


Ein Blick auf den Stadtplan oder Google Maps (für die jüngere Generation) zeigt, dass wir vom Barri Gòtic noch ein ganzes Stück bis zum Hotel laufen müssen. Deshalb wenden wir uns jetzt Richtung Ramblas, denn die führen uns in 20 Minuten mehr oder weniger direkt ans Ziel.






La Rambla ist wohl die bekannteste Straße in Barcelona und entsprechend überlaufen.
Der Name kommt vom arabischen ramla und bedeutet Flussbett. Nichts anderes war der Ort ursprünglich. Erst als im 15. Jhdt mit dem Bau der Stadtmauer der Fluss umgeleitet wurde, entwickelte sie sich mehr und mehr zur Flaniermeile.
Auf den ersten Blick wirkt sie abschreckend auf mich, eine Touristenmeile aus der Kategorie “kann man, muss man aber nicht gesehen haben”. Ich glaube aber, wenn man hier am frühen Morgen herkäme und sich in aller Ruhe umschauen könnte, würde man so manches entdecken können.

Am Casa Bruno Cuadros muss ich aber kurz verweilen. Unübersehbar der große chinesische Drache mit einem Regenschirm.

Schade, dass uns für eine Besuch des Mercat de la Bouqueria die Zeit fehlt. Ich liebe diese Markthallen und besuche sie, wo immer sich in einer Stadt die Gelegenheit ergibt. Doch wenn ich mir die Menschenmassen betrachte, wäre auch hier ein Besuch zu früher Stunde angebrachter. Wäre doch schade, wenn man sich durch die Gänge schieben lassen müsste wie auf dem Nürnberger Christkindelsmarkt an einem Samstagnachmittag. Ich will doch die Auslagen studieren und hier und da mal ein Stückchen probieren können.

So aber hetzte ich die Fußgängerzone entlang und sehe nur aus dem Augenwinkel einige interessante Gebäude. Ein paar mal traue ich mich kurz anzuhalten, jedoch immer in Sorge den Anschluss an die Gruppe zu verlieren. Definitiv nicht meine Art zu reisen.

Betrachtet man sich das Gebäude genauer, kann man noch mehr Schirme und Fächer entdecken. Kein Wunder, war es doch in früheren Zeiten ein Schirmgeschäft.

Am Plaça Catalunya habe ich die Gruppe dann wieder eingeholt. Kaum ein Tourist, der hier nicht gewesen ist und sei es nur, weil er der zentrale Verkehrsknotenpunkt der Stadt ist. Hier hält der Flughafenbus und er wird von den doppelstöckigen Touristenbussen angefahren. Mit denen kommt man zu fast allen wichtigen Sehenswürdigkeiten, doch es geht auch günstiger mit der Metro, die hier ebenfalls einen unterirdischen Halt einlegt.
Nur ein wenig mehr Zeit (ich weiß, ich wiederhole mich) und ich könnte mir die vielen Brunnen und Statuen genauer betrachten. Oder noch besser von der Cafeteria im oberen Stock des Cortes Ingles den Blick über den Platz schweifen lassen.

Wenn schon meine touristischen Gelüste nicht ausreichend befriedigt werden, fordert mein Gaumen jetzt sein Recht.


Irgendwann ist auch für das leckerste Häppchen kein Platz mehr. Ein letzter Blick von hier oben und aus der Ferne grüßt die Sagrada Familia. Schade, dass die nicht auf dem Programm steht. Gehört sie doch zu Barcelona, wie der Tower zu London oder der Eiffelturm zu Paris.
Nach dem Essen ist Freizeit angesagt. Ok, was man so Freizeit nennt. Bei 2.5 Stunden (incl Rückkehr zum Hotel und duschen) bleibt nicht viel Zeit für ausgiebiges Sightseeing. Ein paar von uns beschließen sich wenigstens die bekannten Häuser von Gaudi, die sich nur ein paar Straßenzüge weiter befinden anzuschauen.
1850 begann man die Stadtmauer der alten Stadt einzureißen und es entstand hier ein modernes Stadtviertel mit der Architektur jener Zeit. Da hagelte es nur so Großaufträge der vermögensten Bürger der Stadt. Die Gegend wird daher auch “Insel der Zwietracht” genannt, da sich hier die Architekten des Modernisme austobten und jeder schöner, höher, besser bauen wollte als der andere. Männliches Imponiergehabe halt.

Als erstes treffen wir auf das Casa Batlló. Gaudí war hier am Werk und hätte man Zeit würde man die vielen Elemente erkennen, die sich auf die Legende des heiligen Georg beziehen.
Der wurde zum Held eines ganzen Dorfes, in dessen Nähe ein furchtbarer Drache hauste, den man nur durch Menschenopfer gnädig stimmen konnte. Als das Los dann eines Tages auf die Königstochter fiel, kam (oh Wunder) zur rechten Zeit der Herr Drachentöter vorbei und machte dem Spuk ein Ende.
Leider kann man von dieser Straßenseite das Dach nicht erkennen. Das ist nämlich mit großen Schuppen versehen und dem Rücken eines Drachen nachempfunden. Links davon ein Turm mit einem Kreuz. Ob das wohl die Lanze sein soll, die Sankt Georg dem armen Tier in den Rücken gerammt hat?

Gleich nebenan steht das Casa Amatller von Puig i Cadafalch. Auftraggeber war ein Schokoladenfabrikant gleichen Namens, der es liebte zu reisen und zu fotografieren. Außerdem hat er ein Faible für Glasgefäße. Dieses Wissen ließ der Architekt in die Gestaltung des Hauses einfließen. So stellt der gezahnte Dachsims ein Stück Schokolade dar und am Giebel finden sich bunte Glaselemente.

Ein paar Blocks weiter dann das bekannte Steinbruchhaus (Casa Milà) von Gaudí.
Ja, auch der Herr Milà wollte auf seinem Grundstück ein besonderes Haus haben. Geld war wohl genug da, denn er beauftragte Gaudí. So bunt und verspielt wie Casa Batlló ist es aber nicht. Es wirkt eher wie ein massiver Felsen und vom Dach grüßen Schornsteine in Form von Soldaten.
Fazit nach drei Häusern: auch wenn Gaudí vielleicht der bekannteste ist, für mich hat Puig i Cadafalch den Wettbewerb gewonnen. Sein “Schokoladenhaus” gefällt mir am besten.
Ein Blick auf die Uhr, ein Blick auf den Stadtplan. Sollen wir oder sollen wir nicht? Eigentlich müssen wir sogar. Man kann doch nicht in Barcelona gewesen sein, ohne einmal vor der Sagrada Familia gestanden zu haben. Wir sind heute bereits soviel gelaufen, da kommt es auf die 30 Minuten auch nicht mehr drauf an. (Wenn ich wüsste..)

Ich glaube schon nicht mehr daran, jemals anzukommen, da tauchen zwischen den Häusern Kräne auf. Noch zwei Straßenzüge und wir stehen vor dem mächtigen Bauwerk.
Bereits Mitte des 19. Jhdts entstand die Idee in Barcelona eine Kirche zu Ehren der Heiligen Familie zu errichten. Ein Grundstück am Stadtrand war schnell gefunden. Jetzt wissen wir auch, warum die Sagrada Familia etwas abseits steht. Ein Grundstück in der Stadtmitte wäre selbst damals unerschwinglich gewesen. José María Bocabella beauftragte den damaligen Bistumsarchitekten mit dem Bau.
1882 began dieser mit der Krypta, doch weit kam er nicht. Bocabella und er hatten wohl nicht ganz die gleiche Meinung, was den Bau betraf und so musste er die Arbeit niederlegen. Wie gut, dass wenige Monate später der junge Gaudí vorbeikam und sich des Baus annahm. Wer weiß, was da heute sonst für eine Kirche gestanden hätte. Die Sagrada Familia war sein Lebenswerk und schon damals war er überzeugt, dass Barcelona einst durch seine Kirche bekannt sein würde. Wie recht er hatte.
Wir stehen jetzt vor der Fassade des Leidensweges, die die letzten Lebenswochen von Jesus zeigt. Sollte ich nochmal nach Barcelona kommen, werde ich ganz bestimmt an einer Führung teilnehmen und mir die Bedeutung und Symbolik der vielen Figurengruppen erklären lassen. So kann ich nur staunend davor stehen. Was ich aber erkennen kann, dass die Türme den zwölf Aposteln gewidmet sind.
Noch extremer ist die andere Seite mit der Fassade der Geburt Christi. Hier könnte man sicher Stunden, wenn nicht Tage stehen und hätte noch längst nicht alles entdeckt.
Dafür fehlt aber leider die Zeit. Also werfen wir uns ins nächste Taxi und machen uns auf den Weg ins Hotel. Schnell geduscht, umgezogen und schon wieder zum Abmarsch bereit. 2.4 km liegen vor uns (gefühlt war das ungefähr das doppelte). Einer marschiert mit Handy und geleitet von Google Maps voraus und der Rest folgt blind. Im nachhinein musste ich feststellen, dass man mit der U-Bahn (ohne umsteigen) in nur 20 Minuten und nach 12 Stationen dort gewesen wäre. Mit Umstieg sogar noch schneller. Und gelernt, wie das U-Bahn-System funktioniert, hätten wir obendrein.




08.07.2018


Unser Barcelona-Aufenthalt ist leider schon wieder vorbei. Der Flieger geht zwar erst am Nachmittag, da aber noch eine Hotelbesichtigung ansteht, reicht die Zeit nicht wirklich für Sightseeing am Morgen. Es sei denn man steht bereits um 7:00 Uhr auf und investiert zweimal € 10.00 in ein Taxi. Kurz habe ich darüber nachgedacht, die Idee dann aber doch verworfen.
Dann halt ausschlafen und gemütlich frühstücken.
Danach geht es mit Taxen zur letzten Sightinspection.

Zum Flughafen nehmen wir den Shuttle, den das Hotel kostenlos anbietet.
Auch zurück gibt es die Early Birds und die Night Owls (auch wenn letztere eher Afternoon Owls sind). Unsere Flieger gehen nur im Abstand von einer Stunde raus.
Warum aber habe ich immer die Schlange, bei der es nicht voran geht? Typisch ich: erster bei Security und dann wirst du von allen Kollegen in den anderen Schlangen überholt. Egal, die Zeit hat trotzdem noch für ein paar Einkäufe gereicht.
Wenigstens habe ich zurück den frühen Vogel, doch der hat Verspätung. Bereits auf dem Weg zur Startbahn legen wir noch einen unfreiwilligen Stopp ein, da sich die Frachtklappe wohl nicht korrekt geschlossen hat.


Jetzt nur nicht umdrehen, denn die Folgeflüge sind ausgebucht.
Obwohl eine zusätzliche Nacht in Barcelona auch nicht so schlecht wäre, wenn man mich dann im NH Collection Tower unterbringen würde.
Ist aber nicht nötig und mit 30 Minuten Verspätung geht es Richtung Frankfurt. Fast hätten uns die anderen noch eingeholt. Der Flieger war nämlich pünktlich.



Fazit: es war ein schönes Wochenende mit den Kollegen, aber viel zu wenig Zeit für diese tolle Stadt. Ich muss also unbedingt noch einmal herkommen.


