenende machen.
Ideen hätte Frauchen genug gehabt. Da ich voll auf alte Dampfloks stehe, habe ich sie überredet, den Tag auf der Schiene zu verbringen.
175 Jahre fahren jetzt schon Züge durch Rheinland Pfalz. Da kann man doch mal ein Wochenende feiern oder nicht?
Wir starten unsere Rundfahrt am Hauptbahnhof Ludwigshafen. Kaum zu glauben, dass das mal der modernste Bahnhof in Deutschland war. Jetzt fristet er eher ein Schattendasein. Die meisten Züge halten nur noch am zentralen Bahnhof Mitte.

Wir sind noch ein wenig zu früh und der Zug steht noch nicht mal auf dem Abfahrtsplan. So viele Gleise hat Ludwigshafen jetzt auch nicht und so marschieren wir trotzdem schon mal los Richtung Bahnsteige. Ein paar alte Passagierwagen kann ich auf Gleis 4 schon entdecken, aber wo ist die Lok?
Na, die wird schon kommen. Ich bewege mich mal in Richtung Bahnsteig. Plötzlich ertönt ein lauter Pfiff, dass ich beinahe von der Bahnsteigkante gekippt wäre und da rauscht das "Krokodil" auch schon an uns vorbei. Jetzt ist mir auch klar, wo die Lok war. Der Zug wechselt ja hier die Fahrtrichtung, also muss die Lok wieder nach vorne. Das geht auf einem alten Bahnhof mit vielen Rangiergleisen natürlich einfacher, als auf einem neuen mit nur vier Gleisen. Deshalb beginnt unsere Fahrt auch am Hauptbahnhof.

Und dann steht sie in ihrer ganzen Pracht vor mir. Wer von euch unseren Blog liest, der weiß auch, warum die E94 auch Krokodil genannt wird. Wir haben so ein Modell nämlich schon bei den Dampftagen in Kranichstein gesehen. Nun, warum heißt sie wohl so? Weil sie grün ist? Könnte passen, aber die gab es auch in anderen Farben. Übrigens hat sie ihren Namen überhaupt nicht vom Hersteller bekommen, sondern von einem bekannten Modelleisenbahnhersteller. Der fand nämlich, dass sie sich wie ein Krokodil durch die Kurven schlängelt. Na, wie gut, dass er die Lok nicht Boa genannt hat.

Die Wagons sind alt, aber jetzt nicht wirklich antik. Wenigstens hatten die damals noch Ablagefächer für Gepäck. Das fehlt in den modernen Zügen des Nahverkehrs. Mit Koffer musst du da einen Platz blockieren oder du gehst in den Fahrradwagen und hoffst, dass nicht zu viele Fahrradfahrer unterwegs sind.

In Neustadt verlassen wir den Zug. Hier findet zur Zeit das deutsche Weinlesefest mit Wahl der Weinkönigin statt. Der große Umzug ist aber erst am nächsten Wochenende, doch die "Haiselscher" vom Weindorf stehen schon.
Ich wäre ja so gerne mit dem Kettenkarussell gefahren, aber Frauchen fand die Idee nicht so toll. Sie meint, da würde mich die Fliehkraft schon nach der ersten Runde raus katapultieren. So what! Ist doch Fun. Dann breite ich meine Flügel aus und segele zurück auf die Erde. Leider hat sie das Argument nicht gelten lassen. Da ich kein eigenes Geld dabei habe, muss ich mich leider fügen.

Wenigstens hat sie mir einen (wie heißen die Dinger jetzt?) Schaumkuss spendiert. So ein blöder Name. Ich finde den alten Namen ja viel passender und für alle Besserwisser unter uns: ja, ich weiß, dass es die auch in weiß gibt und der Name dann eigentlich nicht mehr passt. Aber als man sie erfunden hat, gab es nun mal nur die eine dunkle Sorte und nicht tausend Variationen, wie heute. Wobei ich zugeben muss, dass Marzipan oder Kokos schon recht lecker schmecken.

Natürlich hat an einem Tag wie heute auch das Eisenbahnmuseum geöffnet. Da wir noch Zeit bis zur Abfahrt unserer Dampflok haben, machen wir einen Abstecher dort hin. Boah, ist es da voll. Also, wer noch kein Corona hatte, hier stehen die Chancen heute gut. Wir haben zwar nicht unbedingt Angst vor einer Ansteckung, aber das Gedränge ist uns doch zu viel und wir machen schnell wieder die Flatter. Drache kann ja heute überhaupt nichts richtig anschauen. Ein Teil will ich euch aber trotzdem zeigen. Das ist eine gigantische Schneeschleuder. Die schiebt den Schnee nicht einfach nur zur Seite, sondern schleudert ihn in hohem Bogen nach rechts und links. Hört sich erst mal gut an, aber das Ding kann nicht alleine fahren, sondern benötigt bis zu vier Lokomotiven. Das riesige Schleuderrad wird von einer Dampfmaschine angetrieben und um die auf Betriebstemperatur zu bringen, dauert es acht Stunden. Also mal eben spontan Schnee von den Gleisen entfernen war da nicht drin.

Die restliche Zeit bis zur Abfahrt verbringen wir dann am Gleis. Da kommt auch mein Freund, das "Krokodil" noch mal vorbei. Der fährt jetzt weiter nach Kaiserslautern. Wir wollen aber mit der Dampflok nach Bad Dürkheim und es dauert auch nicht mehr lange, da fährt sie mit ordentlich Dampf und schrillen Pfeiftönen ein. Also verpassen kann drache so einen Dampfzug echt nicht.

Die Lok ist älter, da müssen auch die Wagons älter sein. Das ist jetzt schon etwas ungemütlicher für längere Fahrten. Bis Bad Dürkheim ist es aber nur ein kurzes Stück. Zum Glück, denn der Zug wird jetzt richtig voll.

Ich habe mir einen Platz am Fenster ergattert und bevor Frauchen mich wieder verjagt, weil es ja so gefährlich für kleine Drachen ist, verdecke ich das Schild "nicht hinauslehnen" mal eben ganz geschickt mit meinem Körper. Außerdem steht da nirgendwo, dass das auch für Drachen gilt. Zugegeben, es sind damals wahrscheinlich nicht so viele Drachen mit der Bahn gefahren, dass man sie extra hätte erwähnen müssen. Ist ja aber nicht mein Problem.

Nach kurzer Fahrt sind wir schon in Bad Dürkheim. Doch was ist das denn? Fällt euch das auch auf? Unsere Lok hatte doch eben noch eine ganz andere Nummer? Das Rätsel ist aber schnell gelöst. Bad Dürkheim ist nämlich ein Sackbahnhof. Da kann die Lok nicht die Seite wechseln. Also haben wir an beiden Enden eine Dampflok hängen.

Von Bad Dürkheim fahren wir zurück nach Ludwigshafen. Vielleicht haben wir ja Glück und erwischen eine von den alten Straßenbahnen. Die fahren heute im regulären Fahrplan mit.
So eine ganz alte hätte ich ja noch besser gefunden. Diese hier sind während der Anfangszeit von Corona auch öfters mal im Fahrplan aufgetaucht. Sind also eher nicht so ganz was besonderes.

Ich schnappe mir einen von den Einzelsitzen und ab geht es Richtung Heimat. Doof nur, dass am Hauptbahnhof wieder Schluss ist und wir dann noch mit der Linie 4 zum Berliner Platz fahren müssen, um dort in die Bahn nach Oppau umsteigen zu können.

Das war mal wieder ein ereignisreicher Tag und das praktische war, dass Frauchens Monatskarte auf alles Zügen gültig war. Wäre ja auch noch schöner gewesen, wenn der Nahverkehr feiert und die Verbundkarten nicht gültig sind. Zum Glück gibt es ja das 9-Euro-Ticket nicht mehr. Dann wäre bestimmt noch mehr los gewesen.
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