geheimnisvolles Land am Himalaya (2)


ein goldener Tempel und eine schüchterne Jungfrau

15.03.2015

18°C
18°C
15 km
15 km

Wo heute Terrassenfelder, Tempel und Dörfer sich abwechseln, war in grauer Vorzeit nicht mehr als ein riesiger See. In einer von vielen Legenden spaltet Krishna einen Berg und das Wasser fließt ab. In Wahrheit war es aber wohl doch nur ein Erdbeben.

Das Tal liegt auf 1300 m Höhe und ist von fast 3000 m hohen Bergen umrahmt. Bis 1951 war es hermetisch abgeriegelt und die erste Straße entstand sogar erst 4 Jahre später. Wer in das Herz des Landes vordringen wollte, brauchte die Genehmigung der Rana-Familie. In diesem verbotenen Land konnte sich die Newar Kultur fast unbeschadet erhalten.

Daher wimmelt es im Tal nur so von Tempeln, Schreinen und Heiligtümern. Zu verdanken haben wir die etwa 7000 Gebäude einem Wettstreit der Malla Könige vom 15. bis 18. Jhdt. Frei nach dem Motto, wer hat die schönsten Tempel und Paläste. 

Das herauszufinden habe ich die nächsten zwei Tage Gelegenheit. Sind sie doch der Erforschung des Kathmandu-Tals gewidmet.


Unser erstes Ziel ist ein verschlafenes Dorf namens Khokana. Hier fühlt man sich wirklich in vergangene Zeiten zurück versetzt. Allerdings wird hier für die Besichtigung ein Obolus verlangt.

Manchmal frage ich mich, wer hier für wen die Attraktion ist, die Dorfbewohner für uns oder die komischen Touristen, die alles fotografieren wollen für die Dorfbewohner. Jedenfalls scheint das ganze Dorf auf den Beinen zu sein. Vor den Häusern wird geflochten und gesponnen was das Zeug hält und die eine oder andere Hausfrau erledigt ihren Abwasch. Manche betrachten das Treiben auch einfach aus einem der vielen schön verzierten Fenster. Die hatten schon was drauf, die alten Newari. So gesehen ist es eigentlich gut, dass das Tal so lange im Dornröschenschlaf lag. Zu hoffen bleibt nur, dass die zunehmende Bevölkerung und Luftverschmutzung diese Schätze nicht komplett zerstören.

Gasse in Khokana
hier passt kein Auto durch

hier läßt sich leben

Schon von weitem sichtbar liegt im Zentrum des Ortes der Shekala Mai Tempel mit wunderschön verzierten Balkonen und gegenüber ein kleiner Stupa. Der wird aber heute von einigen Ziegen in Besitz genommen. Auffällig sind auch die vielen Enten im Dorf.

mein Revier

Hühner gelten in Khokana als unglückbringend und wurden daher aus dem Dorf verbannt.

Im Gegensatz zu Bungamati, welches wir nach kurzer Wanderung durch die Reisfelder erreichen

Die Newari waren Händler und Handwerker und auch in diesem mittelalterlichen Dorf verdienen noch heute viele Menschen ihren Lebensunterhalt mit Holzschnitzerei. Man merkt gleich, dass Bungamati im Gegensatz zu Khokani wohlhabender oder die Einwohner einfach cleverer sind. Es gibt viel mehr Läden mit Handwerkskunst und auch sonst wirkt es nicht so verschlafen wie der Nachbarort, was es in meinen Augen erst mal etwas uninteressanter macht.

Rato-Matsyandranath Tempel

Das ändert sich aber rasch als wir den Hauptplatz mit dem Rato Matsyandranath Tempel kommen. Er ist der Schutzgott von Patan, wurde aber in Bungamati geboren. Deshalb verbringt er jeweils ein halbes Jahr in jeder Stadt. Der Umzug wird jedes Mal mit großem Tam-Tam begangen. Das ist zwar heute nicht der Fall, aber scheinbar wird doch etwas gefeiert.

Kumari von Bungamati

Viele Menschen kommen zum Tempel und wir sehen sogar die Kumari von Bungamati. Die in Kathmandu ist vielleicht die bekannteste (und darf ja auch nicht fotografiert werden), aber viele andere Orte haben ihre eigene Kumari. Und das mit dem Fotografierverbot sieht man in Bungamati nicht so eng.

Nach drei Stunden zu Fuß durch diese beiden wirklich interessanten Dörfer knurrt uns jetzt der Magen. Es wird Zeit sich auf den Weg nach Patan zu machen.

 

Patan ist eine von drei Städten (neben Kathmandu und Bhaktapur), die einst unabhängige Staaten waren. Regiert wurden sie von den Malla-Fürsten. Jene, von denen jeder die schönsten Tempel haben wollte. Diesem männlichen Imponiergehabe ist es zu verdanken, dass die UNESCO das Tal inklusive der drei Städte zum Weltkulturerbe erklärt hat.

Patans früherer Name war Lalitpur, was so viel heißt wie Stadt der Schönheit. Betrachtet man sich die Tempel und Gebäude, wage ich zu vermuten, dass der Herrscher von Patan, den Wettstreit wohl gewonnen hat.

Heute wirkt die Stadt fast wie ein Vorort von Katmandu. Nur der heilige (und dreckige) Bagmati trennt die beiden.

Da wir auch hier mit dem Bus nicht bis ins Zentrum fahren können, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu einem kleinen Restaurant. Wie schon in Kathmandu, konzentriert sich auch hier alles um und auf dem Durbar Square und das Restaurant liegt direkt an selbigen. Da hat unser Ram uns ein wirklich schönes Plätzchen für die Mittagspause ausgesucht, denn von der Dachterrasse hat man einen genialen Blick über den Platz mit seinen Tempeln. Dafür nehmen wir auch ein paar Regentropfen in Kauf und die frittierten Momos mit Huhn sind ganz ausgezeichnet.

Durbar Square von Patan
das goldene Fenster

Die Hauptsehenswürdigkeit ist hier der alte Königspalast. Er nimmt die ganze östliche Seite des Platzes ein. Er wurde im 14.Jh erbaut und ist somit älter als seine Konkurrenten in Kathmandu und Bhaktapur. Während der Malla-Periode wurde er dann nochmals stark erweitert.

am Königspalast

Leider hinterließen erst die Eroberung des Tals (1768) und später das Erdbeben (1934) Spuren der Zerstörung, aber noch immer ist er eines der Highlights von Nepal.

 

Zwei Tore führen in den Palast mit den drei verbliebenen Höfen. Besonders schön ist das Goldene Tor mit seinem fein gearbeiteten goldenen Fenster. Wozu braucht ein Tor ein so schönes Fenster? Na, damit der König sich hier seinen Untertanen zeigen konnte. Vielleicht wollte er aber manchmal auch einfach nur zur Abwechslung das rege Treiben auf dem Platz beobachten oder gar das Volk ausspionieren.

Ein weiteres Tor, das Bhairab Tor, führt in den mittleren Hof. Es wird flankiert von zwei steinernen Löwen und auch einen alten Bekannten treffen wir wieder: den schwarzen Bhairab. Er gilt als Schutzgott des Landes und zu seinen Ehren hängen Rinderdärme über dem Eingang.

Über seine Entstehung gibt es viele Überlieferungen. Mir gefällt am besten die Version über den Streit, wer denn der höchste Gott im Universum sei. Vishnu und Brahma konnten sich darüber nicht einigen. Der ebenfalls anwesende Shiva fand das gar nicht toll, denn eigentlich wollte er diesen Titel für sich beanspruchen. Er wurde so wütend, dass er in der Gestalt von Bhairab Brahmas fünften Kopf abschlug.

Ernüchterung setzte nach der Tat rasch ein und ihm wurde nur zu bewusst, welches schwere Vergehen er begangen hatte.

Vielleicht sollte auch für Götter gelten: erst denken dann handeln. Jedenfalls wanderte er ziellos mit dem abgeschlagenen Kopf in der Hand herum, bis er sich schließlich in den Fluten des heiligen Ganges von seinen Sünden frei waschen konnte.

Aus diesem Grund wird er oft in aggressiver Haltung und mit dem Kopf Brahmas (bzw. seiner Schädeldecke) in einer seiner vier Händen dargestellt. Sein Schmuck besteht meist aus einem Schlangenhalsband und einer Schädelkette.

Am Ende des Platzes befindet sich der tiefer liegende Mangal Hiti. Das bedeutet Tank des Glücks und er ist einer von vielen Wasserstellen der Stadt. (Ein weiterer, leider nicht zugänglich, befindet sich in einem der Höfe des Palastes).

Die Theorie der Wasserversorgung Kathmandus sieht einen großen Wassertank auf dem Dach vor, der, von der Sonne erwärmtes Wasser in die Wohnung leitet.

In der Praxis ist entweder kein Wasser oder kein Strom zum Hochpumpen da. Was bleibt den Einwohnern also übrig, als sich mit allerlei Behältern an einer der lokalen Wasserstellen einzufinden.

Hier, am wohl ältesten Bauwerk des Platzes, herrscht reger Betrieb. Aus drei reich verzierten Wasserspeiern in Form von Makara (einer Mischung aus Krokodil und Elefant) sprudelt unentwegt Wasser in ein kreuzförmiges Wasserbecken. Frauen stehen mit Behältern Schlange und Kinder vergnügen sich im kühlen Nass.


Der älteste Tempel des Platzes ist der Jagannarayan Tempel. Erbaut wurde er 1565 und er ist Narayan, einer Version von Vishnu gewidmet. Narayan gilt als der Erschaffer des Universums.

Erklärt das vielleicht die vielen Schnitzereien am Dachbalken, die Paare in eindeutigen Stellungen darstellen. Also, prüde kann man die Einwohner von Nepal wirklich nicht nennen. Da wird nicht nur angedeutet, das ist fast wie ein Kamasutra-Lehrbuch und mag so manchem die Schamesröte ins Gesicht treiben.     

Keiner weiß wirklich genau, warum viele Tempel derart ausgestattet sind. Ist es, weil Sex zum Lebenszyklus zählt oder einfach nur eine andere Darstellung von Shivas und Parvatis Beziehung? Mir gefällt die Erklärung, die manche Guides Touristen weiß machen wollen. Hierbei soll es sich bei den Figuren um eine Art Blitzableiter handeln. Die Göttin des Blitzes, heißt es, sei eine schüchterne Jungfrau, der es im Traum nicht einfallen würde, ihre Blitze auf solch einen Tempel zu lenken.

Ganz anders kommt da der Hari Shankar Tempel daher. Dieser Gott ist ein Mix aus Vishnu und Shiva, aber das ist nicht das Besondere. Im Gegensatz zu den erotischen Schnitzereien zeigen diese Darstellungen was einem in der Hölle so erwartet. Bei den Darstellungen beschließt man doch lieber gleich ein besserer Mensch zu werden.

Da wir noch Zeit haben, machen wir einen kleinen Abstecher zum Goldenen Tempel. Diese buddhistische Tempelanlage

ist eine der schönsten im ganzen Tal. Glaubt man kaum, wenn man durch den eher unscheinbaren Eingang die Anlage betritt. Bewacht wird der Eingang von zwei aufgemotzten Löwen.

Betritt man schließlich den Innenhof, ist man erstmal geblendet von so viel Pracht. In der Mitte steht ein dreistöckiger Tempel mit einem goldenen Dach und in dem, den Innenhof umgebenden Wandelgang finden sich dutzende von Gebetsmühlen. Schuhe aus und Ledersachen abgeben heißt es, wenn man ins Allerheiligste vordringen und die dort befindlichen goldenen Statuen besichtigen möchte. Aber Achtung, sollte man an einer Rattenphobie leiden. Nicht umsonst heißt der Tempel im Volksmund auch „Rattentempel“. Klever, wie die kleinen Nager sind, wissen sie genau, dass hier ein Tischlein-Deck-Dich, nämlich die Opfergaben der Gläubigen zu finden ist.

halb versteckter Nandi

Einer geht noch, oder? Wir müssen ja sowieso zu Fuß zurück zum Bus und er liegt auf dem Weg. Das Unterfangen erweist sich als recht tückisch. Erstens muss man auch hier ständig aufpassen, dass man nicht von Motorrädern


überfahren wird und dann wird man auch noch von fliegenden Händlern abgelenkt. Einige wenige sind ja recht hartnäckig (und waren damit auch erfolgreich), aber die meisten trollen sich, wenn man sich desinteressiert gibt.

 

Der Kumbeshwar Tempel, den wir jetzt noch ansteuern, ist einer von nur drei fünfstöckigen Tempeln im Tal und mit wunderschönen Schnitzereien verziert. Ein großer Nandi (Bulle) ist ein eindeutiges Zeichen, dass hier Shiva verehrt wird.

Und irgendwann kann dann auch der tollste Tempel nicht mehr locken. Wenn die Füße wehtun und der Kopf nicht mehr aufnahmefähig ist, wird es Zeit sich auf den Weg ins Hotel zu machen.


von Pfauenfenstern und Scheiterhaufen

16.03.2015

24°C
24°C
30 km
30 km

Auch an meinem dritten Tag in Nepal stehen Tempel ganz oben auf der To-do-Liste. Schließlich kann ich erst mit Bhaktapur, der dritten Stadt im Wettstreit der schönsten Tempel, meinen persönlichen Sieger küren.

Viele Besucher halten Bhaktapur für eines der schönsten Städtchen der Welt. Zu verdanken ist das teilweise deutschen Steuergeldern, denn im Rahmen eines deutsch-nepalesischen Sanierungsprojekts wurde der Ort in den 80er Jahren restauriert. Noch heute verlangt die Stadt eine Eintrittsgebühr von 15 USD für Renovierungszwecke.

(von der Deutsche eigentlich befreit sein müssten – haben wir doch unseren Obolus bereits geleistet).


Auch wenn ich mir langsam vorkomme, wie das deutsche Fernsehen mit seinen vielen Wiederholungen, aber auch Bhaktapur hat natürlich einen Durbar Square.

Leider überstanden nur sechs von 99 Höfen des Königspalastes das schwere Erdbeben. Heute existiert im Großen und Ganzen nur noch die Hauptfront mit dem prachtvollen Goldenen Tor. Durch dieses gelangt man zum so genannten Palast der 55 Fenster, in dem die Könige einst Regierungsgeschäften nachgingen.

Und ja, ich habe die Fenster nachgezählt: es sind 55 an der Zahl.

 

 

 

 

 

Königspalast
Eingang zum Palast

Aber warum eigentlich so viele Fenster? Einst befragte man den König und dieser antwortete, er habe 55 Frauen und jede bräuchte einen Fensterplatz zum Hinausschauen.

Wer dann wohl die besseren Fenster zum Platz bekommen hat? Wurde turnusmäßig gewechselt oder bekamen den die Lieblingsfrauen?



Treppe ins Nichts

 

 

 

Leider konnten trotz deutscher Unterstützung nicht alle Tempel wieder aufgebaut werden, was erklärt warum hier und da Löwenbewachte Aufgänge ins Nichts führen. (Mrs Winchester wäre begeistert gewesen. Wer schon mal in Kalifornien ihr Wohnhaus besucht hat, weiß wovon ich rede)

Ugrachandi

Gute alte Bekannte, wie den Bhairab findet man ebenfalls. Hier kommt er sogar in Begleitung von Ugrachandi, die ebenso furchteinflößend wirkt und in ihren 18 Armen allerlei gefährliche Waffen trägt. Ihr Begleiter muss mit 12 Armen auskommen; die zwei aufgespießten Köpfe

machen das bezüglich Grausamkeit aber durchaus wett. Es heißt dem Bildhauer seien nach Fertigstellung der Kunstwerke die Hände abgeschlagen worden, damit er keine Duplikate anfertigen konnte.

Bhairab

Natürlich gibt es auch hier noch viele weitere Tempel. Sie alle zu beschreiben, würde den Platz sprengen und wahrscheinlich auch irgendwann langweilen. Schön, weil anders als die meisten finde ich noch den Siddhi Lakshmi Tempel. Er steht auf einem fünfstufigen Podest durch das eine Treppe mit Figuren nach oben führt. Die Figuren sind paarweise aufgestellt, wobei sich links immer männliche und rechts weibliche Wesen befinden. Es beginnt unten mit einem Mann/Frau mit Kind und Hund. Danach folgen Pferd, Nashorn, Menschlöwe und schließlich ganz oben das Kamel.

Wer jetzt genug von Tempeln hat, muss entweder den Rest des Tages überspringen oder Augen zu und durch. (Lohnt sich aber und versprochen, die nächsten Tage werden weniger Tempel-lastig) Bhaktapur hat schließlich nicht nur einen Hauptplatz sondern derer drei und alle bestückt mit Tempeln.

Nicht zu übersehen, am Eingang des Taumadhi Platzes steht der Nyatapola Tempel. Er ist eine der wenigen Pagoden dieser Welt mit fünf Stockwerken und mit 30 Metern eine der höchsten in Nepal. Gewidmet ist er Siddhi Lakshmi, einer eher weniger freundlichen Inkarnation von Parvati. Man erreicht das Heiligtum über eine Treppe flankiert von Steinfiguren. Es heißt, jede dieser Figuren sei 10mal stärker als die auf dem jeweils unteren Level. Auf der untersten Stufe finden sich zwei Ringer, gefolgt von Elefanten, Löwen, gehörnte Greifen und on top zwei Göttinnen. (da sag nochmal einer was gegen Frauenpower)

Löwen

Wo Parvati, da kann Shiva nicht weit sein. Scheint, als habe sich auf diesem Platz das Böse versammelt. Gegenüber liegt nämlich der Bairabnath Tempel und dieser bösen Inkarnation von Shiva sind wir ja bereits mehrfach begegnet. Irgendwas muss da wohl schief gelaufen sein, denn obwohl der Gute ja eher furchteinflössend und mächtig ist, wird er hier nur durch einen kleinen Kopf dargestellt (gerade mal 15 cm hoch - man kann ihn fast übersehen). Nur durch ein kleines Loch können Gläubige ihre Gaben schieben.

Unser Weg führt uns weiter zum dritten Platz. Hier findet sich unter anderem der schöne Dattatreya Tempel. Auch er wurde angeblich aus dem Holz eines einzigen Baumes errichtet, aber wer will das heute noch nachweisen können. Bewacht wir er von dem gleichen Ringerpaar, das wir gerade noch an anderer Stelle bewundert haben. Hier macht ihnen aber keiner die Stärke streitig. Dafür gibt es für die, die nicht genug bekommen können eine weitere Lehrstunde in? Was ihr wieder denkt – in Haarwäsche natürlich!


Pujari Math

Glanzstück dieses Platzes ist aber Pujari Math.

Math sind reich verzierte Häuser der Hindu-Priester. Dieses sticht heraus durch sein bekanntes Pfauenfenster aus dem 15. Jhdt. Es gilt als die

das berühmte Pfauenfenster

Schnitzkunst schlechthin im Tal und erscheint auf zahlreichen Postkarten.

Gleich um die Ecke, aber gut versteckt in einem Innenhof befindet sich der Til Mahadev Narayan Tempel. Er ist der älteste Tempel der Stadt und ein wichtiger Pilgerort. Hoch oben auf einer Säule thront ein Garuda und vor ihm, ebenfalls auf Säulen Shankha und Chakra, zwei weitere Symbole Vishnus. Damit sich Shiva jetzt nicht irgendwie gemobbt fühlt, stehen an einer Seite des Tempels ein Lingam auf einer Yoni. Sie symbolisieren die männlichen und weiblichen Sexualorgane und sind unserem Liebespärchen Shiva und Parvati zugeordnet. Also alles bestens im Götterpantheon.

Potters Square

Es steht noch einiges auf dem heutigen Programm und die Zeit drängt, doch kann man Bhaktapur nicht ohne einen Stopp am Potters Square verlassen. Der Platz ist genau, was sich aus dem Namen schließen lässt: ein riesiger Platz mit unzähligen Töpferscheiben und Tontöpfen, die in der Sonne trocknen.

mit Tontöpfen

Jetzt wird es aber langsam Zeit für Teil zwei des Tages. Kleiner Abstecher nach Tibet gefällig? Nicht wirklich, aber unser nächstes Ziel ist Bodnath, auch Klein-Tibet genannt. Warum dem so ist? Schuld sind Touristen, die sich näher mit dem tibetischen Buddhismus befassen wollten. Tibet war von den Chinesen besetzt und bis 1980 hermetisch abgeriegelt. So lag es nahe, in Nepal ein neues Zentrum aufzubauen, was nicht allzu schwierig war, da der Buddhismus auch hier eine lange Tradition hatte.

Bevor wir uns jetzt aber mit der Symbolik einer Stupa auseinandersetzten, ist erst mal Futternachschub angesagt. Klar, dass unser Ram auch hier ein Restaurant mit einem genialen Blick auf den Stupa kennt. Zwar ist "big brother watching us" (oder besser die Augen Buddhas), aber das stört uns wenig. Inzwischen hat die Sonne den Kampf gegen die Wolken gewonnen und ich genieße einfach nur die Wärme, den Blick und meine gebratenen Nudeln.

Stupa von Bodnath

Doch wir sind ja nicht zum Spaß hier, also folgt dann doch noch eine Lehrstunde über den Ort und die Symbolik. Der erste Stupa entstand hier bereits 600 v Chr. und war eine bedeutende Station an der Handelsroute zwischen Lhasa und Kathmandu. Händler machten mit ihren Yaks Rast um himmlischen Beistand zu erbeten für ihren Trip über die hohen Pässe des Himalaya. Auch heute noch tobt hier das religiöse Leben. Tausende von Pilgern treffen sich täglich, um unter den wachsamen Augen von Buddha den Stupa zu umrunden. "Om mani padme hum“, das älteste und populärste buddhistische Mantra hört man sie murmeln, wenn man genau hinhört. Eigentlich wird dieses Mantra nur gesprochen, aber geschäftstüchtige Kaufleute haben es vertont und so schallt es auch aus allen Läden rund um das Bauwerk und wer möchte, kann es auf CD gebrannt mit nach Hause nehmen.

Doch zurück zur Stupa. Wer es den Pilgern gleichtun möchte, sollte darauf achten, dass er den Stupa nur im Uhrzeigersinn umrundet. Allerdings dürfte auch der größte Ignorant irgendwann merken, dass etwas nicht stimmen kann, wenn einem hunderte von Leuten entgegenkommen, aber keiner die eigene Richtung einschlägt. Andere Gläubige drehen die Gebetsmühlen (auch hier gilt: immer im Uhrzeigersinn) oder stocken ihre Vorräte an Gebetsfahnen auf.

Bodnath ist nicht nur mit 36 Meter Höhe Asiens größter Stupa, sondern auch perfekt was Symbolik und Proportionen betrifft. Der vierstufige Sockel symbolisiert Erde, die Kuppel Wasser und der Turm Feuer. Die Turmspitze repräsentiert Luft und ihre dreizehn Abschnitte die Stufen der spirituellen Erkenntnis. Der Schirm letztendlich ist gleich der Erleuchtung.

Ganz schön viele Eindrücke für einen Tag, aber einer geht noch. Zum Glück liegt Pashupatinath auf dem Weg zum Hotel.

Trotzdem dauert es eine Weile bis wir dort sind. Der Verkehr, den ich am ersten Tag noch ganz erträglich fand, hat sich unter der Woche doch etwas verändert. Theoretisch gibt es auch hier Verkehrsregeln und theoretisch wird links gefahren, aber warum im Stau stehen, wenn es doch auf der falschen rechten Seite ein Weiterkommen gibt und die vielen Motorräder fahren sowieso wo sie Platz finden. Ampeln gibt es praktisch so gut wie nicht. Würde wohl auch nicht viel Sinn machen, wenn ständig der Strom ausfällt. Der Verkehrsminister hat aber schon ernsthaft darüber nachgedacht sie mit Solarstrom zu betreiben. Sonne wäre ja genug da, Input aus dem Ausland in Form von Entwicklungshilfe würde man sicher auch bekommen. Da bliebe nur zu hoffen, dass das besser klappt als die Sache mit der Müllentsorgung. Ich glaube, die einzigen, die sich auf den Straßen der Stadt keine Sorgen um ihr Leben machen müssen, sind Kühe. Sie gelten hier, wie auch in Indien als heilig und werden nicht behelligt (das Töten einer Kuh wird mit zwei Jahren Gefängnis bestraft). Allerdings sieht man vergleichsweise wenige. Die haben sich bestimmt ruhigere Ecken ausgesucht.

Eingang zum Pashupatinath Tempel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Irgendwann kommen wir aber doch am Tempel an. Er ist das hinduistische Hauptheiligtum und Shiva in seiner Inkarnation als "Herr der Tiere“ geweiht. Nur Hindus dürfen diesen Tempel betreten. Im Inneren befindet sich ein riesiger Lingam, der aus einer Yoni ragt und an allen vier Seiten den Kopf Shivas trägt. Lingam und Yoni sind Symbole der Fruchtbarkeit.


Vor dem Eingang steht natürlich auch sein Reittier, ein riesiger goldener Bulle. Da wir als Nicht-Hindus nur bis an den Eingang dürfen, können wir leider nur sein Hinterteil (inklusive riesiger Hoden) fotografieren. Wie heißt es doch, ein schöner Rücken kann auch entzücken.

 

Überquert man den Bagmati, bietet sich von der anderen Seite ein wunderbarer Überblick über das Tempelgelände. Von hier aus hat man auch gute Sicht auf die Verbrennungszeremonien. Diese beginnt, wenn auch der letzte Angehörige eingetroffen ist. Den Männern wird zum Zeichen der Trauer der Kopf geschoren. Dann wird der Scheiterhaufen aufgebaut und je nach Stand des Verstorbenen geschmückt. Erst werden die Füße in den heiligen Fluss Bagmati getaucht und danach der Verstorbene in einem bestimmten Ritual auf den Scheiterhaufen gelegt, der daraufhin entzündet wird. Was das Feuer übrig lässt, wird den heiligen Fluten des Bagmati übergeben.

Nepalesen gehen anders mit dem Tod um und wer jetzt denkt, dass nur die Touristen auf den Terrassen sitzen und zusehen, der irrt. Eigentlich sind wir sogar eher in der Minderheit. Viele Nepalesen sind hierher gekommen, um wie wir vom gegenüberliegenden Ufer den Zeremonien beizuwohnen

schön bemalt

Sadhus, die heiligen Männer, findet man hier zahlreich. Sie sind hinduistische Wandermönche und manche von ihnen ständig unterwegs von einem heiligen Tempel zum nächsten. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft, besonders in kleineren Orten. Sie schlichten Streitigkeiten und spenden göttlichen Segen. Schon von weitem sind sie zu erkennen an ihren Dreadlocks, langen Bärten und bemalten Gesichtern.


Daran kann man auch erkennen, ob sie Shiva (Querstreifen) oder Buddha (Längsstreifen) verehren.

Angewiesen sind sie auf das Almosen der Bevölkerung. Eine gute Einnahmequelle sind da sicher auch dieTouristen, denn wer möchte nicht ein Foto dieser exotischen Männer haben. Allerdings handelt es sich an den von Touristen besuchten Stätten um Fake-Sadhus, die wirklich nur auf das Geld der Touristen aus sind.

Aber Vorsicht; erst Handel, dann schießen! (oder Tele benutzen)

Kann man einen Tag mit so vielen Eindrücken eigentlich noch toppen? Man kann! Zurück auf meinem Hotelzimmer lichten sich für einen Moment die Wolken und geben den Blick frei auf die schneebedeckten Gipfel des Himalaya. Ich hoffe zwar, dass wir in Pokhara und Daman noch eine zweite und dritte Chance bekommen. Sollte das jedoch nicht der Fall sein, ich habe den Himalaya gesehen, wenn auch nur kurz, denn nur wenige Minuten später sind die Gipfel wieder in den Wolken verschwunden. Das nenn ich doch mal gutes Timing.


Nach so viel Sehenswürdigkeiten im Kathmandu-Tal ist jetzt mal Tempel-Entzug für ein paar Tage angesagt.

Pokhara hat auch mehr Natur als Kultur anzubieten. 


geheimnisvolles Land am Himalaya (3)