Tempel, Tiger, Teeplantagen (5)


ins Venedig Indiens

25.11.2015

30°C
30°C
60 km
60 km

Wie heißt es so schön, der frühe Vogel fängt den Wurm. Hier ist es mehr, der nicht minder schöne Sonnenaufgang und ein leckeres Frühstück mit Ananas-Smoothie und Crêpes mit Kokosfüllung.

Dann heißt es auch schon Anker lichten und Weiterfahrt nach Alleppey.

Kurz vor dem Ziel wird es noch mal richtig eng auf dem Kanal und ich komme mir ein wenig vor wie auf der A5 Richtung Frankfurt.

Das nächste Problem steht kurz darauf an: wo lege ich jetzt bloß meinen Kahn an? Schließlich parken wir in fünfter Reihe. Eigentlich ja nicht so schlimm, aber ich sehe schon mich oder meinen Koffer im Kanal verschwinden. Zum Glück und mit Hilfe vieler hilfreicher Hände gelangen wir aber beide trocken an Land.   



Wo wir aber schon bei Wasser und Kanälen sind, wundert es doch wohl keinen, das Cochin, am Rande der Backwaters gelegen, als Venedig Indiens bezeichnet wird. Der günstigen Lage am Meer und dem Gewürzhandel verdankt die Stadt ihren Reichtum. Ermöglicht haben das die Portugiesen, die erstmals 1500 hier landeten. Clever, wie der Raja von Kochi zu sein glaubte, übertrug er den Portugiesen die Handelsrechte für Gewürze und erhoffte sich dadurch militärische Absicherung seines Staates. Finanziell ging die Rechnung auf, doch schon nach kurzer Zeit hielten die Portugiesen die Fäden der Macht in den Händen und die Rajas hatten nichts mehr zu melden.

 

Da wir früh dran sind machen wir auf dem Weg nach Cochin einen kurzen Stopp an einer Sisalfabrik.

Hier wird wirklich alles noch mit Hand gefertigt.

Kochin erstreckt sich über viele Inseln und Landzungen und was bietet sich da als Verkehrsmittel an? Na klar, Fähren, aber leider nutzen wir aus Zeitgründen den Bus. (und ja, es gibt auch Brücken) auf dem Weg zum historischen Stadtteil Fort Cochin. Bekannt ist er durch die vielen Fischernetze, die das Nordufer säumen. Der Anblick der riesigen Netze vor der Altstadt, lässt wohl jeden die Kamera zücken. Diese riesigen, auf eine Holzkonstruktion gespanten Netze dienen in Cochin mehr dem Touristenfang, werden außerhalb der Stadt aber sehr wohl noch zum Fischfang genutzt. Mindestens vier Männer sind von Nöten, um so ein Netz aus dem Wasser zu ziehen.

Was da so an Beute drin war, kann man ein paar Schritte weiter im kleinen Fischmarkt bewundern.

Bummelt man von hier aus weiter durch den Stadtteil, ist unschwer zu erkennen, wer das Sagen hatte.

Kochin gilt übrigens als erste europäische Ansiedlung auf indischem Boden. Hier fühlt man sich auch heute noch in die Kolonialzeit zurückversetzt, denn mit seinen alten Häusern, verträumten Gassen und Bäumen kommt so gar kein indisches Feeling auf.



Mittendrin St Francis Church, die (wen wundert es) erste europäische Kirche auf indischem Boden.

Hier beteten erst die Portugiesen, gefolgt von den Holländern und Briten und sogar der alte Vasco da Gama war hier mal verbuddelt.

Interessiert am Vorgänger der modernen Klimaanlage? Dann sollte man einen Blick ins Innerer der Kirche werfen. Von der Decke hängen riesige Stoffbahnen, die von außen mittels Seilen bewegt wurden und so für Kühlung sorgten.

Kochi ist auch endlich mal wieder eine Stadt mit Palast. Heißt es nicht, kleine Geschenke erhielten die Freundschaft?

Das wussten auch die Portugiesen, als sie dem Raja diesen Palast vermachten, wobei klein in diesem Fall wohl etwas übertrieben ist. Besonderheit dieses Palastes sind die vielen wunderschönen Wandmalereien. Sie gehören zu den prachtvollsten ganz Indiens und die meisten davon befinden sich im herrschaftlichen Schlafgemach. Nur leider ist, wie so oft, fotografieren verboten.

 

Wir verlassen den Palast durch die Hintertür und stehen im Judenviertel. Dieses Viertel dienten den Juden praktisch als Exil gegen die Übergriffe der Portugiesen. Es galt als die heimliche Quelle des Reichtums, denn hier boomte der Gewürzhandel. Koloniale Schnörkel sucht man vergebens und doch hat dieses vom Kommerz geprägte Viertel durchaus seinen Charme.








Das hier Geld umgesetzt wurde, erkennt man auch recht gut im Inneren der Synagoge. 1100 handgemalte Fliesen bedecken den Boden und bunte Öllampen hängen von der Decke. Mit Gold wurde ebenfalls nicht gegeizt.

Am Abend erwartet uns dann eine Kathakali-Aufführung. Dabei werden die Tänzer erst mal aufwendig geschminkt. Diese Prozedur dauert eine ganze Stunde und erst dann kann der Tanz beginnen. Indischer Tanz ist Göttertanz – wir erinnern uns nur an den Wettstreit zwischen Shiva und Parvati. Indien hat die umfangreichste Tanzliteratur vorzuweisen und Anleitungen haben wir ja sogar schon in den Tempeln gesehen. Vier Darstellungsmittel kennt der indische Tanz.

Ohne Musikinstrumente geht gar nichts und dazu gehören auch die Fuß- und Armglöckchen.

 

Fehlen noch die Emotionen und auch hier sind indische Tänzer Meister ihres Faches.

 

 

 

 

 

Da wäre erst mal die Bewegung und Mimik. Es gibt sage und schreibe 13 Kopfdrehungen, 64 Fußbewegungen, 108 Körperhaltungen, 64 Handgesten und sogar 36 verschiedene Blicke.

 

 

 






Dritter Bestandteil ist das dekorative Element, wobei die Charaktere gerne überzeichnet werden. Das Böse ist dann ganz besonders böse und kommt meist in schwarz oder blau daher. Götter und Helden sind weiß oder orange.






 

 

 

Getanzt wird übrigens alles, was die indische Mythologie so hergibt und das ist einiges.

 

 

 

 

 

 

 



zu den blauen Bergen..

26.11.2015

27°C
27°C
280 km
280 km

Na, was fällt einem denn zu Indien so spontan ein, außer Bollywood, Sari und Curry?

Mir als absolutem Fan von Chai, fällt da natürlich Tee ein. Jetzt liegen die Anbaugebiete des Darjeeling nicht unbedingt auf unserer Reiseroute, aber auch hier in den Nilgiris, den blauen Bergen wird Tee angebaut.

Ein wirklich langer Reisetag von acht Stunden liegt vor uns, unterbrochen nur durch eine Tee- und eine Mittagspause.

Leider gibt es keine Fotostopps, aber die sind auf dieser Reise sowieso eher Mangelware.


 

 

 

 

Heute begleiten uns neben den Kokospalmen vermehrt Bananenplantagen und später sogar Betelnusspalmen. Wusste bis heute nicht, dass die wie Datteln auf Palmen wachsen.

Das letzte Stück ist dann landschaftlich am schönsten. Durch 14 Haarnadelkurven auf enger Straße schrauben wir uns gemütlich und ohne Hetze auf 1800 Meter Höhe. Wer eher zartbesaitet ist, sollte sich mit einem Buch ablenken, denn manchmal wird es schon ganz schön eng, wenn mal wieder ein paar Laster von vorne kommen, aber wie bereits des Öfteren erwähnt, habe ich hier vollstes Vertrauen in meinen Schutzengel. Nach der letzten Kurve liegt dann Conoor inmitten von Teeplantagen vor uns. Natürlichen waren es wieder die Engländer, die Indien zum größten Teeexporteur der Welt machten.

Wenigstens regnet es heute nicht (und das in den Bergen), aber am Horizont ziehen bereits wieder die ersten dunklen Wolken auf. Ausgerechnet dort, wo die Sonne in Kürze verschwinden wird. Egal, ich versuche es einfach noch mal mit meinem Sonnenuntergang. Ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man da so steht und plötzlich ruft der Muezzin zum Gebet. Passt erst mal so gar nicht ins Indienbild, aber immerhin sind doch 15% der Bevölkerung Moslems. 


mit dem Cho-Cho-Bähnle unterwegs

27.11.2015

20°C
20°C
150 km
150 km

Wenn mir schon dieses Jahr keine Fahrt im Chepe vergönnt ist, so habe ich doch heute wenigstens die Schmalspurversion.

Immerhin hat es diese kleine Bahn zum UNESCO Weltkulturerbe gebracht.

Am Bahnhof von Coonoor ist schon mächtig was los. Schließlich handelt es sich bei der Bahn um ein normales Verkehrsmittel und nicht um eine Touristenbahn.



Bis zu zwölf Personen finden in einem Abteil Platz. Bei uns sind es sogar ein paar mehr, da die indische Familie noch drei Kinder dabei hat. Bis unser Guide seine Schäfchen alle auf die entsprechenden Abteile verteilt hat, vergeht einiges an Zeit, aber rechtzeitig zur Abfahrt hat jeder sein Plätzchen gefunden. Die Abteile sind wie früher in den englischen Zügen, einmal quer über den Zug, mit Zustieg an beiden Seiten, aber keiner Verbindung untereinander. 




Ein lauter Pfiff erfolgt und schon setzt sich unsere Bahn pünktlich in Bewegung (da kann die DB noch was von lernen).

Coonoor liegt an diesem Morgen noch dicht in Nebel gehüllt. Bin mal gespannt, wie sich das noch entwickelt.

In gemächlichen Tempo schiebt die Lok uns durch Tunnel und über Brücken nach Ooty. Je höher wir kommen, desto mehr lichtet sich der Nebel und schließlich scheint sogar die Sonne. Wenn machbar, sollte man die linke Seite wählen, denn dann bieten sich einem spektakuläre Ausblicke auf tiefe Schluchten und weite Täler.

Ooty, Ziel der Fahrt liegt auf 2286 Meter Höhe. Einst war es beliebtes Erholungsgebiet der Briten, lag es doch hoch genug und bot ein angenehmes Klima. Hier kam man her, um der schwülen Hitze der Ebene zu entfliehen.

Leider ist vom britischen Charme nicht mehr viel erhalten. Hätte man die Neubauten nicht weniger hässlich machen und dem Stil ein bisschen anpassen können? Gelingt es einem jedoch diese auszublenden, kann man sich vielleicht ein Bild der einstige Hill Station machen.

Zu mindestens der botanische Garten lässt noch ein wenig Kolonialkolorit aufkommen,

Wobei ich das Treiben davor viel interessanter finde.

Irgendwann wird es dann aber Zeit zum Aufbruch, denn unser Tagesziel Mysore liegt noch gute 150 Kilometer entfernt.

Klingt erstmal nicht nach einer langen Fahrt, aber wer die indischen Straßen kennt, weiß wie sehr sich ein paar Kilometer ziehen können.

Ausgebremst im positiven Sinne werden wir auch durch die Fahrt durch zwei der Nationalparks, Mudumalai in Tamil Nadu und direkt im Anschluss Bandipur in Karnataka. Natürlich hoffen wir alle auf Tiersichtungen, aber mal ehrlich, welches Tier treibt sich schon freiwillig an einer befahrenen Straße herum. Daher ist die Ausbeute auch recht mager: ein Elefant, Affen, ein Adler und jede Menge Dammwild (das hätte ich aber auch daheim haben können.) 


Wir haben heute unseren letzten Bundesstaat Karnataka erreicht. Hier erwartet uns nochmal eine bunte Mischung aus Tempeln, Palästen aber auch Natur.


Tempel, Tiger, Teeplantagen (6)  (Karnataka)