Frühstück auf indisch
01.12.2015


Wie immer sitze ich zu früh in der Lobby und warte auf meinen Guide für den heutigen Ausflug. Wie immer versucht er mich auf dem Zimmer zu erreichen, bevor er mich anspricht. Wie immer finden wir aber irgendwann zueinander.
Die Sonne gewinnt heute leider nicht den Kampf gegen die Regenwolken. Zweitere haben aber Erbarmen mit mir und verschonen mich.
Da wir das Hotel bereits um 7:00 Uhr verlassen haben, musste ich auf mein Frühstück verzichten. Kurz hinter Bangalore verlangt mein Magen aber nach seinem Recht. Wie praktisch, dass sich an der Straße mehrere kleine Restaurants niedergelassen haben, die nur auf hungrige Autofahrer warten. Mit lauten Trillerpfeifen versucht jeder auf sich aufmerksam zu machen und die Kunden in den Laden zu locken.
Ich überlasse meinem Guide die Wahl und schon bald steht ein indisches Frühstück vor mir. Idlis, wie das Gericht heißt, besteht aus gedünstetem Reiskuchen, der in Soßen und Gemüseeintöpfe getunkt
wird. Gegessen wird natürlich mit der Hand. Schmeckt gar nicht so übel, wird aber trotzdem nicht zu meinem Lieblingsfrühstück aufsteigen.
Heute geht es vorbei an Zuckerrohrfeldern. Gesehen haben wir den auf der Tour schon öfters, da vor fast jedem Tempel oder auf Märkten Verkäufer den Saft anbieten, der mit großen Walzen aus den Rohren gepresst wird.
Hier sind wir nun mitten bei der Ernte und treffen immer wieder auf hochbeladene, von Ochsen gezogene Wagen, mit denen die Ernte in die Fabriken transportiert wird.


Natürlich steht auch wieder ein Tempel auf dem Programm (wie könnte es in Südindien auch anders sein).
Wir haben in der Nähe von Hassan ja schon zwei Tempel im Hoysala-Stil besichtigt.
Der Keshvara-Tempel bei Somnathpur ist der dritte im Bunde. Auch er hat einen sternförmigen Grundriss und der zentrale Säulensaal beherbergt sogar drei Schreine.
Da er nur selten von Touristen besucht wird, fällt einem sofort angenehm das Fehlen der manchmal doch etwas lästigen Händler auf.

Elefanten, meine absoluten Lieblinge, stehen für die Beständigkeit des Reiches

Blütenranken auf einem Dämonenantlitz stehen für Lebensfülle und alles verschlingende Zeit
Seeungeheuer sind Fruchtbarkeit verheißende Glückszeichen. Da hätte ich mir aber was netteres für vorstellen können.

nicht schön, aber faszinierend finde ich die Fabelwesen, die sich aus sieben Tieren zusammen setzen: Rüssel vom Elefant, Schnauze vom Krokodil, Augen vom Affen, Kuhohren, Schweinebauch,
Pfoten vom Löwen und den Schwanz eines Pfaus.
Beeindruckend sind die übereinander liegenden Reliefbänder, wie wir sie schon in Belur und Halebid gesehen haben. Hier sind sogar die Pferde erhalten.
Jedes dieser Friese hat einen bestimmten Symbolgehalt:

Pferde und Reiter stehen für Dynamik und Expansion

die hochfliegenden Gänse zeugen von freiem Geist und Wiedergeburt

Götterfiguren und Kampfszenen fehlen hier auch nicht. Unter den Figuren auch mein absoluter Liebling Ganesha und Vishnu in einigen seiner Inkarnationen, die wir ja bereits in Tiruchirapalli gesehen haben. Wenn man bedenkt, dass es zu jeder dieser Götterfiguren eine Geschichte gibt, könnte man hier Tage verbringen und hätte doch noch nicht alles entdeckt und gelernt.
Was mich an diesen Tempeln immer wieder wundert, sind die Kamasutra-Darstellungen. Hier sind es zwar nicht so viele wie an den nepalesischen Tempeln, aber doch an jedem zu finden.
Sie dienen hier wirklich der Aufklärung. Die jungen Leute werden in den Tempel geschickt, um zu lernen, wie das so geht mit den Bienchen und Blumen. Oder anders gesehen, auch eine Möglichkeit
junge Leute in die Kirche (äh, den Tempel) zu locken.
Betritt man das Heiligtum steht man im zentralen Säulensaal mit über 18 Säulen. Erstaunlich sind diese wunderschön gedrechselten Säulen.

An den Saal schließen sich die drei Schreine an, in denen Vishnu und Krishna verehrt wurden. Wurden, da der Tempel heute kein Pilgerort mehr ist. Als die Moslems kamen, hauten sie vielen Figuren die Nasen ab. Hindus verehren aber keine zerstörten Gottheiten und so wurde der Tempel aufgegeben und ist heute nur noch Museum.


und die Kuppeln, ausgefüllt mit Lotusblüten in unterschiedlichen Stadien der Blüte.


Ganz in der Nähe befinden sich die Shivasamudra-Falls. Ist doch mal einen nette Abwechslung bei der ganzen Tempelei.
Hier stürzt sich der Kaveri-River auf seinem Weg zur Ostküste 98 Meter in die Tiefe. Die Insel Shivasamudra teilt den Fluss in zwei Hälften. Nicht nur der Fluss ist den Indern heilig, sondern auch die Insel, auf der einige alte Tempel zu finden sind.

Damit wäre das Programm für heute abgearbeitet und es steht uns ja auch noch ein längerer Heimweg bevor. Natürlich kommen wir mitten in der schönsten Rushhour in Bangalore an. Da geht es dann nur
noch schrittweise und ohne Hupe schon mal gar nicht. Wie gut, dass ich nicht fahren muss und dass es in dieser Stadt ein paar Ampeln gibt, auf die die Autofahrer reagieren. Darüber werde ich an
meinem letzten Tag noch richtig froh sein.
Boomtown Bangalore
02.12.2015


Bangalore, Stadt der gekochten Bohnen. Die Legende besagt, dass König Veeraballa einst erfolglos auf die Jagd ging und sich verirrte. Hungrig und durstig traf er auf eine alte Frau. Wie das in Legenden so üblich ist, erkannte sie den König nicht, servierte ihm aber gekochte Bohnen. Aus Dankbarkeit nannte er den Ort Benda Karulu (Ort der gekochten Bohnen). Daraus machten die Engländer nach der Eroberung Bangalore.
Ob man Bangalore jetzt unbedingt gesehen haben muss, sei mal dahin gestellt. Immerhin ist sie die drittgrößte Stadt im Lande und das indische Pendant zu Silicon Valley. Auch nicht unbedingt ein Grund hier lange zu verweilen. Der Blick vom Hotelzimmer zeigt: diese Stadt ist riesig, aber auch sehr grün.
Tipu Sultan sind wir ja in Mysore bereits begegnet. Die Überreste seines Sommerpalastes kann man in Bangalore bewundern.


Viele Gebäude in dieser Stadt erinnern noch heute an die Besetzung durch die Engländer, wie das Parlamentsgebäude.

Natürlich steht auch der eine oder andere Tempel in der Stadt. Wie könnte es auch anders sein. Beim Ikson Tempel sind die Kleidervorschriften allerdings so streng, dass ich höchstens im Sari reinkäme. Da er aber bereits von außen nicht der allerschönste ist, bin ich nicht so sehr traurig darüber.


Der Bengaluru Palast würde eher nach England passen, ist er doch Windsor Castle nachempfunden. Er ist eine beliebte Location für Hochzeitsfeiern.

Schade nur, dass von den vielen schönen alten Villen kaum welche übergeblieben sind.


Das mit der Kleiderordnung sieht man beim Bullentempel lockerer. (Nicht das ich im Trägerhemdchen und Hotpants rumlaufen würde)
Oben am Tempel sieht man Figuren von Shiva mit seinen beiden Söhnen Ganesha und Skanda.
Anhand des Reittieres sollte jetzt eigentlich jeder erkennen können, wer wer ist, wobei Ganesha auch ohne Reittier erkennbar sein sollte. (für alle, die es immer noch nicht wissen: Shiva ist der mit dem Bullen und sein Sohn Skanda demnach der mit dem Pfau)

Im Inneren des Tempels ein Deja-vu. Haben wir nicht so einen riesigen, aus einem Monolith gehauenen Nandi-Bullen erst vor ein paar Tagen gesehen? Dieser entstand, weil sich die Bauern über die Rinder beschwert haben, die ihre Erdnussfelder zerstört haben. Da frage ich mich jetzt, war hier zuerst der Bulle und Shiva kam dazu, weil es sein Reittier ist. Oder war der Tempel Shiva geweiht und die Geschichte mit den Rindern passte perfekt dazu?
Leider habe ich das Kadalekayi-Parishe-Fest um zwei Tage verpasst. Dann kommen die Erdnussbauern aus der Umgebung, um für ihre Ernte zu danken. Die Vorbereitungen sind schon im vollen Gange: der Bulle wird neu geschwärzt und überall um den Tempel haben sich bereits Händler niedergelassen, die Erdnüsse als Opfergaben verkaufen.

Letzter Stopp für heute ist Lalbagh. Das bedeutet "Roter Garten" und ist ein 96 Hektar großer botanischer Garten.
Leider ist zur Zeit keine Blütezeit und so finden sich nur ein paar Orchideen- und Hibiskusblüten.
Dafür jede Menge außergewöhnliche Bäume, darunter riesige Ficus Benjamina. Wie gut, dass die bei uns eher klein bleiben; die würden sonst garantiert durch die Decke wachsen und den Nachbarn ebenfalls erfreuen.

Am Ausgang des Parks steht noch einer von vier originalen Wachtürme, die im 18. Jhdt erbaut wurden.

Damit wären wir auch schon durch mit der Boomtown. Natürlich gibt es auch viele Shopping-Malls und die MG-Road mit ihren Designerläden. Dafür bin ich aber nicht nach Indien gekommen.
Eines interessiert mich aber seit meinem letzten Besuch brennend und zwar, was es denn wohl in Indien bei Mac Donalds zu essen gibt. Die klassischen Burger können es ja wohl nicht sein. Da sich um die Ecke vom Hotel ein solcher Laden befindet, werde ich das jetzt in Angriff nehmen. Hier die Auflösung: es gibt Burger, aber nur die Hähnchen Variante und die Soße ist auch etwas gewöhnungsbedürftig.
Natürlich fehlt auch die vegetarische Variante nicht und außerdem gibt es noch Paneer-Burger. Paneer sieht auf den ersten Blick aus wie Tofu, ist aber ein schnittfester indischer Frischkäse, der gar nicht mal so übel schmeckt.
Flecken im Gebüsch
03.12.2015


Die letzten Tage in Indien will ich fast tempelfrei verbringen. Um 9:00 Uhr geht es los Richtung Mysore. Da war ich schon und da will ich auch nicht bleiben. Es liegt nur auf dem Weg und bietet sich als Stopp zum Mittagessen an. Wie der Zufall es will, lande ich wieder im Sadesh el Prince. Da ich aber keine Lust auf indisches Buffet habe, bestelle ich a la carte. Der Hühnerspieß auf Reis mit Tomatensoße ist mal richtig lecker.
Gestärkt setzten wir unseren Weg fort gen Westen und es wird wieder ländlich.

Gegen 15.00 Uhr haben wir dann unser heutiges Ziel erreicht. Ich überlege schon, ob ich vielleicht den Whirlpool testen soll, da werde ich gefragt, ob ich jetzt gleich noch eine Safari machen möchte. Klar möchte ich. Darauf hatte ich gar nicht zu hoffen gewagt. Für meinen armen Fahrer heißt das aber, er muss noch mal los. Es ist aber nicht wirklich weit bis zum Eingang vom Nationalpark wo ich auf einen Safaribus umsteige.
Gleich hinter der Schranke treffen wir auf Gaurs, die indische Variante der Bisons. Eine ganze Herde tut sich am Gras gütig und lässt sich von uns so überhaupt nicht stören.


Kilometer um Kilometer fahren wir durch den Nationalpark und außer Damwild lässt sich kein Tier sehen. Die hätte ich in Deutschland billiger haben können. Sieht ganz so aus, als wäre mein Ausflug in die Natur mal wieder vom Pech gesegnet. Ist halt doch anders als in Afrika. Der Busch ist so dicht, dass sich tausend Tiger darin verstecken könnten und wir würden sie nicht sehen.

Kurze Zeit später treffen wir auf zwei Elefanten und das war es dann wohl schon.

Ich will mich schon mit der mageren Ausbeute von Elefanten, Gaurs und Sambahirschen zufrieden geben, da halten wir bei zwei weiteren Wagen an. Was haben die nur entdeckt? Ich kann kein einziges Tier ausmachen. Kann also kein weiterer Elefant sein.
Doch da bewegt sich etwas im Gras. Es ist gefleckt und kaum zu sehen. Die Mietzekatze tut mir aber den Gefallen und zeigt sich kurz darauf in ihrer ganzen Schönheit. Ohne Hast wandert die zu einem kleinen Hügel und drapiert sich malerisch darauf. Wenn auch kein Tiger, so ist mir dieser Leopard mindestens genau so lieb. Den habe ich in Afrika bisher vergebens gesucht.
Mindestens 15 Minuten bleibt das Tier fotogen liegen, bevor es ihm zu viel wird und es sich trollt.
Wow, alleine dieser Leopard war das Geld für die Safari hundert mal wert.

Auf dem Rückweg kreuzen ein weiterer Elefanten und ein Sambahirsch unseren Weg.
Zurück im Hotel buche ich für den Abreisetag gleich noch eine Tour, auch auf die Gefahr nur Damwild aufzuspüren. Ich habe die Hoffnung auf seine Majestät, den Tiger noch nicht ganz aufgegeben.

was schwimmt denn da?
04.12.2015


Ein ganzer Tag im Nationalpark. Wie verbringe ich den jetzt am besten?
Erst mal in Ruhe frühstücken und dann schauen, was die mir an Programm anbieten können.
Für den Vormittag entscheide ich mich für einen Spaziergang in die Umgebung. Ein Guide begleitet mich und zeigt mir die Vogelwelt in und um das Ressort.
Danach geht es über die Felder Richtung Dorf. Die Bewohner bauen hier alles an, was sie so zum Leben brauchen: Linsen und Mais gehören dazu, aber auch Baumwolle. Natürlich wächst hier auch Zuckerrohr in Massen. Etwa ein Jahr brauchen die Pflanzen, bis man sie ernten kann und nach drei Ernten ist der Boden ausgelaugt und es muss eine andere Pflanze her. Hier bekomme ich auch die Gelegenheit zu testen, wie süß die Pflanze wirklich ist. Der Stengel ist recht hart und faserig. Die Händler pressen den Saft mit Maschinen heraus, aber es geht auch, wenn man kräftig auf dem Stengel kaut.
Ein Bummel durch das Dorf beendet den Rundgang.

Jetzt habe ich genügend Zeit bis zum Mittagessen und der anschließenden Bootsfahrt.
Da ich hinter meiner Hütte nun mal einen eigenen Whirlpool habe, werde ich jetzt die Gelegenheit nutzen und ihn testen. Mit einem Buch bewaffnet mache ich es mir im blubbernden Wasser bequem. Fehlt eigentlich nur (wie immer) der Prinz mit Erdbeeren und Champagner. Warum sind die immer wie vom Erdboden verschluckt, wenn frau sie mal braucht?

Um 14:00 Uhr wartet dann bereits mein Fahrer (wie das klingt – kein Prinz, aber ein eigener Fahrer) um mich zum Bootsanleger zu fahren.

Hier am Lake Kabini stoßen zwei Nationalparks aneinander: Nagarhole und Bandipur. Die Chancen stehen hoffentlich gut, wenigstens ein paar Elefanten zu sehen. Entstanden ist der See durch das Stauen des Kabini. An vielen Stellen sieht man noch die Bäume aus dem See ragen und das erinnert mich ein wenig an den Lake Kariba in Zimbabwe.
Langsam gleiten wir dahin, das Ufer fest im Blick um nur ja kein Tier zu übersehen.
Viele Wasservögel gibt es zu entdecken, darunter auch meine Lieblinge, die Kingfisher.


Irgendwann können aber auch die mich nicht mehr begeistern. Gibt es denn nichts spektakuläreres?
Wie gut, dass wir einen erfahrenen Guide mit an Bord haben, der auf einer Sandbank zwei Krokodile ausmacht. So reglos, wie die da liegen, hätte ich die nie entdeckt. Wir pirschen uns per Boot langsam ran und können sie eine Weile beobachten. Irgendwann wird es ihnen aber zu blöd und sie verschwinden in den Fluten. Jetzt sollten wir besser nicht kentern.

Eine Elefantenherde taucht leider nicht auf, aber ein paar einsame Bullen. Einer von ihnen hat enorme Stoßzähne. Sie wachsen vorne schon fast zusammen und müssen ihn bestimmt ab und an stören.


Leider haben wir bereits das Ende des Sees erreicht und müssen langsam ans Umkehren denken. Bis 18:00 Uhr müssen alle Boote den Nationalpark verlassen haben.
Immer schön am Ufer entlang geht es retour. Vielleicht können wir ja doch noch etwas aufspüren. Ein Tiger wäre jetzt die Krönung, aber der Herr des Dschungels lässt sich nicht blicken. Nur eine handvoll Affen tut sich an den Grassamen gütlich.
Langsam verschwindet die Sonne am Horizont und es wird Zeit für den Heimweg. Doch was ist das? Da bewegt sich was im Ufergras und das hat ganz eindeutig Streifen. Zebras gibt es nicht in Indien,
die fallen schon mal weg. Das wird doch nicht etwa..? Und tatsächlich, da erscheint er am Ufer, ein ausgewachsener Tiger. Ich kann es nicht fassen, gestern der Leopard und heute tatsächlich mein
so herbeigesehnter Tiger.

Wo will der aber hin oder was hat er vor? Am Ufer verharrt er kurz und dann begibt er sich doch tatsächlich in die Fluten des Sees und schwimmt von einem Nationalpark zum anderen.
Klar, dass wir ihm in gebührenden Abstand mit dem Boot folgen. Entwischen kann er uns hier im See kaum.
Am anderen Ufer markiert er erst mal ausführlich sein neues Revier und lässt seinen Ruf erschallen. Sieht ganz so aus, als ob der Junge auf Weibchensuche ist.
Für ein paar Minuten legt er sich ins Gras und verschwindet dann im Gebüsch.
Verschwinden sollten wir jetzt auch dringend, denn es ist inzwischen fast dunkel und bereits nach 18:00 Uhr. Wir müssten also längst aus dem Gebiet des Nationalparks draußen sein. Ich hoffe die akzeptieren den Tiger als Entschuldigung.
Ich bin jedenfalls total happy und es hat sich mal wieder gezeigt, man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Fünf Minuten später und wir hätten ihn vielleicht verpasst und auch die Leute im Jeep werden ihn sicher nicht gesehen haben. Der Busch ist hier so dicht, dass 10 Meter mehr rechts oder links viel ausmachen können. Wie ärgerlich, wenn man einen Tiger in greifbarer Nähe hat und sieht ihn nicht.
Es ist bereits stockdunkel, als ich wieder im Ressort ankomme und mein Tiger wird zum Thema Nummer eins am Abendbuffet.
ein wehrhaftes Fort
05.12.15


Um 5:00 Uhr ist die Nacht zu Ende. Ich will vor der Weiterfahrt noch mal die Chance nutzen und eine Jeepsafari mitmachen. Leider sind wir heute morgen nicht wirklich erfolgreich. Eigentlich schon, denn ein weiterer Leopard kreuzt hinter unserem Fahrzeug die Straße. Bis wir aber zurückgesetzt haben, ist er bereits im dichten Unterholz verschwunden. Der hatte wohl am frühen Morgen noch keine Lust auf Fotosession. Die restliche Tierwelt hält sich ebenfalls bedeckt und so müssen wir mit dem heimischen Damwild vorlieb nehmen.

Nach dem Frühstück geht es dann zur letzten Etappe dieser Reise. Ziel ist Coorg (oder Madikeri, wie es heute heißt). Bedingt durch die doch recht schlechten Straßen in Indien ziehen sich die 130 Kilometer endlos. Das letzte Stück geht es dann durch die gebirgige Region und es kann einem auch schon mal ein etwas anderer Verkehrsteilnehmer entgegen kommen.

Kurz vor dem Ziel fallen die vielen Gebetsfahnen auf. Sie erinnern mich an meinen Trip nach Nepal. Hier müssen viele Buddhisten leben und tatsächlich ist dies hier die zweitgrößte tibetische Kolonie in Indien. Und dann stehen wir auch schon vor dem Goldenen Tempel. Im Inneren drei riesige goldene Statuen von Buddha (wie könnte es auch anders sein) und Padmasambhava.
Coorg an sich hat nicht wirklich viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Ein kurzer Spaziergang bringt mich zu den Abbi Falls. Leider steht die Sonne am Nachmittag nicht günstig für Fotos, aber von der kleinen Hängebrücke aus lassen sich die Fälle in ganzer Breite bewundern. Ok, wer schon in Island war, braucht mehr um sich begeistern zu lassen, aber so schlecht sind sie jetzt auch nicht.


Was hat der kleine Ort sonst noch zu bieten?
Da wäre Raja's Seat, ein kleiner Garten, der für die ehemaligen Herrscher angelegt wurde. Die Aussicht von hier ist genial, wenn es nur nicht so dunstig wäre.

Dann ist da noch das Fort, erbaut Anfang des 19. Jhdt. mit der St Mark's Kirche. Schon seltsam Kanonen vor einer Kirche zu sehen. Passt irgendwie nicht so ganz.

Als letztes hätten wir dann noch den Omkareshvara-Tempel. Verglichen mit den vielen anderen, die ich auf dieser Reise gesehen habe, ist er weniger spektakulär. Ist aber auch kein Touristentempel, sondern hier kommen die Einwohner her, um sich ihren Segen zu holen.
Das wäre dann auch der letzte Programmpunkt dieser Reise gewesen.

Masala Dosas zum Abschied
06.12.15


330 Kilometer sind es bis Bangalore. Das hört sich für uns nicht nach sehr viel an, aber auf indischen Straßen bedeutet das mal locker sechs bis sieben Stunden Fahrt. Da ich um 17:00 Uhr am Flughafen sein muss, machen wir uns gegen 10:00 Uhr auf den Weg. Mein armer Fahrer muss die ganze Strecke fahren, aber dafür wird er ja auch bezahlt.
Gegen Mittag halten wir an einem Restaurant am Straßenrand und ich nehme mein letztes indisches Essen ein. (Was freue ich mich schon auf gute deutsche Hausmannskost. Nicht, dass ich nicht gerne die Gerichte meines Urlaubslandes teste, aber nach fast vier Wochen kann ich kein indisch mehr sehen). Als letztes indisches Gericht gönne ich mir Masala Dosas. Das sind knusprige, dünne Reispfannkuchen gefüllt mit einer Masse aus gekochten Kartoffeln und Gewürzen.
Wir kommen gut durch und erreichen bereits gegen 14:30 Uhr die Stadtgrenze von Bangalore. Das heißt aber noch gar nichts, denn obwohl heute Sonntag ist, ist die ganze Stadt ein einziger Stau.
Erschwerend kommt hinzu, die Stadt ist riesig und wir müssen da durch, von Süden nach Norden. Das kostet mich meine letzten Nerven, denn immer wieder stockt der Verkehr für Minuten.
Alle Sorgen aber umsonst, denn irgendwann haben wir dann endlich die Ausfallstraße gen Norden erreicht und sind bereits um 16:00 Uhr am Airport.
Der Flughafen ist recht neu und wurde erst 2008 eröffnet. Er hat den alten HAL Bangalore International Airport abgelöst, der zwar näher an der Stadt lag, aber viel zu klein war.
Da der Flughafen in Chennai noch immer wegen Überflutung geschlossen ist, ist mein Flieger überbucht. Das hatte ich schon geahnt und vorsorglich online eingecheckt. Trotzdem versucht man mich zum Bleiben bzw Umbuchen zu überreden. Da müsst ihr euch aber was besseres einfallen lassen, als einen Freiflug Bangalore Dubai. Was soll ich denn damit? Wäre es nicht auch sinnvoller Passagiere ohne Anschlussflug umzubuchen?
Ich wüsste auch ehrlich nicht, was ich noch einen Tag in Bangalore machen sollte. Die Stadt hat es nicht wirklich in die Top 10 meiner Favoriten geschafft. (nicht mal in die Top 100)
Also lehne ich dankend ab und schicke meinen Koffer auf die Heimreise.
Beim Boarden bleibt mir noch mal kurz das Herz stehen, als meine Bordkarte kein grün zeigt und man mir einen Essensvoucher aushändigt. Was soll das denn jetzt. Ich will nicht in Bangalore bleiben und ich will gefragt werden (auch mit Billigticket).
Zum Glück stellt sich aber rasch heraus, dass der Voucher für Dubai ist, da ich da vier Stunden Aufenthalt habe. Das wiederum finde ich gut, auch wenn ich ihn nicht nutzen werde. Hab ja schließlich noch einen Voucher für die Marhaba Lounge.
Irgendwann sind dann auch zwei Flüge und ein Zwischenaufenthalt vorbei und die Heimat hat mich wieder.