Luxus der Weite (Süden 2)


unter Raubtieren

20.08.2014

25°C
25°C

Da wir mit einem kleinen Bus unterwegs sind, können wir den landschaftlich schöneren Umweg nehmen. Frage mich im nach hinein, ob das eine gute Idee war.

Die Straße ist zwar furchtbar mit vielen Bodenwellen, aber es lohnt sich. Wir passieren die Tiras- und die Zebraberge. Ihren Namen haben sie, weil sie durch Lavaablagen wie gestreift aussehen. Leider erwischt es uns dann auf halber Strecke und ein aufgewirbelter Stein zerschlägt uns die Heckscheibe.

Zum Glück haben unsere Schweden Klebeband dabei und Mülltüten sind auch noch da, um das Loch notdürftig zu flicken. Ivan telefoniert mit der Agentur und die schlagen vor, das Loch mit Pappe zu schließen und die Tour so zu beenden. Nicht die beste Lösung wie ich finde. Eigentlich gehört der Bus in Swakopmund ausgetauscht oder die Scheibe ersetzt. Das wären dann nur zwei Tage Fahrt mit dem Provisorium. Mir kann es ja eigentlich egal sein, da ich die Gruppe sowieso in Swakopmund verlasse. Die anderen wären aber dann noch 5 Tage mit dem kaputten Bus unterwegs. Keine so gute Reklame für Sense of Africa.

notdürftige Reparatur
on the road again
da war die Heckscheibe weg


der Kampf mit der Düne

21.08.2014

20°C
20°C

Es ist 4:30 Uhr und gerade mal, 2°C draußen. Warum tut man sich so was im Urlaub eigentlich immer wieder an? Bestückt mit Frühstücksboxen machen wir uns auf den Weg um rechtzeitig zur Toröffnung am Gate zum Sossousvlei zu sein.

Eine schnurgerade Teerstraße (made in Germany - oder besser mit Hilfe deutscher Gelder) führt in den Nationalpark.

Als erstes passiert man Düne 45. Diese ist noch mit normale PKWs zu erreichen und daher gut besucht. Sie gehört zu den berühmten Sterndünen, die zu den höchsten der Welt gehören. Sterndünen deshalb, weil sie von oben wie Kraken (oder Sterne) aussehen, deren Arme sich in alle Himmelsrichtungen ausbreiten. Sie werden bis zu 300 Meter hoch und der Weg hinauf führt direkt am Grad entlang. Hier ist der Sand zwar fester, was das Ganze aber trotzdem nicht zu einem Sonntagsspaziergang werden lässt.

Wir statten ihr nur einen kurzen Besuch ab. Die ersten sind schon auf dem Weg nach oben. Ich frage mich allerdings, warum um diese Düne so viel Wirbel gemacht wird, es gibt weit fotogenere. 


Deadvlei, eine von Dünen umrahmte Salzpfanne mit vielen abgestorbenen Bäumen, hat mich dann weit mehr beeindruckt.

Entstanden ist sie, als der Tsauchab noch so viel Wasser führte, dass er tief in die Wüste vordringen konnte und erst hier vor den Dünen versickerte. In guten Jahren kann man dieses Wunder heute noch erleben. Aber die Salzpfanne mit ihrer gerissenen Oberfläche und den abgestorbenen Bäumen vor der Kulisse der Dünen ist auch ohne Wasser sehenswert.

Einige von uns entscheiden sich Big Daddy zu besteigen. Ich lasse es angesichts der bereits herrschenden Hitze lieber sein und begnüge mich mit einer der niedrigeren Dünen. Am Gipfel treffe ich auf einen kleine Eidechse.

Nach einem kurzen Stopp am Sossousvlei verlassen wir die Gegend und fahren noch beim Sesriem Canyon vorbei, der sich an manchen Stellen auf bis zu 2 Metern verengt. Der Tsauchab hat dieses Werk vor etwa 15 Mio. Jahren begonnen und in guten Regenjahren fräst er immer noch daran. Dann füllen sich auch die Gumpen mit frischem Wasser und dienen Pavianen und Antilopen als Tränke. Früher nutzen es auch Farmer: sechs Riemen mussten sie zusammenbinden um das Nass zu erreichen. Daher der Name ses riem. Der Abstieg ist nicht sehr steil und gut machbar. An der einzigen kritischen Stelle hat man netterweise eine Steintreppe gebaut und Ivan steht mit helfender Hand auch stets zur Verfügung. Leider ist bereits kaum noch Wasser im Canyon. Die Wanderung erinnert mich ein bisschen an Petra, nur dass am Ende kein Schatzhaus auf uns wartet.


über die Berge

22.08.2014

18°C
18°C

Da könnte man jetzt mal ein wenig länger im Bett bleiben und dann wird man doch wieder früh aus den Federn getrieben. Der Veranstalter hat entschieden, dass das Auto in Swakopmund eine neue Heckscheibe erhalten soll. Leider ist heute Freitag und der Wagen muss bis 14:00 Uhr in der Werkstatt sein, sonst ist er erst am Montag fertig. Wie gesagt, könnte mir ja egal sein, aber der Rest der Truppe will am Sonntag seine Tour fortsetzten.

Vorher steht aber die Überquerung des Naukluft Gebirges auf der Agenda. Der bis zu 2075 Meter hohe Gebirgsstock bekommt mehr Regen ab als das umliegende Land, weswegen er vielerorts mit dichter Vegetation bewachsen ist: ein Paradies für Bergzebras und Klippspringer, aber auch für über 100 Arten von Vögeln. 


im Naukluftgebirge
Richtung Küste

Solitaire

 

 

 

 

Auf der anderen Seite liegt Solitaire, berühmt für seinen Apfelkuchen. (und der schmeckt wirklich fantastisch, auch wenn er im Vergleich zu anderen Orten hier recht teuer ist)

Unter Solitaire darf man sich keinen Ort vorstellen, nicht mal einen kleinen. Es besteht wirklich nur aus einer Tankstelle, einer Lodge und der berühmten Bäckerei. Einwohnerzahl zur Zeit: 92.

am Wendekreis des Steinbock
Canyon
Bergzebras

Durch die Gebirgswüste windet sich die Straße nun über zwei Pässe, den Gaub Pass und den Kuiseb Pass. 

Wer im Besitz eines Permits ist, kann bis zum Aussichtspunkt laufen. Entstanden ist dieser vergleichsweise junge Canyon vor etwa 1 Million Jahren durch einen Riss, den der Kuiseb dann vertieft hat. Berühmtheit hat dieser Canyon erlangt durch die beiden Geologen Martin und Korn, die im zweiten Weltkrieg hier zweieinhalb Jahre Zuflucht fanden und in dem Buch „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“ darüber berichten.

Die Landschaft ist hier ganz anders und erinnert ein wenig an die Mondoberfläche. Danach kommen wir in die Ebene und bis Walvis Bay ist die Landschaft recht öde und langweilig. Wir passieren Dune 7, die so heißt weil ? Na, weil sie 7 km von Walvis Bay entfernt liegt.

Wir steuern die Lagune an in der Hoffnung auf Flamingos zu treffen und werden nicht enttäuscht. Hunderte von Flamingos bevölkern das Gebiet.

immer geradeaus zur Küste
immer geradeaus zur Küste

Von hier ist es dann nicht mehr so weit zu unserem Tagesziel Swakopmund.

Swakopmund versuchte man während der Kolonialzeit als Hafen auszubauen. Lüderitz hatte sich als Versorgungshafen als untauglich erwiesen, da es zu weit vom Schuss lag und Walvis Bay gehörte dummerweise den Briten. So entschied man sich für eine Stelle nördlich der Mündung des Swakop- Flusses. Hier gab es Wasser und keine Behinderung durch Sandberge. Die ersten Siedler und Schutztruppler landeten 1893 aber erst sechs Jahre später wurde mit dem Bau einer Mole begonnen. Nach vier Jahren war der Pier fertig und nach zwei weiteren versandet, was das Ende der Swakopmunder Hafenkarriere bedeutete. Die Stadt wuchs dennoch, denn die bald darauf gebaute Eisenbahnlinie verband sie mit Windhoek. Der ehemalige Bahnhof im schönsten wilhelminischen Klassizismus steht noch heute und beherbergt ein Luxushotel und ein Casino.

Der Tag ist noch jung und so bleibt noch ein wenig Zeit die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Vorbei geht es am Postgebäude und dem Alten Amtsgericht zum Leuchtturm.

Das Woermann Haus und das Hohenzollernhaus sind zwei weitere Prachtbauten aus der Kolonialzeit. Ersteres wurde als Niederlassung der Hamburger Damara Gesellschaft errichtet und beherbergt heute die Bibliothek. Wenn man nett fragt (und 20.00 NAD bezahlt), bekommt man den Schlüssel für den Turm und kann die Stadt von oben betrachten. Zweiteres war früher ein Hotel.

Swakopmund
Leuchtturm in Swakopmund
Woermannhaus

Ich liebe das Meer und deshalb zieht es mich jetzt zur Jetty, einer Landungsbrücke, die weit ins Meer hinausreicht. Wäre doch gelacht, wenn es hier keinen Sonnenuntergang zu bestaunen gäbe.

Es wird mein letzter in Namibia sein und diesmal geht die Sonne auch an der richtigen Stelle, nämlich hinter der Landungsbrücke unter. Die Sonnenuntergänge in Namibia sind ja wirklich toll, aber an der Anordnung der Szenerie muss hier und da noch etwas gearbeitet werden.

Sonnenuntergang an der Jetty

Kreaturen der Wüste

23.08.2014

15°C
15°C
Chris von Living Desert Tours

Ich steh ja eigentlich nicht so auf Schlangen und andere Kriechtiere, aber mit einem Wüstenexperten wage ich mich dann doch in ihr Refugium.

Bin ich froh, dass ich meine Living Desert Tour noch in Deutschland gebucht habe, denn hier in Swakopmund wäre es zu spät gewesen. 


Let's look for the little ones.  Chris ist einfach einmalig. Nicht nur, dass er an Hand von Spuren oder Verfärbungen im Sand die Tiere findet, nein er hat auch Humor und weiß auf spaßige Weise uns die Geheimnisse der Wüste nahe zu bringen. Wenn immer ich ab sofort Müsli esse, werde ich an ihn denken. Wir waren recht erfolgreich und haben gleich am Anfang ein Chamäleon aufgespürt. (bzw Chris hat). Es heißt, diese Wüstenexemplare haben die ganze Bandbreite der Farbpalette auf Lager, von eher gedeckten Farben um die Wärme aufzunehmen bis zu grellen Farben um die Mittagshitze zu reflektieren. Unser Exemplar war noch nicht wirklich fit und noch ziemlich steif. Hatte den Vorteil, dass es auch brav Modell stand.

Die Hornviper im Busch hätte ich wahrscheinlich selber nie entdeckt. Zum Glück war es nur ein kleines Exemplar, welches aber ganz schön böse gezischt hat, wenn man ihm zu nahe kam.

Den kleinen Kerl, einen Gecko, hat Chris ausgegraben. Er ist perfekt an das Leben in der Wüste angepasst. Er ist nachtaktiv und man kann ihn an der Wind zugewandten Seite einer Düne finden. Seine netzartigen Füße, großen Augen und die fast durchsichtige Haut geben ein nettes Kerlchen ab.

Chris und seine Mannen haben dann für uns noch eine Spinne, Eidechsen und sogar einen Skorpion gefunden.

Der zweite Teil der Tour geht dann in abenteuerlicher Fahrt durch die Dünen. Man kommt sich fast vor, wie auf der Achterbahn und manchmal ist mir das Ganze nicht so ganz geheuer. Der Blick übers Dünenmeer ist aber fantastisch. 



Seelöwen, Delphine und Flamingos

24.08.2014

15°C
15°C

Um 7:00 Uhr wollen wir eigentlich Richtung Walvis Bay starten, aber der alte Jeep scheint keine Lust zu haben und will einfach nicht starten. Macht mir heute nicht so viel aus, da meine Bootstour erst für 9:00 Uhr angesetzt ist. Es ist Sonntag und daher etwas schwierig einen Ersatztransfer zu organisieren. Scheinbar hat die alte Lady dann doch Erbarmen und springt an. (Ich hatte ja vorgeschlagen, sie etwas netter zu behandeln, damit sie nicht solche Zicken macht. Und überhaupt, wer sagt denn, dass es eine Lady ist. Heißt doch der Jeep)

Am Hafen werde ich schon erwartet und wir reihen uns in die lange Schlange der anderen Leute zum Boarden. Es gibt nur einen Pier, aber bestimmt um die zehn Boote, die raus wollen. Da braucht es Verhandlungsgeschick und Beziehungen, um das eigene Boot möglichst zu Beginn an den Anleger zu bekommen. Wir sind dann etwa Boot Nummer 5 was das Boarden betrifft. Ziel ist erst mal Pelican Point mit seiner Robbenkolonie. Unterwegs bekommen wir zum ersten Mal Besuch von einer Robbe und einer Möwe, die beide ihren Anteil aus dem Fischeimer fordern. Die namibische Luftflotte (Pelikane) zieht ebenfalls an uns vorbei. Wale haben wir leider keine gesehen, aber ein paar Delphine. Ach ja, und ein einsamer Pinguin kam auch vorbei.

Auf der Rückfahrt in den Hafen gibt es dann Austern, Sekt und weitere Häppchen.

Hab ich schon erwähnt, dass das Leben cool sein kann? Einziger Wermutstropfen: ich muss morgen nach Hause.

Kurz vor dem Ziel bekommen wir dann noch Besuch von "Bubbles". Er wurde durch ein Boot schwer verletzt und von der Crew der "Maternity" gerettet. Seitdem kommt er regelmäßig an Bord, um sich seinen Fisch zu holen.


Nach vier Stunden auf See legen wir in Walvis Bay an.

Der Tag ist aber noch jung und so geht es gleich weiter mit dem Jeep Richtung Sandwich Harbour. Diese Frischwasserlagune, umgeben von Sanddünen ist nur bei Ebbe und nur mit Allrad zu erreichen.

Straßen und Pfade gibt es hier nicht und ich hätte mich wahrscheinlich hoffnungslos verfahren. Die Jungs wissen aber zum Glück, was sie tun (hoffe ich jedenfalls). Ganz bis zur Lagune schaffen wir es leider nicht, da die Flut zu hoch ist, aber der Blick vom Kamm der Dünen auf die Brandung ist auch einmalig. Hier werden wirklich die Dünen von den Wellen geküsst. Da ist kein Stückchen Strand dazwischen.

Ein bisschen Abenteuer gehört dann auch noch dazu. Und das mir, wo ich doch schon keine Achterbahnen mag. Ich dachte ja gestern schon es wäre abenteuerlich, aber das hier ist erschreckend, wenn der Jeep die Steigung hoch jagt, oben kurz stehen bleibt, damit du sehen kannst wie tief und steil es hinuntergeht, um dann langsam über die Kante zu kippen und den Steilhang hinunter zu rutschen. Und wenn ich sage steil, meine ich einen Winkel von bestimmt 60°.

Warum hab ich doch gleich den Platz neben dem Fahrer gewählt? Schön blöd! Die ersten Male ist das schon ein komisches Gefühl, aber man gewöhnt sich dran und dann macht es sogar ein bisschen Spaß. Ich bin nur froh, dass ich hier nicht fahren muss. Auf dem Rückweg treffen wir noch auf Impalas und Strauße.



good by Namibia, good by Africa

25.08.2014

18°C
18°C

Ich hasse Abschied nehmen und es fällt mir noch schwerer, wenn ich daran denke, dass ich in zwei Tagen wieder im Büro sitzen werde. Ich genieße ein letztes Frühstück und dann wird es auch schon Zeit für den Transfer zum Flughafen. Walvis Bay International Airport ist zur Zeit mehr ein Provisorium. Er wird ausgebaut und irgendwann sollen Direktflüge aus Europa hier landen. Man erwartet wohl den nächsten Run (nach den Diamanten) und es soll sich einiges an Industrie hier unten ansiedeln (Fischerei, Salzgewinnung und der Abbau von Bodenschätzen scheinen sich zu lohnen) Zur Zeit starten hier genau drei Flieger pro Tag mit Ziel Windhoek, Cape Town und Johannesburg. Letzterer ist meiner. Ich habe einen Fensterplatz und nach dem Start kann ich einen letzten Blick auf die Dünenwelt Namibias erhaschen bevor der Flieger Richtung Südafrika abdreht. 

Ich muss sagen, Namibia hat mich voll überzeugt. Es stimmt schon, dass das Land riesig ist und man oft viele Stunden mit dem Auto unterwegs ist, aber die Landschaft ist so abwechslungsreich, dass selten Langeweile aufkommt. Begeistert haben mich auch die Menschen, die immer freundlich, hilfsbereit und offen waren. Ich glaube in Namibia kann man einfach nicht verloren gehen oder vergeblich auf Hilfe hoffen.

Mein Fazit nach dieser Reise: ich komme ganz bestimmt wieder und dann nehme ich mir den Norden mit dem Caprivi vor.