Tradition versus Moderne




09.08.2014

Das Kaokoveld ist Heimat von etwa 15.000 Himba, Halbnomaden, die mit ihren Rindern und Ziegen von Wasserloch zu Wasserloch ziehen. Traditionell leben sie in temporären Siedlungen, die sich leicht auf- und abbauen lassen. Die Hütten werden aus Zweigen und Ästen errichtet und mit Lehm und Rinderdung verputzt. Vor der Häuptlingshütte brennt das Heilige Feuer, welches niemals verlöschen darf. Es symbolisiert die Verbundenheit mit den Vorfahren. Dies sollte man bei dem Besuch einer Siedlung beachten. Wer zwischen das Heilige Feuer und die Häuptlingshütte gerät hat einen schweren Tabubruch begangen.
Rinder sind das a und o der Himba, bedeutet eine große Herde doch Wohlstand und verschafft hohes gesellschaftliches Ansehen. Verkauft oder geschlachtet werden sie in der Regel aber nicht, die Himba nutzen nur die Milch, aus der sie eine Art Sauermilch und Butter herstellen. Die große Bedeutung der Tiere drückt sich auch in Kleidung und Frisur der Menschen aus. Der rötliche Glanz der Haut stammt von einer Paste aus Butter und Rotholz und soll an das Fell eines Kälbchens erinnern. Junge Mädchen tragen ihre Haare in zwei dicken Zöpfen, die wie Hörner über der Stirn abstehen. Schmale Gesichter, wie bei einem Rind, gelten ebenfalls als Schönheitsideal und man versucht durch Rasieren des Haaransatzes dem Gesicht eine längliche Form zu geben.
Natürlich wollen auch wir uns so einen Kral anschauen. Nachdem Karsten mit dem Chief verhandelt und die Älteste einen Sack Mehl bekommen hat, dürfen wir uns umschauen. Wir haben Glück, denn in diesem Dorf wird zur Zeit der Ahnen gedacht und für die Besucher von Nah und Fern eifrig Fleisch gekocht.
In einer der Hütten sitzt gerade eine Frau und lässt sich ausräuchern. Wasser ist kostbar und wird daher nicht zum Waschen verschwendet. Menschen und Kleidung werden ausgeräuchert. Für uns trägt sie ihre Hochzeitshaube, die wirklich schwer ist.



Die ständig wachsende Anzahl an Besuchern und deren Verhalten stellt eine Bedrohung der Himbakultur da. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, verteilen Touristen Süßigkeiten an die Kinder und Alkohol an die Männer. Das führt dazu, dass manche Himba sich zu aufdringlichen Bettlern oder Alkoholikern entwickelt haben.
Kaum packt einer aus unserer Gruppe Lutscher aus, ist er von Kindern umringt. Für Fotos ist das nicht so toll, wenn jeder mit Lutscher im Mund herum läuft.
Scheinbar haben wir uns aber einigermaßen anständig benommen, denn man erlaubt uns den Besuch des Friedhofs. Die Gräber sind mit Kuhhörnern geschmückt. Hörner nach oben = Mann, Hörner nach unten = Frau.
Über die Mittagszeit machen wir Siesta in unserer wunderschönen Lodge und beobachten die Krokodile auf den Felsen und im Fluss.
Zum Abschluss wandern wir ein Stück den Kunene entlang. Jetzt wird erst deutlich an wie vielen Stellen sich der Fluss in die Tiefe stürzt. Manchmal sind es nur Kaskaden, an anderen Stellen reißende Bäche.
vier zahme Geparden
10.08.2014


Heute geht es wieder Richtung Süden und es ist ein ganzer Tag Fahrt angesagt. Wir müssen von Epupa bis an den Etoshapark. Das sind 450 km und etwa die Hälfte davon auf Schotterstraßen. In Opuwo tanken wir wieder nach. Heute ist Sonntag und weit weniger los. Danach geht es auf Teerstraße weiter, was uns viel schneller voranbringt.
Während der Mittagsrast beschließen die Männer vorsichtshalber einen Reifen am Gepäcktoyota zu wechseln.
Die Farm, auf der wir übernachten werden, widmet sich dem Schutz meiner Lieblingskatzen. Namibia ist das Land mit der größten freilebenden Geparden Population in Afrika. Überall sonst wurden sie durch Jagd und Farmerei fast ausgerottet. Auch in Namibia droht dieses Schicksal. Einige Farmen kümmern sich jedoch um angeschossene oder mutterlose Tiere. Leider können viele dieser Tiere nicht mehr ausgewildert werden, da sie zu sehr an den Menschen gewöhnt sind. Auch auf unserer Farm leben vier handzahme Geparden. Ich liebe diese Tiere und könnte ihnen stundenlang zuschauen. Geparden sind die schnellsten Landlebewesen und erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 114km/h. Sie jagen vorzugsweise in den Morgenstunden oder am späten Nachmittag. Wenn sie ihre Beute letztendlich erwischt haben, sind sie oft völlig aus der Puste. Sie gehören zu den schwächeren Raubtieren und riskieren ständig, dass Löwen oder Leoparden ihnen die Beute streitig machen. Wie gemein ist das denn.
Leider kommen wir zu spät an, sodass wir nicht mehr zu den zahmen Geparden können. Für die Tour zu den "wilden" reicht es aber noch. Ich bin im siebten Himmel, da ich meine Lieblingstiere so nah sehen kann, auch wenn es nicht wirklich wilde Tiere sind. Sie leben frei in riesigen Arealen auf der Farm, werden aber gefüttert und warten schon auf uns. Ganz am Schluss entdecken wir noch eine Mama mit fünf Jungen.
Eigentlich dürfen auf dieser Farm keine Geparden gezüchtet werden. Aber auch bei Gepards passieren Unfälle und die Ergebnisse sind einfach zum knuddeln süß

durch den Westteil der Etoscha
11.08.2014

Da wir ja gestern zu spät waren, hat uns der Hausherr versprochen, dass wir seine zahmen Geparden heute sehen dürfen. Die vier wurden von Menschen großgezogen und sind so zahm, dass man sie streicheln kann. Es scheint ihnen zu gefallen, denn obwohl sie weg könnten, bleiben sie liegen, lassen sich kraulen und schnurren was das Zeug hält. Hier könnte ich Stunden verbringen, aber leider müssen wir weiter und ich muss schweren Herzens von den Süßen Abschied nehmen. Einen hätte ich gerne mitgenommen, aber meine Wohnung zuhause wäre wohl nicht der richtige Platz für ihn gewesen.
Nach nur kurzer Fahrt, erreichen wir das Galton Gate. Etosha gehört zu den must-see Gebieten in Namibia. Mal sehen, ob ihm dieser Anspruch gerecht wird. Bereits 1907 wurde dieses Gebiet von den deutschen Kolonialherren zum Schutzgebiet erklärt. Mit über 22.000 m² ist er etwa so groß wie Slowenien. Herzstück ist die 5000 km² große Salzpfanne im östlichen Teil. Sie dient nicht nur als Tränke für die Wildtiere, sondern auch als riesige Salzlecke. Dort, wo das Wasser verdunstet, bleibt eine Schicht der gelösten Mineralien zurück.
Wir betreten den Park heute durch den westlichen Eingang. Noch vor einem Jahr war dieser westliche Teil nur mit Sondergenehmigung befahrbar. Da hier aber eine staatliche Lodge entstanden ist, darf jetzt jeder hier lang. Dieser Teil ist bergiger als der Osten, deshalb findet man neben den Steppenzebras auch Bergzebras. Wir fahren drei Wasserlöcher an, sind aber nicht so erfolgreich. Es gibt Zebras und Impalas in großer Zahl und an einem Loch auch viele Giraffen. Leider traut sich keine zum Trinken ans Wasser, da der Tümpel bereits von einem Elefanten besetzt ist.

Die Sonne steht inzwischen hoch und die Tiere suchen sich ein Plätzchen im Schatten für die Mittagsrast. Das sollten wir jetzt auch tun und steuern das Camp Halali an. Auf dem Weg dorthin passieren wir den Märchenwald mit seinen Moringabäumen. Der Legende nach, wurden sie von Gott auf die Erde geworfen, wo sie verkehrt herum stecken blieben. Und so sehen sie auch aus mit ihren mager belaubten, knorrigen Ästen.

Halali ist bekannt für sein Wasserloch, darum stellt sich mir jetzt die Frage: Mittagessen oder Tiere beobachten. Da ich nicht wirklich hungrig bin, entscheide ich mich für zweiteres und nehme Kurs auf das Wasserloch. Es ist zwar Mittagszeit, aber vielleicht finden sich ja doch ein paar Tiere ein.
Scheinbar ist heute nicht mein Glückstag und die Tiere vergnügen sich woanders. Nur ein paar Kudu und Springböcke lassen sich blicken.
Nicht so sehr umwerfend, aber besser als nichts.

kreuz und quer durch die Ost-Etoscha
12.08.2014


Heute steht nochmal ein ganzer Tag Etosha an und zwar der östliche Teil. Um 5:00 Uhr heißt es aufstehen und frühstücken, damit wir mit die ersten am Tor sind. Jetzt zahlt sich ein Guide mit Beziehungen aus. Noch vor allen anderen dürfen wir die Schranke passieren. Wäre ich der erste in der Schlange gewesen, hätte es mich sicher geärgert, dass ein paar andere einfach so vor mir passieren dürfen. Wir sind jedenfalls drin und haben zu mindestens für kurze Zeit die Wasserlöcher für uns. Wir befinden uns mitten in der Trockenzeit, sodass die Tiere auf die Wasserlöcher am Rande der Salzpfanne angewiesen sind.
Das wissen leider auch all die anderen Besucher und entsprechend groß ist das Gedränge an den Stellen. Wie schön war das vor 30 Jahren im Hwange NP, wo man die Löwen ganz für sich hatte.
Diese großen Raubkatzen stehen wohl bei jedem ganz oben auf der "will-ich-gesehen-haben“ Liste. Löwen können bis zu 200 kg schwer werden und wenn sie jagen erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu 50km/h. Die Jagd ist hauptsächlich Frauendomäne, allerdings erhalten die Herren der Schöpfung den Löwenanteil der Beute. Ist irgendwie nicht so ganz fair.
Es dauert gar nicht lange, da stolpern wir direkt über einen Löwen, der zwar versteckt hinter einem Busch, aber direkt an der Straße liegt. In seiner Ruhe gestört, trollt er sich leider nach kurzer Zeit.
Unsere weitere Ausbeute am Vormittag: eine Hyäne, mehrere Schakale, ein Rhino am Wasserloch und natürlich tausende von Impalas und Zebras. Zweitere scheinen überall zu sein und werden bald, wie schon die Impalas, uninteressant.
Die Mittagszeit verbringen wir wieder im Camp Halali.
Ich bin froh, dass wir außerhalb des Parks übernachten. Die Anfahrt am Morgen ist zwar etwas länger, aber das Camp gefällt mir nicht besonders.
Den Nachmittag verbringen wir dann mit der Suche nach Elefanten an der Wasserstelle, werden aber leider nicht fündig. Nur ein einzelner Elefant, versteckt im Busch, wird von uns aufgeschreckt. Dafür stöbern wir ein zweites Nashorn auf und zum Abschluss des Tages haben wir Glück und sehen die seltenen Löffelhunde. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang verlassen wir den Park wieder.
mit dem Nashorn auf Du und Du
13.08.2014

Heute ist die Strecke nicht so lang, deshalb wird uns ein Ausschlafen bis 08:00 Uhr gewährt.
Auf der Teerstraße kommen wir rasch voran und passieren die Ortschaften Outjo und Otjiwarongo, die ganz anders sind als Opuwo. Bei ersteren handelt es sich um nette Städtchen, während Opuwo nicht mehr als ein Einkaufstreffpunkt zu sein scheint. Otjiwarongo war eine ehemalige Missionsstadt, die durch den Bau der Eisenbahnlinie 1906 einen Aufschwung erlebte. Davon zeugt noch eine alte Dampflok, die heute am Bahnhof steht. Einmal müssen wir noch nachtanken und dann geht es direkt zur Lodge. Auf den letzten 50 km ist dann wieder Schotterpiste angesagt und wir treffen immer wieder auf Warzenschweine und Paviane am Wegesrand.

Außer mir hat keiner aus der Truppe Lust auf eine weitere Fahrt im Auto. Versteh ich irgendwie nicht. Man muss doch jede Chance nutzen, um Tiere zu sehen.
Schon bald treffen wir auf Oryx und Duiker, aber unser eigentliches Ziel ist es die zwei Nashörner der Lodge aufzustöbern.
Da die Tiere so gefährdet sind, weiß man wo sie zu finden sind. Das letzte Stück müssen wir zu Fuß gehen, da der Busch hier für den Wagen zu dicht ist. Plötzlich, ein Rascheln im Gebüsch und man kann den grauen Körper eines großen Tieres erahnen. Einer der Guides lockt es aus dem Gebüsch und dann stehen wir plötzlich Auge in Auge mit einem ausgewachsenen Nashorn. Es ist ein faszinierendes und gleichzeitig beängstigendes Gefühl. Sollte der Bulle jetzt angreifen, ich glaube nicht, dass ich es bis zum Auto schaffen würde. Zum Glück scheint er mehr Interesse am Futter als an uns zu haben. Nach einer Weile kehren wir zum Auto zurück und setzen unsere Fahrt fort. Der obligatorische Sundowner muss sein und dann geht es zurück zur Lodge. Kurz vor dem Ziel treffen wir noch auf eine Giraffenherde direkt am Wegesrand, die wir eine Weile beobachten. Leider wird es irgendwann zu dunkel und endgültig Zeit für die Rückkehr.
Fazit für mich: es war richtig nochmal auf Tour zu gehen!
zurück in der Hauptstadt
14.08.2014

Vor 150 Millionen Jahren streiften Saurier über das Plateau des Waterberg und man kann an manchen Stellen sogar ihre Fußspuren noch erkennen. Dieser massive Klotz in der Landschaft ist unser heutiges Ziel. Seit 1972 ist er Nationalpark und einer der wenigen im Land, die nicht auf eigene Faust besucht werden dürfen. Seine Felswände ragen nahezu senkrecht und fast 200m über die Hochebene hinaus.
Das hört sich nicht so viel an, aber mich hat die Kletterei doch aus der Puste gebracht. Mit einem Herero als Wanderführer wollen wir heute Morgen einen Teil des Plateaus erwandern. Alleine darf man nicht hinauf, da es dort Büffel und Nashörner gibt. Leider waren in dem Teil, den wir erforscht haben alle Wasserlöcher leer, sodass die Tiere bereits abgewandert waren. Nur einen Hornbill haben wir gesehen und die Spur einen fetten Schlange. Was da so rechts und links an weiteren Exemplaren im Gebüsch war, will ich gar nicht wissen. Der Aufstieg hat sich aber trotzdem gelohnt. Von zwei verschiedenen Aussichtspunkten hat man einen genialen Blick in die Ferne (und nach unten - aber nur für Schwindelfreie) Der Abstieg war dann recht steil und steinig. Wie gut, dass wir über den anderen Weg hoch gegangen sind.
Um die Mittagszeit machen wir uns dann auf in Richtung Windhoek mit einem kurzen Stopp am Holzschnitzermarkt in Okahandja. Warum sich ausgerechnet Okahandja zum Zentrum der Holzschnitzerei entwickelt hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Die beiden riesigen Märkte an den Ausfallstraßen bieten die beste Gelegenheit sich in Namibia mit afrikanischen Schnitzereien einzudecken.
Wir haben den Richtung Otjiwarongo besucht, bei dem mehrere Holzhütten nebeneinander stehen, in denen die Händler ihre Waren anbieten. Gekauft habe ich nichts. Mir haben die Schnitzereien, die wir am ersten Tag gesehen haben weit besser gefallen. Auf der Weiterfahrt nach Windhoek kommen wir am Ende der Hauptstraße noch an dem zweiten Markt vorbei. Dieser ist größer und hätte mir auch besser gefallen, aber die Zeit drängt. Zwei aus der Gruppe fliegen heute noch nach Hause und der Rest muss bei den diversen Hotels abgeliefert werden.
Der erste Teil meiner Namibia-Reise wäre geschafft und am Nachmittag sind wir zurück in der Hauptstadt. Hier wird sich die Reisegruppe erstmal auflösen. Den Süden bereise ich dann mit einem anderen Veranstalter und anderen Mitstreitern.

Wir sind zwar jetzt wieder in der Hauptstadt angelangt, aber die Reise ist noch lange nicht zu Ende. Es gilt ja noch den ganzen Süden zu entdecken.