Luxus der Weite (Süden 1)


eine andere Seite der Hauptstadt

Markt in Katutura
Mopaneraupen
Grillstand in Katutura

15.08.2014

26°C
26°C

Der heutige Name der Hauptstadt, Windhoek, bedeutet windige Ecke. Ein eigenartiger Name, da die Stadt doch in einer Mulde zwischen den Bergen recht windgeschützt liegt. Mit 250 000 Einwohnern ist sie Namibias größte und eigentlich auch einzige Stadt. Ihr werde ich den heutigen Tag widmen. Die meisten bleiben ja nicht mal wegen der paar Sehenswürdigkeiten in Windhoek, deshalb gehört ein Besuch der Townships erst Recht nicht auf das ach so volle Programm. Wie schon in Kapstadt, möchte ich auch diese Seite des Landes sehen und schließe mich einer Tour durch Katutura an. Dieser Stadtteil für die schwarze Bevölkerung wurde Ende der 50iger im Nordwesten aus dem Boden gestampft. In Windhoek selbst durften nur Weiße leben. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir Soweto Market. Menschen mit schwachen Magennerven, machen besser einen großen Bogen, aber wer gerne neue kulinarische Dinge entdeckt, ist hier genau richtig. Getrockneter Spinat und Vetkoeks (in Fett frittierte Kuchen) mögen ja noch gehen. Die frisch gegrillten Fleischstücke sehen so lecker aus, dass ich sie probieren muss. Man entscheidet einfach, wie viel Fleisch man von welcher Sorte möchte und verzehrt es dann direkt am Stand (Take Away ist auch möglich).

Evelyn Street
Bar in Evelyn Street
Frisör in Katutura

Vor der Reise hatte ich mir vorgenommen, wenigstens einmal Mopaneraupen zu probieren. Hier habe ich jetzt die Gelegenheit und kneifen gilt nicht. Zugegeben, sie werden es nie auf die Liste meiner Lieblingsspeisen schaffen, aber in getrocknetem Zustand sind sie ganz ok. 

Weiter geht es durch die Straßen, unter anderem auch Evelyn Street, bekannt als "the street that never sleeps". Hier reiht sich ein Shebeen neben das andere; alle mit so klangvollen Namen wie "African Dream", "Love Bar" oder "Manhatten". So klangvoll die Namen auch sind, so einfach sind doch diese Bars: Wände und Dächer aus Holzbrettern und Eisen, der Boden purer Zement und keine Fenster, die etwas Licht in die kleinen Räume bringen könnten, im Inneren eine Handvoll Stühle und Kisten mit weißen Tischtüchern. Jede Bar scheint auch gleich eine Autowäscherei zu sein. Doppeltes Einkommen hält besser.

Dazwischen finden sich dann noch etliche Frisierstuben, wo man sich für wenig Geld kunstvolle Flechtfrisuren machen lassen kann.

Ein Besuch bei Penduka gehört dazu. Eine Dänin hat diese Institution gegründet um Frauen die Möglichkeit zu geben mit Handarbeit  Geld zu verdienen und so unabhängig von den Männern zu sein. Es arbeiten auch viele behinderte Frauen hier. Die bestickten Kissen haben mir so gut gefallen, dass ich gleich zwei gekauft habe. 

 

Am frühen Nachmittag bin ich zurück und kann mich jetzt dem Rest der Sehenswürdigkeiten widmen.

Es stimmt schon, das Windhoek nicht so wirklich viel zu bieten hat, aber es ist immerhin die Hauptstadt und sie ganz auszulassen wäre dann doch etwas unfair. Auch, wenn sie glaube ich zu den wenigen Hauptstädten auf dieser Welt gehört, die man in einem halben Tag abgehakt hat. Viel gibt es ja auch nicht zusehen.

Mit Christuskirche, Tintenpalast und alter Feste sind die wichtigsten Punkte schon abgehakt. Den Südwester Reiter, einst neben der Christuskirche das meistfotografierte Teil in Windhoek, sucht man vergebens. Er wurde 1912 im Gedenken an die in der Kolonie gefallenen Deutschen errichtet. Der arme Kerl musste dem Museumsneubau weichen und wurde in den Hof der alten Feste verbannt. Dort reitet der Schutztruppensoldat weiterhin allein und unverdrossen in Richtung Sonnenuntergang. Auch die alte Kaiserstraße gibt es nicht mehr. Sie wurde umbenannt in Independence Avenue. Hier findet man, eingeklemmt zwischen Hochhäusern, die letzten verbliebenen Fachwerkhäuser deutscher Geschichte. In einem der Gebäude befindet sich das "Gathemann's", eines der beliebten Restaurants in Windhoek. Hier nehme ich ein spätes Mittagessen ein: Oryxsteak und Apfelstrudel, die perfekte deutsch-namibische Kombination.  


zurück in die Kalahari

16.08.2014

27°C
27°C

Neues Spiel, neues Glück. Heute startet meine Tour durch Südnamibia. Wie der Zufall es will, ist Ivan, der mich gestern durch Katutura gefahren hat, wieder mein Guide. Finde ich gut, denn er ist nett und witzig. Er arbeitet freiberuflich als Reiseleiter, deshalb ist das möglich, obwohl ich beides über verschiedene Veranstalter gebucht hatte.

Nachdem wir sechs weitere Mitstreiter aufgesammelt haben, geht es los Richtung Süden. Auch mit der Größe unserer Gruppe habe ich echt Glück gehabt, da bei der Bronze-Version bis zu 16 Personen gebucht sein können. Diese Zahl wurde bei meinem Abfahrtstermin überschritten. Was bin ich froh, dass Sense of Africa mich in die internationale Splittergruppe gepackt hat. Da nehme ich Englisch als Sprache gerne in Kauf. Ich hatte in diese Teiltour keine hohen Erwartungen gesteckt, da über einen großen Massentourismus-Veranstalter gebucht. Im Nachhinein muss ich aber gestehen, dass ich auf diesem Teil und in der internationalen Gruppe weit mehr Spaß hatte, als auf der Nordtour. So kann man sich täuschen.

Der Süden Namibias ist geprägt von zwei großen Wüsten, der Namib und der Kalahari. Beide werden wir auf unserer Tour durch den Süden ansteuern.

Diesmal bleiben wir aber auf den klassischen Touristenwegen und streifen nur die Ausläufer.

Wir verlassen Windhoek, passieren die Berge (und jetzt erkennt man auch, dass die Stadt an der Stelle eines prähistorischen Sees entstanden ist) und fahren dann auf schnurgerader Straße 280 km bis kurz vor Marienthal, wo wir zur Kalahari Anib Lodge abbiegen, die wir gegen Mittag erreichen. Die Landschaft hat sich ab Rehoth geändert, die Vegetation wird weniger und man erkennt den roten Kalaharisand. Schnell wird klar, dass die Kalahari so wüst gar nicht ist. In den Dünentälern wachsen Akazien, Gras und Buschwerk. Akazien haben sich an das Leben in der Wüste angepasst, können sie doch bis zu 10 Monate Trockenheit überstehen. Sie sind oft Lebensraum der Webervögel. 


Im Gegensatz zur Namib sind die Sanddünen der Kalahari verfestigt und wandern nicht. Über hunderte von Kilometern verlaufen diese, vom Wind geformten, rot gefärbten Dünen parallel zu einander. Sie sind der Liebling aller Fotografen, wenn es Zeit wird einen Platz für den nächsten Sonnenuntergang zu finden. 

Das zuvor erwähnte Bild der roten Dünen im letzten Tageslicht schwebt mir wieder vor Augen, als uns in der Lodge eine Sundowner Tour angeboten wird. Den obligatorischen Sekt und/oder Gin Tonic nehme ich dabei gerne in Kauf. Hab ich eigentlich schon erwähnt wie schön Afrika ist?

Am späten Nachmittag geht es los. Man denkt dabei ja immer gleich an Oryx vor roter Düne. Tiere haben wir ein paar gesehen (Zebra, Strauß, Giraffe, Oryx und Springbock), aber die waren bei weitem nicht so nah, wie in der Etosha. Dünen (wenn auch nur kleine) und Gin Tonic hatten wir dann zum Sonnenuntergang auch (heute wieder ohne Wolken) und selbst ein Oryx lässt sich kurz vor einer Düne blicken. Was will man mehr!

Sonnenuntergang

Buschmann's Liebling

17.08.2014

28°C
28°C
on the road gen Süden

Frühes Aufstehen ist angesagt. Eine schnurgerade Straße führt uns zu unserem ersten Ziel, den Köcherbaumwald bei Keetmanhoop.

Der Köcherbaum ist nur im südlichen Afrika beheimatet und ein wahrer Überlebenskünstler. Das schwammartige Gewebe in Stamm und Ästen speichert Wasser, das den Baum durch die trockenen Monate rettet. Die Rinde ist hauchdünn wie Papier und da sich die Stämme leicht aushöhlen lassen, wurden sie in früheren Jahren von den Buschmännern als Köcher benutzt. Köcherbäume bevorzugen felsigen Untergrund und stehen meist alleine. Die beiden großen Wälder bei Keetmanshop sind daher eigentlich ungewöhnlich, aber sicher nicht nur deswegen auf der Liste aller Reisenden.

Leider haben wir die Blüte um einen Monat verpasst. Vereinzelt sieht man noch ein paar verblühte. Aber auch ohne die großen gelben Blüten bilden die Bäume einen Kontrast zum tiefblauen Himmel. 

Schade, dass wir noch ein ganzes Stück Weg vor uns haben. Hier einen Sonnenuntergang zu erleben muss grandios sein. 


Meinen Sundowner habe ich dann übrigens auf eigene Faust und ohne Getränk gemacht. Kurz hinter dem angeschlossenen Campingplatz führt ein Wanderweg auf den Hausberg. Leider geht auch hier die Sonne auf der weniger spektakulären Seite unter. Wenigstens habe ich einen Köcherbaum als Vordergrund gefunden.


der Welt zweitgrößter Canyon

18.08.2014

27°C
27°C

Früh (hab ich eigentlich Urlaub oder was?) verlassen wir die Lodge und fahren an den Rand des Fishriver-Canyon.

Nirgendwo in Afrika findet man einen vergleichbaren Canyon. Eine wagemutige Behauptung, aber die Zahlen sprechen für sich: 160 km Länge, bis zu 27km Breite und eine Tiefe von bis zu 550 Metern.

Das macht ihn zum zweitgrößten Canyon der Erde und man kommt sich schon recht klein vor, wenn man oben am Aussichtspunkt steht und in die Tiefe schaut.

Der Fishriver schlängelt sich in vielen Windungen durch die Schlucht, hat aber leider zu dieser Jahreszeit nicht mehr viel Wasser. Wir wandern ein Stück am Rande der Schlucht entlang zu einem weiteren Viewpoint, der gleichzeitig Einstieg in den Canyon ist. Runter darf man aber nur mit Permit und geführten Touren. Diese dauern dann 5 Tage.


Farm auf dem Weg nach Aus
mit Restaurant

Eigentlich will ich gar nicht weg, aber es steht ja noch einiges mehr auf dem Tagesprogramm.

Nach einem leckeren Mittagessen auf einer Farm erreichen wir Garup.

Im frühen 20igsten Jahrhundert mussten die Dampfzüge der Lüderitz-Keetmanshoop Linie hier anhalten um Wasser nachzufüllen, welches aus einem Bohrloch gepumpt wurde. Später wurde hier eine Tränke für die wilden Pferde der Namib errichtet. Lange Zeit war nicht klar, wo diese Pferde herkamen und es waren verschiedene Geschichten im Umlauf.

Garup
die wilden Pferde

Neusten Studien zu Folge, sollen die Pferde Nachkommen der Südafrikanischen Kavallerie sein, die in der Namib stationiert war. Verschreckt durch Schüsse eines tieffliegenden deutschen Flugzeugs, flohen die Pferde eines Tages in die Wüste. Wir haben Pech und einen Tag mit bedecktem Himmel erwischt. Dadurch ist es nicht so heiß und die Pferde nicht unbedingt auf das Wasser angewiesen. Weit am Horizont kann man mit einem guten Fernrohr die Herde aber entdecken. (und das zählt ja wohl)


Diamonds are (not) forever

19.08.2014

24°C
24°C

1912 war Kolmanskop einer der reichsten Ortschaften der Welt. Es gab einen riesigen Außenpool, eine Kegelbahn, ein Krankenhaus und sogar eine Eisfabrik. Das erste Röntgengerät der südlichen Halbkugel wurde hier vorgestellt, genau wie die erste Straßenbahn in Afrika. 

Wie kam es dazu?

 

1908 fand der Arbeiter Zacharias Lewala einen seltsam funkelnden Stein im Sand und zeigte ihn seinem Vorarbeiter. Schnell stellte sich heraus, dass es sich bei dem Stein um einen Diamanten handelte. Man versuchte den Fund geheim zu halten, doch schon bald strömten die Menschen in die Namib in der Hoffnung auf schnellen Reichtum. Claims wurden abgesteckt und innerhalb von nur zwei Jahren entstand im Wüstensand das florierende Städtchen Kolmanskop. 

Leider sind wir mal wieder gleichzeitig mit der großen Gruppe in der alten Diamantenstadt. Wie gut, wenn das eigene Englisch ausreicht, um sich der englisch geführten Gruppe anschließen zu können. Die war nämlich viel kleiner als die gleichzeitig stattfindende deutsche. Die Kegelbahn und einige der Gebäude sind restauriert und werden im Rahmen der Führung gezeigt.

Danach bleibt noch ein wenig Zeit, um die alten Häuser auf eigene Faust zu erforschen.

Heute holt sich die Wüste ihr Territorium zurück und es fasziniert mich, wie der Sand bereits wieder in alle Ecken und Winkel kriecht. Wenn man die Gebäude ein wenig genauer von innen inspiziert, gelingen einem ein paar gute Schnappschüsse davon. (Die Kulissen wurden auch schon für Modefotos genutzt)

Wie gut, dass zurzeit Winter ist. Wenn man dem Guide Glauben schenken kann, wimmelt es hier im Sommer von Schlangen. Wundert mich auch nicht wirklich, bei den vielen Unterschlupfmöglichkeiten.


auf dem Weg nach Lüderitz

Von Aus erreicht man in einer guten Stunde Lüderitz. So deutsch wie die Stadt klingt, ist sie irgendwie auch noch.

Kurz vor der Stadt trifft die Straße auf die Ausläufer der Namib mit ihren wandernden Dünen. Selbst bei mäßigem Wind ist die Straße oft mit Sand bedeckt, der vorsichtig umfahren werden sollte.

Lüderitz ist ein farbenprächtiges Fischerdorf mit vielen liebevoll restaurierten Gebäuden aus der Kolonialzeit. Hoch über der Stadt thront die 1911 erbaute Felsenkirche und auch das Görkehaus mit seinem blauen Dach und der Sonnenuhr ist sehenswert.

Da ich ein großer Fan von Hafenstädten bin, zieht es mich zu genau diesem. Der kalte Belugastrom bringt große Mengen Seetang mit sich und sorgt für einen Fischreichtum an der Küste. Ständig kommen Fischerboote in den Hafen, um ihren Fang zu entladen und dann wieder aufs Meer hinauszufahren. Das Wasser ist hier sogar sauber genug um Austern zu züchten und so werden in Radford Bay jedes Jahr 60 Tonnen Austern geerntet.

Eine Waterfront mit Restaurants und Shops gibt es natürlich auch und wäre da nicht der ständige Zeitdruck auf Rundreisen würde ich mich hier jetzt ein Weilchen in die Sonne setzen.


Weg zum Diaz Kreuz

Wir müssen am Abend wieder in Desert Horse Inn sein, aber wenn man schon mal in Lüderitz ist, sollte man auch noch einen Abstecher zum 22km entfernten Diaz Kreuz machen. Bartolomeu Diaz errichtete hier 1488 ein Steinkreuz als Symbol der portugiesischen Landnahme. Das Originalkreuz steht aber schon lange nicht mehr hier. Es wurde 1855 nach Kapstadt gebracht.

Ein kurzer Abstecher zur Shark Island beendet den Tag. Hier befand sich nach dem Krieg ein Internierungslager für Herero und Nama. Mit mangelhafter Verpflegung, ohne anständige Kleidung und medizinischer Versorgung wurden sie dem ungewohnten Klima an der Küste überlassen. Daran erinnert heute jedoch keine Steinplatte, wohl aber an den verschollenen Stadtgründer Lüderitz.


Wir haben nun den südlichsten Teil unserer Reise erreicht und wenden uns wieder gen Norden um die Namib zu queren.


Luxus der Weite (Süden 2)