Bollenhut und Narrenkappe
08.06.2016


Ich sitze beim Frühstück und es schüttet. Heute ist zwar Kultur angesagt, aber trockenen Fußes will ich doch vom Auto zum Museum kommen. Mein Wunsch ist dem Wettergott scheinbar Befehl, denn kaum bin ich unterwegs ist Schluss mit Wasser von oben.

Haslach gibt es schon sehr lange. Im 1. Jhdt n.Chr. war hier bereits eine römische Straßenstation, im 13. Jhdt kam der Silberbergbau und ab dem 17. Jhdt war man Marktstadt, heute noch zu erkennen an den breiten Marktstraßen und Plätzen.
Im Zentrum der große Marktplatz mit dem wunderschönen Rathaus.

Mich zieht es zum alten Kloster. Nicht, dass ich davon auf dieser Tour nicht schon genug gesehen hätte. Nein, so toll ist es als Kloster dann auch nicht, obwohl vollkommen erhalten.
Ich erwähnte ja bereits, dass heute Kultur auf dem Plan steht und hier im Kloster ist das Trachtenmuseum untergebracht. Einige Trachten haben wir ja bereits am Rathaus bewundern können und hier sind weitere 100 aus allen Gegenden des Schwarzwaldes untergebracht.
Über den Schwarzwald hinaus bekannt ist sicher der charakteristischen Bollenhut.
Rot = noch zu haben; schwarz = vergeben.
Mich fasziniert am meisten der "Schäppel“, eine Art Krone, reich verziert mit Perlen, Pailletten und Spiegeln. Sieht ganz schön schwer aus. Den gibt es zur Schulentlassung und er darf bis zur Hochzeit getragen werden. Dann kommt Frau sprichwörtlich unter die Haube und die ist meistens schwarz. Heißt das jetzt Frau darf sich nicht mehr oder braucht sich nicht mehr schmücken?


Auch Gengenbach liegt an der Deutschen Fachwerkstraße und wird auch die Perle unter den Fachwerkstädten genannt. Na, da war einer aber noch nicht in Calw und Nagold.
Immerhin stehen hier aber noch fünf der ehemaligen Stadttore
und am Marktplatz empfängt uns der "steinerne Ritter".
Mir hat es die alte Engelsgasse angetan mit ihren schönen alten Fachwerkhäusern.

Wo bleibt aber jetzt die Kultur? Keine Angst, ein Blick auf den Narrenbrunnen gibt uns eine Idee. Schließlich sind wir ja hier im Zentrum der Alemannischen Fasnet. Wie schön, dass das Fastnachtsmuseum in einem der Stadttore heute geöffnet hat.
Auf sieben Stockwerken (bis in die Spitze des Turmes) kann man sich über die diversen Masken und Gestalten kundig machen.
In der Alemannischen Fasnet gibt es nämlich kein Prinzenpaar und keine tanzenden Funkenmariechen, sondern altüberlieferte Narrengestalten mit Holzmasken.
Ich hab mein Herz ja an die vielen Hexen verloren. Vielleicht, weil ich selber gerne eine wäre. (aber so eine wie Bibi Bloksberg, die nur "Gutes“ hext.)
Übrigens, nicht wundern, wenn unter einer Hexenmaske ein Mann steckt, denn bisher war die Narretei ein männliches Privileg. Aber die echten Hexen sind im kommen. Wäre doch gelacht, wenn wir Frauen im Fasching nicht auch unseren Spass haben können. Und Hexen sind nun mal weiblich. Basta!
Genug Kultur für heute, das muss erst mal verdaut werden und außerdem habe ich Hunger. Wie gut, dass es in meinem heutigen Hotel lecker Schwarzwälder Forellen gibt.

Schwarzwaldsagen
09.06.2016


Es regnet nicht und das ist für diesjährige Verhältnisse ein echtes Plus.
Die Wasserfälle von Allerheiligen sind keine 5 Minuten mit dem Auto entfernt und der Weg führt sowieso daran vorbei. Warum also nicht kurz vorbei schauen.
Genug geregnet hat es ja die letzten Wochen und so kann sich genug Wasser die Klippen hinab stürzen. Hoch sind sie 66 m und auch hier geht es in sieben Kaskaden abwärts. Langsam frage ich mich wirklich, warum um die Triberger Fälle so ein Hype gemacht wird. Ok, die liegen stadtnah und führen immer Wasser, was aber , wie ich inzwischen erfahren habe Fake ist. Da wird ganz schön nachgeholfen, damit die Touristen auch ja nicht enttäuscht werden.

Einst war Kloster Allerheiligen ein religiöses Zentrum in der Umgebung. Es war auch Wallfahrtszentrum und so kamen, trotz der einsamen Lage viele Menschen hierher.
1802 wurde das Kloster aufgelöst, aber erst ein Feuer, verursacht durch Blitzeinschlag machte es zwei Jahre später endgültig zur Ruine. Zum Glück setzte zu der damaligen Zeit bereits der Schwarzwald-Tourismus ein und so blieben die Ruinen erhalten. Heute erreicht man sie sogar ganz einfach mit dem Auto. Tourismus ist also nicht immer schlecht.
Übrigens war es auch hier, wie in Maulbronn, ein Esel, der die Lage des Klosters bestimmte.
Uta von Schauenburg, die Stifterin des Klosters, hatte im Traum die Eingebung einen mit Gold beladenen Esel los zu schicken. Wo der seine Last abwerfen würde, sollte das Kloster erbaut werden.
Klar, dass der arme Kerl irgendwann keine Lust mehr hatte zu schleppen und die Last abwarf. Die schweren Säcke rollten talabwärts und dort wurde das Kloster erbaut. Wundersamer weise fanden die Arbeiter jeden Morgen ihr Baumaterial, wo vorher das Gold hin gerollt war. Einer war neugierig genug, so die Sage, um den Dingen auf den Grund gehen zu wollen und verbrachte eine Nacht auf der Baustelle. Das hat er mit dem Leben bezahlt.
Ob der wohl auch heute noch hier herumspukt so wie Bruder Pauli? Der nahm die ganze Sache mit Gelübde und so nicht ganz so ernst. Wilddieberei und Zauberei wurden ihm nachgesagt, silberne Kugel, die nie ihr Ziel verfehlten, soll er gegossen haben. Wahrscheinlich konnte der einfach nur gut schießen, aber dass er das Silber für seine Kugel vom Kruzifix geklaut hat, geht ja mal gar nicht.

Ein Stück weiter des Weges liegt Ottenhöfen, bekannt für seine vielen Mühlen. Die kann man auf einem Mühlenpfad erwandern, aber laut Karte teilweise auch anfahren. Erwandern fände ich schon toll, aber dazu fehlt mir die Zeit. Dass mit dem Anfahren, hat das Navi nicht so ganz geschnallt. Ob es daran lag, dass ich es auf männlich umgestellt habe (geht nämlich). Karte lesen ging dann aber nicht mehr so reibungslos. Von wegen "Gebiet nicht bekannt“ - bin doch hier auf einer ganz normalen Straße und der Wegweiser sagt mir, dass ich richtig bin. Ende vom Lied, wir haben leider nur zwei Mühlen gefunden.
Den Weg zum Mummelsee über die Schwarzwaldhochstraße suche ich mir dann eben selber.
Sie ist übrigens der Vorreiter aller Ferienstraßen und war von Anfang an als touristische Verbindungsstraße von Baden Baden nach Freudenstadt geplant. Seit 1932 verläuft sie kurvenreich auf einer Höhe von 800 bis 100 Metern.


Auf halber Strecke liegt der sagenumwobene Mummelsee. 18 Meter ist er tief und hat einen Umfang von ca. 800 Metern. Damit lässt er sich bequem umrunden, besonders wenn das Wetter so schön ist wie heute. Seinen Namen hat er übrigens von den weißen Seerosen, auch Mummeln genannt. Leider blühen die zur Zeit nicht.


Wir wären aber nicht im Schwarzwald, gäbe es für den Namen nicht noch eine andere Bedeutung. Der kommt nämlich von den Mümmlein, den Seefräulein, die in einem kristallenen Schloss in der unergründlichen Tiefe wohnen. Sie sind freundliche Wesen, die des nachts an die Oberfläche steigen und tanzen. Doch, wie kann es anders sein, gibt es auch hier die Legende von der unerfüllten Liebe. Vor Zeiten, waren die Mümmlein über Tag bei den Bauern im Tal und halfen in Haus und Hof. Einzig Bedingung ihres Königs; die Nacht mussten sie im kristallenen Schloss verbringen.

Und dann war wieder Kirchweih und eine der Seejungfrauen hatte sich verguckt in den Bauernsohn. Und sie tanzten und tanzten bis die Kirchturmuhr zehn schlug. Da bekam sie es dann doch ein schlechtes Gewissen und eilte mit ihrem Liebsten zum See. Sie bat ihn noch ein Weilchen zu warten, denn wenn Blut aufstiege, hätte sie ihre Strafe erhalten, wenn nicht würden sie sich wiedersehen. Blöd genug daran zu glauben, denn natürlich musste das arme Mümmlein für seine Liebe sterben. Und die Moral von der Geschicht: wenn's am schönsten ist, sollte man gehen.
Und noch eine Sage rankt sich um den See. Tief unten auf dem Grund wächst die blaue Blume und wer sie pflückt, kann sich unsichtbar machen.
Wäre manchmal gar nicht so verkehrt.

Nach der Umrundung des Sees gibt es dann noch eine kleine Stärkung in Form eines Schinkenbrotes. Muss ja im Schwarzwald auch sein.
Dann geht es weiter über die Schwarzwaldhochstraße nach Baden Baden und oh Wunder, mein männliches Navi kann plötzlich wieder Karten lesen und das sogar richtig, denn er bringt mich hoch über die Stadt zum alten Schloss Hohenbaden.

Hoch oben auf dem Berg thront die mächtige Burg und der Bergfried, als Zeichen der Macht, ist schon von weitem sichtbar. Er war der höchste Turm einer Burg, war aber nicht zum Wohnen gedacht, sondern diente nur als Ausguck.

Der Palas war der Wohnbau. Schloss Hohenbaden hatte derer sogar zwei. Da haben sich die Markgrafen von Baden ordentlich ausgetobt. Wer hat der hat und so gehört der Bernhardsbau der Unterburg zu den aufwendigsten Palasbauten in unserem Land.


Selbst ein Teil der steinernen Fensterbänke ist noch erhalten. Ob hier wohl die Prinzessin saß und auf ihren Prinz gewartet hat? Ein bisschen fühlt man sich wie Dornröschen, nur der blöde Kerl kommt heute wieder nicht.


Leicht war so eine Burg nicht zu erobern. Schon von weitem konnte man die Feinde erkennen. Schafften sie es trotzdem die ersten Tore zu überwinden, standen sie wieder vor Mauern und Toren. Quasi eingezwängt waren sie und boten ein perfektes Ziel. Was ich nur nicht so ganz verstehe, die eigenen Burgen mussten doch ähnlich aufgebaut gewesen sein. Warum lief man dem Feind dann praktisch in die Falle?

Noch heute kann man ahnen, wo einst der Rittersaal im Obergeschoss lag. Große Fenster hatte er und einen Kamin.


Also, Baden Baden und ich werden keine Freunde. Mir gefällt die Stadt überhaupt nicht.
Zugegeben, da stehen ein paar schöne alte Gebäude in der Fußgängerzone herum und das Spielkasino mag auf den einen oder anderen auch einen magnetisierende Wirkung haben, aber bei mir kommt sie in die Kategorie: gesehen, abgehakt, erledigt.

ein Porzelanschloss
10.06.2016


Ist ja mal wieder typisch. Kaum neigt sich mein Urlaub dem Ende entgegegen, wird das Wetter super. Gar nicht weit entfernt von Baden Baden und quasi auf dem Heimweg liegt ein weiteres Schloss und das werden wir uns zum Abschluss noch anschauen.

Sybilla Augusta von Sachsen-Lauenburg war eine gute Partie und so verwundert es auch nicht, dass Ludwig Wilhelm von Baden Baden, unterwegs auf Brautschau in Böhmen, auf sie aufmerksam wurde und sie schließlich heiratete. Zwanzig Jahre war sie jünger und doch sollen sie sich geliebt haben. Zwölf Kinder brachte sie zur Welt, doch nur die Hälfte überlebte. Auch ihren Ehemann verlor sie recht früh. Da war der Erbprinz erst 5 Jahre alt und so konnte sie zwanzig Jahre lang regieren.
Zu Beginn ihrer Regentschaft entstand dann auch Schloss Favorite. Zum Wohnen benötigte man es nicht. Dafür gab es ja das Residenzschloss in Rastatt, aber im Barock galt es als schick, zusätzlich ein Lustschloss zu besitzen. Dort feierte man rauschende Feste oder zog sich zurück, um zu jagen.

Das Schloss kann man nur im Rahmen einer Führung besichtigen und leider darf man auch nur in der Sala Terrena fotografieren. So einen Gartensaal besaß fast jedes Schloss. Hier fuhren die Gäste vor und im Sommer war er kühl genug, um sich dort auch aufzuhalten. Dafür sorgten Brunnen an allen vier Ecken. Nach oben reicht der Saal durch alle Geschosse bis in die Kuppel und ist über und über mit blau-weißen Fliesen verkleidet. Die kommen mir bekannt vor, denn sie ähneln mit ihren aufgemalten Motiven an die berühmten Delfter Kacheln. Sind aber nicht echt.
Warum Schloss Favorite auch als Porzellanschloss bezeichnet wird, wird einem bei der Führung durch die Räumlichkeiten rasch klar.


Sybilla Augusta, die Herrin des Anwesens liebte feine Stickereien und Porzellan. Kein Wunder, dass sie eine gute Kundin der Meißner Porzellanmanufaktur war. Der Bestand umfasst heute noch rund 1500 Stück. Wie viel mag wohl zu ihren Lebzeiten zerbrochen sein? Schließlich lebten ja auch Kinder im Schloss.