Noch habe ich nicht alle Kätzchen von meiner Liste abhaken können. Ich hoffe doch sehr, das ändert sich die nächsten zwei Tage.
Schmusekätzchen
11.02.2017


Heute geht es nach Okonjima. Darauf freue ich mich schon die ganze Zeit. Bis 1993 war das noch eine ganz normale Rinderfarm. Aber sicher hatten auch die damals schon mit Geparden zu kämpfen, die sich übers Vieh hermachten. Irgendwann entstand dann die Idee, denn Spieß umzudrehen und sich um die vom aussterben bedrohten Geparden zu kümmern. Die lernen jetzt auf dem 200 km² großen Gelände zu jagen und was Gepard sonst noch so wissen muss, um irgendwann wieder in die Freiheit entlassen werden zu können. Man könnte ja jetzt argumentieren, das Jagen müsste denen doch angeboren sein. Ist es sicher auch, aber nur Übung macht den Meister und woher sollen sie es können, wenn viele von ihnen als verwaiste Jungtiere aufgefunden wurden. Auf Okonjima leben aber auch Leoparden und Hyänen. Wenn ich die in den nächsten zwei Tagen alle vor die Linse bekäme... Ich wage es kaum zu hoffen.

Nach der Ankunft bleibt uns noch genügend Zeit, um uns zu erfrischen und einen leckeren Tee zu trinken. Alles wunderbar, aber ich will jetzt zu den großen Katzen. Der Jeep steht bereit und schon geht es los. Unser Augenmerk werden wir heute Nachmittag auf Geparden legen.

Nachdem wir das eingezäunte Lodgegelände verlassen haben, heißt es für uns Augen auf und den Busch beobachten. Der Adler auf seinem Ausguck hoch oben im Baum hat es da sicher etwas einfacher, aber was interessieren den Geparden. Die passen so gar nicht in sein Beuteschema.

und Kuhantilopen kreuzen unseren Weg. Auch hier hat sich bereits der Nachwuchs eingestellt.
An den Beutetieren der großen Katzen kommen wir vorbei. Oryx-Antilopen (salutieren nicht vergessen und die zwei stehen jetzt wirklich fast wie auf dem Wappen)


Und dann bin ich im siebten (Geparden)himmel.
Geparden sind meine absoluten Lieblingskatzen und ich könnte ihnen stundenlang zuschauen.
Jetzt wisst ihr sicher auch, warum ein Stopp in Okonjima unbedingt auf der Liste sein musste. Hier gibt es nämlich Geparden und auch wenn die mit Halsband versehen sind, ist mir das egal. Hauptsache Gepard, denn der ist für mich durch und durch der Renner (im wahrsten Sinne des Wortes).
Sein schlanker Körperbau, die langen Beine und eine flexible Wirbelsäule helfen ihm dabei. Er ist zwar das schnellste Landsäugetier der Welt, aber nur auf kurzer Strecke.
Deswegen muss er sich erst bis 100 Meter an die Beute anpirschen um den Überraschungseffekt zu nutzen. Denn hat er seine Beute nach 400 Metern nicht erreicht, war es das mit dem Abendessen. Schafft er es jedoch, wirft er sich zwischen die Beine des Opfers, bringt es zu Fall und drückt ihm die Kehle zu. Jetzt wäre eigentlich erst mal Ausruhen angesagt, aber will er was von seiner Beute abhaben, muss er sich mit Fressen beeilen, denn Hyänen warten nur darauf ihm die Beute abspenstig zu machen. Das ist der Preis für die Geschwindigkeit. Da seine Nasenhöhlen verbreitert sind, ist das Gebiss verkleinert und relativ schwach. Er hat also keine Chance, wenn er seine Beute verteidigen wollte. Da wäre eine Vorratskammer, wie der Leopard sie hat nicht schlecht, aber mit den langen Beinen käme er wohl kaum auf einen Baum.

Diese drei sind Brüder und ziemlich relaxt. Die Straße scheint ein idealer Ruheplatz zu sein. Wahrscheinlich ist es dort trocken und warm.




Irgendwann haben die Jungs aber keine Lust mehr als Fotomodelle zu arbeiten. (noch dazu ohne Lohn) und trollen sich davon. Vielleicht ist es auch der Hunger, der sie aufscheucht.
Kaum haben wir die Geparden verlassen, öffnet der Himmel alle Schleusen und es schüttet wie aus Kübeln. Im offenen Jeep ist das nicht unbedingt angenehm und so wird es Zeit den Weg Richtung Lodge einzuschlagen, wo eine warme Dusche auf mich wartet.

Und das ist der Blick, den man vom Bett aus hat. Ach, könnte ich doch jeden Morgen mit einem solchen Blick aufwachen.

Manchmal kommt sogar Familie Warzenschwein oder eine Herde Oryx-Antilopen vorbei.
Flecken im Gebüsch
12.02.2017


Früh aufstehen ist angesagt, aber wenn da draußen im Busch ein paar Leoparden auf mich warten, bin ich dazu doch gerne bereit. Der Weg im Dunkeln zum Restaurant weckt schon ein mulmiges Gefühl in mir. Man kann die Löwen brüllen hören. Zum Glück sind die aber in einem abgesperrten Areal untergebracht. Trotzdem bin ich froh, als ich das Haupthaus betrete. Ein erster Kaffee weckt die Lebensgeister und schon sind wir unterwegs.

Erst mal raus aus dem eingezäunten Camp. Übrigens hindert der Elektrozaun Leoparden keineswegs daran ins Camp einzudringen. Die buddeln sich einfach drunter durch. Also vorsichtshalber Augen auf, wenn man am frühen morgen, noch halb verschlafen, den Weg zum Haupthaus antritt.
Wir fahren mit dem Jeep hoch hinauf auf den Berg. Nicht, weil wir da die Leoparden vermuten, sondern weil man sie von hier oben eventuell orten kann.

Irgendwo dort unten in der weiten Ebene streunen sie auf Nahrungssuche herum. Da sie absolute Meister der Tarnung sind und sich auch gerne in Bäumen aufhalten, wird es sicher nicht so einfach sie aufzustöbern. Egal, ich habe ja ein paar Spezialisten an Bord, die werden das schon hinbekommen.
Wir fahren Kilometer um Kilometer durch (zugegeben) wunderschöne Landschaften.

Selbst der Schakal am Wegesrand lässt uns nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen. Irgendwie schon unfair, oder?
Doch wer interessiert sich schon für Landschaften, wenn man diesen Tieren auf den Spuren ist.


Unser Guide versucht es mit Pilzen. Diese riesigen Teile wachsen nur jetzt zur Regenzeit und sind eine Delikatesse. (nicht nur für Menschen) Ja, auch in Namibia geht man im Herbst Pilze sammeln und verkauft sie am Straßenrand. Nur dass einem dabei gefährlicheres als ein Reh über den Weg laufen kann.
Von den gefährlichen Räuern ist aber weit und breit keine Schwanzspitze zu sehen. Nur ein paar neugierige Giraffen beäugen uns aus sicherer Entfernung.
Es heißt, wenn zwei Zebras zusammenstehen, schauen sie in der Regel in verschiedene Richtungen.
Wenn man darauf achtet, stellt man fest, dass stimmt meist sogar. Die machen das jetzt aber nicht zur Freude der Fotografen, sondern damit sie nach allen Seiten nach Feinden Ausschau halten können. Mir gefällt Variante eins aber besser, weil echt fotogen. Ich mag es aber auch, wenn sie uns aus sicherer Entfernung mustern. So wie diese Herde. Scheinbar sind wir hier die einzigen Feinde. Ob ich das jetzt gut finden soll?


Schauen wir uns so eine Herde doch mal genauer an. Warum nur hat die Natur hier so ein auffälliges Muster ausgewählt? Die Kombi aus schwarz und weiß kann sogar ich als Laie aus weiter Entfernung erkennen. Wie gut, dass Löwen farbenblind sind. Bei flimmernder Hitze können sie die Umrisse der einzelnen Tiere in der Herde nicht mehr erkennen. Da wird das Jagen schwer, wenn man Bein von Kopf nicht mehr unterscheiden kann.
Ähnlich geht es den Tsetsefliegen. Auch die können Zebras mit ihren Facettenaugen nur schwer erkenne. Dumm gelaufen.
Apropos Streifen. Sind das jetzt schwarze Streifen auf weißem Fell oder umgekehrt? Ist doch ganz einfach: Weibchen sind schwarz mit weißen Streifen und Männchen umgekehrt. Ob das wohl richtig ist? Bei den meisten Tieren enden die Streifen am Bauch und der ist weiß. Hieße dann aber, es gäbe mehr Hengste als Stuten. Hätten die wohl gerne, ist aber nicht so. Es spricht also vieles für schwarze Streifen auf weiß. Aber wie so oft, keine Regel ohne Ausnahme: Es gibt tatsächlich auch schwarze Tiere mit weißen Streifen.
Übrigens sehen Zebras keinesfalls alle gleich aus. Schaut mal genau hin und ihr werdet entdecken, dass keine zwei Tiere sich gleichen. Übrigens können die sich sogar an ihren Streifen erkennen.

Plötzlich geht es nicht mehr weiter. Eine Herde Gnus versperrt die Straße. Die haben es sich hier gemütlich gemacht. Und jetzt? Sollen wir uns mit denen anlegen? Zum Glück räumen sie das Feld freiwillig.

Das Gnu gehört zu den "Ugly Five“, dabei finde ich es gar nicht so hässlich.
Als Pflanzenfresser stehen sie auf der Speisekarte von Raubtieren ganz oben. Da hilft es, wenn man in großen Herden unterwegs ist, die einem einen gewissen Schutz bieten. Überqueren hunderte von Tieren einen großen Fluss, ist jedes Krokodil verwirrt. Wie soll es bei so vielen Beinen und Körpern ein Tier klar erkennen und zuschlagen? Armes Krokodil.
Aber warum wandern die auch ständig durch die Gegend. Tja, wenn man etwas mäkelig ist, was das Essen betrifft, bleibt das nicht aus. Bei Gnus kommt nämlich nur frisches Gras auf den Tisch und das gibt es dort, wo es kürzlich geregnet hat.
Aus diesem Grund sagt man den Tieren auch nach, sie seien ein wenig wie Wetterfrösche. Sie können einen Gewitterregen über viele Kilometer erschnuppern und auch hören. Angeblich sollen sie sich auch an Wolkenformationen orientieren können. Ob das aber nicht ein wenig zu gewagt ist?
Quiz für heute: welches Tier ist das Männchen. Das mit den Hörnern wäre die spontane Antwort. Hilft hier aber nicht weiter, da sowohl Männchen als auch Weibchen Hörner tragen und in etwa gleich groß sind. Na, wer hat den Unterschied erkannt? Richtig, die Männchen haben eine schwarze Stirn, während die der Weibchen eher rostbraun ist.

und Zebras.

Hier ist ja mächtig was los. Sind wir etwa auf dem Hauptwanderweg der Paarhufer gelandet?
Kaum sind die Gnus auf der anderen Straßenseite, folgen Kuhantilopen

Doch plötzlich kommt Bewegung in die Tiere. Wer uns gerade noch neugierig beobachtet hat, nimmt die Hufe in die Hand und versucht Land zu gewinnen. Sind wir jetzt plötzlich zur Gefahr geworden oder was? So nah sind wir den Tieren doch gar nicht auf den Pelz gerückt.
Oh nein, wir sind nicht der Grund für die Panik, sondern...

Da schleicht doch was durchs Dickicht. Ich sehe was, was du nicht siehst - das perfekte Spiel für Leoparden. Hide and seek würde es auch treffen. Der Leopard ist ein meisterhafter Anschleicher, der sich mit viel Geduld seinem Beutetier nähert. Oft kommt die Gefahr auch von oben, wenn er bequem von einem Ast aus zuschlägt.
Wie eigentlich alle Katzen ist er ein guter Schwimmer und tut es auch gerne. Dumm für seine Beutetiere. Wasser ist kein sicherer Ort und auch Bäume sind ja keine Zuflucht, wie wir gelernt haben. Bleibt also nur die Flucht nach vorne.

Überhaupt ist der Baum des Leoparden bester Freund. Ausfahrbare scharfe Spikes (ä Krallen) lassen ihn bis zu 15 Meter hohe Bäume erklimmen. Da der Futterneid unter Raubtieren groß ist und Hyänen oder Löwen ihm gerne mal den Fang streitig machen möchten, ist der Leopard auf die clevere Idee gekommen, seine Beute auf einer Astgabel zu deponieren. Die perfekte Vorratskammer: da kann ihm keiner was weg mopsen und wenn er ein Hüngerchen verspürt, kommt er einfach vorbei und holt sich einen Happen.
Übrigens gibt es keine zwei Leoparden mit der selben Fellzeichnung, so unglaublich das auch klingen mag.

Unsere Mietzekatze hat entweder noch keinen großen Hunger oder sie mag keine Zuschauer beim Jagen. Lautlos wie sie gekommen ist, verschwindet sie wieder im Busch.
Bin ich happy oder bin ich happy? Das war doch wohl der perfekte Abschluss für zwei Tage in Okonjima.
Gegen Nachmittag regnet es dann so heftig, dass ich beschließe lieber in der Lodge zu bleiben. Zum Glück habe ich ja alle meine Kätzchen bereits gesehen.
bei den Holzschnitzern
13.02.2017


Leider geht ein schöner Urlaub immer viel zu schnell vorbei und bei nur einer Woche kommt einem das doppelt schnell vor.
Für uns wird es Zeit den Rückweg nach Windhuk anzutreten. Noch eine Nacht und dann hebt mein Flieger ab gen Europa.
Okahandja bietet sich aus zwei Gründen für einen Zwischenstopp an. Erstens können wir hier nachtanken und zweitens gibt es hier die beiden Holzschnitzermärkte.

Dort will ich mich ein wenig umsehen.
Wie gesagt, es gibt hier zwei. Auf dem einen war ich bereits vor zwei Jahren. Der besteht aus einer Reihe von Holzhütten entlang der Straße und ist nicht ganz so fotogen. Heute möchte ich mich lieber auf dem anderen umschauen. Der ist auf einem Platz und eher wie ein Markt angelegt. Ob ich hier fündig geworden bin? Bei der Auswahl an Giraffen, stellt sich die Frage wohl kaum.
So ein Nashorn vor der Haustür hätte aber auch was. Fragt sich nur, wie ich den Koloss nach Hause bekäme und ein Schnäppchen ist der sicher auch nicht.


Es bleibt folglich bei Giraffe Nummer sieben.
Am frühen Nachmittag sind wir bereits zurück in der Hauptstadt und entscheiden spontan, am Abend in "Joe's Beer House" essen zu gehen.


ein letzter Bummel
14.02.2017


Leider, leider ist die Woche Namibia schon wieder vorbei und ich muss Abschied nehmen.
Mein Flieger geht es am Abend raus und so bleibt mir nach dem Frühstück noch ein wenig Zeit durch Windhuk zu schlendern.

Heute entscheide ich mich einfach für einen Bummel entlang der ehemaligen Kaiserstraße (heute Independence Avenue) mit den letzten Überbleibseln deutscher Kolonialzeit. Bin mal gespannt, wie lange dieses Häuserensemble wohl noch stehen bleibt, bevor es ein paar Hochhäusern weichen muss.

Am Uhrturm geht es links ab in die Poststraße mit den Überresten weiterer, kleinerer Meteoriten.
Selbst hier könnte ich mich noch mit Giraffen eindecken, denn Seite an Seite finden sich hier Händler, die ihre Waren anpreisen.
Ich mag aber nichts mehr kaufen und eigentlich mag ich auch nicht zum Flughafen fahren, aber was muss, das muss und irgendwann werde ich ein drittes Mal wieder kommen. Wie bereits zu Anfang erwähnt, den Virus wird man nicht mehr los.