unterwegs auf dem Douro (2)


16°C
16°C

350 Treppenstufen in den Himmel

25.09.2021


7,21 km
7,21 km

Heute müssen wir früh zum Frühstück, denn um 8:00 Uhr startet bereits unser Ausflug. Leider meint es der Wettergott nicht so gut mit uns, dabei habe ich gestern meinen Teller ratzeputz leer gefuttert.

Naja, vielleicht wird es ja noch etwas.

Vor dem Schiff waren schon zwei Busse auf uns und dann geht es über die Autobahn Richtung Braga. Das lassen wir aber erst mal links liegen und fahren in Serpentinen hinauf auf 400 Meter.

Dort steht Portugals prächtigste Wallfahrtskapelle, Bom Jesus do Monte. Behauptet jedenfalls der Reiseführer und da ich keine andere kenne, glaube ich das jetzt einfach mal.

Da wir ja schon lange (mindestens 18 Stunden *kicher*) nicht mehr in einer Kirche waren, folge ich Frauchen ins Innere. Nicht schlecht, aber irgendwann wird jede noch so tolle Kirche langweilig. So sehr unterscheiden die sich jetzt auch wieder nicht. Ich frage mich bei solchen Altären ja immer, ob da auch mal einer Staub wischt und ob der dann zwischen den Figuren herum klettert? 

Spannender wird es im Anschluss. Das Teil ist ja eine Wallfahrtskapelle und so quälen sich die Pilger 350 Treppenstufen nach oben. Die steile Treppe soll den Aufstieg in den Himmel symbolisieren. Auch Sportler trainieren hier für Wettkämpfe. Wie gut, dass uns der Bus hier hoch gebracht hat, aber runter will Frauchen dann schon laufen. Wäre das dann aber nicht der Abstieg in die Hölle?

Ich wäre ja gerne mit der Wasserbalastbahn gefahren. Die ist übrigens die älteste der Welt und befördert Personen seit 1882 auf den Berg. Funktionieren tut sie ganz einfach. Bei der oberen Bahn wird ein Ballasttank mit Wasser gefüllt. Wenn er voll ist, zieht sein Gewicht die Bahn nach unten und gleichzeitig die untere nach oben. Unten wird der Tank geleert und das Spiel beginnt von neuem. Frauchen meint aber, man könne von der tollen Treppe gar nichts sehen, wenn man mit der Bahn fährt, also muss ich doch mit ihr laufen. Bestimmt hätte ich mehr Glück gehabt, wenn wir hätten hoch laufen müssen.

Also quäle ich mich die vielen Stufen hinab. Für so einen kleinen Wasserdrachen, der nicht fliegen kann, ist das schon ganz schön anstrengend. Bereut hab ich es aber nicht, denn die Treppe ist sehr spektakulär. Auf jedem Abschnitt befinden sich Brunnen und 

in der Mitte tummelt sich eine Schar von Heiligen. Ich gehe zumindest mal davon aus, dass das alles Heilige sind. Eine Horde Drachen wäre mir lieber, aber dann müsste diese Kapelle schon in Asien stehen.

Die Portugiesen sind ja streng katholisch und verehren ihre Heiligen. Darum finden auch immer wieder Wallfahrten mit allem Primborium statt. Wusstet ihr aber, dass die Heiligen nicht bedingungslos verehrt werden? Wenn die mal nicht so funzen, wie die Gläubigen sich das vorstellen, werden sie auch schon mal übel beschimpft. Immerhin bekommen sie im nächsten Jahr eine weiter Chance. Wäre ich Heiliger, würde ich in so einem Fall überhaupt keine Wunder mehr vollbringen. Punkt.

Am unteren Ende der Treppe wartet schon unser Bus und bringt uns nach Braga. Wie gut, dass wir nicht so viel Zeit haben, denn Braga wird auch das portugiesische Rom genannt und ist katholischer, als der Papst. Da wird es wohl mehr Kirchen, als nur die Kathedrale geben. Doch zuerst stehen wir vor einem der vielen barocken Herrenhäuser der Stadt, dem Palácio Dos Biscainhos. Bis ins letzte Jahrhundert lebte hier noch eine Adelsfamilie und genoss das Leben in vollen Zügen. Wenn wir jetzt mehr Zeit hätten, könnten wir mal einen Blick ins Innere werfen und uns davon überzeugen.  

Ich glaube einer der Heiligen hat wohl Mitleid mit einem kleinen Drachen gehabt, denn zwischen den Wolken kommt doch tatsächlich die Sonne hervor. 

Ich folge Frauchen und der Gruppe durch die Stadt. Zum Glück findet die Führung mit Audioguides statt. Da kann man sich ruhig auch mal ein Stück von der Gruppe entfernen, ohne Angst haben zu müssen, dass man den Anschluss verliert. Wenn die Verbindung schlecht wird, wird es Zeit sich nach der Gruppe umzuschauen.

Frauchen und ich halten uns daher eher am Rande der Gruppe auf, schon alleine damit einem nicht dauernd einer ins Bild läuft.

Dabei treffen wir doch tatsächlich auf einen Drachen. Ob der jetzt speziell etwas mit Braga zu tun hat, konnte ich nicht herausfinden, aber toll ist er schon.

Gemütlich schlendern wir durch die Fußgängerzone. Vor uns liegt im schönsten Sonnenschein der alte Bischofspalast mit seiner tollen Gartenanlage. 

Nebenan wohnt oder besser tagt der Bürgermeister in einem weiteren wunderschönen Barockhaus.

Was schreibt der Reiseführer so schön, Braga sei das Rom Portugals. Na, dann müssen wir ja wenigstens einen Blick in die Kathedrale werfen. Hier entdeckt Frauchen auch zum ersten Mal in Portugal ihre geliebten Wasserspeier. Sie sind zwar nicht so toll, wie in Frankreich, aber immerhin. Innen gibt es wieder viel Prunk und Deckengemälde. Typisch katholische Kirche eben.

Über das neuen Stadttor, die Porta Nova verlassen wir Braga. Neues Stadttor, das ich nicht lache. Das Ding hat schon locker ein paar tausend Jahre auf dem Buckel.

Pünktlich sind wir wieder am Schiff. So kann keiner schimpfen und der Kapitän kann pünktlich losfahren. Kurz nach 13:00 Uhr heißt es dann Leinen los und wir beginnen endlich unsere Kreuzfahrt auf dem Douro. Das muss ich natürlich unbedingt vom Sonnendeck aus mitverfolgen. Diesmal fahren wir die Strecke bei Tag, die wir vorgestern in der Nacht zurückgelegt haben.

Vorbei geht es an Gaia und Ribeira und unter fünf Brücken hindurch, dann sind wir auch schon aus Porto raus.

Langsam tuckern wir den Douro hinauf und treffen auch schon mal auf ein anderes Kreuzfahrtschiff. Sind ja schon wieder einige auf dem Fluss unterwegs. Noch ist die Landschaft nicht so spektakulär und mir wird auf dem Sonnendeck auch etwas kalt. Wie gut, dass es in der Lounge gerade Muffins und Kaffee gibt. Ist auf der MS Magellan eher was besonderes, denn hier gibt es nicht jeden Nachmittag Kaffee und Kuchen, wie auf der Arosa-Flotte, sondern nur dreimal auf der gesamten Tour. Da muss drache den Muffin schon genießen.

Gegen 17:00 Uhr erreichen wir Bitetos. Früher war es mal Anlaufhafen der Rabelos, heute ankern hier die Kreuzfahrtschiffe auf dem Weg Richtung Spanien.

Ich helfe der Crew dann mal unsere MS Magellan sicher zu vertäuen.

Nicht, dass die sich in der Nacht selbstständig macht.

Bis zum Abendessen ist noch ein wenig Zeit und so beschließen wir eine Runde durch den Ort zu drehen.

Zuerst geht es an den kleinen Sandstrand. Als Wasserdrache werde ich von selbigen ja magisch angezogen und außerdem will ich mal wissen, wie kalt der Douro ist. Der Kapitän hat behauptet, es wären 22°C, aber das kann ich nicht glauben. Mir ist es jedenfalls zu kalt.

Weiter geht es mit dem Spaziergag. Früher befand sich hier wohl eine römische Ansiedlung. Davon ist aber nichts mehr zu sehen.

Eine mittelalterliche Gasse mit Kopfsteinpflaster zieht sich den Hang hinauf.

Außer einem alten Waschplatz

und ein paar Weinreben ist hier aber nicht wirklich viel zu entdecken und so drehen wir nach kurzer Zeit um und kehren zum Schiff zurück.

Nach dem Abendessen kann ich es kaum erwarten, in die Bar zu kommen. Heute ist nämlich Bingoabend. Kennt man ja sonst nur von den großen Schiffen, aber mal schauen, ob wir heute Glück haben.

Ein anständiger Cocktail gehört natürlich auch dazu und dann kann es losgehen.

Alex und Anabela ziehen abwechselnd Nummern und wir sind so kurz davor, den großen Bingo, also alle Zahlen auf unserer Karte zu schaffen. Uns fehlt nur noch eine einzige Zahl und dann ist doch jemand anderes schneller. So ein Pech aber auch. Spaß hat es aber trotzdem gemacht.

22°C
22°C

Adelspaläste

26.09.2021


4.5 km
4.5 km

Der heutige Vormittag steht ganz im Zeichen des Douro. Da hätten wir eigentlich mal ausschlafen können, aber daraus wird auch heute nichts. Gegen

08:20 Uhr erreichen wir nämlich die riesige Schleuse von Carrapatelo. Fast zehn Jahre hat man an diesem Ungetüm gebaut. Ich finde das ja voll spannend, wenn so ein Schiff ein paar Meter in die Höhe transportiert wird. Hier sind es sogar stattliche 36 m. Das macht sie zur höchsten Schleuse in Europa.

Vor uns gähnt ein riesiges Loch in der Betonmauer. Sieht ein wenig aus, wie ein U-Boot-Bunker aus dem Weltkrieg und da sollen wir jetzt hineinfahren? Aber bitte schnell. Immerhin ist das Tor 150 Tonnen schwer und schließt wie ein Fallbeil. Wenn da was schiefgeht, ist unser Schiff zweigeteilt. 

Ich vertraue dem Kapitän. Der wird schon öfter in dieses Höllenloch gefahren sein und ist noch nie mit Mann und Maus und Klabautermann verschluckt worden.

So schlimm ist es dann aber auch gar nicht. Allerdings ist der noch nicht ganz so blaue Himmel ziemlich weit entfernt.

Langsam hebt sich das Schiff und dann kann ich irgendwann den Horizont sehen. Ich hoffe ja sehr, dass die Sonne den Kampf gegen Nebel und Wolken noch gewinnt.

Die Ampel springt auf grün und wir verlassen die Schleuse, um über den kleinen Stausee weiter Richtung Spanien zu fahren. Auf dem Sonnendeck heißt es jetzt Köpfe einziehen, weil es unter der Brücke doch recht eng wird. Kann mir egal sein, denn ich habe mir für die Schleusung den Platz vor der Lounge ausgesucht. Bevor wir hier die Köpfe einziehen müssen, ist unser Sonnendeck längst abrasiert oder wir stecken unter der Brücke fest.

Ach übrigens, ich hätte ja gerne mal die Glocke geläutet, traue mich aber nicht. Wer weiß, was dann passiert. Nicht, dass das irgendein geheimes Zeichen zum Verlassen des Schiffes ist.

Nach ein paar Metern flussaufwärts kommt dann tatsächlich die Sonne hervor. Jetzt sieht die Flusswelt doch gleich viel freundlicher aus. Langsam nähern wir uns dem Douro Tal, welches sogar als UNESCO Welterbe deklariert wurde. Morgen werden wir es in volle Pracht genießen können. Heute fahren wir nur bis Régua. 

Um die Mittagszeit erreichen wir Régua. Noch sind alle Anleger mit Flusskreuzern belegt und so legen wir erst mal auf der gegenüberliegenden Seite an und warten ab. Hektik ist keine angesagt, denn unser Ausflug beginnt erst nach dem Mittagessen.

Früher als erwartet, bekommt der Kapitän grünes Licht vom Hafenmeister und wir parken den Kahn um.

Nach dem Mittagessen geht es dann los. Frauchen hat uns alle Ausflüge gebucht, da die kleinen Orte, an denen wir anlegen nicht wirklich sehr spannend sind.

Heute fahren wir mit dem Bus zum nahe gelegenen Casa de Mateus.

Der Graf von Mangualde wohnt hier immer noch. Ich kann mir vorstellen, dass der Unterhalt von so einem Herrenhaus nicht ganz günstig ist und was braucht ein Graf auch so viele Zimmer. Ist wohl sicher ein Grund, warum drache die eine Hälfte des Anwesens besichtigen kann. Doch nicht nur das Haus ist sehenswert, sondern auch der Park. Das beginnt schon mit dem riesigen Wasserbassin, in dem sich der Palast spiegelt. Ich mag solche Wasserbecken, hatte aber auch schon Pech, dass sie nicht gefüllt waren. Dann hat sich das mit der Spiegelei natürlich erledigt.

Nachdem ich die Spiegelung ausführlich betrachtet habe, bin ich jetzt mal gespannt, was mich im Inneren erwartet. Arm waren oder sind die Grafen nicht gerade. Türen und Decken sind aus Kastanienholz und auch das Mobiliar kann sich sehen lassen. In allen Räumen befinden sich hohe Wandschränke und zierlichen Sekretäre. Stellt euch nur mal vor, die haben die damals mitgenommen auf Reisen, um arbeiten zu können. Wieviel einfacher ist es da heute mit einem Laptop. Auch im Esszimmer befinden sich vier dieser Wandschränke. Habe ich geglaubt, aber unser Guide erklärt uns, dass einer dieser Schränke in Wirklichkeit eine Tür sei, von der ein Gang zur Küche führt. Wie clever ist das denn. Noch besser finde ich aber den kleinen Knopf, den die Hausherrin an ihrem Platz hatte. Damit konnte sie eine Klingel in der Küche auslösen und der nächste Gang wurde serviert. Hi, hi, ich glaube so etwas führe ich zuhause auch ein. Dann können wir immer nach Frauchen klingeln, wenn wir Schoki oder sonstige Leckereien möchten. Bin mal gespannt, wie lange sie das Spielchen mitmachen würde.   

Als Höhepunkt zeigt der Guide uns dann noch die Bibliothek. Auch hier ist in einem Pfeiler ein Versteck. Schließlich braucht man ja eine Leiter, will man an die oberen Bücher gelangen. Ich habe jetzt schon beeindruckendere Bibliotheken gesehen, aber die waren meistens in Klöstern und nicht in Privatbesitz.

Bevor wir weiterziehen, bekommen wir noch ein wenig Freizeit, um uns den prächtigen Garten anzuschauen. Leider ist ja schon Herbst und so blühen nur noch ein paar Rosen. 

Unser Ausflug ist aber noch nicht zu Ende. Es geht weiter nach Vila Real. Hier fließt der Rio Corgo in den Douro und das Städtchen ist bekannt für seine schwarzen Töpfereien. Zum Glück ist heute Sonntag und Frauchen kann nicht auf Shoppingtour gehen.

Vila Real ist aber auch Bischofsstadt und hat daher auch einige Kirchen zu bieten. Ich habe aber inzwischen die Befürchtung, dass das für jede portugiesische Stadt gilt. 

An der Avenida de Carvalho Araújo endet unsere kleine Stadtführung. Sie ist die wichtigste Geschäftsstraße der Stadt, aber an einem Sonntag kann drache keine Kreditkarte zum Glühen bringen.

Zum Glück hat unser Guide die perfekte Idee und lädt uns auf einen Espresso in ein kleines Cafe ein. So weit, so gut, aber mit Espresso kannst du keinen Drachen hinter dem Ofen hervorlocken. Doch Portugal rühmt sich seiner über 200 Kuchen- und Gebäcksorten. Da muss doch was für ein Drachenschleckermaul dabei sein. Und tatsächlich, zusammen mit dem Espresso bringt die Kellnerin einen Teller mit lecker aussehendem Gebäck. Was das wohl sein mag? Frauchen weiß die Antwort. Das sind Cristas de Galo, gefüllt mit einer Creme aus Eigelb, Zucker und Mandeln. Das klingt jetzt sehr lecker. Ob ich die wohl alle drei verdrücken darf? Darf ich natürlich nicht, aber wenigstens muss ich nicht mit Frauchen teilen.

Zurück an Bord gibt es dann auch schon Abendessen und danach muss ich mir einen günstigen Platz in der Lounge suchen. Die Reederei darf endlich wieder Künstler an Bord lassen und so kommt drache heute in den Genuß portugiesischer Folklore.

21°C
21°C

auf dem Douro

27.09.2021


107.5 km
107.5 km

Heute können wir ausschlafen, denn wir fahren den ganzen Tag durch das bekannte Douro-Tal bis an die spanische Grenze.

Ohne Hetze gibt es erst mal ein geruhsames Frühstück.

Danach begeben wir uns aufs Sonnendeck. Es ist zwar etwas frisch und die Sonne weiß auch noch nicht so recht, ob sie hervorkommen soll oder nicht. Wenigstens regnet es nicht. Trotzdem suchen wir uns ein Plätzchen unter dem Sonnendeck, von dem wir aber sehr schnell wieder verjagt werden.

Wir passieren nämlich gleich die dritte Schleuse auf unserem Weg gen Osten und da bleibt bei der Ausfahrt nicht wirklich viel Platz zwischen Sonnendeck und Brücke. Deshalb lässt der Kapitän das Sonnendeck abbauen, erlaubt uns aber oben zu bleiben, wenn wir uns hinsetzen und die Köpfe einziehen.

Uiui, das wird wirklich richtig knapp. Zwar nicht für mich kleinen Drachen, aber Frauchen hätte nicht stehen können, wenn sie nicht hinterher als kopflose Sabine hätte herumgeistern wollen.

Da heute Flusstag ist, müssen die Passagiere ja bespaßt werden, damit sie sich nicht langweilen. Wobei ich mich ernsthaft frage, wie drache sich bei der fantastischen Landschaft langweilen kann.

Egal, an Deck ist Minigolf aufgebaut und wir üben uns im Einputten. Gar nicht so einfach auf einem Schiff mit Gegenwind. Noch dazu ist der Schläger viel zu groß für mich und an uns Drachen denkt ja nie jemand. Deshalb versuche ich es mal mit Fußball, bin aber nicht sehr erfolgreich. Ich fürchte Frauchen muss unseren Cocktail heute Abend selber bezahlen. 

Es dauert gar nicht lange und wir erreichen die nächste Schleuse, wo es abermals 32 m nach oben geht. Hier ist der Wasserstand aber so hoch, dass der Kapitän alle vom Sonnendeck runter scheucht. Soll uns recht sein, denn wir wollten sowieso in die Lounge, weil es dort wärmer ist. Fotografieren kann Frauchen trotzdem, weil sich davor ja der kleine Außenbereich für die Raucher befindet. Der ist jetzt allerdings ziemlich voll, weil das Sonnendeck gesperrt ist.

Die Schleuse von Valeira ist jetzt auch nicht viel anders, als die vorherigen, aber die Landschaft dahinter fasziniert mich. Wir fahren nämlich durch eine Schlucht. Hier waren einst Dona Ferreira und Baron von Forrester mit ihrem Rabelo unterwegs nach Porto. Zu der Zeit war das noch ein Abenteuer und die Schlucht hatte so ihre Tücken. Es kam also, wie es kommen musste und das Schiff kenterte. Die Dona überlebte. Das hatte sie wohl der damaligen Kleidung mit den weiten Röcken zu verdanken. Die blähten sich auf und gaben ihr den benötigten Auftrieb. Der Baron hatte da nicht so viel Glück. Er wurde nie wieder gesehen. Man munkelt, er hätte zu viele Goldmünzen in seinem Gürtel gehabt. Ob er jetzt ertrunken ist oder einfach nicht gefunden werden wollte, weiß man nicht. Bisher haben die vielen Taucher in der Schlucht jedenfalls noch keine Dukaten gefunden.

Ich kann Frauchen überreden, in der Lounge zu bleiben. Ich bin ja ein schlauer Drache und habe gestern das Tagesprogramm genau studiert. Heute gibt es nämlich noch mal Kuchen. Mit so einem leckeren Stück kann drache die Aussicht doch gleich viel besser genießen. Ist zwar ein bisschen sehr rot geworden, aber schmeckt lecker.

Gegen Abend haben wir die spanische Grenze erreicht. Weiter geht es mit dem Schiff nicht, denn ab hier ist der Douro nicht mehr schiffbar. Die Eisenbahnlinie, die uns am Flussufer begleitet, führte mal bis Salamanca, aber auch das ist Geschichte. Morgen werden wir einen Abstecher nach Spanien machen.

Für heute habe ich die nötige Bettschwere. So ein Tag an Deck bei Wind und Wetter kann einen kleinen Drachen ganz schön ermüden.

23°C
23°C

Abstecher nach Spanien

28.09.2021


7.12 km
7.12 km

Ohje, heute muss ich wirklich früh aus den Federn. Ich dachte, dass wäre hier so was wie Urlaub. Nach Salamanca sind es aber zwei Stunden Fahrt und wir wollen ja möglichst viel Zeit in der Stadt verbringen. Der Ausflug lohnt sich aber unbedingt, denn weder in Vega de Terron (Spanien) noch im gegenüberliegenden Barca d'Alva (Portugal) steppt der Bär (äh Drache). Das Schiff liegt dort aber den ganzen Tag, um uns abends wieder an Bord nehmen zu können. So oft kann drache gar nicht von Portugal nach Spanien und zurück laufen, um so einen Tag sinnvoll zu füllen. Ok, ich könnte noch die Oliven- und Mandelbäume zählen, die hier wachsen oder auf den täglichen Zug warten, aber das war es dann auch schon. Da nehme ich doch lieber die lange Busfahrt auf mich.

Nach zweistündiger Busfahrt haben wir die bekannte Universitätsstadt dann endlich erreicht. Zum Glück, denn ich werde langsam zappelig und will jetzt endlich was sehen.

Der Bus spuckt uns in der Nähe des Plaza Mayor aus. Frauchen hat das Audiogerät schon auf die richtige Frequenz eingestellt, damit wir in dem Getümmel von Touristen unsere Reiseführerin nicht verlieren.

Hier ist doch schon wieder einiges los.

Wir laufen an der alten Markthalle vorbei und treffen auf ein altes Mütterlein. Was die wohl verkauft? Wäre sie nicht aus Metall, könnte ich mir hier jetzt leckeren weißen Nougat kaufen.

Wir schlendern jedoch weiter zum großem Plaza Mayor mit dem Rathaus. Das nenne ich mal einen riesigen Platz. Stellt euch nur mal vor, bis ins letzte Jahrhundert wurden hier sogar Stierkämpfe abgehalten. Wahrscheinlich hätten die auch drachen bekämpft, wenn sie denn welche gefunden hätten.

Ich weiß das und ihr wisst das bestimmt auch, dass der Storch keine Kinder bringt. Ob die das hier in Salamanca auch so sehen? Hoch oben auf der Kirche San Martin thront jedenfalls ein riesiges Storchennest, dass jedes Jahr vom gleichen Storchenpaar wieder genutzt wird.

Nicht weit von hier steht das bekannte Casa de las Conchas, das Muschelhaus. Hier residierte einst der Ritter Maldonado. Warum der wohl sein Haus mit den vielen Jakobsmuscheln verzieren ließ? Ich wage ja zu bezweifeln, dass er so oft den Jakobsweg gelaufen ist. Der führt nämlich auch durch Salamanca. Unser Guide klärt mich auf.

Die Muscheln sind wohl eine Art Liebesbeweis an seine Frau, denn sie sind auch in ihrem Wappen zu finden. Sie sind aber auch ein Motiv des Santiagoordens, dem er angehörte. So, jetzt könnt ihr euch aussuchen, was euch besser gefällt, Romantik oder Selbstdarstellung.

Gegenüber vom Muschelhaus steht eine der vielen Kirchen dieser Stadt. Ich mag ja Städte, die voller Türme sind, aber hier verliert drache doch leicht mal den Überblick.

Meine feine Drachennase hat etwas erschnuppert. Wir sind gerade auf der Rua Mayor unterwegs und rechts und links sind kleine Restaurants und Geschäfte mit Spezialitäten. Dazu gehört auch der leckere Serrano-Schinken, der hier in vielen Läden von der Decke hängt. Ich würde mich ja heute Mittag viel lieber in einem dieser kleinen Restaurants einmal quer durch die Tapas-Karte futtern, aber dann finde ich nachher womöglich den Bus nicht mehr. Aber lecker sehen diese Schinkenbrötchen schon aus.

Nur schnell weiter, sonst muss Frauchen mir so ein Teil kaufen und ich bin doch noch satt vom Frühstück.

Salamanca ist eine bedeutende Universitätsstadt und das schon seit acht Jahrhunderten. Die Gebäude der Uni sind recht schlicht, bis auf die prächtige Hauptfassade. Die ist über und über mit Figuren übersät.

Doch jeder, der hier steht ist nur auf der Suchen nach einem kleinen Frosch. Unter Studenten heißt es, wer den Frosch findet, hat Glück bei den Prüfungen. Na, wenn das so einfach wäre. Zugegeben, es ist nicht wirklich leicht, diesen kleinen Frosch zu finden, doch zum Glück weiß unser Guide ganz genau, wo er sich versteckt. Aber gilt das dann überhaupt noch mit dem Glück, wenn einem bei der Suche geholfen wird?

Ich muss schon sagen, dass die Studenten in Salamanca ziemlich abergläubisch sind. Vielleicht sollten die mal lieber anständig lernen, als an so einen Hokuspokus zu glauben. In der alten Kathedrale gibt es eine Kapelle mit einem Heiligen in einem Sarg. Nicht dem echten natürlich, sondern einer Figur. Vor einer wichtigen Prüfung soll man hier die Nacht verbringen und mit dem Heiligen füsseln. Ja, ihr habt richtig gehört. In dem gläsernen Sarg sind zwei Löcher, durch die der Student seine Füße stecken und diese gegen die Sohlen des Heiligen stellen kann. Dadurch soll die Intelligenz von diesem auf den Studenten übergehen. Wie gruselig ist das denn? Nachts alleine mit den Füßen im Sarg. Da würde ich doch lieber anständig lernen und mich auf meine eigene Intelligenz verlassen.

Auf dem Weg zur Kathedrale sind wir inzwischen auch. Wobei es sich hier sogar um zwei Kathedralen handelt, eine neue und eine alte. Eigentlich wollte man ja die Steine der alten zum Bau der neuen Kathedrale verwenden. Wie nun aber jeder weiß, zieht man so eine Kathedrale mal nicht eben über Nacht hoch. Das schaffen selbst heutzutage die Bauarbeiter in Dubai nicht. Man hätte also während der Bauphase keine Kathedrale gehabt. Geht ja gar nicht und so stehen heute Catedral Nueva und Catedral Vieja einträchtig nebeneinander. Scheint in Spanien kein Problem zu sein, wenn zwei Kirchen nebeneinander stehen. Jedenfalls ist hier kein noch so schmales Häuschen dazwischen gebaut.

Das Portal der neuen Kathedrale steht dem der Universität in nichts nach. Auch hier gibt es Figuren über Figuren. Erinnert mich ein wenig an die Sagrada Familia in Barcelona. Da könnte ich auch stundenlang stehen und Figuren betrachten.

Doch was ist das? Die Kathedrale ist von 1733. In der Fassade entdecke ich einen Teufel. Ok, dass ist für die Zeit sicher nichts außergewöhnliches, aber er hat eine Eiswaffel in der Hand und die gab es in der Form damals sicher noch nicht. Ein Stück weiter entdecke ich sogar einen Astronauten. Also entweder waren hier im 18.Jhdt Alliens am Werk oder diese Figuren wurden später bei Restaurationsarbeiten eingefügt.

Im Inneren gibt es sehr viele ausgeschmückte Kapellen und eine wunderschöne Kuppel. Hoffentlich bleibt die noch lange erhalten, denn ein schweres Erdbeben in Lissabon hat bereits tiefe Risse in den Wänden der Kathedrale hinterlassen.

In der alten Kathedrale beeindruckt mich ein riesiges Retabel mit 53 Darstellungen aus dem Leben Christi, eines für jede Woche des Jahres. Ja, ja ich weiß, dass das Jahr 52 Wochen hat, aber eben nicht genau 52 und in Schaltjahren sind es dann 53. Passt also.

Hier ist auch die bereits erwähnte Kapelle mit dem Sarg des Heiligen.

Ich finde die Vorstellung immer noch gruselig, frage mich aber auch, wer denn entschieden hat, welcher Student hier des nachts vor der Prüfung die Intelligenz des Heiligen aufsaugen darf? Kann ja schließlich nur einer in den Genuss kommen. *kicher*

Ob es der dümmste war? Der hätte es vielleicht nötig gehabt. Oder des Professors Liebling? Die waren doch aber in der Regel selber intelligent genug? Fragen über Fragen und ich kenne die Antwort noch immer nicht.

Nach so viel Gruselei, benötige ich jetzt erst mal ein stärkendes Mittagessen. Schade, dass wir wegen Corona nicht in der Stadt essen können. Dann hätten Frauchen und ich uns nämlich abgesetzt und ein paar leckere Tapas verputzt. Wäre bestimmt leckerer gewesen.

Nach dem Mittagessen haben wir noch ein wenig Freizeit. Viel ist in der Stadt jetzt nicht los, denn die Spanier machen Siesta und die meisten Läden sind geschlossen. Da können wir wenigstens kein Geld ausgeben und lassen uns einfach nur ein wenig durch die Stadt treiben. Dabei kommen wir auch am Kloster San Esteban vorbei.

Leider machen die Mönche auch gerade Siesta und so können wir es nur von außen betrachten. 

Die restliche Zeit bis zur Abfahrt des Buses versuche ich mich mit diesem netten Herrn zu unterhalten, aber irgendwie ignoriert er mich.

Das war ein wirklich langer Tag für einen kleinen Drachen und so mache ich auf der Rückfahrt im Bus auch eine kleine Siesta.

Ich muss ja fit sein, wenn heute Abend in der Lounge Flamenco getanzt wird.

Unser Kreuzfahrtdirektor Alex hat ja wieder Google befragt, was denn da so über den Flamenco zu finden ist, damit er heute Abend glänzen kann. Manche Leute glauben wohl ernsthaft, das käme von Flamingo. Lange Beine hat der Vogel ja, aber ob er damit so elegant tanzen könnte?

Passend dazu spendiert Frauchen sogar ein Glas Sangria, aber das schmeckt mir nicht wirklich. Morgen bestehe ich wieder auf einem Cocktail.

Unser Endziel haben wir ja heute erreicht und so werden wir morgen umkehren und gemächlich nach Porto zurück tuckern. Wie bereits erwähnt ist unsere

MS Magellan eher von der langsamen Sorte.


unterwegs auf dem Douro - Teil 3



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Kommentare: 1
  • #1

    Ruby (Mittwoch, 13 Oktober 2021 21:43)

    Hallo lieber Hieronymus,
    wooow, so ein schön langer Bericht, wie toll <3 Die halbe Drachenfamilie und die Mama Moni wollen irgendwo ihren Senf dazu geben, deshalb hoffe ich jetzt mal, das ich niemanden vergesse:
    - Die Mama Moni erinnert die Wallfahrtskapelle auf dem ersten Bild irgendwie an Schloss Linderhof in Bayern, nicht von den Türmchen her, aber durch die Lage mit dieser geschwungenen Treppe davor und den Blumenbeeten. Zufällig hat sie eine Schwäche für dieses Schloss und war deshalb auch direkt ganz interessiert an der Wallfahrtskapelle
    - Wir alle sind uns einig, in dieser Kapelle würde niemand von uns Staub wischen wollen!
    - Den Drachen, den du in Braga gefunden hast, finden wir echt cool!
    - Flämmchen meint, das neue Stadttot kann ruhig schon paar tausend Jahre auf dem Buckel haben, solange es ein Stadttor gibt, was noch mehr Jahre auf dem Buckel hat...
    - Saphira findet, dass 22 Grad Wassertemperatur doch sehr angenehm sind und fragt, ob du jemals im Loch Ness geschwommen bist?
    - Chili glaubt, er hätte es sich nicht verkneifen können die Glocke zu läuten, sofern er den strengen Blicken unserer Mama Moni entronnen wäre...
    - Spiegelungen im Wasser finden wir auch alle toll und unsere Mama Moni ist immer total glücklich, wenn sie da ein tolles Motiv einfangen kann...
    - Die Bookdragons lieben die Bibliothek <3
    - Die Anspielung auf die kopflose Sabine haben wir Bookdraons verstanden. Wir glaube aber, es ist für alle Beteiligten besser, wenn euer Frauchen ihren Kopf behält!
    - Die Landschaft finden wir auch alle echt toll!
    - Puh, die Studierneden da haben echt komische Rituale. Also, einen Frosch zu suchen stellen wir uns ja noch ganz witzig vor, wie eine Schatzsuche. Aber die Füße in einen Sarg stecken? Und wer hat denn bitte seine Intelligenz in den Füßen?
    - Sowohl die Kathedralen als auch das Kloster sehen echt toll aus!
    Vielen Dank für den tollen Reisebericht, wir freuen uns schon auf den nächsten Teil, den wir aber frühestens morgen lesen dürfen...

    Liebe Grüße von Ruby & der Drachenfamilie

    P.S. Deine Postkarte ist heute angekommen. Wir haben uns alle soooo doll gefreut, vielen Dank dafür <3