von Oldtimern und Champagner
26.07.2014

Da mein Freund in wenigen Wochen Geburtstag hat und ich ihm noch einiges schulde, habe ich einen kleinen Trip für uns organisiert, der ihm hoffentlich gefallen wird.
Er liebt alte Autos und gutes Essen, also warum nicht beides kombinieren. Es hat mich einiges an Detektivarbeit und Recherche im Internet gekostet, aber ich bin letztendlich doch fündig geworden.

Es ist 7:30 Uhr am Morgen und wir stärken uns erst mal mit einem Frühstück. Mein Freund weiß nicht, was ich mit ihm vor habe und ich bin gespannt, wie er auf den Oldtimer reagiert, der gleich vor unserem Hotel vorfahren wird.
Um 08:30 sitze ich neben einem glücklichen Keenan auf der Rückbank eines Hudson Terraplan und wir fahren Richtung Franschoek. Der Terraplan 8-Zylinder ist bekannt für seinen PS-starken Motor und war in frühen Jahren beliebt bei Gangstern, da er eine schnelle Flucht ermöglichte. Für mich sieht er ein bisschen so aus wie der von Cruella de Ville, aber wir sind die Guten.






Wir beginnen unsere Tour mit einem Rundgang durch Stellenbosch. Ich war hier schon und kenne die meisten Sehenswürdigkeiten. Wir bummeln durch die Gassen und bewundern die vielen Statuen überall.
Danach geht es zur ersten Weinprobe für den Tag aufs Weingut Morgenhof in der Nähe von Stellenbosch. Es wurde 1692 gegründet und ist 212 Hektar groß. Davon werden etwa 74 Hektar für den Weinanbau genutzt.


Meinen Freund muss ich nach den ersten Proben glaub ich etwas bremsen. Wenn er nämlich alle Gläser austrinkt, überlebt er den Tag nicht nüchtern.
Anschließend genießen wir ein leckeres Menü mit Blick auf die Weinberge. Jetzt haben wir die Grundlage um auf Haute Cabriere Champagner zu testen.
Unser Weg dorthin führt uns vorbei an endlosen Weinbergen bis zum kleinen Städtchen Franschoek. Leider macht mir auch heute das Wetter einen Strich durch die Rechnung und wir können von der schönen Landschaft nicht viel erkennen.
Zum Abschluss gibt es dann bei Paarl noch eine Schokoladenverköstigung bevor wir uns auf den Heimweg machen. Das Leben kann so hart sein! Wie gut, dass ich mich entschlossen habe nicht mit dem Mietwagen nach Simon's Town zu fahren. Ich glaube, ich hätte ein paar Promille zu viel. Nicht, dass ich nicht mehr fahren könnte, aber es muss auch nicht unbedingt sein.
Die meisten Touristen passieren Simon's Town ohne es wirklich zu beachten. Ihr Ziel ist die Pinguinkolonie vor den Toren des Städtchens bevor sie zum Kap der guten Hoffnung weiter eilen.


der weiße Hai


27.07.2014

Warum nochmal genau klingelt mein Wecker bereits um 5:00 Uhr. Draußen ist doch noch alles dunkel und ich habe Urlaub. Na klar, heute ist einer der Highlights dieser Reise geplant.
False Bay ist bekannt für seine weißen Haie. Breaching ist einer ihrer Jagdtechniken, die sie nutzen um ihre Beute zu überraschen und zu töten. Sie tun das mit solcher Kraft, dass sie oft weit aus dem Wasser schießen. Die beste Zeit um dieses Verhalten zu beobachten ist kurz vor und nach Sonnenaufgang. Allerdings nur an bestimmten Stellen in der Bay und nur während weniger Monate im Jahr. Und dafür bin ich hier und darum klingelt mein Wecker so verdammt früh.
Die "Blue Pointer" mit ihrer Crew wartet schon auf uns. Wir, das sind 10 müde, in der kühlen Morgenluft zitternde Gestalten, die alle auf das perfekte Foto hoffen.
Erstmal nehmen wir aber Kurs auf Seal Island, wo sich die Haie in der Regel zum Frühstück einfinden.
Die glücklichen – mein Frühstück ist der frühen Stunde zum Opfer gefallen. Zum Glück hat die Crew Mitleid und serviert heißen Kaffee.



Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir Seal Island mit seiner großen Robbenkolonie. Man kann die Tiere bereits riechen und hören bevor man sie überhaupt sieht. Die ersten Sonnenstrahlen erscheinen am Horizont und die See ist fast ruhig. Ich fühle mich ein wenig wie im Film „der weiße Hai“. Würde jetzt jemand die Titelmelodie spielen, ich glaube ich würde vor Schreck einen Satz machen.
Und dann passiert, worauf wir alle so sehnsüchtig warten (nur leider zu weit von unserem Boot entfernt), ein Hai schnappt sich einen Seehund. In der Hoffnung auf einen zweiten Versuch des Hais fahren wir an die Stelle. Scheinbar war er beim ersten Mal schon erfolgreich, denn wir finden nur noch Seevögel vor, die sich die Überreste holen.



Kurz darauf wird der Käfig zu Wasser gelassen. Ich beobachte die Haie lieber vom Boot aus und es gelingt der Crew ein paar passable Burschen anzulocken.
Es ist noch früh als wir im Hafen eintreffen, also beschließe ich den Pinguinen von Boulders Beach nochmal einen Besuch abzustatten. Ihrer Bekanntheit und der Nähe zu Kapstadt ist es zu verdanken, dass es hier recht überlaufen ist. Schade, dass sich keines der putzigen Kerlchen ins Wasser traut, sind sie doch gute Schwimmer.




Zurück im Hafen, ist es Zeit für einen Bummel durch das Städtchen. Im Zentrum liegt Jubilee Square, umsäumt von hohen Palmen und bewacht von zwei Kanonen und der Bronzestatue von "Just Nuisance". Wäre er lebendig, würde er die Leute im nahe gelegenen Restaurant um Futter anbetteln. Dieser Hund, eine Dänische Dogge, wurde berühmt, weil er während des zweiten Weltkrieges Soldaten nach deren Bartouren sicher zum Camp zurück begleitet hat und sehr zur Motivation der jungen Kerle beitrug. Nach seinem Tod 1944 wurde er mit allen militärischen Ehren begraben und seine Legende lebt immer noch weiter.
Ein Bummel über die Historische Meile mit ihrem Kopfsteinpflaster, alten Häusern im Viktorianischen Stil, einer Moschee und Kirchen beendet den Tag. Jetzt wird es Zeit für meine zweite Portion Fish&Chips - leider wieder ohne einen Sonnenuntergang über dem Hafen von Simons Town.
Morgen heißt es nochmal früh aufstehen. Ich werde ein zweites Mal zu den Haien raus fahren.
noch mehr Haie
28.07.2014

Same procedure as yesterday: früh aufstehen, kein Frühstück, aber Kaffee an Bord der "Blue Pointer". Auch heute jagen die Haie, jedoch ohne zu Breachen. Nachdem sie offensichtlich gesättigt sind, machen sie scheinbar Siesta. Es dauert viel länger, bis die Crew einen Hai ans Boot locken kann. Zeit um den Käfig ins Wasser zu lassen. Da die Haie heute nicht so aktiv sind, verzichte ich auf den Tauchgang im Käfig. Für mich ist nach zwei Tagen dann auch Schluss mit Hai. Noch mehr Ausfahrten wären mir definitiv zu teuer. An Bord waren aber auch Leute, die heute bereits das vierte Mal raus fahren, immer in der Hoffnung das eine Photo zu schießen.
Auf dem Rückweg zum Hafen, rettet eine große Schule Delphine doch noch meinen Tag. Sie begleiten unser Boot eine ganze Weile.
Wieder zurück im Hafen wird es Zeit sich auf den Rückweg nach Kapstadt zu machen.
Auf die Minute pünktlich ist auch der Mitarbeiter von Avis, der mir meinen Mietwagen bringt.

Walhauptstadt der Welt
29.07.2014

4 Millionen Jahre Evolution waren nötig um den Geparden zu einem perfekten Läufer zu machen, aber der Mensch hat nur 100 Jahre benötigt, um ihn auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Arten zu setzten. Das schnellste Tier der Erde ist dabei sein wichtigstes Rennen, nämlich das ums Überleben, zu verlieren. Es gibt nur noch etwa 7500 dieser majestätischen Katzen weltweit und Südafrika ist Heimat von gerade mal 1000 Geparden. Sie gehören zu meinen absoluten Lieblingstieren und deshalb ist ein Stopp am Cheetah Outreach ein Muss auf dem Weg nach Hermanus. Wir haben Glück. Es sind vier Babies vorhanden und da ist ein Encounter einfach unumgänglich. Die Kleinen sind einfach nur knuffig, wie sie im Gras herumtollen. Am liebsten würde ich den ganzen Tag bleiben, aber wir haben noch eine Strecke Weg vor uns.

Hinter Somerset West biegen wir ab auf die Küstenstraße. Immer am Meer entlang geht es nach Betty's Bay. Hier befindet sich die zweite der drei Pinguinkolonien von Südafrika. Die Brutzeit ist zwischen Februar und Oktober, wir sind also etwa mitten drin und können auch ein paar kleine Frackträger ausmachen. Schon gewusst, dass Pinguine monogam leben. Sie suchen sich einen Partner fürs Leben und kümmern sich beide gleichermaßen um Nestbau und Aufzucht der Jungen.
Die Tiere sind Menschen gewöhnt. Anfassen sollte man die kleinen Kerle aber dennoch nicht, sie können beißen. Ein Warnzeichen ist, wenn sie den Kopf von Seite zu Seite bewegen als wollten sie nein sagen.
Diese Kolonie mit ihrem Felsstrand gefällt mir viel besser als Boulders Beach und sie ist auch nicht so überlaufen. Endlich kann ich auch Pinguine beim Schwimmen beobachten.


auf der Suche nach den sanften Riesen
30.07.2014

Heute ist der Tag an dem ich hoffentlich ein paar der Wale sehen werde. Mit etwas Glück werden auch Delphine und weiße Haie unseren Weg kreuzen. Bei einer Population von 60.000 Seehunden, sollte es schon an ein Wunder grenzen, wenn ich diese spielerischen Wasserlebewesen nicht vor die Kamera bekäme.

Wir beginnen den Tag mit einem Höhepunkt. Es ist das ultimative Walbeobachtungserlebnis schlechthin, sagt man. Eine Beobachtung von Walen aus der Vogelperspektive. Ich hoffe so sehr wenigstens ein paar dieser sanften Riesen zu entdecken. Als ich vor einigen Monaten mit Austin über die Möglichkeiten eines Fluges gemailt habe, hat er mir Walsichtungen im Juli garantiert. Mal schauen, ob er sein Wort halten kann. Der kleine Flughafen bei Stanford ist schnell gefunden und die Maschine, ein Viersitzer wartet schon startbereit auf uns. Bei zwei Personen ist jedem ein Fensterplatz sicher und Austin ist bereit mir den Betrag für den Flug zu zahlen, wenn wir keine Wale sichten. Gute Aussichten und schon geht es los, erst mal ein Stück die Küste entlang. Ich mag die Strände und Wellen unter uns, aber dafür sind wir ja nicht hier. Insgesamt zählen wir 30 Wale (darunter auch eine Mating Group von sieben Tieren) auf unserem 60 minütigen Flug und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Da sich die Wale durch das Flugzeug nicht gestört fühlen, verhalten sie sich ganz natürlich und tauchen auch nicht weg. Was für ein atemberaubendes Erlebnis. Wie sehr beneide ich Austin, dass er das jeden Tag haben kann. Dieser Flight of Giants war jeden verdammten Cent wert und auf dem Rückweg haben wir sogar einen weißen Hai und eine kleine Schule Delphine in der Brandung gesehen.




Im Anschluss fahren wir nach Kleinsbai, wo unser Schiff ¨Whale Wisperer¨ auf uns wartet. Nach einer Einführung und bestückt mit Schwimmweste und Regenjacke verlassen wir den Hafen auf der Suche nach Walen. Es ist Winterzeit und die See etwas kappelig. Wenn ich dafür ein paar Meeresbewohner vor die Linse bekomme, nehme ich das gerne in Kauf. Ob wir es wohl schaffen die Big 5 der Meere alle heute vor die Linse zu bekommen? Wir versuchen es zuerst mit Haien und schauen bei den zurück gelassenen Käfigen der Haitaucher vorbei, haben aber kein Glück. Weiter geht es dann Richtung Pearly Beach, wo wir hoffen auf Wale zu treffen. Wir werden nicht enttäuscht. Schon bald sind die ersten Fontänen zu sehen und wir nehmen Kurs. Mindestens sieben Wale (Big 5 Nummer 1) vergnügen sich um unser Boot und winken uns mit ihren Flossen oder schauen neugierig mit dem Kopf aus dem Wasser. Unsere Tour führt uns weiter Richtung Seal Island und damit ist die Sichtung von Seehunden (Big 5 Nummer 2) von vorneherein klar. Haie (Big 5 Nummer 3) und Delphine (Big 5 Nummer 4) haben wir ja bereits am Morgen auf unserem Flug abgehakt. Pinguine (Big 5 Nummer 5) haben wir dann heute leider doch nicht gesehen.
Aber als abgehakt von der Liste gelten sie meiner Meinung nach schon. Die Begegnungen fanden nur einen Tag zuvor statt. Zurück im Hafen gibt es für alle eine heiße Suppe und Sandwich.
.
Am späten Nachmittag ist für uns ein Sundowner inklusive Picknick in der Nähe der Lodge organisiert. Was ein toller Logenplatz: die Sonne verschwindet blutrot im Meer und überall sind Wale zu sehen. Der schmeckt der Sekt doch gleich doppelt so gut und heim will man auch nicht mehr.



Teufelslöcher
31.07.2014


Pack die Wanderschuhe ein, nimm dein kleines "Brüderlein" und dann nichts wie raus nach De Kelders. Das ist Afrikaans und bedeutet Höhle und genau danach wollen wir jetzt Ausschau halten. Wir treffen Barry bei sich zuhause. Er wird heute unser Guide sein. Zum Glück, denn die meisten Höhlen hätten wir ohne ihn gar nicht gefunden. Die erste, Stanford’s Bay, in der Mitte des Ortes ist unser Startpunkt. Sie ist die einzige Höhle mit einem Süßwassersee, in dem man sogar Baden könnte. Er hat 24°C, es ist aber stockdunkel hier unten. Bestückt mit Taschenlampen und einem extra Guide wagen wir uns hinein.
Von hier folgen wir dem Klipgat Trail entlang der Küste zum Eingang des Walker Bay Nature Reserve mit der bekannten Klipgat Höhle. Überreste der Steinzeitmenschen wurden hier gefunden. Der Pfad schlängelt sich der Küste entlang, vorbei an größeren und kleineren Höhlen. Mutig (oder dumm) wie wir sind, beschließen wir wenigstens zu einer der Höhlen hinunter zu klettern. Gar kein so einfaches Unterfangen, da wir über Felsen klettern müssen und die Steine am Eingang recht rutschig sind; liegt sie doch auf Meereshöhe. Es hat sich aber gelohnt, da wir in der Höhle auf Fledermäuse gestoßen sind.
Heil wieder oben angekommen, führt uns der Weg zum Duiwelsgat, dem Teufelsloch. Die ersten Bewohner dieser Gegend haben dieses Loch ummauert um zu verhindern, dass ihre Schafe und Ziegen ins Loch stürzen. Entstanden ist es durch den Einsturz der darunter liegenden Höhle. Schaut man hinunter (nicht zu empfehlen für Leute mit Höhenangst) sieht man die Wellen sich am Eingang der Höhle brechen.
Ein kleiner Lunch im Rock Cafe beendet unsere Tour und Barry bringt uns zurück zur Lodge. Ich bin froh, dass ich ihn gebucht habe. Es war eine sehr unterhaltsame und informative Tour. Dadurch, dass er morgens sein Auto bereits am Endpunkt geparkt hatte, mussten wir auch nicht den ganzen Weg wieder zurück laufen.

Weiter geht es morgen nach Namibia