geheimnisvolles Land am Himalaya (3)


Highway to Hell

17.03.2015

27°C
27°C
200 km
200 km

Nach drei Tagen Tempel total, heißt es heute Abschied nehmen von unseren drei Schönen. Mein persönlicher Sieger heißt übrigens Bhaktapur. Nicht weil die Tempel unbedingt schöner waren, sondern wegen der mehr dörflichen Atmosphäre der Stadt.

Ich hoffe mein Schutzengel hat ausgeschlafen, denn heute muss er eine extra Schicht schieben. Wir sind unterwegs nach Pokhara. Dort werden wir endlich den Bergen nahe sein, aber der Weg dorthin führt 200 km über den Pritvhi Highway und der hat es in sich. Highway ist ein großes Wort für diesen Weg. Zuhause würde er nicht mal die Bezeichnung Landstraße verdienen. Vielleicht muss man einfach nur "high“ sein um das Ganze gelassen angehen zu können oder wie ich, Urvertrauen in den eigenen Schutzengel haben. Für alle anderen gilt: Augen zu und durch. Der Highway ist Haupttransportweg zwischen der Hauptstadt und Pokhara und dementsprechend viel ist hier los. Keine 50 km außerhalb der Stadt, sehen wir dann auch schon die ersten Autoleichen am Wegesrand. Busse und Laster liefern sich Rennen und wenn sich dann zwei begegnen, kann es schon mal eng werden. Das scheint aber keinen zu stören, da es alle machen. Leitplanken Fehlanzeige – die wären wahrscheinlich auch ständig kaputt. Hat aber auch den Nachteil, das man ungebremst im Abgrund landet. Wir sind an einem solchen Unglücksraben vorbeigekommen. Wenn ich mir die Fahrweisen so betrachte, bekommt das Mitfahren auf dem Dach der Busse einen ganz neuen Sinn. Hat man von dort doch wenigstens eine Chance abzuspringen, wenn es brenzlig wird. Allerdings muss man sich dann gelegentlich den Platz mit Ziegen teilen. Dass die da oben so brav stehen bleiben wundert mich.


Zuerst geht es noch vierspurig aus Kathmandu heraus. Das ändert sich aber rasch, als wir auf den ersten Pass treffen. Auch wenn es recht eng ist und ein Laster nach dem anderen entgegenkommt, erkämpfen wir uns einen Platz zum Halten um einen Blick auf die Berge zu werfen. Wunderschön liegen sie in der Morgensonne.

Himalaya im ersten Morgenlicht

Wieder im Tal angekommen, folgt der Highway dem Lauf des Trisuli.




Nach kurzer Zeit passieren wir die Ortschaft Malekhu, bekannt für geräucherten Fisch. Überall am Straßenrand findet man ihn auf Stöcke gespießt. Sieht echt lecker aus. Wir machen unseren ersten Stopp für einen kurzen Bummel durch den Ort.

 


Weiter geht es durch eine Hügellandschaft, die so auch in Deutschland zu finden wäre, gäbe es nicht überall Reisterrassen. Hier wird noch mit Büffeln gepflügt und die Reispflanzen per Hand gesetzt. Natürlich wollen wir anhalten und uns das Ganze etwas genauer anschauen

 


mit zwei OS (Ochsenstärken)

Nach halber Strecke erreichen wir Cheres. Eigentlich nur ein kleines, unbedeutendes Dorf, wäre da nicht die steil hinaufführende Seilbahn (gebaut von den Österreichern) zum Manakamana Tempel. 1000 Höhenmeter überwindet die Bahn auf der 2.8 km langen Strecke. Der Tempel ist einer der wichtigsten für Hindus in dieser Region. Heißt es doch Parvati in Form von Bhagwati erfülle Wünsche und sorge für männliche Nachfolger. Wenn das doch so einfach wäre. Alles hat seinen Preis oder auch Götter sind bestechlich. Der Deal gilt nur wenn ein Tier (Ziege, Huhn oder Taube) geopfert wird. Mit Kerzen anzünden gibt sich Parvati nicht zufrieden. Schade, dass wir nicht genug Zeit haben. Der Blick von dort oben muss genial sein.

Übrigens, für Ziegen gibt es ein extra Abteil in der Bahn. Sie zahlen 130.00 Rupien, allerdings werden ihnen keine Rückfahrkarten verkauft.

Uns erwartet jetzt aber doch noch ein kleines Abenteuer. Überall in Nepal führen Hängebrücken über die Flüsse. Manchmal auch nur eine Art Seilbahn, bestehend aus einem Korb, den man mit eigener Kraft über den Fluss zieht. Da so eine Hängebrücke natürlich in jedes Nepalprogramm gehört, legen wir noch einen Stopp ein, um ein Dorf zu besuchen. Natürlich liegt es auf der anderen Seite des Flusses und bei der Hängebrücke muss ich gleich an Hochseilgarten denken. Am anderen Ufer liegt das kleinen Dorf und dahinter, laut unserem Guide das Ende der Welt. Wohl eher das Ende Nepals, dass mit Fahrzeugen erreichbar ist. Denn wer von hier weiter in die Bergdörfer möchte kann dies nur zu Fuß tun.



Wenn wir heute noch in Pokhara ankommen wollen, heißt es jetzt aber Gas geben. Es liegen noch gute 70 km Fahrt vor uns. Nach 9.5 Stunden Fahrt für 200 km haben wir es endlich geschafft. Dank unseres erfahrenen Fahrers Bal Omar sind Bus und Insassen heil am Ziel angekommen und können erstmal durchatmen. Aber nicht zu früh freuen. Das Erlebnis Highway lässt sich noch steigern und Teil zwei der Höllenfahrt folgt in wenigen Tagen. Vor uns liegt jetzt aber erstmal unser Tagesziel, der Phewa See. Doch wo sind die Gipfel des Himalaya, auf die wir doch so scharf sind? Man kann sie im Dunst nur erahnen, aber Morgen ist ja auch noch ein Tag.


ein Blick auf die Bergwelt

18.03.2015

27°C
27°C
15 km
15 km

Heute wollen wir jetzt aber alle die Berge sehen. Einen Gipfel kann man vom Garten des Hotels erspähen. Leider ziehen schon wieder Wolken auf und wir werden uns sputen müssen, wollen wir die 8000er auf Speicherkarte brennen. Schade, dass wir mit unserem Bus nicht nach Sarankot können. Dort treffen sich jeden Morgen Touristen aus aller Welt, um den Sonnenaufgang zu erleben. Unser Ram kennt aber einen Platz, der auch mit unserem Bus erreichbar ist und von dem man den Sitz der Götter sehen kann. Die Sonne hat sich bis jetzt noch nicht durchsetzen können, aber wenigstens sind noch nicht allzu viele Wolken da.

Dann aber mal los!


Und dann endlich liegen sie vor mir in Reih und Glied, die Gipfel des Himalayas (Ich finde allerdings, für Göttersitze hätte man sich bei der Namensgebung etwas mehr Mühe geben können): Dhaulagiri (8167m), Annapurna South (7219m), Annapurna I (8091m und der erste Achttausender, der 1950 bestiegen wurde), Machhapuchhare (6993m und sieht aus wie das Matterhorn), Annapurna III (7555m), Annapurna IV (7525m), Annapurna II (7937m) und Lamjung (6986m).

Der Machhapuchhare, (auch Fischschwanz genannt) ist das Wahrzeichen der Stadt und Nepals einziger Berg, der nicht bestiegen werden darf. Deshalb gilt er gemeinhin als der heiligste Berg im Land. Sicher ist er den Nepalesen heilig, denn er gilt als Sitz verschiedener Gottheiten. Er ist aber nicht der heiligste Berg im ganzen Land. Das Besteigungsverbot, so munkelt man, geht auf eine gescheiterte Expedition der Engländer von 1957 zurück. Kurz vor dem Gipfel mussten sie in schwierigem Felsgelände umkehren. Frei nach dem Motto: wenn nicht wir, dann niemand, gab der Leiter der Expedition den Anstoß, den Berg für weitere Versuche zu sperren und dabei ist es bis heute geblieben. Den tatsächlich heiligsten Berg des Landes, den Gaurishankar werden wir wahrscheinlich auf dieser  Reise nicht erblicken, liegt er doch zu weit im Osten. Shiva residiert mit seiner Gattin Parvati auf diesem Doppelgipfel.

sind sie nicht schön

Wo wir jetzt schon mal hier oben sind, geht es noch ein Stückchen höher zu einem kleinen Bergdorf, welches wir zu Fuß erkunden. Unser Guide war schon öfter hier und führt uns zu einem Haus, in dem eine Familie der Brahmanen lebt. Sie gehören zur höchsten Kaste in Nepal, aber wie auch in Indien sagt das nicht viel über den Reichtum aus. Ich gehe aber mal davon aus, dass es ihnen verglichen mit anderen Dorfbewohnern besser geht. Sie haben nicht nur einige Ziegen, sondern auch zwei Wasserbüffel. Mehrere Generationen leben hier unter einem Dach und die Oma ist schon 97, aber noch sehr rüstig.

Wasserbüffel bedeuten Reichtum

Frauen haben es schwer in Nepal. Die Analphabeten-Rate ist höher, da bei finanziellen Schwierigkeiten sie es sind, die zuerst die Schule verlassen müssen. Sie arbeiten härter und länger als Männer für weniger Geld (aber das ist ja selbst in Deutschland teilweise noch der Fall). Ansehen erwerben sie nur, wenn sie einen Sohn gebären. Besonders für Hindus ist das wichtig, da nur der älteste Sohn den Scheiterhaufen bei der Verbrennung entzünden darf, um einen friedlichen Übergang ins nächste Leben zu garantieren. Aber selbst hier im Dorf ist das Technikzeitalter angekommen. Auf einigen Dächern sieht man Satellitenschüsseln und Strom gibt es auch. Wasser wird aber noch immer vom Brunnen geholt und der Abwasch vor der Tür erledigt. Erstaunlich finde ich, dass bereits 80% der Bevölkerung ein Handy besitzen, aber nur 61% eine Toilette im Haus.

Wir nehmen den gleichen Weg zurück nach Pokhara und plötzlich sind die 8000er wieder in den Wolken verschwunden. Es bedarf wirklich gutes Timing, wenn man sie sehen möchte, denn die Situation kann sich innerhalb einer halben Stunde ändern. Scheint als ob die Götter gerne verstecken spielen mit uns ungläubigen Touristen. Dann halt nicht.

Früher war Pokhara ein wichtiger Handelsposten für Wolle und Salz. Dann wurde die Grenze nach Tibet geschlossen und die Einwohner verloren eine wichtige Einnahmequelle. Eine Straßenverbindung zur Hauptstadt, wie heute, gab es auch noch nicht. Geändert hat sich das mit den ersten Touristen, die in den siebziger Jahren den Ort entdeckten. Es waren Hippies, die hier ihren Südasien Trip ausklingen ließen. Im Laufe der Jahre hat die Gegend sich zum Urlaubsparadies der Nepalesen entwickelt und auch die vielen Trecker machen hier Station, bevor sie sich auf die Annapurnaumrundung begeben. Apropos Hippies, zwar ist der Besitz von Rauschgift in Nepal verboten, aber überall wächst Cannabis wie Unkraut am Wegesrand.

Wirklich viele Sehenswürdigkeiten hat die Stadt nicht zu bieten, außer natürlich den Bergen und dem See.

Deshalb gibt es nur einen kurzen Stopp am Bindyhya Basini Tempel. Hier wird Durga, die kriegerische Inkarnation von Parvati verehrt, der man an manchen Tagen auch Tieropfer darbringt. Heute wird hier ein junges Paar getraut. Sie schaut allerdings nicht wirklich glücklich. Ob das wohl eine arrangierte Hochzeit ist, wie sie in Nepal heute noch üblich sind?

 

Bindyhya-Basini-Tempel

Lake Side, die Touristenmeile, finde ich einfach nur furchtbar. Diese ähneln sich doch überall auf der Welt. Restaurants, Hotels, Reiseagenturen und Shops reihen sich aneinander und vom Seeufer ist nichts zu sehen. Nur an wenigen Stellen gelangt man hier noch bis ans Wasser .

Oder man sucht sich eines der Restaurants mit Seeblick. Ich muss schon sagen, unser Ram hat ein Händchen für Restaurants mit gutem Ausblick und das Essen ist auch immer lecker. Ich brauche heute die Speisekarte nicht lange studieren, denn was bietet sich am See an? Gebratener Fisch natürlich und der ist richtig lecker.

Eigentlich war ja jetzt noch eine Bootsfahrt auf dem See geplant, aber wie bereits erwähnt, ändert sich hier das Wetter innerhalb von Minuten. Während ich meinen Fisch genieße, ziehen schwarze Wolken auf und es fängt an zu donnern. Gewitter und Bootsfahrt ist bekanntlich keine so gesunde Kombination und so muss die Tour abgesagt werden. Wie gut das Ram einen Plan B bereit hat. Kurzerhand verlegen wir das Frühstück für den nächsten Morgen um eine halbe Stunde nach vorne. Das gibt uns eine Stunde für die Bootsfahrt und wir müssen nur 30 Minuten später starten. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter sich über Nacht austobt und morgen wieder die Sonne scheint.

Noch ist aber nicht aller Tage Abend und ich will wenigstens mal runter ans Seeufer. Nicht weit vom Restaurant befindet sich der Anleger für die Ruderboote zu einer kleinen Insel. Auf ihr befindet sich der berühmteste Tempel der Stadt, der Varahi Mandir.

Der zweistufige Pagodentempel ist unverkennbar einem Hindugott geweiht, nämlich Vishnu. Die Legende sagt, dass einst eine Göttin auf ihrem Weg um Zuflucht und Essen bat. Alle Einwohner verweigerten ihr die Hilfe, bis auf ein armes, altes Ehepaar. Am nächsten Morgen war die Göttin verschwunden und das Dorf überflutet. Nur das Haus der alten Leute stand noch, wo heute der Tempel ist. Da die Überfahrt mit 50 Rupien nicht sehr teuer ist, bin ich gerade am überlegen, ob ich mir den Tempel anschauen soll, als das Gewitter mit Blitz und Donner und Regen richtig loslegt. Es hat nicht sollen sein.

Varahi- Mandir-Tempel


Höllenfahrt zweiter Teil

19.03.2015

26°C
26°C
125 km
125 km

Manchmal kann so ein Gewitter auch für etwas gut sein. Man merkt es oft nur nicht gleich. Heute Morgen strahlt die Sonne von einem wolkenlosen, blauen Himmel. Mit ihr um die Wette strahlen die schneebedeckten Gipfel des Himalaya.


Himalaya im Sonnenschein
vor uns liegt der See
unsere Ruderin

 

 

 

 

 

Und es wird doch noch was mit unserer Bootsfahrt.


Schwimmwesten an (die sind Pflicht und wie ich hoffe nur eine Vorsichtsmaßnahme) und zu viert besteigen wir eines der bunten Boote. Eine zierliche Nepalesin rudert uns eine Stunde über den Phewa See, den zweitgrößten Nepals.

Sind die Berge nicht einfach traumhaft schön, wie sie sich im morgendlichen Sonnenschein im blauen See spiegeln? Kitsch kann so schön sein! 

der Himalaya in seiner ganzen Pracht
Dal Bhat

Nachdem alle wieder trocken angekommen sind, verlassen wir Pokhara und begeben uns gen Süden ins Terai, dem Tiefland von Nepal. Der direkte Weg dorthin führt über den Siddhartha Highway. Wer jetzt glaubt, schlimmer als vor ein paar Tagen könne es nicht werden, der irrt.

In Wangling legen wir eine kurze Mittagsrast ein. Ab heute haben wir Vollpension und Ram hat für uns Dal Bhat bestellt, was einfach nur Reis (Dal) mit Linsen (Bhat) ist. Das ist eine Art Hauptnahrungsmittel in Nepal und überall zu bekommen. Es ist sogar richtig lecker, obwohl das Restaurant sehr einfach ist. Scheinbar verirren sich hierher nicht mehr so viele Touristen, denn die Belegschaft möchte sich unbedingt mit uns fotografieren lassen.

Leute mit schwachen Nerven oder Höhenangst sollten sich spätestens jetzt auf die rechte Seite des Busses setzten (in Nepal herrscht Linksverkehr). Der Highway, nicht viel breiter als eine ordentliche deutsche Landstraße, windet sich von hier in Serpentinen am Berg entlang hinauf zum 1525 m hohen Srinagar Dhanda. Rechts ragen die Bergwände steil nach oben und links geht es genauso steil nach unten und das Ganze auch hier fast überall ohne Leitplanken. Da wird einem dann erstmal bewusst, dass man sein Leben gerade voll in die Hände eines (in unserem Falle absolut vertrauenswürdigen) Fahrers gegeben hat. Der Mann hat am Ende der Reise ein fettes Trinkgeld verdient. (wie bedankt man sich eigentlich bei seinem Schutzengel?) Die Ausblicke, die sich einem auf der linken Seite bieten sind aber einfach atemberaubend und definitiv das bisschen Nervenkitzel wert.

das ist keine Einbahnstraße

Ein Stück des Weges begleitet uns der Kali Gandaki tief unten in der Schlucht. Er entspringt im fernen Mustang und hat bis hier bereits eine lange Reise hinter sich. Nach einer Weile lassen wir den Fluss links liegen und von hier ist es dann auch nicht mehr weit bis zum Tagesziel Tansen, welches wir am frühen Abend nach geschätzten tausend Haarnadelkurven erreichen.


Die nächsten Tage sind dann erstmal Berge und Buddha angesagt, bis wir einen der Höhepunkte erreichen: den Chitwan NP.


geheimnisvolles Land am Himalaya (4)