Rund um den Arlberg in Tirol (2)

28°C
28°C

sagenhaftes Verwalltal

08.08..2019


8 km
8 km

Rendl-Bahn St Anton am Arlberg

Ein Blick aus dem Fenster lässt mich aufatmen. In der Nacht hat es immer wieder heftig geregnet, doch jetzt scheint die Sonne vom immerhin teilweise blauen Himmel. Die paar Schäfchenwolken dürfen bleiben.

Ich habe beschlossen, am Vormittag noch mal auf den Berg zu fahren. Diesmal auf den 2030 Meter hohen Rendl. Im Sommer fährt die Bergbahn hier nur zweimal die Woche hoch.

Talstation der Rendlbahn

Diesmal bin ich auf der anderen Seite von St Anton und kann hinüberschauen auf den Valluga, wo ich am Sonntag war.

Blick auf den Valluga

Hier oben startet der Alpenrosenweg, der bis hinunter ins Tal führt. Ich hatte ja insgeheim gehofft, es würden noch ein paar vereinzelte Rosen blühen, aber es ist wohl doch schon zu spät. Muss aber grandios ausschauen, wenn im Frühjahr der Hang in rot getaucht ist. Selbst andere Blumen sind hier nicht zu entdecken. Das war am Galzig ganz anders. 


Da ich der Rosannaschlucht eine zweite Chance geben will, werde ich nicht den Weg zu Fuß ins Tal wählen, auch wenn der als leicht eingestuft ist. Nein, ich fahre mit der Gondel hinab und genieße das Panorama. Tief unter mir liegt St Anton und rechts sieht man schon die Rosanna. 

Wanderweg entlang der Rosanna

Den Anfang des Wanderweges kenne ich ja schon und heute komme ich auch weiter, als bis zum ersten Unterstand.

 

Ein breiter Fuhrweg verläuft ohne weitere Steigung entlang der Rosanna. Die fließt mit einer ordentlichen Geschwindigkeit über Felsbrocken und andere Hindernisse. 

Rosanna

Hie und da stürzt sich ein kleinerer Wasserfall in die Tiefe. 

Wanderweg entlang der Rosanna

Ach, wandern in den Bergen kann auch schön sind. Das Verbotsschild am Wegesrand hätte mich aber warnen sollen.

 

 

 

 

 

Doch noch ist alles gut. Vorbei an Brunnen und Wegekreuzen (ich bin hier auf dem Jakobsweg unterwegs) und über kleine Brücken geht es nun leicht bergan.

Schließlich lasse ich die Rosanna links liegen und es geht nun wirklich über Stock und Stein hinauf. Der Fluss bleibt mein Begleiter, aber er bleibt tief unten im Tal. Mir ist jetzt auch klar, warum hier keine Mountainbikes fahren dürfen. An manchen Stellen, wird es sogar mir mulmig, so eng ist es und so tief geht es rechts hinab. Ich bin jetzt heilfroh, dass ich die Tour am Dienstag abgebrochen habe. Hier hätte ich bei Regen nie und nimmer hoch gewollt. 

Dann kommt auch schon das nächste Warnschild. Ich hatte es schon fast befürchtet, wenn ich mir die Gegend, durch die der Pfad jetzt führt so betrachte. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass alle Steine fest sitzen, denn ich wüsste nicht, wohin ich ausweichen könnte, sollten da ein Brocken den Berg runter kommen. Gar nicht darüber nachdenken und tapfer weiter. Nach ein paar hundert Metern liegt der kritische Teil hinter mir und schon bald bin ich oben angekommen. 

Ach, ist das schön, wenn man wieder auf einen breiten, eben verlaufenden Weg trifft. Doof nur, dass es eine Straße ist. Hier herrscht zwar nicht viel Autoverkehr, aber schön ist es trotzdem nicht. Ich befinde mich jetzt auf dem sagenhaften Verwall-Weg. Bevor ich aber die Richtung zum See einschlage, will ich ein Stück in die andere Richtung laufen. Wie schon gesagt, ich bin hier auf dem Jakobsweg und nicht weit von hier steht die Stiegeneck Kapelle. Dort zünde ich eine Kerze an und weiter geht es.

 

Ich bin hier nämlich nicht nur auf dem Jakobsweg unterwegs, sondern auch auf dem Sagenweg. Zwei von vier Sagen habe ich entdecken können. 

In der Nähe der Kapelle treibt die Hexe von Stiegeneck ihr Unwesen. 

Der Straße (jetzt Richtung See) folgenden, komme ich an die Stelle, wo sich der Geist des Ehemannes umtreibt. 

Die Schnanner Drajer habe ich leider verpasst, da ich mich entschließe lieber dem Weg durch die Wiesen zu wählen, als weiter der Straße zu folgen. 

im sagenhaften Verwalltal unterwegs

 

Ist auch viel schöner hier. Kurzzeitig habe ich das Gefühl, ich bin verkehrt, denn der Weg nimmt und nimmt kein Ende. Eigentlich müsste ich doch längst am See sein. Vielleicht ist die Straße auch einfach kürzer?

 

 


Irgendwann habe ich dann aber doch die Staumauer erreicht. Eine Hängebrücke führt über die Schlucht  

und dann liegt der See vor mir.  Was ein Blau, aber ich hatte ihn mir größer vorgestellt. 

Verwallsee

Wie gut, dass es von hier zurück nach St Anton den kostenlosen Verwall-Bus gibt. Ich glaube nicht, dass ich die ganze Strecke hätte zurücklaufen wollen. 

Bis zur nächsten Abfahrt ist aber noch ein wenig Zeit und so laufe ich noch ein Stück am See entlang. Auf der Wiese haben sich regionale Künstler ausgetobt und “LandArt” aus natürlichen Materialien geschaffen. 

Am Ende des Sees treffe ich noch mal auf die Rosanna. Hier plätschert sie aber eher friedlich in ihrem Bett dahin. 

Kaum bin ich wieder an der Bushaltestelle, kommt er auch schon. Da die Straße hier ins Tal nur einspurig und nicht sehr breit ist, ist es ein eher kleiner Bus. Gut tut jeder, der spätestens hier einsteigt, denn auf dem Weg ins Tal wird er richtig voll und mit Kinderwagen hat man dann gar keine Chance mehr und muss auf den nächsten warten. Nur, ob es dann besser ist? Mir ist es egal. Ich hab meinen Sitzplatz und fahr bis zur Endstelle mit. 

32°C
32°C

auf dem Pilgerweg in Flirsch

09.08..2019


13 km
13 km

Flirsch

Letzter Tag am Arlberg und wie es ausschaut, spielt das Wetter noch mal mit. Heute geht es mit dem Bus nach Flirsch und von dort auf dem Kapellenrundweg, Römerweg und Jakobsweg nach Strengen. Also, die Römer können wir mal außer Acht lassen. Der Weg am Arlberg war zu jener Zeit eher unbedeutend und irgendwelche Bauwerke haben sie auch nicht hinterlassen. Bleiben noch Kapellen- und Jakobsweg. Die passen thematisch ja gut zusammen und so habe ich den Kapellenrundweg in Flirsch einfach ein Stück um den Jakobsweg verlängert. 

 

In Flirsch spuckt mich der Postbus aus. Der Ort liegt auf 1157 Meter Höhe, aber für mich wird es heute noch einiges höher gehen. Frau sollte bei der Planung eben nicht nur ein Augenmerk auf die Entfernungen, sondern auch auf das Höhenprofil legen. Hätte zwar nichts geändert, aber ich hätte gewusst, was auf mich zukommt. 

Doch noch bin ich im Tal und wandere die Hauptstrasse entlang, vorbei an Brunnen und hübschen Häusern. 

 

 

Im Zentrum, wie sich das für ein anständiges Dorf gehört, steht die Pfarrkirche von 1385. Die ist jetzt nicht wirklich etwas außergewöhnliches und so marschiere ich weiter.

 

 

Pfarrkirche in Flirsch

Betreten auf eigene Gefahr, denn es herrscht Steinschlaggefahr. Ob das in Lourdes auch so ist?

  

Lourdesgrotte in Flirsch

Und schon geht es bergauf. Am Mühlbach mit seinem Wasserrad liegt die Lourdesgrotte.

 

Wie schon viele andere vor ihm, war der Flirscher Pfarrer Fuchs 1896 in Lourdes. Zurück in der Heimat, fand er die Gegend hier sähe aus wie in Lourdes. Also muss auch eine Grotte her. 

Lourdesgrotte in Flirsch

Genau oberhalb steht die erste Kapelle meiner heutigen Tour, die Lourdeskapelle. Die ist im Inneren eher schlicht. 

Nun führt mich mein Weg immer weiter hinauf, vorbei an kleinen Wegkreuzen und Blumenwiesen. 

Ständig könnte ich stehen bleiben. Nicht nur, weil mir die Puste ausgeht, sondern weil ich den Blick auf die Berge so faszinierend finde. 

auf dem Kapellenrundweg in Flirsch

 

Im nächsten Örtchen (wenn man denn ein paar Häuser so nennen kann) zeigt ein altes Schild Richtung Flirsch. Da könnte ich doch den Weg zur nächsten Kapelle abkürzen. Gesagt, getan. Zuerst lande ich aber auf einer Pferdekoppel, da das Schild nicht so ganz eindeutig die Richtung weist. Das Gatter hat mich eher nicht davon abgehalten, da hier wegen der Kühe öfter mal Wege durch Gatter gesperrt sind. In diesem Fall war es aber wirklich eine Pferdekoppel ohne zweiten Ausgang. Hab ich dann auch schnell gemerkt und den Rückzug angetreten. Zum Glück war das Pferd nur neugierig und hat mich in Ruhe gelassen. 


Jetzt sehe ich auch den richtigen Weg oder besser Trampelpfad durch die Wiesen. Wie gesagt, ich dachte, es wäre eine Abkürzung und ich müsste nicht noch höher hinauf. Zu dem Zeitpunkt bin ich auch noch der Meinung, der Jakobsweg würde im Tal verlaufen. Rausgekommen bin ich fast an meinem Startpunkt, der Kirche. Egal, kann ich jetzt sowieso nicht ändern und folge dem Kapellenweg wieder bergauf.

 

 

Blick auf Flirsch

Herz-Jesu-Kapelle in Flirsch

Schon bald stoße ich auf die Herz-Jesu-Kapelle. Ursprünglich wurde sie 1718 erbaut, aber der Platz vielleicht nicht gut gewählt, denn kaum war sie fertig, wurde sie von einer Mure verschüttet. Als man 1970 die Straße zu den Berghöfen baute, hat man die ziemlich verfallenen Kapelle abgerissen und 15 Jahre später neu errichtet. 

 


Dieser Straße folge ich jetzt und es geht noch weiter bergauf. Ein weiterer Nachteil dieser Tour, sie führt fast nur über Straßen. Hier ist zwar nicht wirklich viel Verkehr, aber ich hätte mir einen Pfad über die Wiesen gewünscht. 

Ein wenig abseits steht die Antoniuskapelle von 1718 und damit ist sie die älteste Kapelle der Gemeinde. Hier lohnt sich auch ein Blick ins Innere. Waren die bisherigen Kapellen eher schlicht, besticht diese mit einem Barockaltar. Eine Madonna, umgeben von Engeln blickt auf mich herab.  

Antoniuskapelle in Flirsch
Barockaltar in der Antoniuskapelle

Da viele dieser Kapellen in Privatbesitz von Bauern sind, dürften die von Wolfen und Bermen wohl nicht ganz arm sein.


Ich wage einen weitern Abkürzungsversuch. Ein schmaler Weg führt von hier hinab zum Plattenkreuz 

und dort treffe ich auf den Römerweg Richtung Strengen. Passt schon mal und der Wegweiser Jakobsweg ist auch da. 

Römerweg Richtung Strengen

Jetzt kommt der eigentlich schönste Abschnitt des Tages, denn es geht endlich mal durch schattigen Wald. Zwar auf schmalen Wegen und bergab, aber immerhin mal keine Straße. Was mir Sorge bereitet ist bergab. Inzwischen glaube ich ja nicht mehr an Kapellen im Tal (obwohl es die ja auch gibt) und meine Befürchtungen bewahrheiten sich. Kaum stoße ich wieder auf die Straße, geht es bergauf. Bin ich denn eine Bergziege, oder was? Das nächste Wegstück zieht sich gewaltig, doch dann entdecke ich die Rieferkapelle.


Diese Kapelle stand ursprünglich an anderer Stelle und war aus Holz. 1960 wurde dann eine steinerne Kapelle errichtet, doch sie stand nur zehn Jahre, denn der Straßenbau war wichtiger und die Kapelle im Weg. Die heutige Kapelle gibt es erst seit 1998 und nur das Bild der Hl. Familie ist vom Original erhalten geblieben. Mir gefallen hier besonders die farbigen Fenster. 

Rieferkapelle bei Strengen

Noch ein Stück, ein ganz schön ordentliches Stück, geht es weiter bergauf (war ja klar) und nur die Aussicht auf die Berge versöhnt mich ein wenig. 

Kapelle auf dem Weg nach Strengen

 

Doch dann muss ich mich entscheiden. Gehe ich noch weiter bergauf zum Egger Weiher und der Barbarakapelle oder breche ich jetzt ab und laufe ins Tal. Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich mich anders entschieden, doch so beschließe ich, den Weiher noch mitzunehmen.

 

Doch erstmal heißt es an der kleinen Kapelle am Weg Wasser nachbunkern.

 

 

 

 

Jetzt geht es wieder bergauf, eine Kehre nach der anderen und kein Ende in Sicht. Bin ich eigentlich bescheuert? Irgendwann mag ich nicht mehr und würde am liebsten umkehren, doch ein Blick auf die Karte sagt mir, dass ich schon über die Hälfte geschafft habe. Also heißt es durchhalten und endlich ist der Weiher erreicht. Der liegt zwar sehr idyllisch, wäre aber den Umweg nicht wirklich wert gewesen.

 

Barbarakapelle am Egger Weiher

 

 

Die Barbarakapelle entpuppt sich auch als bessere Grotte. Nun denn. Falsche Entscheidung würde ich jetzt aber auch nicht unbedingt sagen, denn der Platz bietet sich für eine kleine Rast an und ich weiß, dass es danach nur noch ins Tal, also bergab geht.

 

Ich brauch euch sicher nicht sagen, dass sich der Rückweg zieht. Zwar ist es bergab nicht so anstrengend, aber der Weg entlang der Straße ist nicht so toll. 

Einziges Highlight, ein Bergbach, der sich eine Schlucht gegraben hat und hier in die Tiefe rauscht. 

Im Winter rauschen hier wohl noch ganz andere Wassermassen hinab, wie das Schild beweist. Darüber muss ich mir heute aber wohl eher keine Gedanken machen.

 

 

 

 

Endlich stoße ich auf die Magnuskapelle, die letzte für heute. Es gäbe zwar noch ein paar mehr in der Gegend, aber meine Füße wollen nicht mehr. 

Barockaltar der Magnuskapelle

Ursprünglich war hier nur ein Bildstöckl, bevor 1760 die Magnuskapelle erbaut wurde. Für mich eindeutig die schönste Kapelle der heutigen Tour. Der Barockaltar von 1760 ist noch prachtvoller, als der der Antoniuskapelle. 

Ihre Glocken wurden übrigens im 2. Weltkrieg vom Turm geholt und kamen nicht zurück. Wundert mich jetzt irgendwie gar nicht. Haben die geglaubt, die wären nur an einen andere Kirche ausgeliehen? Wer weiß, was aus dem Metall entstanden ist. 

Magnuskapelle in Strengen

So, ich habe fertig für heute und will nur noch zum Bus. Leichter gesagt, als getan, denn die B 197 läuft immer noch ganz schön tief unter mir. Könnten die für Fußgänger nicht mal ein paar Treppen bauen? Wahrscheinlich fährt hier jeder Einheimische sowieso mit dem Auto und ich wollte meine Einkäufe auch nicht den Berg hochschleppen. Nicht mal über Treppen. Also muss ich der Straße weiter folgen und die geht nun mal in Kehren bergab. Auf der Karte sieht das so kurz aus, aber es nimmt einfach kein Ende. Ich glaube, ich war schon lange nicht mehr so froh, eine Bushaltestelle zu sehen. Die 20 Minuten Wartezeit bis zur Abfahrt machen mir jetzt auch nichts mehr aus, aber wenigstens eine Bank hätten die ja mal hinstellen können. Im Bus ist es kühl und bequem und ich könnte jetzt ne Runde schlafen. Lohnt sich aber nicht, denn so weit ist es bis St Anton nicht. 

27°C
27°C

Skiort ohne Flair

10.08..2019


535 km
535 km

Nach dem Frühstück bleibt mir noch ein wenig Zeit, um eine Runde durch den Ort zu drehen. Das ist schnell erledigt, denn so viel hat St Anton nicht wirklich zu bieten. Es bezeichnet sich als Wiege des alpinen Skisports und das ist es wohl auch. Dutzende von Lifts rund um den Ort bringen die Skifahrer auf die Pisten. Im Sommer sind es gerade mal vier und davon fahren auch nur zwei täglich. Ansonsten gibt es Skischulen, Hotels, Ferienwohnungen und Aprés-Ski-Lokale ohne Ende. 

Ach ja, nicht zu vergessen die Dorfkirche.

Dorfkirche in St Anton am Arlberg

 

Für mich heißt es jetzt aber Abmarsch Richtung Bahnhof.

 

Japanischer Garten in St Anton am Arlberg

Ist nicht so wirklich mein Ding und daran ändert auch der Japanische Garten nichts.

Mein persönliches Highlight sind die Steinpyramiden im Kreisel beim Ortseingang. Da waren echt mal ein paar Baumeister am Werk.


Mein Fazit dieser Reise: die Berge sind wunderschön, besonders im Sonnenschein, aber zum Wandern bevorzuge ich dann doch unsere heimischen Mittelgebirge. Ich komme sicher wieder nach Österreich, aber dann wähle ich ein Ziel, wo der Sommer den gleichen Stellenwert hat, wie die Skisaison.