alles im Fluss (3)


die berühmte Brücke

09.11.2016

7°C
7°C
125 km........ 10 Schleusen
125 km........ 10 Schleusen

 

Wer hat denn bloß gestern Abend bei dem leckeren Buffet nicht aufgegessen? Avignon empfängt uns mit Nieselregen und kalt ist es auch. Aber wir wollen nicht meckern. Wenigstes bei den Ausflüge in die Ardèche und die Camargue hatten wir Sonne, da kann ich ein wenig Regen in der ehemaligen Papststadt verkraften.

 

Die Stadt war einst eine wichtige Handelsdrehscheibe und entsprechend reich. Zu Anfang des 13.Jhdts aber traf man eine falsche Entscheidung. Im Streit mit Louis VIII schlug man sich auf die Seite des Grafen von Toulouse. Ganz schlechte Idee, denn nach dreimonatiger Belagerung fiel die Stadt. Die Stadtmauer und 300 Häuser wurden platt gemacht und die Brücke bis auf vier Bögen zerstört. Da war erst mal Schluss mit Handel.


Diese Brücke von Avignon kennt in Frankreich jedes Kind und auch in Deutschland ist das Lied "sur le pont d'Avignon" vielen bekannt. Tanzen tut hier heute bei dem Regen keiner und hat übrigens auch nie einer getan. Um darauf im Kreis zu tanzen, ist sie viel zu schmal. Für mich gehört sie in die Kategorie: jeder hat von ihr gehört und will sie einmal sehen und dann ist man doch enttäuscht.

Also gesehen, muss man nicht haben, abgehakt, weiter (in der Geschichte)

Denn Avignon ist auch für seinen Papstpalast bekannt. Ein Papst außerhalb von Rom? Wie das? 

Clemens V war es, der den Entschluss fasste Rom zu verlassen. Rom war ihm bedingt durch Bürgerkriege zu unruhig geworden, der deutsche Kaiser war ihm nicht wohl gesonnen und den französischen König konnte er auch nicht leiden. Wie praktisch, dass sich die Grafschaft nördlich von Avignon in päpstlichen Besitz befand.

Ob der Umzug für beide Seiten aber gut war? Zu Anfang sicher nicht, denn Avignon war damals schmutzig und eng und hatte eigentlich nicht genug Platz für den päpstlichen Haushalt. Der brachte nämlich mit seinen Kardinälen samt Haushalt mehr Leute mit, als die Stadt Einwohner hatte.

Auf der anderen Seite brachten sie der Stadt aber auch einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, denn der ehemalige Bischofspalast war natürlich viel zu klein für den Papst und musste ausgebaut werden. Der Bischof hingegen brauchte natürlich einen neuen eigenen Palast.

Insgesamt sieben Päpste lebten hier im Exil. Doch auch danach wollten die französischen Kardinäle den neuen römischen Papst nicht akzeptieren und so wurde Clemens VII der erste Gegenpapst. 40 Jahre dauerte es, bis die Kirche das wieder in den Griff bekam.

15000 m² ist dieser Palast, der eher einer Burganlage gleicht groß. 18 Jahre und zwei Päpste hat seine Fertigstellung gedauert. Kein Wunder also, dass der so verwinkelt ist.

Der erste, Benedikt XIII mochte es lieber karg, seinem Nachfolger Clemens IV hingegen haben wir die bunten Fresken und Fußbodenmosaiken zu verdanken. Die sind teilweise in den Schlafgemächern noch vorhanden, dürfen aber nicht fotografiert werden.

Neben dem Papstpalast steht die Notre-Dame de Doms mit der vergoldeten Mutter Gottes auf der Turmspitze. Drei der Avignoner Päpste wurden hier gekrönt, aber die Kirche diente zeitweise auch als Gefängnis.

 

Durch die Gassen der Altstadt gelangen wir zum

 

Place de l'Horloge mit seiner langen Geschichte. Schon zu Römerzeiten befand sich hier das Forum und im Mittelalter wurde Markt gehalten. Heute steht hier das Rathaus mit dem, über den Bau hinausragenden Tour du Jacquemart.  

Gleich gegenüber dem Papstpalast steht die alte Münze, ursprünglich mal geplant als Haus eines päpstlichen Gesandten.


Einmal noch durch eines der 7 Tore in der Stadtmauer und wir stehen wieder am Quai. Erbaut wurde sie unter Innocent VI. Sie ist fast 4.5 km lang und gilt mit ihren 39 Türmen als eine der besterhaltenen Anlagen in Europa.

Schutz bot sie nicht nur vor Feinden, sondern auch vor den immer wieder auftretenden Überschwemmungen.

Pünktlich um 11:30 Uhr sind alle an Bord und wir können uns auf den Weg stromaufwärts zurück nach Lyon machen.

Während die Auslaufmusik spielt, werfen wir einen letzten Blick auf die Stadt der Päpste und ihren Palast.

Inzwischen hat es auch aufgehört zu regnen und zwei Schleusen

und einige Burgen später hat die Sonne sich  durchgesetzt.

Vielleicht wird das ja heute doch noch was mit dem Sonnenuntergang.


Richtig schön ist es auf dem Sonnendeck und selbst der Pool läd zum Baden ein. Der wäre sogar geheizt, aber nein danke, dafür ist mir dann doch nicht warm genug.

Mit einem schönen Sonnenuntergang wird es dann doch nichts. Leider ist ausgerechnet vor der Sonne eine Wolkenbank und die Landschaft, durch die wir gerade fahren auch nicht unbedingt der Brüller. So muss die einzige Brücke, die wir passieren als Kulisse herhalten.


zurück ins Mittelalter

10.11.2016

9°C
9°C
115 km............ 1 Schleuse
115 km............ 1 Schleuse

Ich bin schon sehr dankbar, dass die zwei wichtigen Ausflüge in die Ardèche und die Camargue bei mehr oder weniger Sonne statt fanden. Heute zeigt sich der Himmel leider in seinen schönsten Grautönen. Nun gut, kann man ja leider nicht ändern und auf dem Schiff ist es ja auch kein Problem. Ich kann es heute etwas ruhiger angehen. Die Morgenausflügler verlassen in Vienne das Schiff, um Lyon zu erkunden. Das habe ich aber bereits am Sonntag ausführlich gemacht und so bleibe ich an Bord und lege die Strecke mit der "Stella“ zurück. Obwohl, Vienne hätte ich mir schon gerne angeschaut, aber der Stopp heute dient leider nur zur Ausflugsabwicklung.

 


 

 

 

 

Ankunft für uns dann gegen Mittag in Lyon. Tja, wer als letzter kommt, muss in die zweite Reihe.

Ich hoffe nur, der Kahn vor uns ist bis Morgen fort, sonst müssen wir die Koffer über zwei Gangways balancieren.

 

 

 

 

 

Nach dem Mittagessen startet die letzte Tour nach Perouges. 

Einmal durchs Stadttor treten und man kommt sich vor wie ein Zeitreisender, der im Mittelalter gelandet ist. Fehlen eigentlich nur noch die drei Musketiere, die um die Ecke geritten kommen. Übrigens wurde der Film hier gedreht.

In den engen und verwinkelten Gassen trifft man auf Fachwerkhäuser mit vorspringenden Erkern und Wohnhäusern aus der Renaissance.

Ich mag hier gar nicht mehr weg, denn jede Gasse ist schöner als die nächste. Nur schade, dass das Wetter nicht wirklich auf unserer Seite ist.

Der Brunnen ist übrigens nicht alt. Der wurde für die diversen Märchenfilme gebaut (man denke nur an den Froschkönig, der die Kugel hineinfallen lässt). Fällt aber gar nicht auf, oder?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Herzen des Dorfes liegt der malerische Lindenplatz mit der Ostellerie, in der Gäste, aber auch Kranke des Klosters untergebracht wurden.

Leider regnet es schon wieder und so fliehen wir am Platz in ein altes Gasthaus und genießen die Spezialität der Gegend: eine Art Flammkuchen aus Briocheteig mit Zucker und Butter. Einfach nur lecker!!

Auf der Rückfahrt nach Lyon stehen wir erst mal im Stau und hätten beinah die Verabschiedung der Crew und das kostenlose Glas Sekt verpasst. Aber nur beinah.


Leider ist die Tour damit schon wieder vorbei. Nur noch eine letzte Nacht und dann geht es heim.

 

Mein Fazit:

 

- die Rhone ist landschaftlich sicher nicht die schönste Strecke für eine Kreuzfahrt, aber die Ort an den Ufern sind interessant und total unterschiedlich.

 

- eine "Balkon“Kabine wäre für mich keine Option. Was die Größe betrifft gibt es sowieso keinen Unterschied, die Fenster öffnet bei den Temperaturen auch keiner und wenn man Pech hat liegt das Schiff in zweiter Reihe und man schaut auf die Bordwand der Konkurrenz.

 

- der Service beim Frühstück hätte manchmal ein wenig aufmerksamer sein können. Oft wartet man schon mal ne ganze Weile, bis der Kaffee kommt.

 

- die gesamte Crew war aber sehr nett und da das Schiff sehr übersichtlich ist, kennt man sich nach wenigen Tagen.